Der Mönch, das Kind und die Stadt - Fernando Contreras Castro

  • Der Mönch, das Kind und die Stadt von Fernando Contreras Castro
    erschienen im Unionsverlag, Übersetzer Lutz Kliche


    Originaltitel
    Los Peor - erschienen im Jahr 1995 und mit dem höchsten Literaturpreis Costa Ricas, dem Premio Nacional Aquileo J Echeverria, ausgezeichnet.


    Klappentext
    In einem Bordell von San José kommt ein einäugiges Kind zur Welt, das folgerichtig auf den Namen Polyphem getauft wird. Die Huren verstecken den Jungen, und Jerónimo, Ex-Mönch und Bruder der Bordellköchin, kümmert sich um ihn und bringt ihm die Welt bei, wie er sie aus den gelehrten Büchern kennt. Mit einer Baseballkappe über dem Auge bricht Polyphem aus in die Stadt und spielt mit den Straßenkindern. Jetzt ist auch Jerónimo bereit, sich von Polyphem mitnehmen zu lassen, und gemeinsam ziehen sie durch die Straßen und Märkte, der Mönch und das Kind.


    Angaben über den Autor
    Fernando Contreras Castro, 1963 geboren, arbeitet als Hochschullehrer an der Universität von Costa Rica in San José und gilt als einer der wichtigsten Autoren der neuen Generation Lateinamerikas. Für seine Romane wurde er mit dem Premio Nacional, der höchsten literarischen Auszeichnung Costa Ricas, geehrt.


    Eigene Meinung
    Das Buch spielt ausschließlich in San José, der Hauptstadt Costa Ricas, nur gibt es verschiedene Sichtweisen der gleichen Stadt, die in diesem Buch aufgezeigt werden. Es beginnt mit der Beschreibung von Jerónimo, einem alten Mann, der den grössten Teil seiner Zeit in einen Franziskanerkloster verbracht hat, wo er sich durch historische Bücher gelesen hat. Dies war mehr oder weniger seine einzige Bildung. Leider ist er nur bis knapp hinter die Antike gekommen, was sein Wissen begrenzt und seine Unterhaltungen mit anderen Menschen fast unmöglich macht, denn er schwelgt in Geschichten über Antipoden, die klassische Ökumene und ähnliches, die aber leider heutzutage kein Mensch nachvollziehen kann. Dies macht ihn zu einem sonderbaren Kauz, einem Verrückten. Dessen ungeachtet ist er weit gereist und hat unterwegs von indianischen Schamanen sein Wissen um Heilkräuter erweitert.
    Dieser komische Kauz zieht nun in ein Bordell ein, wo seine Schwester als Köchin wohnt und arbeitet. Er verbringt seine Zeit mit dem entdecken der Stadt, was er duch anfassen und ablecken verschiedenster Teile (Mauern, Fussboden, praktisch alles) versucht. Eine sehr eigene Sicht der Stadt.
    In dem Bordell wird kurz nach seinem Einzug von einer, vor der Tür des Bordells zusammengebrochenen, schwer erkrankten Fremden ein einäugiges Kind zur Welt gebracht. Die Frau bleibt im Bordell kümmert sich aber kaum um das Kind. Jerónimo nimmt sich sofort des Kindes an, scheint es doch als Zyklop einer seiner klassichen Geschichten zu entspringen. Er übernimmt die Erziehung des Kindes, welches sich nach 3 Jahren auch problemlos auf Latein unterhalten kann und gregorianische Gesänge singen kann.
    Während er sich um das Kleinkind kümmert lernt er bei seinen Streifzügen durch die Stadt einen blinden Mann kennen, der ihm seine Sicht auf die Stadt näher bringt.


    Es geht im folgenden um die weitere Entwicklung diverser Sichten auf die Stadt. Auch das Kind entwickelt sich und entdeckt die Stadt für sich selber und zeigt Jerónimo dann seine Sicht auf die Stadt.


    Das Buch ist eine mit mystischen Geschichten gespickte, etwas skurille Erzählung, die vom Leser etwas Phantasie erfordert. Es geht um Andersartigkeit in einer Welt voller sozialer Gegensätze. Die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verwischen, was es zu einem interessanten, auch anrührendem Leseerlebnis macht.