Axel Hacke: Der weiße Neger Wumbaba

  • Aus der Amazon.de-Redaktion
    Kinder können nicht zuhören. Und wenn sie es tun, dann schlägt ihnen die Phantasie oft ein Schnippchen, das sie -- oft bis zum Tod -- mit falschen Liedtexten leben lässt. Denn vor allem Kinder sind grausame Verhörer – so wie Frau J. aus Stephanskirchen, die als junges Mädchen felsenfest davon überzeugt war, dass der eigentlich klischeehafte Satz eines mittelmäßigen Seemannslieds („Stürmisch die Nacht und die See geht hoch“) tatsächlich „Stürmisch die Nacht und die Säge tobt“ laute. Für den Münchner Autor und Kolumnisten Axel Hacke sind diese Verhörer von teils schrecklicher Schönheit die eigentliche Quelle unerschöpflicher Poesie: „Der Verhörende schafft sich gewissermaßen aus der Unverständlichkeit der Welt heraus einen eigenen Kosmos, ein Beweis für die kindlich-dichterische Kraft, die vielen von uns innewohnt, ohne dass wir eigentlich etwas von ihr ahnen“, heißt es in dem von Michael Sowa wieder einmal kongenial illustrierten Buch Der weiße Neger Wumbaba. Hackes Meinung nach haben Liedtexter gar die Aufgabe, zum Fehlhören zu animieren.
    In seiner Kolumne Das beste aus meinem Leben für die Süddeutsche Zeitung erwähnte Hacke einmal einige schöne Exempel für die Freudschen Fehler des Gehörs -- mit der Folge, dass ihn immer neue Zuschriften seiner Leser ereilten, darunter die wirklich überzeugende Umdichtung des Evergreens Der Mond ist aufgegangen von Matthias Claudius, dessen vertonte Gedichtzeilen „und aus den Wiesen steiget / der weiße Nebel wunderbar“ das Gehirn eines Musikenthusiasten folgendermaßen verwandelte: „und aus den Wiesen steiget / der weiße Neger Wumbaba“. Dieses ungleich größere Zitat ziert nun als Titel ein Buch, die Hackes Originalkolumne sowie seine zahlreichen Nachfolger versammelt. Selbst wenn man sich bei manchen der eingesandten Verhörern etwas ohrenreibend fragt, wie das Hirn derlei phonetisch-semantische Kapriolen zustande bringt, so ist Der weiße Neger Wumbaba doch der beste Beweis für die im Buch aufgestellte These, „dass die besseren Liedtexte in den Köpfen der Hörer entstehen.“ Und das ist auf zauberhafte Weise sicher war.


    Ein köstliches kleines Büchlein, daß einem die Lachtränen in die Augen treibt. Passt auch wunderbar zum Eulen-Topic "Verschobene Wahrnehmung".
    Die Autoren beschreiben kolumnenhaft die verschiedensten Formen und Möglichkeiten des Verhörens auf eine dermassen lustige und manchmal auch hintergründige Art und Weise, daß man die Ergebnisse einfach nur zauberhaft nennen kann.
    Für Menschen, die gerne lachen und auch in den kleinen Dingen des Lebens das Wunderbare entdecken können/wollen.


    Gruss,


    Doc

  • Ein toller Tip, Doc !!


    Wir verkaufen das wie verrückt und ich werde es mir auch noch zulegen !!!


    Es ist einfach nur köstlich !!! :lache

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zum in dem Buch "behandelten" Lied "Der Mond ist aufgegangen" möchte ich folgende persönliche Anmerkung machen... :grin


    ... ich habe dieses Lied als Kind gehasst!!!


    Grund war folgende Textzeile: "Morgen früh, wenn Gott will, wirst Du wieder geweckt"


    Und ich dachte mir als Kind immer: "... und was ist, wenn er mal NICHT will???" :cry


    Nicht mein Lieblingslied... definitiv.


    Dank des Negers Wumbaba aber wieder unter die Top Ten gerutscht! :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich gestehe... ich hatte Tränen in den Augen... so sehr habe ich gelacht. Ich habe gestern abend den Wumbaba beendet und mich dabei so königlich amüsiert über den in diesem Buch publizierten Nonsens, daß ich laut gröhlend in meinem Bett lag – sehr zur Belustigung von Mr Bat.


    Das Buch ist natürlich purer Schwachsinn – aber vom Feinsten. Und da ich ja bekanntermaßen auch zu verschobenen Wahrnehmungen optischer und akustischer Natur neige, kam dieses Büchlein meinen humoristischen Neigungen natürlich optimal entgegen.


    Den Rest habe ich mir dann anschließend damit gegeben.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ach ja, Batcat, ich dachte das auch immer.. ich hatte immer soooo große Angst davor: Was ist, wenn Gott mal nicht mehr will????!!


    Aber gut, ich hab das Buch auch gelesen.. und ich konnt nich mehr aufhören zu lachen.. :grin
    sooo schön!!!


