Ragnar Jónasson: Todesnacht

  • Ragnar Jónasson: Todesnacht
    FISCHER Scherz 2013. 336 Seiten
    ISBN-13: 978-3651000537. 14,99€
    Originaltitel: Myrknaetti
    Übersetzerin: Tina Flecken


    Verlagstext
    Die Idylle des Dorfes Siglufjördur täuscht, denn der Tod von Elias Freysson schockiert die Gemeinde. Elias war Handwerker, er war beliebt, unterstützte einen Wohltätigkeitsverein und hatte viele Freunde. Doch jemand muss ihn so sehr gehasst haben, dass er ihn mit einem Holzpfosten erschlug. Auch in seinem zweiten Einsatz ermittelt der junge Polizist Ari in der atemberaubenden Schönheit und Kälte von Islands rauem Norden.


    Inhalt
    "Todesnacht" wurde in Island der Ausbruch des Vulkans Hekla 1947 genannt. Auch in der Gegenwart scheint sich die Asche nach dem aktuellen Vulkanausbruch lähmend über das Gemüt der Isländer zu legen. Die Journalistin Ísrún sucht deshalb dringend eine Schlagzeile, die vom Thema Vulkanstaub ablenkt. Ein Mord in der Kleinstadt Siglufjördur könnte diese ersehnte Nachricht sein und zugleich die Aufmerksamkeit von Ísrúns Chefedakteur auf seine Mitarbeiterin lenken. In Siglufjördur entbrennt als Reaktion auf die Nachricht vom Tod eines Bauarbeiters ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Presse und Polizei bei der Befragung möglicher Kontaktpersonen des Toten. Der ermordete Eliás unterhielt ein erstaunlich dichtes Netz privater und beruflicher Beziehungen. Wenn neben seinem Job beim Tunnelbau zusätzlich Geld zu verdienen war, griff er gern zu, erzählt man sich im Ort. Ein Motiv für die Tat müsste in Eliás' privatem wie geschäftlichem Umfeld zu finden sein.


    Ari Arason arbeitet seit zwei Jahren als Provinzpolizist in Siglufjördur; als ehemahliger Theologiestudent wird er von den Bewohnern spaßeshalber "Herr Pfarrer" genannt. Wie Ísrún träumt auch Ari vom beruflichen Aufstieg. Falls sein Chef Tómas sich nach Reykjavik versetzen lassen sollte, würde Ari gern dessen Nachfolger werden. Kollege Hlymur, mit einigen Dienstjahren mehr auf dem Buckel als Ari, reagiert missmutig auf den Ehrgeiz seines jungen Kollegen.


    Fazit
    Allein drei der ermittelnden Figuren haben schwer an ihrer persönlichen Vergangenheit zu tragen; hinter der Fassade weiterer Beteiligter brodelt eine seit Jahren aufgestaute Wut. Für einen Kriminalfall, in dem ohne besonderen kriminaltechnischen Aufwand hauptsächlich durch Befragungen ermittelt wird, sind sich die Schatten aus der Vergangenheit der Beteiligten zu ähnlich, um die Handlung dieses Regionalkrimis überzeugend voranzutreiben. "Todesnacht" legt schon sehr früh eine Spur zur Auflösung des Mordfalls und befasst sich im Vergleich zum Vorgängerband Schneebraut mit der Vergangenheit sehr vieler beteiligter Figuren.


    6 von 10 Punkten