Tom Rob Smith - Ohne jeden Zweifel

  • Kurzbeschreibung:
    Für Daniel ist die Nachricht ein Schock: Seine Mutter, die seit einigen Monaten mit ihrem Mann in Schweden lebt, wurde in die Psychiatrie eingeliefert. Tilde leide unter Verfolgungsangst und Wahnvorstellungen, behauptet Daniels Vater. Doch Tilde selbst, die aus Schweden zu ihrem Sohn nach London flieht, erzählt eine ganz andere Geschichte. Eine von vertuschten Verbrechen in einer eingeschworenen kleinen Gemeinschaft und dem Verschwinden einer jungen Frau in jener abgelegenen Gegend Schwedens. Doch niemand will ihr glauben. Nun ist Daniel ihre letzte Hoffnung. Tilde schildert ihm die Ereignisse der vergangenen Monate, immer in der Angst, dass auch er an ihrem Verstand zweifeln könnte …



    Über den Autor:
    Tom Rob Smith wurde 1979 als Sohn einer schwedischen Mutter und eines englischen Vaters in London geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte in Cambridge und Italien und arbeitete anschließend als Drehbuchautor. Mit seinem Debüt "Kind 44" gelang Tom Rob Smith auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Er wurde u. a. mit dem Steel Dagger ausgezeichnet, für den Man Booker Prize nominiert und bisher in 26 Sprachen übersetzt


    Meine Meinung:
    Mit ‚Ohne jeden Zweifel‘ hat T. R. Smith in einen gänzlich anderen Stil geschrieben, wenn man es mit seiner Reihe um Leo Demidow vergleicht.


    Hier spielt er mit dem Leser. Läßt sie nur das wissen, was auch Daniel, Tildes Sohn, weiß. Und so rätselt der Leser mit Daniel mit. Was ist mit der Mutter? Ist sie wirklich Opfer einer Verschwörung oder ‚nur‘ verwirrt, so wie der Vater behauptet.


    Daniel ist nicht zu bemitleiden. Muss er doch mit den einseitigen Informationen, die er von der Mutter hat, entscheiden.


    Mir hat diese Art der Erzählung gut gefallen. Denn daraus besteht das Buch, aus den Schilderungen der Mutter. Action und Blut erwartet man hier vergeblich. Aber das Buch kommt auch ohne aus.


    Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung und 8 Punkte.


    Ein wenig schwer tue ich mich hier mit dem Genre Thriller. Bei Amazon ist das Buch als solcher ausgewiesen, für mich gehört er da nicht hinein.

  • Der Engländer Daniel wird von der Nachricht überrascht, dass seine Mutter Tilde vom Vater in die Psychatrie eingewiesen wurde. Daniels Eltern hatten ihre Gärtnerei in London aufgegeben und sich als Alterssitz in Tildes Heimat Schweden einen Hof gekauft. Daniel leidet seinen Eltern gegenüber unter einem extrem schlechten Gewissen. Er hätte längst nach Schweden zu Besuch fahren und endlich offen mit den Eltern über seine Homosexualität sprechen sollen. Tilde gelingt die Flucht aus der Psychiatrie zu Daniel nach London. Wie eine Getriebene berichtet sie ihrem Sohn von einer Verschwörung gegen sie und ihren Mann an ihrem neuen Wohnort und von einem verschwunden Mädchen.Tildes mitgebrachte Aufzeichnungen und Beweismittel dokumentieren ihre Angst, für verrückt erklärt zu werden. Daniels Mutter kämpft gegen die Zeit und darum, dass Daniel ihr glaubt und die Entscheidung seines Vater für falsch hält. Tildes sonderbare Erzählungen könnten auf eine durch traumatische Kinheitserlebnisse hervogerufene Psychose deuten, ebenso ihre Furcht vor der Psychiatrie. Daniel befindet sich in einer bedrückenden Situation, weil er bisher völlig ahnungslos über die Lebensumstände seiner Eltern in Schweden war. Solange er sich nicht an Ort und Stelle über die Geschehnisse informieren und direkt mit dem Vater sprechen kann, muss Daniel seiner Mutter glauben. Sie will offenbar genau diese Begegnung verhindern und lässt ihren Sohn keine Minute aus den Augen. Über Daniels Meinung zu den Ereignissen erfährt man zunächst wenig und kann als Leser nur schwer einschätzen, ob er seiner Mutter glaubt oder sie - wie sein Vater - für psychisch krank hält. Das ganze Buch hindurch habe ich mich gefragt, wer hier manipuliert und wer manipuliert wird. Mit den zunehmenden Widersprüchen in Tildes Aussagen (ob Daniel sie wahrnimmt, bleibt lange offen) legt Tom Rob Smith geschickt Fährten aus, die den Leser der Auflösung seines Psychothrillers entgegenfiebern lassen.


    In die für Daniel belastende Situation konnte ich mich trotz der sparsamen Darstellung dieser Figur gut hineinversetzen. Obwohl ich kein Liebhaber sehr kurzer Kapitel mit großzügigem Leerraum dazwischen und schwer leserlicher Kursivschrift bin, fand ich Tom Rob Smiths Charakterisierung einer psychisch belasteten Figur äußerst spannend und ausgezeichnet recherchiert.


