Tom Rob Smith - Ohne jeden Zweifel

  • Ich kannte von Tom Rob Smith die Leo-Demidow-Reihe ( welche mir sehr, sehr gut gefallen hat ) und war von daher wirklich gespannt auf sein neues Buch "Ohne jeden Zweifel".


    Nachdem ich dieses nun gelesen habe, kann ich sagen, dass man es keinesfalls mit den Demidow-Büchern vergleichen sollte.
    "Ohne jeden Zweifel" hat meiner Meinung nach einen komplett anderen Schreibstil und Aufbau der Geschichte.
    Das hat mich am Anfang kurz irritiert - aber dann hat mich das Buch schnell gepackt.
    Ich konnte mich sehr gut in diese verwirrende Situation hineinversetzen, in der Daniel so unvermittelt gelandet war.
    Wie soll man reagieren, wenn man einen Anruf des Vaters erhält und dieser einem mitteilt, dass die Mutter sich wohl in einer psychischen Ausnahmesituation befindet und aus dem Krankenhaus geflüchtet sei.................wohl auf dem Weg zu ihm.
    Und kurz darauf die Mutter vor ihm steht und ihm eine absolut verwirrende Geschichte erzählt und auch den Vater beschuldigt, ihr nach dem Leben zu trachten.
    Was macht man da als Sohn? Wem glaubt man? Wie geht man mit dieser Situation um?


    Ein Großteil des Buches besteht aus den Erzählungen von Tilde, der Mutter. Dieser Teil ist vielleicht einen Tick zu lange ausgelegt, da wäre etwas weniger eventuell mehr gewesen.
    Am Schluss klärt Daniel dann das Drama um seine Mutter auf - und da gab es zumindest für mich schon noch eine Überraschung.


    Ich konnte mich mit dem "neuen" Tom Rob Smith gut anfreuden und bin schon auf sein nächstes Buch gespannt.


    "Ohne jeden Zweifel" bekommt von mir 8 von 10 Punkten.

  • x Autor: Tom Rob Smith
    x Übersetzerin: Eva Kemper
    x Titel: Ohne jeden Zweifel
    x Originaltitel: The Farm
    x Genre: Psychothriller
    x Erscheinungsdatum: 14. Oktober 2013
    x bei Manhattan
    x 384 Seiten
    x ISBN: 3442546788
    x Erste Sätze: Bis zu dem Anruf war es ein ganz normaler Tag gewesen. Ich ging mit Einkäufen beladen zu meiner Wohnung gleich südlich der Themse in Bermondsey. Es war ein drückend heißer Augustabend, und als das Handy klingelte, überlegte ich, es einfach zu ignorieren, weil ich nur noch nach Hause und duschen wollte.

    Klappentext:

    Ich bin nicht verrückt.
    Ich brauche keinen Arzt.
    Ich brauche die Polizei.

    Für Daniel ist die Nachricht ein Schock: Seine Mutter, die seit Kurzem mit ihrem Mann in Schweden lebt, wurde in die Psychiatrie eingeliefert. Tilde leide unter Wahnvorstellungen, behauptet Daniels Vater. Doch Tilde selbst, die aus Schweden zu ihrem Sohn nach London flieht, erzählt eine ganz andere Geschichte. Eine von vertuschten Verbrechen in einer eingeschworenen kleinen Gemeinschaft und vom Verschwinden einer jungen Frau. Doch niemand will ihr glauben. Nun ist Daniel ihre letzte Hoffnung. Wenn auch er an ihrem Verstand zweifelt, ist alles verloren.

    Rezension:

    Von Tom Rob Smith’ “Ohne jeden Zweifel” sprach mich direkt auf den ersten Blick das Cover an. Die vielen kleinen Polaroidfotos zeigen den Hof in Schweden, der eine große Rolle spielen wird und man kann die Fotos an den Stellen, an denen sie augenscheinlich überlappen ertasten, als wären sie echt und nur aufgeklebt.

