Knaur, Taschenbuch
253 Seiten
OT: Elogio da mentira
Aus dem Brasilianischen von Barbara Mesquita
Kurzbeschreibung:
Fulvia ist Schlangenzüchterin und sonst sehr nett. Das jedenfalls findet Guber, ein ambitionierter, wenn auch mäßig erfolgreicher Krimiautor, als er Fulvia im Schlangeninstitut besucht. Er recherchiert gerade Gifte für einen Mord. Es sollte etwas möglichst Originelles sein. Denn sein Verleger ist in letzter Zeit ziemlich unzufrieden mit den Manuskripten. Fulvias Charme ist allerdings nicht völlig selbstlos. Sie interessiert sich für Kriminalfälle, weil sie selbst ein kleines Problem hat: Sie versucht seit einiger Zeit, bisher erfolglos, ihren Mann Ronald umzubringen.
Über die Autorin:
Patrícia Melo geboren 1962 in São Paulo. Die Autorin und Dramaturgin schreibt Romane, Hörspiele und Drehbücher. Die »Times« kürte Patrícia Melo zur »führenden Schriftstellerin des Millenniums« in Lateinamerika. Außerdem wurde ihr der »Prix Deux Océans« verliehen. Patrícia Melo lebt in der Schweiz.
"Wer lügt gewinnt" ist ihr dritter Roman.
Über die Übersetzerin:
Barbara Mesquita, geb. 1959, studierte u. a. Romanische Philologie, Germanistik und Politikwissenschaft. Sie lebt und arbeitet als Literatur- und Fachübersetzerin und Dolmet-scherin für Portugiesisch und Spanisch in Hamburg. Von ihr übersetzte Autoren sind u. a. Patrícia Melo, Luís Fernando Veríssimo, Pepetela, Ricardo Adolfo und Pedro Rosa Mendes.
Mein Eindruck:
Gestern erst bei mir angekommen, habe ich mich gleich auf das Buch der Liberatur-Preisträgerin gestürzt und es wie eine Schlange komplett verschlungen.
Patricia Melo hat einen Kischon’esken Roman geschrieben, den man je nach Geschmack als absurden Kriminalroman lesen kann, oder als Parodie auf den Literaturbetrieb (von Groschenroman und Weltliteratur über Sexheft, Selbsthilfebücher und Esoterik wird nichts ausgelassen !)
Der Erzähler ist Schriftsteller von Schundheften. Alle 2 Wochen erscheint ein Buch von ihm, meistens Krimis, immer unter anderen Namen, die dann am Kiosk verkauft werden. Als er eine Frau, die Schlangen züchtet, kennen lernt, verliebt er sich in sie und fängt mit ihr eine Affäre an, obwohl sie verheiratet ist. Fulvia hingegen möchte ihren Ehemann beseitigen und hofft vom Fachmann für Morde auf einen guten Mordplan.
Der Roman ist mit viel Ironie geschrieben, denn besonders gute Mörder sind die beiden nicht. Als sie endlich einen Versuch hinbekommen, überlebt das Opfer.
Ein weiterer Handlungszweig des Buches sind die Exposes des Schriftstellers, die er regelmäßig bei seinem Verleger einreicht, um sich den nächsten Heftroman genehmigen zu lassen. Der Clou dabei: er denkt sich die Handlung nicht selber aus, sondern klaut die Handlung aus den bedeutenderen Werken der Kriminal- und Weltliteratur, z.B. Edgar Allen Poe, James Cain, Agatha Christie, sogar Dostojewski!
Das ist ein sehr origineller Einfall, der auch erst spät im Buch verraten wird. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich die meisten der Geschichten nicht sofort identifiziert habe.
Auch Patricia Highsmith “Nur die Sonne war Zeuge” wird herangezogen, wenn das Paar erneut einen Mordversuch planen.
Mehr zur Handlung will ich besser nicht verraten, obwohl es noch einiges erwähnenswertes gäbe.
Fazit: ein rasanter, furioser Roman, mit viel Ironie geschrieben!
Einen weiteren Patricia Melo-Roman habe ich mir gleich bestellt.