    8 von 10 Punkten

  • Ich konnte mich mit dem Buch nicht anfreunden, es nervte mich, tut mir leid!
    Vielleicht war meine Erwartung zu groß, etwas Ähnliches wie das mir gut gefallen habende "Agent 6" zu lesen, vielleicht war es auch einfach nicht die richtige Zeit für dieses Buch. Oder ich war nach der "Champagnerkönigin"- und der "Im Dunkel der Schuld"-Leserunde, die mich beide total mitrissen, noch zu sehr mit Höchsterwartung voreingenommen.
    Fakt ist: Die Erzählung ebenso wie die Erzählweise von Tilde, der Mutter des Protagonisten Daniel, konnten mich irgendwie nicht erreichen. Wenn ich das jetzt näher begründete, verriete ich zuviel von der Geschichte.
    Auch deren Auflösung überzeugte mich nicht.
    Pluspunkt: Nachgedacht und diskutiert habe ich über die Geschichte, also ist sie nicht spurlos an mir vorüber gegangen.
    Vielleicht gebe ich dem Buch ja irgendwann eine weitere Chance.
    Dem Autor auf jeden Fall.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    ch konnte mich mit dem Buch nicht anfreunden, es nervte mich, tut mir leid! Vielleicht war meine Erwartung zu groß, etwas Ähnliches wie das mir gut gefallen habende "Agent 6" zu lesen, vielleicht war es auch einfach nicht die richtige Zeit für dieses Buch. Oder ich war nach der "Champagnerkönigin"- und der "Im Dunkel der Schuld"-Leserunde, die mich beide total mitrissen, noch zu sehr mit Höchsterwartung voreingenommen. Fakt ist: Die Erzählung ebenso wie die Erzählweise von Tilde, der Mutter des Protagonisten Daniel, konnten mich irgendwie nicht erreichen.


    Ich muss mich dieser Meinung zu 100 % anschließen.


    Von Anfang an habe ich den Erzählungen der Mutter nicht geglaubt, empfand ihre hartnäckige Forderung sie müsse alles von Anfang an der Reihe nach erzählen als krankhaft oder doch zumindest unrealistisch. Am Ende kommt ihr Sohn zum gleichen Ergebnis wie ich, dass ihr Bericht lücken- und sprunghaft war und ihre Schlussfolgerungen nicht nachvollziehbar. Leider hat mir das den Lesegenuss genommen. Der Erzählstil hat mich auch genervt und ich fand es überhaupt nicht spannend.
    Und vielleicht auch deshalb so sehr, weil die zwei vorhergehenden "Das Haupt der Welt" und "Das Licht zwischen den Meeren" zwei Highlights waren und ich das Gefühl hatte, meine Lesezeit zu verschwenden.


    Ich habe am Schluss kaum mehr gepostet, da ich teilweise quergelesen habe.
    Auch ich habe mir gedacht es wäre ein Thriller wie die Vorgänger, die ich teilweise kenne und Thrill sucht man hier leider vergeblich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Daniel bekommt eine Nachricht von seinem Vater, dass seine Mutter in die Psychiatrie eingeliefert wurde und unter Wahnvorstellungen leidet. Seine Eltern leben seit kurzem in Schweden und er ist von der Nachricht geschockt. Plötzlich steht seine Mutter vor der Tür. Sie ist von Schweden zu Daniel nach London geflohen und erzählt eine ganz andere Geschichte. Von einem vertuschten Verbrechen, einer verschwundenen jungen Frau und einer eingeschworenen kleinen Gemeinschaft. Keiner will ihr glauben und Daniel ist ihre letzte Hoffnung.


    Schon nach den ersten Zeilen hatte das Buch für mich eine Sogwirkung. Zum einen wird man gleich in das Geschehen hineingeworfen. Zum anderen wegen der kurzen Kapitel. Da ich ein Kapitelleser bin, verführte es mich immer dazu noch ein weiteres zu lesen. Zwar berichtet die Mutter nur aus ihrer Sichtweise, aber ich rätselte immer mit, wer denn nun recht hat, die Mutter oder doch der Vater ?! Vor allem war ich neugierig wie die Geschichte weiter geht. Das Ende hatte noch ein paar Überraschungen für mich parat, mit denen ich so nicht gerechnet hatte.


    Das einzige was mich gestört hat, waren die großzügigen Leerräume auf fast jeder Seite.


    Ich vergebe 9 Punkte.

  • Ich bin auch etwas zwiegespalten, wie ich dieses Buch beurteilen soll. Es beginnt recht spannend, aber schnell wird Tildes Erzählung etwas anstrengend. Ich empfand es als schade, das der Autor fast ausschließlich aus Tildes getrübtem Blickwinkel erzählt und sie sehr ausschweifend und in einer eher unnatürlich wirkenden Art erzählen lässt. Ich hätte mir gewünscht, das es hier Straffungen gegeben hätte und mehr ausserhalb Tildes Erzählung geschehen wäre. So bleiben alle Figuren blass, da man fast das ganze Buch nur Tildes Sicht auf Menschen und Geschehnisse sieht.


