Du kannst Deinem Schicksal eine Weile ausweichen, aber du kannst ihm nichtg ewig entfliehen. (Seite 235)
399 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Originaltitel: The Chair
Aus dem Amerikanischen von Sylvia Lutz
Verlag: Gerth Medien GmbH, Aßlar 2013
ISBN-10: 3-86591-903-0
ISBN-13: 978-3-86591-903-8
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Als eines Tages eine ältere Dame in Corins Antiquitätengeschäft tritt und ihm einen Stuhl überläßt, beginnt seine Welt aus den Fugen zu geraten. Es hat den Anschein, als ob ein kranker Junge, nachdem er auf dem Stuhl saß, wie durch ein Wunder geheilt wurde. Auch der seit Jahren währende Zwist mit seinem Bruder erleichtert die Situation nicht gerade, denn wenn der Stuhl einen Jungen heilen kann, dann seinen Bruder vielleicht auch? Aber dazu müßte der erst mal wieder mit ihm reden. In der Zwischenzeit tauchen merkwürdige Gestalten auf, die unter allen Umständen in den Besitz des Stuhls kommen wollen und in der Wahl ihrer Methoden zusehends weniger Skrupel kennen.
Über den Autor (Quelle: Verlagsangabe)
James L. Rubart ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und Inhaber einer Marketingfirma. Mit seiner Familie lebt er in der Nähe von Seattle.
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Vorbemerkung
Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Wenn ich Formulierungen wie „wir“ verwende, beziehen sich diese meist nicht auf die Gesamtgesellschaft, sondern auf den christlich geprägten Teil, dem ich mich zugehörig fühle. Die christliche Religion spielt eine wesentliche Rolle im Buch.
Das Buch läßt sich keiner der hier im Forum verwendeten Rubriken eindeutig zuordnen, da es Thriller-, aber auch Fantasyelemente enthält, ohne eindeutig einem dieser Genres anzugehören. „Aus lauter Verzweiflung“ also Belletristik.
Meine Meinung
„Das Haus an der Küste“, welches das Debut von James L. Rubart war, hatte mir seinerzeit außerordentlich gut gefallen, so daß ich mit entsprechend hohen Erwartungen an dieses Buch heran ging. Diese wurde leider nicht ganz erfüllt. Doch der Reihe nach.
Wie der Autor in seinem Nachwort schreibt, ist das Hauptthema seines Romans die Beziehung zu bzw. zwischen Menschen. Die Umsetzung dessen in verschiedenen Facetten und Aspekten ist ihm sehr gut gelungen, daran gibt es keinen Zweifel.
Mein „nicht ganz erfüllt“ bezieht sich auf das Finale, den „Showdown“, wenn man so will. Dieser entwickelt sich, man kann sagen, hochdramatisch und ich war mir nicht immer sicher, wie das ausgehen würde. Selbst dabei taucht das Motiv der Beziehungen auf. Mit persönlich entwickelte sich das zu thrillermäßig (was für mein Empfinden nicht so ganz zum Rest des Buches paßt) und bekam in der deutschen Übersetzung noch einen Hauch Verschwörungstheorie verpaßt an einer Stelle, an der im amerikanischen Buch auf das 3. Reich Bezug genommen wird.
Man erlebt es in Filmen wie Büchern immer wieder, daß für Deutschland diese Bezüge geändert und herausgenommen werden, selbst auf die Gefahr hin, daß dann manches andere nicht mehr zusammenpaßt. Hier paßte der „Rest“ zwar, und ehrlich gesagt, haben mir beide Versionen nicht so recht gefallen. Aber wenn ich wählen könnte, würde ich auf jeden Fall die vom Autor ursprünglich geschriebene Fassung vorziehen. Schließlich spielt das Buch in Amerika, nicht in Deutschland. Ich persönlich ziehe es vor, das zu lesen, was ein Autor geschrieben hat und nicht das, was ein deutscher Verlag für das hiesige Publikum meint, ändern zu müssen. Ich dachte bisher, diese Eingriffe in ein Buch seien vor allem früher vorgekommen und heute passé; ich wurde eines anderen belehrt und werde als Konsequenz daraus den Anteil meiner auf Englisch zu lesenden Bücher erhöhen.
Beziehungen sind das eigentliche Thema dieses Buches; es gibt darin eine ganze Reihe davon. Da ist zunächst die zwischen Corin und seinem Bruder Sebastian. Seit letzterer durch einen Unfall schwer verletzt wurde, an dem er Corin die Schuld gibt, herrscht Funkstille zwischen den beiden. Das heißt, Corin versucht zwar, Kontakt aufzunehmen, aber Sebastian verweigert sich konsequent. Es gibt die Beziehung zwischen Corin und seiner Freundin Tori, für die alles, was mit Religion zu tun hat, ein Reizthema ist. Oder die zu seinem besten Freund A. C., die im Verlauf des Buches ebenfalls auf eine schwere Probe gestellt wird.
Die Darstellung all dieser (und weiterer Beziehungen) fand ich logisch, in sich schlüssig und nachvollziehbar, in den Höhen wie den Tiefen. Die Figuren dachten und handelten so, wie das jemand im realen Leben wohl auch tun würde, ohne daß hier geschönt wurde, wie man das bisweilen in christlichen Romanen findet. In dieser Hinsicht, etwa auch Toris Einstellung und Verhalten das ganze Buch hindurch, hebt sich dieser Roman deutlich positiv von vielen anderen ab. Hier sei auch erwähnt, daß sich am Ende eben nicht alles in Wohlgefallen und einem „rosigen Happy End“ auflöst, sondern nicht alles gut wird. Wie im richtigen Leben auch.
Die „Heilung zerbrochener Beziehungen“ wollte Rubart mit diesem Buch thematisieren; im Nachwort gibt er auch seine Motivation, die in einer Erfahrung gründet, welche er selbst gemacht hat, an. Das hat er für mich überzeugend und auf eine Weise dargestellt, die zum Nachdenken anregt, was man selbst im eigenen Leben in dieser Richtung unternehmen oder ändern sollte.
Kurzfassung
Trotz (für mich) einiger Schwächen im Finale ist es dem Autor gelungen, die Wichtigkeit und den Wert von Beziehungen zu und zwischen Menschen überzeugend darzustellen.
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