    @Doc: DANKE für den Tip!


    lg, Kathrin

  • @Piratenschwester, ob Gott will oder nicht, erfahren wir aber nicht aus "Der Mond ist aufgegangen", sondern "Guten Abend, gut Nacht" ;-)


    Ich hab den Neger hier auch schon liegen! *vorfreu*


    Mein Lieblingsadventslied war früher "O komm, o komm, Emmanuel" - da kam die Zeile vor "in Sünd und Elend weinen wir", und das war soooo schön traurig, dass ich immer mitweinen musste... *schnüff*


    Verständnisprobleme hatte ich enorm bei "Macht hoch die Tür"... da heisst's von dem "Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt, der Halben jauchzt, mit Freuden singt..." - ich hab immer vergeblich versucht, mir vorzustellen, wie diese "halben" Menschen wohl aussehen mögen...:gruebel

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Verständnisprobleme hatte ich enorm bei "Macht hoch die Tür"... da heisst's von dem "Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt, der Halben jauchzt, mit Freuden singt..." - ich hab immer vergeblich versucht, mir vorzustellen, wie diese "halben" Menschen wohl aussehen mögen...:gruebel


    In diesem Falle empfehle ich die Lektüre von Platons Symposion (aka Das Trinkgelage), wo der Komödiendichter Aristophanes sehr anschaulich erklärt, warum wir Menschen ohnehin nur halbe Portionen sind und immer nach einer (besseren?) Hälfte suchen. :lache

  • Ich hab den Neger gestern Abend gelesen, und ich find's ein bisschen schwach. :-(


    Das Buch ist toll aufgemacht, mit lustigen Zeichnungen, hochwertigem Papier - aber was drin ist, wäre auf einer Website besser aufgehoben. Er zählt hauptsächlich Zuschriften von Herrn X aus Y und Frau A aus Z auf, die teilweise ganz nette Verhörer zu berichten haben, teilweise aber wohl auch nur Witze eingeschickt haben, die schon länger kursieren. Immer wieder wird auch tatsächlich auf Webseitensammlungen verwiesen.... da geh ich doch lieber gleich ins Internet. Da hätte ich auch eine bessere Suchfunktion - schön wär's doch, nach "meinen" Liedern suchen zu können, ob sich da jemand auch verhört hat, aber ein Register gibt's nicht.


    Nö, der hätte lieber bei seinen Kolumnen bleiben sollen. Für den Bücherschrank reicht das nicht. Höchstens für das "Regal schlechter, aber dekorativer Bücher", denn das Umschlagbild ist lustig...

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  • @Piratin
    Oweia, das ist aber ein hartes Urteil. Natürlich ist nicht jeder Absatz des Büchleins ein Brüller, aber es gibt doch schlechtere Unterhaltung und meines Wissens nach, ist es die bisher einzige Publikation, die sich diesen Themas annimmt. Der Autor macht ja auch schon zu Beginn keinen Hehl daraus, wie das Buch entstanden ist, nämlich aus einer Zeitungskolumne und den Leserbriefen dazu.


    Vielleicht warst Du nicht so recht in Stimmung? :-)


    Gruss,


    Doc

  • @Doc - ich bin extra früh ins Bett gegangen, damit ich in Ruhe schmökern konnte, aber dann... :-(


    Aber macht nichts, in Zukunft les ich einfach weiter bei den Eulen, das ist lustiger. ;-)

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  • In meiner Buchhandlung wird das Büchlein unter "Geschenkbücher" geführt, und genau das ist es m.E. auch - ein lustiges, unterhaltsames Präsent, vor allem für Leute, denen sowas auch schon passiert ist. Das ist kein Rocklexikon, kein audiophilosophisches Grundlagenwerk und ganz sicher keine spannende Belletristik, sondern ein kleines, fein gemachtes Büchlein, das eine witzige Idee gut umsetzt - nicht mehr, nicht weniger.

  • Zitat

    Tom, Du hast eine Buchhandlung? Ich dachte, Du machst in Software?


    Du bist Dir auch für keinen Kalauer zu schade, oder, Doc? :grin


    Ja, ich mache in Software, auf die eine oder andere Art in Büchern, manchmal aber auch wie jedermann in Toilettenschüsseln.

  • Axel Hacke: Der weiße Neger Wumbaba


    Eines schönen Tages stellte Axel Hacke etwas Merkwürdiges fest: Er hatte ganz andere Liedtexte im Kopf, als sie in Wirklichkeit lauteten. Als er eine Kolumne über dieses Falschhören von Liedtexten in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte, prasselte kurz darauf eine Unmenge von Leserbriefen auf ihn an, in denen Menschen schilderten, dass es ihnen ganz genauso erging. Jahrelang haben sie mit einer ganz und gar falschen Version eines Liedes im Kopf gelebt, bis sich – meistens durch einen Zufall – das Missverständnis aufklärte.


    Daher hat Hacke für alle "Falschhörer" jetzt dieses amüsante Handbuch des Verhörens zusammengestellt: Wir begegnen nicht nur dem weißen Neger Wumbaba (aus dem berühmten Lied „Der Mond ist aufgegangen“), sondern auch einer ganz außerordentlichen Interpretation des bekannten Sesamstraßen-Liedes: „Wer wie was, wieso, weshalb, warum, Verdis Pappkarton!“


    Beim Lesen habe ich Tränen gelacht… und mit Erstaunen festgestellt, dass auch ich zu diesen Falschhörern gehöre!

    Die Welt besteht aus Optimisten und Pessimisten. Letzlich liegen beide falsch,
    aber der Optimist lebt glücklicher.
    (Kofi Annan)