    Trotz allem lässt sich das Buch gut weglesen. Ich war schon gespannt, wie es ausgeht. Das Ende ist stimmig, aber es geht dann auch alles irgendwie sehr schnell. Ich bin nicht wirklich begeistert aber auch nicht enttäuscht. Es ist einfach ein Buch, das etwas sperrig und eigenwillig ist.

  • Inhalt:
    Daniel ist fassungslos. Seine Mutter wird in die Psychiatrie eingeliefert, weil sie angeblich an Wahnvorstellungen leidet, wie der Vater behauptet. Dabei waren seine Eltern in das ferne Schweden gezogen, um in der alten Heimat der Mutter einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen. Überraschenderweise taucht nach kurzer Zeit seine Mutter bei ihm daheim in London auf und behauptet völlig gesund zu sein, sie wäre einem Verbrechen auf die Spur gekommen, er soll sie vor ihrem eigenen Ehemann und einer Gruppe von Männern schützen, die zu allem fähig seien. Daniel ist ihre letzte Hoffnung, denn niemand will ihr die Geschichte über eine verschwundene junge Frau glauben, deren Geheimnis nicht einmal die Mutter selbst genau zu kennen scheint. Ihre Feinde befinden sich bereits auf dem Weg...


    Meinung:
    Tom Rob Smith entwirft in seinem Psychothriller „Ohne jeden Zweifel“ eine Familiengeschichte voller Lügen, Intrigen und Verrat. Nichts ist wie es scheint, so sind seine Eltern hauptsächlich nach Schweden gezogen, weil sie dort die Lebenshaltungskosten herunterfahren konnten und glaubten sich von einem Bauernhof schon irgendwie ernähren zu können, nachdem das angesparte Geld für das Alter durch Immobiliengeschäfte verloren gegangen war. Von Daniels verschwiegener Homosexualität einmal ganz zu schweigen. Zu Beginn entwickelt sich das Buch zu einem echten Pageturner. Der Autor erzählt rasant seinen Spannungsaufbau, entwirft interessante Charaktere, deren Schicksale sich in einem fulminanten Finale glaubhaft auflösen.


    Leider wird Daniel über weite Strecken zum Stichwortgeber und Statisten degradiert, der die nicht immer nachvollziehbare Geschichte von Mutter Tilde glauben oder nicht glauben kann. So ähnlich geht es dem Leser auch, er gerät zwischen die Fronten einer ausgeklügelten Story, die gegen Mitte des Buches leicht dahin dümpelt, ohne wirklich unterzugehen. Rätsel über Rätsel türmen sich auf. Größtes Manko ist die inhaltlich etwas aufgeblasene Allerweltsstory, aus der nichts sichtbar Neues herausgeholt wird. Das Thema ist ziemlich ausgelutscht und keineswegs originell. Zudem ist die die Aufzeichnungserzählperspektive der Mutter bisweilen ermüdend, weil stark ausgewalzt. Als versuche der Autor den Konflikt künstlich in die Länge zu ziehen.


    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Mir hat das Buch grundsätzlich gefallen. Es hat alles, was einen soliden Psychothriller ausmacht- Traumata, überraschende Wendungen und durchgeknallte Landeier. Insgesamt also ein gutes Buch mit leichten Schwächen.

  • Titel: Das Leben ist voll von Zweifeln


    Bevor man beginnt „Ohne jeden Zweifel“ zu lesen sollte man wissen, dass der Krimi (als Thriller kann man den Roman nicht wirklich bezeichnen) völlig anders ist als die Bücher um Leo Demidow, sonst wird man am Ende enttäuscht sein.


    Daniel erfährt von seinem Vater Chris, dass Mutter Tilde krank ist und dringend Hilfe benötigt. Was ist nur mit seiner Mutter los? Wenig später ist Tilde von Schweden nach London gereist, um ihre Geschichte zu erzählen. Ist ihr Sohn ihre letzte Rettung vor dem Feind?


    Der Autor beschreibt uns die Ereignisse, die zu Tildes Einweisung führten ausschließlich anhand von Tildes Schilderungen. Daniel und Tilde unterhalten sich und dabei berichtet sie in allen Einzelheiten von den Ereignissen in Schweden, die beinahe einem Monolog gleichen.


    Der neugierige Leser wird von einer falschen Fährt auf die nächste geführt und man fragt sich einfach: Wo soll das Ganze bloß enden? Immer mehr Verdachtsmomente werden gestreut und Wendungen zeichnen sich ab und fast glaubt man, dass es keine Auflösung des Falls mehr geben wird, doch seid beruhigt, die gibt es. Am Ende werden alle Fäden der Geschichte zu einem schlüssigen Ende zusammengeführt, das mich erstaunte und positiv überraschte.


    Der Krimi kommt ohne Blutvergießen oder Gewalt aus, Spannung wird allein durch die psychischen Ängste Tildes geschürt.


    Lang habe ich überlegt wie gut mir dieses Buch nun gefallen hat und komme zu dem Abschluss, dass es mir trotz der teils verwirrenden Story gut gefallen hat, denn ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen und wollte einfach wissen wie es ausgeht.


