ZitatOriginal von Brigia
Ich glaube, das ist gerade eine der Aussagen des Buches - dass es eben nicht so klar schwarz/weiß ist… Vielleicht ist das Kiffen also auch ein Stück Resignation.
Mich würde sehr interessieren, was die Autoren dazu meinen.
Uns gehen Leute, die andauernd Drogen nehmen, unglaublich auf den Keks.
Aber wir wissen auch, dass sowohl im wirklichen Leben als auch in der Literatur Menschen manchmal Grenzen überschreiten müssen. Erst wenn sie diese Risiken eingehen, werden sie als Romangestalten interessant und spannend. Und auch erst jenseits der Grenzen erfahren wir, wer wir wirklich sein können.
Es gibt auf dieses Thema, diese Frage, mehrere Antworten. persönliche, dramaturgische, gesellschaftliche.
Beginnen wir mit der literarisch-dramaturgischen:
Wir haben Zadira bewusst als eine Frau mit Schwächen angelegt. Sie hat Stärken, oh, ja; sie ist gerecht, zäh, mitfühlend, sie interessiert sich mehr für die kleinen Leute als den großen Schein.
Aber sie ist auch verletzlich. Sie ist dunkel. Sie ist verwundet.
Und Drogen sind ein Ausdruck ihrer dunklen, verletzten Seite.
Die gesellschaftliche:
Die Realität der Polizeiarbeit ist nicht immer hell. Ob in Frankreich, Deutschland, den USA oder sonstwo. Polizisten sind nicht die besseren Menschen. Und sie können nicht mal so glatt und klar zwischen schwarz und weiß, gut und falsch, trennen, wie wir (es manchmal auch nur wünschen, dass es ginge…).
Polizisten sind drin in dem komplexen Gewirk, in dem nicht immer der der Böse ist, der zuschlägt (man denke nur an Notwehr oder späte Rache eines missbrauchten Kindes), und nicht immer der der Gute, der keine Gewalt ausübt (man denke an Betrüger, Investmentbanker oder Politiker).
Anders gesagt.
Die persönliche Antwort.
Mein (Ninas) Vater war Polizist, zwölf lange Jahre lang. Durch ihn habe ich einen anderen Einblick in den Apparat, aber auch in die Seelen der PolizistInnen werfen können.
Sie sind menschlich, nur zu menschlich.
Und so etwas wie Alkohol, Dope, Schmerztabletten, Antidepressiva – die gehören zum Alltag. Zum Polizistenalltag. Beileibe, nicht jeder Amtsausüber ist auf irgendeiner Sucht, natürlich nicht - aber gerade diese Menschen, die so unter Druck stehen, fallen auch öfter der Erleichterung anheim, die leichte oder nicht ganz so leichte Drogen ihnen versprechen ...
Wir, die wir nicht in diesem Kampf involviert sind, können leicht sagen: Es gibt nur gut und böse. Die, die drin stecken, müssen müssen mit den Unwägbarkeiten zurechtkommen.
Und manchmal … aber nur manchmal, hilft da eine kleine Tüte Frohsinn.
Und letztlich:
Wir glauben fest daran, dass Romane keinen Erziehungsauftrag haben, und die Menschen dortdrin keine legal gesicherte Vorbildfunktion einnehmen sollten.
(nicht mal Bullen, Schimanski haut ja auch gern mal aufs Maul :-D)
Romane erzählen von Menschen, die mal was wagen, mal zu feige sind, die sich mal daneben benehmen, sich was trauen, die sich verführen lassen, was falsch machen, daran wachsen.
Wären unsere Figuren alles so gut erzogene, ständig reflektierte, korrekt handelnde Leute, dann wären Romane einfach so … so …
LAAAAANGWEILIG!
So gesehen … wir haben einen Hang zum kreativen Realismus.
Herzlichst, liebe Brigia und liebe Macska -
die Bagnols