"To Marry an English Lord" - Gail MacColl

  • Keine deutschsprachige Ausgabe


    "When outdriving with his mistress,
    a gentleman places her at his left hand
    so that everyone he meets will know
    she is not his wife."




    Im "Downton Abbey"-Wahn habe ich dieses Buch entdeckt. So wie Cora Crawley, Countess of Grantham, gingen zwischen etwa 1877 und 1914 mehr als hundert amerikanische Erbinnen nach Groß-Britannien, um dort adelige, aber verarmte Männer zu heiraten. Hinter den sogenannten "Dollar-Prinzessinnen" stand häufig auch eine ehrgeizigen, um gesellschaftlichen Aufstieg bemühte Mutter. Die Ehe schien zunächst eine Situation zu sein, aus der beide Ehepartner ihren Nutzen ziehen konnten: Die amerikanische Erbin bekam einen Adelstitel und brachte dafür ein Vermögen mit in die Ehe, mit dem sich der englische Lord ein angenehmes Leben bereiten und seinen herrschaftlichen, aber maroden Landsitz aufrecht erhalten und renovieren konnte. Denn da der englische Lord an sich damals nicht arbeiten gehen konnte und eine Karriere in der Politik praktisch kein Geld brachte, gab es keine Möglichkeit für ihn, Geld herein zu bekommen. Insbesondere, wenn er nur ein zweiter oder dritter Sohn war, da aufgrund der Primogenitur nur der erstgeborene Sohn das Erbe antreten konnte. Das Buch beschreibt jedoch recht gut, mit welchen Schwierigkeiten, die amerikanischen Erbinnen - einmal in England angekommen - zu kämpfen hatten. Häufig fanden sie sich in einer lieblosen Ehe auf einem zugigen Landsitz wieder, und mussten sich erst mal eingewöhnen.


    Das Buch zeichnet ein detailliertes Bild des Viktorianischen Zeitalters und der Edwardischen Epoche und stellt auch insbesondere immer wieder den Kontrast zum Leben der amerikanischen Oberschicht und die unterschiedlichen Bräuche und Lebenseinstellungen heraus. Es enthält viele berühmte Namen, unzählige Anekdoten, eine Menge Gossip, eine Fülle an Details, wie der Alltag damals aussah, was man gegessen hat, wie man sich anzog, wie man wohnte, wie man den Tag verbrachte, wie man den vergnügungssüchtigen Prinz of Wales (später Edward VII) unterhielt, was die Aufgaben einer zukünftigen Herzogin sind und wie man sich in den häufig reinen Zweckehen zivilisiert mit Mätressen und Liebhabern arrangierte.


    Unterstützt wird das Ganze durch Fotos von großen Häusern und Personen, Gemälden, Zeitungsausschnitten, Einladungen, Rechnungen, allerlei Listen, Karrikaturen. Eingestreut sind auch immer wieder Benimmregeln, die man schon immer mal wissen wollte, wie zum Beispiel, dass der Gentleman seinen Haferschleim immer stehend aß.


    Ich habe die Kindle-Ausgabe gelesen und ein Nachteil dieser Ausgabe ist, dass die Abbildungen recht klein sind und in den eigentlichen Text eingestreut sind. Die zusätzlichen Informationen sind zwar durch Kästen, Vignetten und Kursivschrift optisch recht gut abgegrenzt, jedoch wird der Lesefluss immer wieder durchbrochen. Bei der Printausgabe wird jedoch auch von einigen Rezensenten kritisiert, dass das Buch so viele Abbildungen enthält, dass man gar nicht weiss, wohin man zuerst gucken soll.


    Das Buch ist recht unterhaltsam und spitzzüngig geschrieben, wobei es mir am Ende dann doch langsam auch reichte.


    Das Buch enthält zusätzlich noch einen Umfangreichen Anhang mit allen Erbinnen und ihren Gatten, sowie ein Literaturverzeichnis.


    Ich gebe mal 9 von 10 Eulenpunkten.


    Ich verlinke die Kindle-Ausgabe, weil die ISBN der lieferbaren Taschenbuchausgabe immer zu einer nicht lieferbaren Ausgabe führt.
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