    Fazit: Wenn man das Buch losgelöst von der Leo Demidow Reihe betrachtet, dann ist es ein solider Krimi, der gut zu unterhalten weiß, daher kann ich getrost meine Leseempfehlung aussprechen.


    Bewertung: 7,5/10 Eulenpunkte

  • Meine Meinung:
    Daniel lebt in London, seine Eltern sind vor kurzer Zeit nach Schweden gezogen. Eines Tages bekommt er von seinem Vater einen Anruf, dass seine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde, weil sie angeblich paranoid sei. Daniel möchte sofort nach Scheden reisen, allerdings erfährt er dann, dass seine Mutter auf dem Weg zu ihm ist, damit sie ihm die ganze Geschichte erzählen kann. Denn ihrer Meinung nach ist ein Verbrechen verübt worden...


    Der Auftakt des Buches ist toll gemacht. Es gibt kein langes Vorgeplänkel, sondern man ist sofort mitten im Geschehen. Man erfährt auch relativ zeitnah, dass Daniel schwul ist, was bei einem Thriller-Hauptprotagonisten schon selten der Fall ist. Allein dadurch gibt es dem Buch eine interessante Note. Zusätzlich ist die Story mit einigen Lügen gewürzt; sowohl seitens der Eltern, als auch von Daniels Seite her. Von einigen erfährt zumindest der Leser relativ am Anfang, andere werden erst später aufgedeckt.


    So spannend, wie das Buch begonnen hat, geht es auch weiter. Man kann das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Man möchte einfach erfahren, was denn nun passiert ist und was für ein Verbrechen verbrochen wurde. Leider erfährt man nur, was aus Daniels Mutter Sicht passiert sein soll. Dadurch kamen einige Längen im Buch auf, weil den Großteil des Buches die Mutter ihre Geschichte erzählt. Eine andere Sicht wäre auch mal interessant gewesen. Dennoch möchte man als Leser gerne erfahren, was an der Geschichte von Tilde, Daniels Mutter, dran ist. Die kurzen Kapitel helfen aber dabei immer noch ein Kapitel weiter zu lesen.


    Nur am Ende des Buches reist Daniel selber nach Schweden, um die Wahrheit heraus zu finden.


    Von den Persönlichkeiten der Charaktere erfährt man leider nicht allzu viel. Am meisten bekommt man noch was von Tilde mit, aber selbst von Daniel erfährt man kaum was. Es ist schade, wenn man von den Charakteren so wenig mitbekommt. Dafür gibt es einige Wendungen in dem Buch, besonders zum Ende hin, als die Auflösung naht.


    Insgesamt ist es ein toller Thriller, mit einem etwas anderen Aufbau und ein paar kleinen Schwächen. Dafür wird man auf eine Reise mitgenommen, auf der man sich fragen muss: Leidet die Mutter nun an einer Psychose oder ist wirklich ein Verbechen geschehen?


    Von mir bekommt das Buch 8 von 10 Punkte.

    aktuelles Buch: Das Haus der bösen Träume :lesend

    2024 gelesen: 92 Bücher:traeumer37.428 Seiten

    SuB: 2.849:flieger

  • Ich überspringe den Inhalt (der wurde ja nun hinreichend erläutert) und lande gleich bei meiner Meinung.


    Die kurzen Kapitel kamen meinen Lesevorlieben sehr entgegen, ich mag das. Aber dadurch gab es auch viele "leere halbe Seiten" und "so viel Buch" war es dann schlussendlich nicht.....


    Die Erzählperspektive war recht einseitig, was ich aber nicht als "unschön" empfand, allein der Stil war mir zu "klinisch, manchmal pedantisch und doch auch schon leicht aggressiv". Gefallen hat mir, dass man überhaupt nicht wusste, worauf das alles hinauslaufen könnte und so wollte ich durchaus immer weiterlesen. Ich hatte also "jede Menge Zweifel" an Allem und das macht ein gutes Buch ja aus ...
    (in die Kategorie Thriller gehört es für mich aber nicht unbedingt).....


    Ich habe einzig Kritik am Ende mit der "Auflösung/Erklärung" des Ganzen...augenscheinlich mag es "logisch" sein, aber die Einordnung passt für mich nicht.

    Aber das ist vielleicht auch nur für mich persönlich so und andere haben diese Kritikpunkte gar nicht .


    Insgesamt also: Ich wurde gut unterhalten, ABER die "Aufklärung" enttäuschte mich und somit wohl die "Grundidee" des Buches.......
    Deshalb von mir nur 6 Punkte.


