'Doktor Schiwago' - 1. Buch - Weihnachten bei Sventizkijs bis Herangereifte Unvermeidlichkeiten

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    Original von SiCollier


    Ob das objektiv „typisch russich“ ist, vermag ich nicht zu beurteilen, subjektiv für mich schon.


    "subjektiv russisch" - so können wir das nennen :lache
    Ich hab auch keine Ahnung, ob das wirklich typisch ist, aber ich kann mich an keine andere Literatur erinnern, bei der das so auffällig ist...


    Zitat

    Original von SiCollier


    „Er empfand nicht das geringste bei dem Gedanken, daß er auf einmal einen Sohn bekommen hatte.“ (S. 126)
    Es war vor allem dieser Satz, über den ich gestolpert bin.


    Stimmt, das kann etwas irritieren. Ich habe das einfach als momentanen Schockzustand gewertet - ein Vater kann eine Beziehung zum Kind ja erst aufnehmen, wenn es da ist und da schien es mir nicht ungewöhnlich, dass sich Juris Aufmerksamkeit während der Geburt komplett auf seine Frau richtet.


    Zitat

    Original von SiCollier


    Tut mir leid. :-(


    Oh, lass Dir bloß keine grauen Haare wachsen! Vielleicht hätte ich mir ja einfach vorher mal einen Überblick verschaffen sollen, das habe ich nun nachgeholt ;)

  • Zitat

    Original von ClareVielleicht liegt das einfach daran, dass er Tonja nicht wirklich liebt. Ihre ganze Beziehung ist für mich eher nüchtern.


    Meinst Du? Den Eindruck hatte ich eigentlich nicht, obwohl natürlich diese Verkupplung auf dem Sterbebett schon irgendwie ... ungewöhnlich war.

  • Zitat

    Original von LipperinIn Bezug auf die Trauerfeierlichkeiten steht auch der für mich schönste Satz dieses Abschnittes: „Der Gesang durchweht wie ein sanfter Windhauch die Gasse und bleibt zwischen den Dächern hängen, so als habe man die Luft mit einer weichen Straußenfeder gestreichelt.“ So möchte ich auch einmal empfinden können. Aber nein, unsereins bleibt ganz prosaisch auf dem Boden der Tatsachen und würde vermutlich sagen, dass der Gesang leise bis in die Gasse zu hören war. Angesichts solcher Sätze, solchen Könnens, wobei ich dem Übersetzer meinen großen Respekt zolle, gleichwohl aber nicht weiß, wie wörtlich das übersetzt ist, fühle ich mich jedenfalls fast demütig.


    Leider nimmt dieses Forum keine kyrillischen Buchstaben an, sonst hätte ich Dir jetzt das Original Deines Satzes posten können ;)


    Tatsächlich hast Du mich so neugierig gemacht, dass ich gesucht und das Buch bei anyreads.com im Original online lesbar gefunden habe.


    Besagter Satz ist nicht ganz wörtlich, in meiner Übersetzung heißt es übrigens "durch die Luft gezogen" statt "gestreichelt" und das entspricht auch dem Original. Also das "gestreichelt" ist somit schon eine kleine Übertreibung des Übersetzers. Ebenso "schwebt" die Musik nicht in der Gasse, sondern sie "verbleibt" dort einfach, also auch hier ist die Übersetzung etwas blumiger als das Original.


    Das ist interessant und erinnert mich an die Leserunde zu "Schuld und Sühne", in der zu Beginn auch geklärt wurde, dass der Original-Titel tatsächlich ganz prosaisch "Verbrechen und Strafe" lautet und der deutsche Titel erst durch die Übersetzung etwas "bedeutungsschwerer" wurde.

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    Original von Clare
    Leider muss ich für mich sagen, dass sich bei mir die Lust auf den Roman gerade etwas verliert. Vielleicht das falsche Buch zur falschen Zeit?


    Oh je, schade. Wenn’s zu arg wird, mußt Du halt aufhören. Eine Qual soll es nicht sein. (Ich pausiere in einem anderen Leserundenprojekt, das ich mit großer Begeisterung begonnen habe, auch, weil ich erst mal etwas anderes brauchte).


    Die „Taschentuchszene“. Ich hatte mich ein bißchen gewundert, daß sie mit so vielen anderen Herren tanzt und habe das als eine Art „Trost“, daß er ihr darob nicht böse sein soll, verstanden.



