über den Autor:
Liad Shoham ist Schriftsteller und praktizierender Anwalt. Er studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem sowie an der London School of Economics. Liad Shoham ist einer der führenden Thriller-Autoren Israels, alle bislang veröffentlichten Bücher wurden zu Nr.1-Bestsellern. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Tel Aviv
der Inhalt:
Eine junge Frau wird nachts auf offener Straße brutal vergewaltigt – ein Schock für die Anwohner des ansonsten beschaulichen Viertels von Tel Aviv. Die Polizei tappt im Dunkeln, keine Hinweise, keine Augenzeugen, keine Verdächtigen. Doch der Vater des Opfers weigert sich, das zu akzeptieren. Er beginnt selbst zu ermitteln und hat den vermeintlichen Täter bald gefunden: Ziv Nevo, der schon einmal wegen Belästigung angezeigt wurde. Er trieb sich in der Nähe des Tatorts herum, sein Aussehen passt auf die Beschreibung. Doch der erfahrene Ermittler Eli Nahum hat Zweifel. Warum schweigt Nevo während des Verhörs? Warum passt sein Verhalten so wenig zu der Tat, die man ihm vorwirft? Nahum ist zu allem entschlossen, um Nevos Geheimnis auf die Spur zu kommen …
meine Meinung:
Das Buch beginnt mit der Vergewaltigung einer jungen Frau. Dank den eigenmächtigen Nachforschungen des Vaters, gelingt es einen mutmaßlichen Täter schnell zu verhaften. Ziv Nevo. Dieser leugnet jedoch die Tat hartnäckig und als Leser weiß man auch schnell, warum er des nachts wirklich am Tatort gesichtet wurde.
Die ersten zwei Drittel des Buches geht es also nicht darum, wer denn nun der tatäschliche Täter ist sondern wie es geschehen kann, dass Ziv Nevo als Unschuldiger dennoch in die Mühlen der israelischen Justiz geraten kann. Dazu wird aus den Sichtweisen verschiedener Personen das Geschehen erzählt. Neben dem Opfer und dessen Eltern, ist das vor allem der Ermittler Eli Nahum, der anfänglich einfach auf der falschen Fährte ist, die Staatsanwältin und die Richter aber auch Ziv Nevos eigener Anwalt sind daran beteiligt, dass Nevo in der Öffentlichkeit als Täter angeprangert wird. Auch ein schmieriger Journalist ist hartnäckig an dem spektakulären Fall interessiert. Nevo wird tatsächlich ohne Verhandlung nach Absprachen zwischen Anwalt und Staatanwältin verurteilt und auf Bewährung entlassen. Da geschieht eine zweite Vergewaltigung.
Fast zu spät erkennt Eli Nahum, dass er sich geirrt. Während die Polizei und ein paar wirklich gefähliche Verbrecher nach Nevo suchen, ermittelt Nahum auf eigene Faust in ganz andere Richtung und kommt den tatsächlichen Täter mit kluger Ermittlerarbeit immer näher.
Mir hat der Krimi wirklich sehr gut gefallen. Der Autor erzählt mit hohem Tempo, ohne den liebevollen Blick auf seine Protagonisten zu verlieren und diese mit scharfem Auge und wohlgesetzten Worten klug zu zeichnen. Die Handlung und die Entwicklung der Charakter verläuft logisch und glaubwürdig. Es gibt kein schwarz und weiß, kein gut und böse, sondern ein sowohl als auch. Die Schwächen und Fehler der Menschen werden aufgedeckt ohne sie zu bewerten oder zu verdammen. Einen Hauch von Tel Aviv und Israel als Lokalkolorit gab es auch - nicht aufdringlich. Darf noch mehr davon sein, finde ich.
Der Schluss kam vielleicht ein bisschen schnell, hätte gerne noch ein paar Seiten mehr haben dürfen für noch mehr Tiefgang.
Bei "Tag der Vergeltung" handelt es sich wohl um das erste Werk dieses Autors, welches ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hoffe, nicht sein letztes. Kann dieses Buch ruhigen Gewissens empfehlen und vergebe gute 8 Punkte.