    Grüsse
    Andrea


    Edit: Ich habe zwei Sätze gespoiliert, wer das Buch noch nicht gelesen hat, möchte das sicher nicht vorher wissen. LG JaneDoe

  • Daniel, 29 Jahre, schwul, lebt in London bei seinem Lebensgefährten Mark. Seinen Eltern ist dieser Lebenswandel bisher unbekannt. Sie haben sich vor einiger Zeit zur Ruhe gesetzt und aus diesem Anlaß ein altes Bauernhaus in Schweden gekauft. Daniel bekommt jetzt einen aufgeregten Anruf seines Vaters, daß er Tilde, die Mutter, in die Psychiatrie einliefern lassen musste. Daniel besorgt sich sofort das nötige Geld, um dorthin zu fliegen. Bevor es dazu kommt, hat sich die Mutter selbst aus dem Krankenhaus entlassen und taucht in London auf. Sie berichtet nun äußerst detailliert ihre Version der Geschichte und Daniel bleibt nichts anderes übrig, als ihr bis zum bitteren Ende zuzuhören. Es ist eine wilde Story über Verschwörung, Ausgrenzung, Demütigung und vertuschten Verbrechen, die die Mutter da vor ihm ausbreitet. Sie lässt sich in ihren Ausführungen auch nicht unterbrechen und legt ihm immer wieder Beweise für ihre Behauptungen vor. Kurz bevor sie mit dem Erzählen der Geschichte fertig ist, trifft der Vater mit einem befreundeten Arzt in London ein und nun ist es an Daniel herauszufinden, wer die Wahrheit erzählt oder besser gesagt, was die Wahrheit ist.


    Der Autor hat sehr ungewöhnlich mit diesem schwulen Protagonisten begonnen, der sich das Leid seiner Mutter anhören muß. Es gehörte schon Geduld dazu, die Story in ihrer Langatmigkeit bis zum Ende zu verfolgen. Die einzelnen Figuren wurden eher oberflächlich beschrieben, die Mutter ging etwas in die Tiefe. Bei Daniel fühlte sich der Leser angesprochen mitzurätseln, was nun tatsächlich hinter dem Ganzen steckt. Man konnte auch den Druck spüren unter dem er steht. Einerseits musste er die Mutter bis zum Schluß anhören und andererseits stand der Vater quasi vor der Türe. In dieser Situation sollte er nun die richtige Entscheidung treffen. Im letzten Viertel des Buches legte dann das Tempo zu und es wurde für mein Verständnis zuviel hineingepackt.


    Das Buch liest sich zügig durch die kurzen Kapitel, aber so richtig begeistern konnte es mich nicht.

  • Daniel, von allen (außer seinen Eltern) Dan genannt, lebt in einer Familie, in der anscheinend alle Geheimnisse voreinander haben, um nur ja kein Familienmitglied emotional zu belasten.


    Zu Beginn der Geschichte erhält Daniel einen Anruf von seinem Vater. Seine Mutter sei krank, psychisch krank und Daniel, der einen Besuch bei seinen Eltern schon ewig vor sich herschiebt, beschließt, so schnell wie möglich nach Schweden zu reisen, um sich selbst ein Bild zu machen und seinem Vater beizustehen. Allerdings kommt es soweit gar nicht. Am Tag der geplanten Abreise landet nämlich Tilde, Daniels Mutter, selbst in London, um ihrem Sohn eine haarsträubende Verschwörungsgeschichte zu erzählen.


    Das Buch von Tom Rob Smith ist auch so aufgebaut, dass wir, zusammen mit Daniel, Tildes Erzählungen folgen. Sie erzählt eine Geschichte über Missbrauch, Verrat, dunkle Geheimnisse in einer kleinen Gemeinde in Schweden, ihrem Heimatland und all dies in einer peinlich kleinlichen Genauigkeit, dass sich die Geschichte für mich doch ein bisschen in die Länge gezogen hat. Ich fand "Ohne jeden Zweifel" nicht schlecht - sechs von zehn möglichen Eulenpunkten würde ich auf jeden Fall vergeben, aber die Handlung hätte nicht so arg gestreckt sein müssen.


    Das Ende der Geschichte habe ich nicht kommen sehen - ein eindeutiger Pluspunkt für Autor und Geschichte, wie ich finde. Auch den Schreibstil von Tom Rob Smith mag ich - wäre dies anders, wäre mein Gesamturteil auch nicht so positiv ausgefallen. Die Geschichte konzentriert sich im Wesentlichen auf Daniel und seine Mutter; die anderen Charaktere der Geschichte bleiben etwas blass und ihnen fehlt meiner Meinung nach die Tiefe. So ist Daniels Lebensgefährte Mark irgendwie nur dazu da, um dem finanziell nicht so gut gestellten Daniel Hotelrechnung, Flugkosten etc. zu bezahlen und sein Appartment als Handlungsort für Tildes Erzählungen zur Verfügung zu stellen.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Ohne jeden Zweifel


    Inhalt:
    Daniel lebt mit seinem Freund zusammen, seine nach Schweden verzogenen Eltern wissen nichts von der Beziehung des Sohnes. So findet er auch immer Ausreden, um den längst fälligen Besuch nicht anzutreten, denn er scheut sich, ihnen sagen, dass er schwul ist.
    Da bekommt er einen Anruf des Vaters, die Mutter ist schwer psychisch erkrankt. Daniel möchte nun endlich nach Schweden fliegen um zu helfen, doch dazu kommt es nicht. Seine Mutter, die sich selbst aus der Klinik entlassen ließ, kommt zu ihm nach England und was sie ihm erzählt, bringt sein Weltbild ziemlich ins schwanken.
    Ist die Mutter krank oder kam sie einem ungeheurem Komplott auf die Spur? Als sein Vater eintrifft, muss Daniel sich entscheiden, wem er glaubt


    Meine Meinung:


    Ich hätte mir allerdings gewünscht, mehr über Mark zu erfahren, Daniels Lebenspartner, der sich in jeder Beziehung um Daniel kümmert aber ansonsten völlig im Hintergrund bleibt. Daniels Spurensuche in Schweden passte irgendwie nicht ganz zu dem Bild, das ich mir vorher von ihm gemacht habe.
    Ich gebe 8 von 10 Eulenpunkten

  • Für Daniel ist es ein Schock, als er erfährt, dass seine Mutter Tilde wegen Wahnvorstellungen in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Das behauptet zumindest sein Vater. Tilde aber, die mit ihrem Mann in Schweden lebt, flieht zu Daniel nach London und erzählt eine ganz andere Geschichte.
    So handele es sich hier um eine große Verschwörung, die das Verschwinden eines Mädchens mit sich bringe und in die Daniels Vater involviert sei.
    Niemand glaubt Tilde und ihr Sohn ist ihre letzte Hoffnung. Kann sie ihn überzeugen oder wird sie in der Psychiatrie landen?
    Von Tom Rob Smith habe ich bisher die Leo Demidow-Trilogie gelesen, die mir insgesamt gut gefallen hat.
    Auf sein neues Buch „Ohne jeden Zweifel“ war ich deswegen schon sehr gespannt, unterscheidet es sich doch thematisch komplett von der Trilogie.
    Zunächst war ich auch sehr begeistert von Smiths neuestem Werk. Sein Schreibstil ist gewohnt fließend und die erste Hälfte des Buches ließ sich auch zügig lesen, wobei ich nicht weiß, ob das eher an der großen Schrift und den großzügigen Absätzen liegt.
    Tilde erzählt ihre Geschichte und bis kurz vor Schluss ist Daniel auch eher eine Randfigur.
    Seine Mutter will ihn natürlich von ihrer Geschichte überzeugen und obwohl ich mir nie sicher war, ob sie die Wahrheit sagt oder nicht, fand ich ihre teilweise paranoiden Schilderungen mit der Zeit sehr anstrengend. Ihre „Beweise“ wirkten lächerlich und ihrer Erzählung ging nach der Hälfte die Luft aus, da ihre Beweisführung teilweise wirr und unglaubwürdig war.
    Der letzte Teil mit Daniel und die Aufklärung konnten das Buch schlussendlich noch etwas retten, allerdings hatte ich mir mehr erhofft.
    „Ohne jeden Zweifel“ ist schnell zu lesen und Smiths anschauliche Schilderungen verleihen der Geschichte etwas Lebendiges. Allerdings würde ich es eher als „Roman/ Erzählung“ bezeichnen anstatt eines „Thrillers“.
    Smith zeigt damit aber auch, dass er ein facettenreicher Autor ist von dem ich auf jeden Fall noch weitere Bücher lesen werde. An „Kind 44“ oder „Agent 6“ kommt es nicht heran.


    7 Punkte!

  • Daniels Eltern leben seit Kurzem in Schweden um dort einen Neuanfang zu starten. Doch das Glück währt nicht lange: Eines Tages erhält Daniel einen Anruf von seinem Vater, der erzählt, dass seine Mutter Tilde unter Wahnvorstellungen leidet.. Und schon ist Tilde auch bei ihrem Sohn in London und erzählt die Dinge aus ihrer Sicht. Daniel ist hin- und hergerissen und hört sich Tildes Geschichte an..


    Die Geschichte hört sich vielversprechend an - ich war aber leider ziemlich enttäuscht.
    Den Autor kenne ich von "Kind 44" und dessen Nachfolger, von denen ich absolut begeistert war. Der Schreibstil ist hier aber total anders. Das ganze Buch besteht hauptsächlich aus Tildes Erzählungen. Diese sind leider ziemlich langgezogen und der Leser wünscht sich, dass sie endlich auf den Punkt kommt und dass man vllt. noch die andere Seite hört.. Da muss der Leser sich allerdings bis zum Schluss gedulden.


    Sehr störend empfand ich auch die Art und Weise der Erzählung von Tilde. Ich fand diese sehr unrealistisch - es hat sich eher angehört, als ob sie ihre Geschichte aufschreibt, mit hübschen Umschreibungen, jeglichen Kleinigkeiten und alles schön der Reihe nach. Für eine gejagte und verstörende Frau eher unpassend.


    Das Ende selbst war mich für dann nicht mehr allzu überraschend und irgendwie war ich froh, als es vorbei war.
    Im Großen und Ganzen konnte man das Buch gut lesen und es war auch soweit spannend, weil der Leser wissen möchte, was nun an Tildes Erzählungen dran ist. Leider hat sich alles sehr gezogen und der Schreibstil hat mich extrem gestört.