    Ich habe vor längerer Zeit das Debüt des Autors, “Kind 44″, gelesen und obwohl mir die Geschichte damals gefallen hat, hatte ich den Schreibstil als eher zäh in Erinnerung – dies ist bei “Ohne jeden Zweifel” aber nicht so. Durch den Anruf von Daniels Vater erfährt der Leser ziemlich schnell die wichtigsten Eckpunkte, die durch den darauf folgenden Anruf von Daniels Mutter vervollständigt werden.

    Sobald Tilde bei ihrem Sohn in London angekommen ist, übernimmt sie ungefähr die Hälfte der Erzählung, die vorher nur aus Daniels Sicht geschildert wurde. Sie sagt ihm nicht sofort was los ist, sondern möchte ganz von Anfang an erzählen, damit er jedes kleine Detail kennt und ihr dann glaubt, wie sie hofft – denn in Schweden wurde ihr nicht geglaubt und Daniels Vater brachte sie in eine Psychiatrie.

    Die Stellen an denen Tilde erzählt, haben einen Seiteneinzug und sind somit gut von der Gegenwart zu unterscheiden – denn sie fängt wirklich ganz von vorne an, an dem Zeitpunkt, als sie und ihr Mann auf einen Hof nach Schweden zogen um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Schon schnell merkt der Leser, dass mit den Bewohnern des Nachbarhofes, allen voran Håkan, etwas nicht stimmt. Er scheint Tilde zu hassen… Wie von einem anderen Stern hingegen wirkt in der Einöde und Gastunfreundlichkeit Håkans dunkelhäutige Adoptivtochter. Aber auch sie verhält sich sehr seltsam, oftmals wie auf Drogen und schließlich ist sie verschwunden und niemand macht sich ernsthaft auf die Suche nach ihr. Tilde vermutet dahinter eine Verschwörung, an der auch ihr Mann Chris beteiligt ist und ermittelt auf eigene Faust – doch wie gesagt: Niemand glaubt ihr und sie wird als verrückt abgestempelt.

    Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen und fand vor allem Tildes Parts im Buch wahnsinnig spannend. Unbewusst versuchte ich die ganze Zeit selbst, die Puzzlestücke zu einem stimmigen Bild zusammenzubauen. Als weiteres Stück kommt dann auch noch eine schlimme Geschichte aus ihrer Kindheit hinzu, von der ich lange Zeit nicht wusste, was ich nun davon halten sollte – die Auflösung gibt es erst ziemlich am Ende des Buches, genau so wie die Auflösung des Falls um Håkans Tochter.

    Zu empfehlen ist “Ohne jeden Zweifel” allen Lesern, die Thriller mögen, in denen sich erst nach und nach ein Bild zusammensetzt, die gerne miträtseln und nicht zwingend ein blutiges Gemetzel brauchen, um auf ihre Kosten zu kommen.

    Fazit:

    Eine packende, spannende Geschichte, die den Leser so lange fieberhaft miträtseln und das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt, bis er die Auflösung schwarz auf weiß lesen kann.

    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

  • Ich habe das Buch als Remittendenexemplar vom Wühltisch geklaubt, weil der Klappentext vielversprechend klang ...
    Leider gefällt es mir überhaupt nicht. Ich habe etwa zwei Drittel gelesen, und mir kommt es so vor, als sei die ganze erste Hälfte für die Füße. Dieses "Gespräch" zwischen Mutter und Sohn ist derart unnatürlich, dass das Lesen keinen Spaß macht. Ich kann verstehen, dass der Autor Wert darauf legt, die Geschichte chronologisch und geordnet darzubieten, aber dann hätte er erzähltechnisch einen anderen Weg finden sollen als den Rahmen des Gesprächs. Auch das merkwürdige Druckbild mit den Einrückungen für den Part der Mutter und vor allem die Winzkapitel stören mich gewaltig.
    Ich hoffe, dass da noch was kommt, aber im Prinzip interessiert mich nur noch, wie die Mutter auf das "Geheimnis" des Sohnes reagiert. Naja, wahrscheinlich so gut wie gar nicht, sie hat ja genug eigene Sorgen ...
    Ich werde es noch auslesen, aber dann wandert es sofort in den Offenen Bücherschrank.