Die Marseille-Connection - Massimo Carlotto

  • • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
    • Verlag: Tropen Bei Klett-Cotta; Auflage: 1., Aufl. (23. September 2013)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3608501347
    • ISBN-13: 978-3608501346
    • Originaltitel: Respiro Corti




    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Der Thriller zur neuen, globalen Kriminalität
    Eine Gang aus vier brillanten Verbrechern macht Marseille unsicher. Ihre Gier nach Reichtum und Macht ist grenzenlos. Nur eine durchschaut ihr Spiel: Kommissarin Bernadette Bourdet, kurz B.?B. Massimo Carlotto beschreibt die dunkle Seite der globalen Finanzkrise: die neue Kriminalität in Nadelstreifen - ohne Moral und ohne Grenzen.In der düsteren Metropole zwischen Afrika und Europa tobt ein Territorialkrieg. Kommissarin Bourdet knallhart, hässlich und mit einer Schwäche für schöne Frauen tut nicht nur Gutes, um das Böse zu verhindern. Sie hat ihre eigene Definition von Verbrechens-bekämpfung. Ein korsischer Mafiaboss alter Schule und ein Berufskiller, der sein Handwerk in den Drogenkriegen Südamerikas gelernt hat, helfen ihr dabei. Das bekommen Sosim, Sunil, Giuseppe und Inez zu spüren. Sie haben zusammen Ökonomie in Leeds studiert und kommen nach Marseille, um die Welt zu erobern. Geldwäsche, Betrug, Öko- und Wirtschaftskriminalität auf der internationalen Bühne sind ihr Geschäft.


    Über den Autor
    Massimo Carlotto, geboren 1956 in Padua, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens. Als Sympathisant der extremen Linken wurde er in den 1970er Jahren zu Unrecht wegen Mordes verurteilt. Nach fünfjähriger Flucht und einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde er 1993 begnadigt. Er lebt heute auf Sardinien.


    Meine Eindrücke:


    Die Story beginnt rasant und vielversprechend, die Schauplätze wechseln in schneller Folge, Tschernobyl, Alang, Paraguay, Marseille… Thematisiert wird eine neue Generation von erfolgreichen Gangstern: Uniabsolventen, kultiviert, glatt und weltmännisch in ihrem Auftreten – gefährlich und bar jeglicher Moral (früher soll es ja mal so was wie „Gangstermoral gegeben haben ;-)). Wohin man schaut Profitgier um jeden Preis, unmenschliche Ausbeutung von billigen Arbeitskräften, absolute Gleichgültigkeit gegenüber Umweltaspekten. Nach den ersten Seiten dachte ich: Wow, was für ein komplexer und anspruchsvoller Öko-Thriller. In der Folge wurde das Buch diesem Anspruch bzw. meiner Erwartungshaltung leider nicht gerecht.

    In den ersten Kapiteln werden die wichtigsten Protagonisten eingeführt, u. a. woher und warum sie im Laufe der Geschichte nach Marseille kommen. Der Hauptschauplatz Marseille wird dargestellt als ein Moloch von Bandenkriminalität in den verschiedensten Ausprägungen, von bitterster Armut bis zu grenzenlosem Luxus. Ich kann das nicht wirklich beurteilen, hatte jedoch den Eindruck von umfangreicher Recherche und viel Insiderwissen, nur war für meinen Geschmack davon viel zu viel hineingepackt. Thematisch weniger, aber dafür besser ausgearbeitet und vertieft hätte mir sehr viel besser gefallen.


    Die Figuren…, na ja, positiv ist dazu anzumerken, dass sie nicht schwarz-weiß gezeichnet waren. Für mich erschienen sie eigentlich alle dunkelgrau bis schwarz – auch die „Guten“. Die Rolle der Gesetzeshüter (sofern man das hier überhaupt so nennen kann) übernimmt „BB“ mit ihrer Truppe. Eine inoffizielle Ermittlungseinheit, deren Vorgehensweisen man bestenfalls als unorthodox, treffender aber als kriminell bezeichnen kann.


    Massimo Carlotto macht nicht viele Worte, erzählt seine Geschichte knapp, kalt und emotionslos, knallhart und direkt, ohne jegliche Beschönigung oder Schonung der Leser. Mord, Tod und Folter erscheinen so selbstverständlich und alltäglich – wie Müll entsorgen. Und es machte mir Angst, weil es so glaubwürdig klang.


    Sprachlich hat mich das Buch nicht überzeugt. Zwar passt die einfache, wenig abwechslungsreiche Sprache zur geradlinigen Erzählweise, die man böswillig auch als eingleisig und wenig komplex bezeichnen könnte, doch ein wenig mehr Mühe bei der sprachlichen Ausarbeitung hätte meiner Meinung nach nicht geschadet. Natürlich weiß ich nicht, wieviel davon einer schlechten Übersetzung geschuldet ist. So kommt z. B. mehr als einmal das Wort „unanmutig“ vor, auch andere Holprigkeiten wie „Bruna beendete ihren Salat“. So richtig viel Mühe hat sich der Übersetzer möglicherweise nicht gemacht, oder er dachte es passt so ;-).


    Fazit:
    Je länger ich gelesen habe, desto schlechter fand ich das Buch. Ein wirklich interessantes Thema, aber die Umsetzung nicht nach meinem Geschmack. Null Spannung, schwacher Plot, sprachlich dürftig, kalt und grausam mit ausschließlich unangenehmen Figuren – von mir eher keine Leseempfehlung.