    Fazit: Eine teilweise spannende Geschichte, die sich aber sehr in die Länge zieht und mit einem sehr unrealistischen und nervigen Schreibstil. Daher nur bedingt empfehlenswert. Ich vergebe 6 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Kurzbeschreibung von Amazon
    Der neue Bestseller von einem der brillantesten Spannungsautoren weltweit


    Für Daniel ist die Nachricht ein Schock: Seine Mutter, die seit einigen Monaten mit ihrem Mann in Schweden lebt, wurde in die Psychiatrie eingeliefert. Tilde leide unter Verfolgungsangst und Wahnvorstellungen, behauptet Daniels Vater. Doch Tilde selbst, die aus Schweden zu ihrem Sohn nach London flieht, erzählt eine ganz andere Geschichte. Eine von vertuschten Verbrechen in einer eingeschworenen kleinen Gemeinschaft und dem Verschwinden einer jungen Frau in jener abgelegenen Gegend Schwedens. Doch niemand will ihr glauben. Nun ist Daniel ihre letzte Hoffnung. Tilde schildert ihm die Ereignisse der vergangenen Monate, immer in der Angst, dass auch er an ihrem Verstand zweifeln könnte …


    Meine Meinung:
    Nachdem ich "Kind 44" gelesen bzw. eher verschlungen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Buch von Tom Rob Smith.
    Bevor man dieses Buch zur Hand nimmt, sollte man dessen bewusst sein, dass dieses Buch komplett anders ist. Hätte ich das vorher gewusst, wäre meine "Enttäuschung" vielleicht nicht so groß gewesen.
    Der Schreibstil ist ein komplett anderer. Wobei ich nicht weiß, in wie fern dies evtl. zum Teil auch den verschiedenen Übersetzern geschuldet ist.


    Bestechend sind in jedem Fall die kurzen Kapitel, die einen doch dazu verführen noch eben schnell ein weiteres Kapitel zu lesen.


    Die Geschichte selbst hat mich anfangs sehr in ihren Bann gezogen, allerdings ebbte diese Euphorie schnell ab.
    Die meiste Zeit wird aus Tildes Sicht geschildert, was in Schweden passiert ist. Wobei dies eher wie ein Bericht oder Tagebucheintrag wirkt, als eine Erzählung.
    Wird Tilde nun wirklich verfolgt? Wollen alle ihr etwas böses? Oder muss Daniel sich damit "anfreunden", dass seine Mutter verrückt ist`
    Dem Autor gelingt es durchaus, dass man Mitleid mit der Mutter empfindet und auf ihrer Seite bleibt.


    Die Auflösung des Ganzen fand ich persönlich irgendwie zu abrupt. Tildes Erzählung nimmt den größten Teil des Buches ein. Die Aufklärung dann allerdings verhältnismäßig nur ein paar Seiten.
    Ich hätte mir in diesem Fall eher ein ausgewogeneres Verhältnis gewünscht.


    Alles in allem gibt es von mir leider nur 6 Eulenpunkte.
    Das Thema ist gut, aber ich denke, dass man mehr hätte daraus machen können.

  • Ich habe das Buch in der Leserunde gewonnen und gelesen, dazu nochmals herzlichen Dank an Wolke und den Verlag. Hier nun meine noch ausstehende Rezi.


    Vorab muss ich sagen, mir ging es genauso wie vielen meiner Mitleser. Es ist ein ganz anderes Buch, als ich von Tom Rob Smith kenne. Es kommt ganz ohne Gemetzel und Blut aus und geht mehr über die psychische Schiene. Trotzdem fand ich den Schreibstil und das Thema sehr spannend.


    Daniel erfährt die ganze Geschichte seiner Mutter. Dass es bei schweren Missbrauchsfällen zu Persönlichkeitsspaltungen kommen kann, habe ich jetzt schon öfter gelesen. Deshalb war für mich die Auflösung zwar etwas abrupt, aber durchaus nachvollziehbar.


    Von mir bekommt dieses Buch 9 Punkte. Ein ungewöhnliches aber durchaus lesenswertes Buch.


    Viele Grüße :wave

  • Jetzt hätte ich fast vergessen eine Rezi zu schreben. *schäm*


    Also mir hat das Buch von Anfang bis Ende super gut gefallen. Schon nach wenigen Seiten war ich richtig drin udn wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen.


    Das Ausgangsszenario - Vater ruft an, sagt Mutter sei evrrückt, diese versucht Kind von Verschwörung zu überzeugen - finde ich einfach hammer. So etwas habe ich noch nicht gelesen. Und es wurde klasse umgesetzt.


    Die Figuren sind gut gelungen und wirken authentisch und glaubwürdig. Gerade durch die Struktur des Thrilelrs, dass die Mutter ihre Geschichte in Ich-Perspektive erzählt, ist man nah an ihr dran und versucht ihr zu glauben.


    Ich habe sehr mitgefiebert und mich ständig gefragt, ob die Mutter nun irre ist oder nicht, da ja nicht jeder geistig gestörte es für den Laien sichtbar zeigt.


    Super Buch, gerne mehr von dem AUtor!

  • Meine Meinung:
    In Daniels Familie sind alle stets den leichtesten Weg gegangen. Statt miteinander zu reden und auch die Sorgen zu teilen, haben seine Eltern und er sich gegenseitig eine heile Welt vorgegaukelt. Daniel hat sich nicht einmal getraut, seinen Eltern zu sagen, dass er homosexuell ist und seit einigen Jahren mit einem Mann zusammenlebt. Als nun seine Mutter bei ihm auftaucht und ihm eine Geschichte erzählt, die zusehends abstruser wirkt, weiß er nicht, wie er sicht verhalten soll und ob er ihr glauben kann.


