Jana Walther – Phillips Bilder
• Broschiert: 156 Seiten
• Verlag: Dead Soft Verlag; Auflage: 1 (15. August 2013)
• ISBN-13: 978-3944737027
• Preis: 12,95 Euro (print), 5,99 Euro (ebook)
Kurzbeschreibung:
Eigentlich sollte Phillip eine Ausbildung zum Fotografen bei seinem Vater beginnen. Er würde zwar lieber studieren - aber reicht sein Talent dafür? Er geht der Entscheidung aus dem Weg und macht es sich bei Freunden in der Hängematte bequem. Dort trifft er auf den attraktiven, ungezwungenen Seth.
Phillip stürzt sich in eine leidenschaftliche Affäre, aber Seth bewahrt lieber seine Geheimnisse. Und dann sind da noch seine Gastgeber Benjamin und David, die auf Phillip schon lange eine starke Anziehungskraft ausüben ...
"Phillips Bilder" kehrt zurück in die Welt von "Benjamins Gärten", erzählt aber eine eigenständige Geschichte.
Zur Autorin:
Jana Walther wurde 1977 in der Oberlausitz geboren, wo sie immer noch lebt. Nach dem Studium der Sozialpädagogik Arbeit mit Tätern häuslicher Gewalt und Suchtkranken.
Seit 2008 erschienen Beiträge in verschiedenen Anthologien, darunter in Happy end - Das Beste aus dem Mdr-Literaturwettbewerb 2011 und Mein schwules Auge 9.
An ihren teilweise sehr persönlichen Romanen "Benjamins Gärten" und "Im Zimmer wird es still" hat sie viele Jahre gearbeitet.
Meine Meinung:
Die Autorin pflegt einen unverwechselbaren Stil. Ihre Sätze sind Miniaturen, ihr Buch wirkt wie ein Fotoalbum, so plastisch und deutlich habe ich die Szenen vor Augen. Diese Darstellungsweise passt sehr gut zum Protagonisten: Phillip fotografiert leidenschaftlich gern. Wir erleben seinen Blick auf die Welt durch den Sucher eines Fotoapparates. Aber nicht die Suche nach den passenden Motiven ist es, die ihn beschäftigt, sondern die Suche nach dem richtigen Lebensweg.
Als 20-jähriger steht er an der Schwelle zu seiner Zukunft. Zwei Optionen sind es, die sich ihm bieten. Mit in das Fotogeschäft seines Vaters einzusteigen und dort eine Ausbildung zu absolvieren oder ein Studium zu beginnen. Das Gefühl, Erwartungen des Vaters erfüllen zu müssen, eigene Träume und Wünsche, aber auch das mangelnde Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hüllen Phillip in einen Kokon der Unentschlossenheit.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Tod der Mutter das Verhältnis zwischen Vater und Sohn aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Phillip lebt ziemlich isoliert. Sein Coming-out hat zwischen ihm und seinem besten Freund Moritz eine Distanz bewirkt, unter der er leidet, gegen die er aber auch nichts unternommen hat.
Gerne nimmt Phillip die Einladung von Benjamin und David an, bei ihnen auf ein paar Tage zu bleiben. David ist der große Bruder seines Freundes Moritz. Was Phillip als Aufschub sieht, sich letztendlich der Entscheidung für seinen Lebensweg zu stellen, wird zur Katharsis.
Phillip lernt Seth kennen und ist von ihm fasziniert. Doch dessen unverbindliches Benehmen und seine Marotte, zu kommen und zu gehen wie es ihm beliebt, stürzen Phillip in ein Gefühlskarussell der ganz anderen Art.
David und Benjamin nehmen in diesem Chaos eine beschützende und Halt gebende Rolle ein.
Es ist Sommer und das Geschehen des Romans findet fast ausschließlich im Freien statt. Ich habe beim Lesen geschwelgt in Stimmungen und Bilderfluten. An Seiten ein knappes Buch, ist es doch übervoll an sinnlichen Empfindungen. Jedes Wort sitzt, hat seine Berechtigung und gleichzeitig Bedeutung. Hier wurden Sätze destilliert und gerade deshalb liegt in dieser Geschichte viel Intensität.
„Phillips Bilder“ ist nur eine lose Fortsetzung von „Benjamins Gärten“ und kann eigenständig gelesen werden. Trotzdem bin ich froh, die Reihenfolge beim Lesen eingehalten zu haben und Benjamins Schicksal aus dem ersten Band hier wunderbar weitergeführt lesen zu können.
Ich gebe 10 von 10 Punkten.