Ich bin ein begeisterter Fan von Lilith Saintcrow - ihre Jill Kismet und Lilith Saintcrow Serie vergöttere ich, die Jugendfantasy-Reihe, die sie als Lili St.Crow geschrieben hat, finde ich wenn auch nicht wow, so doch zumindest tolerabel.
Mit 'Taken' macht die Autorin, die sonst eher für knackig-spannende, nervenzerreißende und rasante UrbanFantasy bekannt ist, einen Ausflug ins romantische Genre. 'Taken' ist, wie das Cover schon andeutet, reinrassige Romantasy, das heißt, es geht in erster Linie um eine Liebesgeschichte. Sophie, die sich mühsam von ihrem gewalttätigen und grausamen Ex-Mann getrennt hat, hält sich noch immer vor ihm versteckt und fürchtet ständig, er könnte sie aufspüren. Sie kriegt ihr Leben nur mit Mühe auf die Reihe, lebt von der Hand in den Mund von einem bescheidenen Job und setzt all ihre Hoffnungen in eine Abendschul-Weiterbildung.
Zach ist der Alpha eines kleinen Werwolf-Rudels, das ums Überleben kämpft. Seit er und seine Geschwister bei einem Brand ihre Schamanin verloren haben, sind sie in der Gesellschaft der Paranormalen nichts mehr wert und müssen sogar fürchten, verfolgt und vernichtet zu werden.
Eines Abends, als Sophie mit ihrer besten Freundin in einen Club ausgeht, kommt es zu einem folgenschweren Zusammenstoß. Sie werden von einem Upir überfallen, vampirartigen Wesen, die die Erzfeinde von Zachs Art sind. Am Ende sind neben dem Upir auch Sophies Freundin und einer von Zachs Rudel tot, doch Zach gewinnt dafür etwas Neues: Sophie besitzt nämlich, ohne es selbst zu wissen, die Gabe, eine Schamanin zu sein, eine große Seltenheit. Zach nimmt sie kurzerhand mit auf ihre Flucht, in der Hoffnung, sie könnte dem Rudel wieder ein normales Leben ermöglichen. Sophie, in heller Panik, glaubt, dass Zach und seine Leute von ihrem Ex-Mann geschickt wurden, um sie gewaltsam zurückzuholen. Sie hat nur Flucht im Kopf - doch jemand ist hinter ihr her und nur Zach kann ihr Leben beschützen.
Natürlich fühlt sich Zach vom ersten Moment an von Sophie angezogen und erkennt in ihr eine Art Seelengefährtin, dafür bestimmt, seine Partnerin zu sein. Neben der Herausforderung, die Identität von Sophies Verfolgern aufzudecken, kreist der Roman also vor allem auch darum, wie Sophie und Zach sich einander annähern. Es entwickeln sich ein paar schöne, romantische Momente, die zum Glück nie ins Lächerliche kippen, weil sie immer noch glaubwürdig in die Rahmenhandlung eingebunden sind. Auf ausufernde Bettszenen wird verzichtet.
In Sachen Spannung reicht 'Taken' nicht ganz an die anderen Romane der Autorin heran, ist aber für das Genre durchaus gut gelungen. Beide Protagonisten schlagen sich mit inneren Dämonen herum - Sophie mit ihrer Belastung aus der gewalttätigen Ehe und Panik vor körperlicher Gewalt, Zach mit Schuldgefühlen, dass er seinen Cousin, der beim Upir-Angriff starb, hätte retten müssen.
Alles in allem ist das Buch durchaus unterhaltsam und spannend und macht Spaß beim Lesen. Die Autorin hat einen griffigen, schön zu lesenden Schreibstil, der allzu verheerendes Abdriften in Kitschabgründe verhindert. Wer also auf UrbanFantasy mit starkem Romantik-Touch steht, oder sich Romantasy wünscht, bei der es auch mal etwas packender und actiongeladener zugeht, ist hier richtig.
Mit kleinen Abstrichen durchaus empfehlenswert!