Rezension zu "Justified": Bodo und Hati
... and it’s there that I read on a hillside gravestone
“you will never leave harlan alive”
(Darrell Scott)
.. doch Deputy US-Marshall Raylan Givens hat es scheinbar doch geschafft: er versieht seinen Dienst in Miami! Als er jedoch einen Gangster in aller Öffentlichkeit bei einem Pistolenduell („It was justified – He drew first!“) erschießt wird er versetzt – in seine alte Heimat Kentucky.
Und hier scheint es sehr wahrscheinlich das sich die Prophezeiung des Songs doch noch erfüllt. Neben den wöchentlich wechselnden Gegnern seiner Fälle als Deputy sind es vor allem die Mitglieder der Crowder Famile und ihrer Gang aus Kriminellen die ihm ans Leder wollen, besonders der undurchsichtige Boyd Crowder, ein alter Freund aus der Kohlemine bereitet ihm einiges Kopfzerbrechen.
Auch der Bennett-Clan will Raylans Kopf, als Resultat einer Fehde die bereits fast 100 Jahre Bestand hat. (Staffel II)
...und sein krimineller Vater macht ihm das Leben auch nicht gerade leichter, ganz zu schweigen von einer alten Highschoolfreundin, die sich in der Zwischenzeit nach Kentuckyart von ihrem Mann – einem Crowder - getrennt hat, und seiner Exfrau, die mit ihrem Mann ebenfalls in der Gegend zuhause ist.
Der Song irrt zwar in soweit als das man tatsächlich lebend aus Harlan rauskommt, allerdings kommt man scheinbar nicht auf Dauer davon weg. Und das ist sicherlich kein sehr tröstlicher Gedanke. Hier ist man entweder kriminell oder baut Kohle ab – so wie der junge Raylan seinerzeit, bevor seine „Tante“ Helen – die seinen Vater Arlo nach dem Tod seiner Frau geheiratet hat – ihn fortschickte.
Die Serie: Die Hauptfigur der Serie, Deputy US-Marshall Raylan Givens stammt aus der Feder von Elmore Leonard, welcher auch als Produzent an der Serie beteiligt war. Er starb im August 2013.
Auch wenn der „Wild-West“-Bezug der Hauptfigur von den Beteiligten in Interviews immer wieder zumindest heruntergespielt wird, ist es für den Zuschauer unzweifelhaft, dass Raylan Givens der Westernkultur entsprungen ist.
Sein Cowboyhut ist sein Markenzeichen, an welchem er immer und überall erkannt wird und welches in einer Folge der II. Staffel sogar missbraucht wird um ihn zu belasten.
Schon zu Beginn der Serie lässt er den „Bösen“ zuerst ziehen, bevor er ihn – da er schneller ist – erschießt, was er für vollkommen legitim hält.
Nur kurze Zeit später tritt er mit geholsterter Pistole auf einen mit einer teilgeladenen Schrotflinte bewaffneten Widersacher zu und fragt diesen, ob er wohl durchladen könne bevor der Marshall seine Pistole zieht....
Doch trotz seiner Coolnes und seiner scheinbaren Überlegenheit ist er keineswegs der übermenschliche Supermarshall, auch er macht Fehler, wird überrascht und seiner Waffe beraubt und in vielen Prügeleien hat er tatsächlich das Nachsehen. Er ist sehr gut in seinem Job, doch alles andere als unbesiegbar.
Und obschon er als Hüter des Gesetzes dem selben verpflichtet ist, hat er doch so manches Mal eine eigene Art dieses zu interpretieren – oder er scheißt drauf und tut das was „dem Richtigen“ aus seiner Sicht am nächsten kommt. Er ist seiner Heimat, seinen Wurzeln zu sehr verbunden als das er das ablegen könnte, und manchmal werden die Dinge eben auf „Givens-Art“ erledigt.
Raylan selbst muß sich hier eingestehen, dass er wohl doch mehr mit dem verhassten Vater gemein hat als er es sich wünscht.
Die erste Staffel setzt sich vorwiegend aus Einzelepisoden mit separaten Storys zusammen, der Zwist mit dem Crowderclan und die Verwicklungen von Raylans Vater in dessen Geschäfte werden zuerst nur angedeutet, bis sich der Konflikt erst gegen Ende der Staffel zuspitzt und auf den Showdown in der letzten Folge zusteuert.
Staffel II ist da mehr wie ein sehr langer Spielfilm angelegt, dessen Haupthandlungsstrang – der Konflikt mit dem Bennett-Clan, der alles beherrschenden Mutter mit ihren drei Söhnen - durch verschiedene Nebenepisoden unterbrochen wird.
Die ersten beiden Staffeln von „Justified“ tragen unverkennbar die Handschrift Elmore Leonards. Raylan Givens ist ein geistiger Nachfolger des Marshals aus dem Roman „Gangsterbraut“, dessen Credo, nur zu ziehen um zu töten in der ersten Folge der Serie von Raylan wiederholt wird. Und auch die Nebenfiguren könnten Verwandte anderer Leonardschen Figuren sein, ohne das damit angedeutet werden soll, dass der Autor hier von sich selber klaut.
Der Name „Elmore Leonard“ steht einfach als Markenzeichen für sich selbst.
Wer tatsächlich noch nicht weiß, was das bedeutet, hat hier die Gelegenheit es herauszufinden!
Es lohnt sich.