'Doktor Schiwago' - 1. Buch - Anfang bis Ein Mädchen aus anderen Kreisen

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    Original von SiCollier



    So in die Richtung gingen auch meine Gedanken dabei. Ob ich das dann über drei Bücher durchhalte, ist eine andere Frage. Aber versuchen würde ich es auf jeden Fall gerne.
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    Gewisse literarische Qualitäten muss der Mann ja gehabt haben und die müssen auch im "Leidensweg" durchscheinen, sonst hätte Lauer die drei Werke ("Der stille Don", "Doktor Schiwago", "Der Leidensweg") nicht ja in eine Reihe gestellt. Meine Neugierde ist jedenfalls mehr als geweckt.



    Das Buch von Katajew ("Meine Diamantenkrone") lese ich übrigens derzeit. Es ist ... ungewöhnlich. Keine durchgehende, einheitliche Erzählung, kein Roman. Erinnerungen würde ich es eher nennen, skizziert. Szenen über Orte, die er bereist hat, Szenen über befreundete Schriftsteller, wobei er die nicht beim Namen nennt, sondern jeden mit einem ... heute würde man sagen "Nickname" bezeichnet hat. Pasternak firmiert unter "Mulatte". Allerdings ist er bisher erst zweimal erwähnt worden, ohne dass großartig über ihn erzählt würde.


    Für die Ehrenburg-Memoiren muss ich dann erst mal einen gewissen Abstand gewinnen. Und was ich über ihn gelesen habe, nimmt mich nicht für ihn ein.

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    Original von Lipperin
    Gewisse literarische Qualitäten muss der Mann ja gehabt haben und die müssen auch im "Leidensweg" durchscheinen, sonst hätte Lauer die drei Werke ("Der stille Don", "Doktor Schiwago", "Der Leidensweg") nicht ja in eine Reihe gestellt. Meine Neugierde ist jedenfalls mehr als geweckt.


    Das bestreite ich nicht (die literarischen Qualitäten). Mein "Durchhalten" bezog sich darauf, sollte es sich zu sehr als Propaganda herausstellen, ob ich das dann über drei Bücher wrerde durchhalten können. Wobei ich, wenn Figuren so etwas in einem entsprechenden Zusammenhang sagen, durchaus eine Menge vertragen kann.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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    Original von Clare
    Und ich habe gelesen, dass "Der Leidensweg" eindeutig der sozialistischen Tendenzliteratur zuzurechnen ist.


    Wenn Tendenzliteratur so daherkommt wie „Meine Diamantenkrone“, dann werde ich hin und wieder meine helle Freude haben, allerdings auch mehrfach das starke Bedürfnis verspüren, dem Herrn Autor vors Schienbein zu treten oder ihm einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf zu gießen - Entschuldigung, das musste einfach gesagt werden.



    Das Katajew-Buch habe ich nun endlich durchgelesen. Soweit es Boris Pasternak betrifft, den er „Mulatte“ betitelt, gibt es mehrere Punkte, an denen über ihn berichtet wird. Zum Beispiel, dass Jessenin die Poesie Pasternaks nicht akzeptiert habe - er habe sich gar mit ihm geprügelt (ist das nicht interessant?)-, den Verfasser des „Doktor Schiwago“ gehasst habe. Jessenin trägt in dem Buch den Namen „Königssohn“ und es wird wohl mit dieser Titulierung seine Bewandtnis haben.
    Im Weiteren gibt es einen größeren Abschnitt, der sich mit Pasternak beschäftigt: Man habe ihn einerseits als Kollegen angesehen, andererseits sehr hoch eingeschätzt; seine „völlige Überlegenheit“ (Valentin Katajew, „Meine Diamantenkrone“, Verlag Volk und Welt 1982, dort Seite 248) sei unter den Moskauer Dichtern (ob nun wirklich allen, habe ich nicht recht herausgefunden) anerkannt.
    Man liest sehr viel Anerkennung heraus, nicht nur in Bezug auf Pasternak, sondern sie gilt vielen Dichtern, Bulgakow, Assejew, Babel zum Beispiel. Und trotzdem habe ich manchmal ein Zusammenzucken schwer verhindern können: Es klingt alles so verständnisvoll, so bewundernd, manchmal fast liebevoll … und dann kommt eine kleine, feine Bemerkung, die mir vorkam wie der oft zitierte Tritt auf einem schon am Boden Liegenden, beispielsweise wenn er in Bezug auf Pasternak auf einmal das hässliche Wort „Plagiat“ ins Spiel bringt, wieder abschwächt, zu bedenken gibt, dann wieder für nicht wahrscheinlich erklärt – es bleibt das Wort, es bleibt der Zusammenhang, es bleibt ein schaler Geschmack (der, soweit es mich betrifft, nicht Pasternak, sondern Katajew gilt).
    Seine – Katajews - Linientreue lässt ihn im Übrigen zu manchen Verharmlosungen greifen, die mich ziemlich unangenehm berührt haben.

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    Original von Lipperin


    Wenn Tendenzliteratur so daherkommt wie „Meine Diamantenkrone“, dann werde ich hin und wieder meine helle Freude haben, allerdings auch mehrfach das starke Bedürfnis verspüren, dem Herrn Autor vors Schienbein zu treten oder ihm einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf zu gießen - Entschuldigung, das musste einfach gesagt werden.
    ...


    Danke für deine Ausführungen zum Katajew-Buch, die sehr interessant waren.
    Ich freue mich immer, wenn es jemand gibt, der für mich diese Bücher liest und zusammenfasst. :schnellweg


    Was die Tendenzliteratur betrifft:
    Ich kann so etwas durchaus entspannt lesen. Ich habe so viel solche in meiner Jugend lesen müssen, dass es mir überhaupt nichts ausmacht.
    Wie schon gesagt, schreckt mich momentan eher, dass es wieder ein Kriegsroman ist, was mir wesentlich mehr ausmacht. :-(

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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    Original von Clare
    Wie schon gesagt, schreckt mich momentan eher, dass es wieder ein Kriegsroman ist, was mir wesentlich mehr ausmacht. :-(


    Wolbei ich seltsamerweise feststellen muß, daß mir die "Kriegsromane" "Der stille Don" sowie "Doktor Schiwago" in der Hinsicht nichts ausgemacht haben. Das konnte ich alles ziemlich gut wegstecken, obwohl ich sonst Kriegsbücher normalerweise nicht lese, und Kriegsfilme nicht angucke (außer es spielen Schauspieler wie John Wayne, Bruce Willis oder so mit, und es geht vor allem um "Äktschn", aber das zählt für mich dann eher nicht in die Gattung).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")