    Zitat

    Original von Clare
    Vielleicht liegt das einfach daran, dass er Tonja nicht wirklich liebt. Ihre ganze Beziehung ist für mich eher nüchtern. Aber so waren wohl die meisten Ehen dieser Zeit in diesen Kreisen. Wahrscheinlich habe ich von Jurij einfach mehr Gefühl erwartet, da er mir so starken Emotionsäußerungen angefangen hat (gleich zu Anfang des Romans).


    Weiß nicht. wie ich gerade im nächsten Abschnitt schrieb, kann ich Jurij irgendwie nicht so richtig einschätzen/nachvollziehen.



    Zitat

    Original von AlexBerg
    Ein Volk, das doch irgendwie ständig auf der Suche nach seiner Identität ist, oder?


    Ja, bestimmt.



    Zitat

    Original von AlexBerg
    Also muss ich doch endlich richtig Schwedisch lernen


    Jein. :grin Die Verfilmung hält sich sehr eng ans Buch, teilweise stammen die Dialoge wörtlich aus demselben. Also kurz vorher das Buch lesen, dann kann man die Handlung gut mitverfolgen. (Denn um einen ganzen Film zu verstehen, reichen meine Schwedisch-Kenntnisse bei weitem nicht aus.) Nachdem die Buchhandlung Mitterauer infolge des diesjährigen Hochwassers allerdings den Betrieb eingestellt hat, ist es etwas schwieriger geworden, an solche Dinge heranzukommen.



    Zitat

    Original von AlexBerg
    Und vielen Dank für die Erinnerung an Norman Mailer! Ein Roman, den ich auch dringend noch lesen möchte.


    Viel Erinnerung an das Buch habe ich nicht mehr. Einer meiner Lehrer hatte uns das damals dringend empfohlen. Als eines der wenigen Kriegsbücher würde ich das aber vermutlich nochmals lesen; ich habe es insgesamt als ziemlich gut in Erinnerung behalten.



    Zitat

    Original von Hallorin
    Stimmt, das kann etwas irritieren. Ich habe das einfach als momentanen Schockzustand gewertet - ein Vater kann eine Beziehung zum Kind ja erst aufnehmen, wenn es da ist und da schien es mir nicht ungewöhnlich, dass sich Juris Aufmerksamkeit während der Geburt komplett auf seine Frau richtet.


    So gesehen hast Du natürlich auch wieder recht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich glaube, dass das immer viel zu sehr auf die einzelnen Konstellationen ankommt und daher nicht, dass man da pauschale Aussagen treffen kann.
    Wenn ich zB an John Galsworthys Soames Forsyte bei der Geburt seiner Tochter Fleur denke...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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    Original von SiCollier


    Oh je, schade. Wenn’s zu arg wird, mußt Du halt aufhören. Eine Qual soll es nicht sein. (Ich pausiere in einem anderen Leserundenprojekt, das ich mit großer Begeisterung begonnen habe, auch, weil ich erst mal etwas anderes brauchte).


    Weißt du, noch habe ich den Ehrgeiz, das Buch diesmal zu Ende zu lesen, denn vor 20 Jahren habe ich es nicht beendet, wie ich mit Erschrecken beim Finden eines Lesezeichens feststellen musste. Und ich hatte schon gedacht, dass ich mich einfach nicht an das Buch erinnern könnte, was ja auch schlimmer wäre. :grin
    Ich lese allerdings parallel ein anderes Buch, das gebe ich zu.

  • Zitat

    Original von SiCollier



    Na ja, so in mancher Hinsicht wäre ich ganz froh, dieses „elementare, grundlegende“ Gefühl einmal loszubekommen. Und ich meine jetzt nicht den für heute Nachmittag anstehenden Zahnarztbesuch. ;-)


    Es ist hoffentlich alles gut ausgegangen, der Zahnarztbesuch, meine ich?


    Ein Arzt sagte einst zu mir: "Wer keine Angst hat, ist ganz schnell tot." Da hat er nicht Unrecht.



    Zitat

    Zur Bemerkung Juras über die Juden: in einem Buch, es ist mir entfallen, in welchem, habe ich sinngemäß gelesen, daß man Judenverfolgung (im 20. Jhdt.) eigentlich eher iun Rußland oder Frankreich erwartet hätte, nicht aber in Deutschland.


    Das sagen mehrere Historiker, aber ich ahne, wen Du meinst. Ein eher ungewöhnlicher Name. Ich schaue noch einmal nach, das Buch habe ich hier.

  • Zitat

    Original von Clare
    Leider muss ich für mich sagen, dass sich bei mir die Lust auf den Roman gerade etwas verliert. Vielleicht das falsche Buch zur falschen Zeit? :gruebel Ich weiß es nicht. Woran es liegt, kann ich auch nicht sagen, denn das Buch entspricht durchaus meinen Erwartungen. Mal schauen!


