James Carlos Blake - Das Böse im Blut

  • Titel: Das Böse im Blut
    OT: In The Rogue Blood
    Autor: James Carlos Blake
    Übersetzt aus dem Englischen von: Matthias Müller
    Verlag: Liebeskind
    Erschienen: August 2013
    Seitenzahl: 448
    ISBN-10: 3954380161
    ISBN-13: 978-3954380169
    Preis: 22.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Im Herbst 1842 bricht das Unglück über die Brüder Edward und John Little herein. In Georgia ersticht der Vater der beiden Jungen einen Mann, der so unvorsichtig war, ihre Mutter zum Tanz aufzufordern. Die Familie flieht vor dem Gesetz in die Sümpfe Floridas, wo es zur Katastrophe kommt. Nach einer Bluttat, die von nun an ihre Träume beherrschen wird, brechen die Brüder nach Westen auf, um dort ihr Glück zu finden. Aber das Grenzland zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko entpuppt sich als Vorhof zur Hölle, wo Mörderbanden und blutrünstige Indianer Angst und Schrecken verbreiten. Getrieben von ihren inneren Dämonen verstricken sich Edward und John Little in ein Leben voll roher Gewalt. Doch dann werden die beiden in den Wirren des Amerikanisch-Mexikanischen Krieges getrennt und stehen sich plötzlich auf feindlichen Seiten gegenüber.


    Der Autor:
    James Carlos Blake, 1947 in Mexiko geboren, verbrachte seine Kindheit in Texas. Nach der Highschool ging er zur Armee und schrieb sich dann an der Universität von Florida ein. Er macht seinen Abschluss und unterrichtete dann über zwanzig Jahre am College, bevor er Mitte der neunziger Jahre als freier Schriftsteller nach Texas zurückkehrte. Seit 1995 hat er mehrere Romane veröffentlicht, für die er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. James Carlos Blake lebt heute in Arizona.


    Meine Meinung:
    Ein knallhartes, ein brutales und sehr realistisches Buch. Ein Buch das radikal Schluss macht mit dem verlogenen Mythos des Wilden Westens, mit der vermeintlichen Westernromantik so endlos vieler Filme und Bücher. Blake schreibt ohne Tabus. Auf der anderen Seite schreibt er aber auch durchaus einfühlsam. Und wenn man als Leser glaubt, nun käme man in ein freundlicheres Buch-Fahrwasser, dann wird man umgehend eines Besseren belehrt. Es wird nicht nur lapidar getötet, nein, es wird abgeschlachtet (egal ob jetzt Männer, Frauen oder Kinder), es wird skalpiert, es wird gefoltert, es wird gnadenlos verstümmelt – das Böse im Menschen hat halt auf 448 Seiten Ausgang. Versöhnliches sucht man in diesem grandiosen Roman vergeblich. US TODAY hat es in einem kurzen Satz gut zusammengefasst: „Dieser Autor macht keine Gefangenen!“. Nein, das macht Blake tatsächlich nicht. Alles in diesem Roman wirkt unglaublich authentisch, dank des erzählerischen Realismus des Autors.
    Dieses Buch ist unter Garantie kein Wohlfühl-Roman. Dieses Buch ist ein Sittengemälde des Wilden Westens so um 1850, ein Sittengemälde ohne auch nur einen Quadratzentimeter Platz für verlogene John-Wayne-Romantik. Denn in diesem Buch gibt es zwar Hauptpersonen, „den Held“ aber, den gibt es nicht. Die Hauptpersonen vögeln und vergewaltigen, ohne eine Spur eines Unrechtsbewusstseins. Sie nehmen sich einfach ohne zu fragen. Und wer wollte sie dafür tadeln, eingedenk der damaligen Zeit und der damaligen Verhältnisse.
    Ein sehr lesenswertes Buch, ein Buch das beschreibt wie es offenbar wirklich war. Ein Buch das im Gegensatz zu so vielen anderen Büchern die Bezeichnung „Historischer Roman“ wirklich und ohne Abstriche verdient hat. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ein Buch das radikal Schluss macht mit dem verlogenen Mythos des Wilden Westens, mit der vermeintlichen Westernromantik so endlos vieler Filme und Bücher.
    (...)
    Dieses Buch ist ein Sittengemälde des Wilden Westens so um 1850, ein Sittengemälde ohne auch nur einen Quadratzentimeter Platz für verlogene John-Wayne-Romantik.
    (...)
    Ein sehr lesenswertes Buch, ein Buch das beschreibt wie es offenbar wirklich war.


    Erst mal danke für die Rezi; ich habe jetzt einige Zeit überlegt, ob ich hier etwas schreiben soll. Ich habe kürzlich in einer Leserunde mit Autor (wobei der sich nur sehr wenig zu Wort gemeldet hat) das Buch "Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über den Wilden Westen" gelesen. Alexander Emmerich (Historiker, Schwerpunkt Amerika) setzt für die Zeit des Wilden Westens etwa die Jahre 1866 - 1890 (Massaker am Wounded Knee) an. Jürgen Osterhammel gibt im Buch „Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts“ für dem amerikanischen „Wilden Westen“ bzw. Frontier etwa den Zeitraum zwischen 1840 und 1890 an, also gleiches Ende, aber früherer Beginn. Will sagen, der Zeitraum, der als "Wilder Westen" bezeichnet wird, ist offensichtlich selbst unter Fachleuten nicht ganz unumstritten.


    Ob allerdings das von Dir beschriebene Buch so ohne Wenn und Aber alles zutreffend darstellt, da möchte ich doch leise Zweifel anmelden. Es geht nicht darum abzustreiten, daß der Wilde Westen vor allem "John-Wayne-Romantk" bot - das gewißlich nicht. Aber wenn ich von "blutrünstigen Indianern" lese, werde ich immer erst mal skeptisch, hier vor allem für die Zeit von 1840, also deutlich früher, als wir gewöhnlich "die Indianerkriege" datieren (die fallen nämlich in den von Emmerich genannten Zeitraum), ohne jetzt die Frage aufwerfen zu wollen, ob es nicht eigentlich nur einen einzigen Indianerkrieg gab - mit Beginn ab der "weißen" Einwanderung.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")