    *Mut zusprech*


  • Danke Dir!
    Vor den Übersetzern habe ich eh einen großen Respekt. Mit dem schlichten Wort für Wort-Übersetzen ist es ja nicht allein getan, sich in den Text einzufühlen stelle ich mir schon ziemlich aufwendig vor. Und dann die passenden Worte dazu zu finden...

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich lese allerdings parallel ein anderes Buch, das gebe ich zu.


    Ich habe es im „Ich lese gerade...“-Thread gelesen. Eines meiner Lieblingsbücher. Ich suche schon seit geraumer Zeit nach einer Lücke im Leseplan, um das zum 3. (oder 4.?) Mal lesen zu können. Übrigens trinke ich seit jenem Buch fast nur noch ... Darjeeling Tee. :wave



    Zitat

    Original von Lipperin
    Ein Arzt sagte einst zu mir: "Wer keine Angst hat, ist ganz schnell tot." Da hat er nicht Unrecht.


    Ich habe vor längerer Zeit den Gedanken „Leben heißt in Bewegung sein“ (oder so ähnlich) gefunden. Meine instinktive Reaktion darauf ist nicht öffentlichkeitstauglich.


    Und ja, der Zahnarztbesuch ging besser ab, als ich dachte. Zahnreinigung ist nicht angenehm, aber ein Mal im Jahr eben notwendig. Ansonsten wie früher in der Werbung: "Sie hat überhaupt nicht gebohrt"!" :grin



    Zitat

    Original von Lipperin
    Das sagen mehrere Historiker, aber ich ahne, wen Du meinst. Ein eher ungewöhnlicher Name. Ich schaue noch einmal nach, das Buch habe ich hier.


    Ich meine, darüber haben wir in anderem Zusammenhang schon mal diskutiert. Das Buch, aus dem ich dachte, daß das Zitat sei, war es nicht. Da es so viele Möglichkeiten nicht gibt, suche ich übers Wochenende nochmals, mich interessiert jetzt selbst der Zusammenhang. Wenn es allerdings in einem Buch aus der Stadtbücherei war, kann ich lange suchen ...



    Zitat

    Original von Lipperin
    Vor den Übersetzern habe ich eh einen großen Respekt. Mit dem schlichten Wort für Wort-Übersetzen ist es ja nicht allein getan, sich in den Text einzufühlen stelle ich mir schon ziemlich aufwendig vor. Und dann die passenden Worte dazu zu finden...


    Ja, übersetzen ist gewißlich eine schwierige Tätigkeit. Ich merke das, wenn ich auf Englisch lese und das in gutes Deutsch bringen sollte - könnte ich nicht.


    Die große Kunst beim Übersetzen besteht für mich darin, zum einen richtig zu übersetzen, zum anderen die „Stimmung“ der Vorlage einzufangen. Gerade letzteres geht oft verloren, was ich dieses Jahr extrem krass beim Vergleich der Übersetzung mit der Vorlage von James A. Micheners „Centennial“ (dt. „Colorado Saga“) feststellte.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Ich habe es im „Ich lese gerade...“-Thread gelesen. Eines meiner Lieblingsbücher. Ich suche schon seit geraumer Zeit nach einer Lücke im Leseplan, um das zum 3. (oder 4.?) Mal lesen zu können. Übrigens trinke ich seit jenem Buch fast nur noch ... Darjeeling Tee. :wave


    Bei mir ist es Earl Grey Tee :grin (schmeckt mir einfach noch besser, so mit Milch :-]).

  • Zitat

    Original von SiCollier



    Ich meine, darüber haben wir in anderem Zusammenhang schon mal diskutiert. Das Buch, aus dem ich dachte, daß das Zitat sei, war es nicht. Da es so viele Möglichkeiten nicht gibt, suche ich übers Wochenende nochmals, mich interessiert jetzt selbst der Zusammenhang. Wenn es allerdings in einem Buch aus der Stadtbücherei war, kann ich lange suchen ...


    Brauchst nicht mehr suchen: Seite 1232


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  • @ Lipperin


    :nerv Und ausgerechnet da hatte ich nicht hineingeschaut, weil das ja eigentlich das 19. Jahrhundert behandelt; dabei habe ich aus ebendiesem Buch kürzlich in einer anderen Leserunde in ainderem Zusammenhang zitiert (allerdings zum 19. Jahrhundert). (Ich habe an der Stelle sogar einen Merkzettel drinnen stecken. :bonk )



    Herzlichen Dank fürs Suchen und finden! :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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