    Durch Smiths flüssigen Schreibstil, die große Schrift und die vielen kurzen Kapitel, durch die der Rest der angefangenen Seite immer frei blieb, flogen die Seiten nur so dahin. Allerdings ist der Schreibstil hier ein völlig anderer als in der Leo Demidow-Trilogie. Es handelt sich eher um ein Psychodrama als um einen Thriller.
    Smith hat eine sehr ungewöhnliche Art gewählt, die Geschichte zu erzählen und erst die Auflösung bringt Klarheit, wie sich alles zugetragen hat. Interessanterweise kommt dieses Buch ohne jede physische Gewalt aus, ohne Actionszenen, ohne Tote und Verletzte. Wie tief im Verborgenen die Wahrheit liegen kann, zeigt der Autor hier auf eindrucksvolle Weise.


    Die Einseitigkeit von Tildes betont sachlich und sehr ausführlich vorgetragener Geschichte
    verhindert, dass man schon früh die richtigen Schlüsse ziehen kann. Den Figuren kommt man nicht wirklich nahe, erst im letzten Drittel gewinnt Daniel an Konturen und kann durch seine Vorgehensweise überzeugen. Das Ende hat mir gut gefallen, es passte alles ganz schlüssig ineinander.


    Allerdings fand ich Tildes Erzählweise recht anstrengend und ermüdend, was zusammen mit der fehlenden Charaktertiefe der Personen für mich zum Punktabzug führte. 7 Punkte

  • Daniel weiß nicht, was er glauben soll. Seine Mutter, die eigentlich mit seinem Vater auf einer Farm in Schweden lebt, sitzt vor ihm und erzählt vom Verschwinden einer jungen Frau. Aber sein Vater sagt, sie hätte Wahnvorstellungen und müsste in die Psychiatrie. Wem soll er glauben, wenn doch die Beweise in einer Tasche verborgen sind und sich so manches plausibel anhört?





    Die Protagonisten:


    Daniel ist für mich am Anfang ein alter, verwirrter Mensch, der noch nicht wirklich aus seiner Jugendzeit herausgebrochen ist. Dabei ist er noch gar nicht so alt, benimmt sich manchmal aber ähnlich wie seine Mutter. Er ist immer hin und her gerissen zwischen der Geschichte, die ihm erzählt wird und seinem Vater, der in kurzen Schlaglichtern auf das Geschehen einwirkt.


    Seine Mutter hat mir sehr gut gefallen. Sie wirkte nie sehr verrückt, also überzeichnet. Der Autor trug eigentlich nie zu dick auf, obwohl das Ende nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat. Tilde ist eine ruhige Erzählerin, die sich gut überlegt, was sie wann erzählt.




    Die Kulisse:


    Ich bin überrascht gewesen, wie klein eine Gesprächskulisse sein kann und das man mehr nicht braucht, viel wird in Rückblicken erzählt. Manchmal erinnert sich Daniel, oft aber seine Mutter, die ihr Leben vor ihm ausbreitet. Tom Rob Smith greift zu immer neuen Dingen, die Daniel tut oder sagt, damit seine Mutter weitererzählt.




    Die Handlung:


    Die Handlung basiert auf diesem Gespräch zwischen Mutter und Sohn. Von Außen wirkt sehr wenig auf das Geschehen ein. Ein paar Mal kommt ein Freund vorbei, der Vater ruft an – aber sonst konzentriert sich alles auf Tildes Geschichte. Ihr fast unaufgeregtes Erzähltempo war sehr angenehm. Sie hat mich oft verwirrt und ich wusste oft nicht, ob ihre Geschichte stimmt oder ob sie tatsächlich krank ist.



    Die Geschichte selbst, um ein verschwundenes Mädchen, einen Mann, der im Dorf das Sagen hat und einen Selbstmord, verstrickt sich zum Ende hin immer mehr und ich hielt alles für möglich. Deswegen habe ich nicht erwartet, dass das Ende tatsächlich so ausfällt.


    Nebenher gibt es noch einige Dinge, die sich mit Daniel beschäftigen. Dadurch bekommt der junge/alte Mann noch einige Ecken und Kanten. Ich mag es, wie er später einige Dinge selber in die Hand nimmt. Seine Ruhe während die Mutter erzählt, hilft ihr und trotzdem erfährt der Leser immer wieder, was Daniel denkt und fühlt.


    Ich darf es euch nicht verraten, aber mir hätte ein anderes Ende besser gefallen. Eines, dass etwas sanfter für alle beteiligten ausfällt. Das hört sich jetzt sehr seltsam an, aber vielleicht könnt ihr es verstehen, wenn ihr den Thriller gelesen habt.




    Die Gestaltung:


    Ich bin als Leser sehr zufrieden, denn sie haben in etwa die Farben der Tom Rob Smith Bücher beibehalten. Weiß und Rot sind wieder dabei, ich freue mich, dass es zu den anderen Romanen passt.




    Die Bewertung:


    Tom Rob Smith hat mich erst etwas enttäuscht zurückgelassen, als er beschloss, seinen Ermittler nicht mehr auf die Reise zu schicken. Erst fragte ich mich, ob “Ohne jeden Zweifel” etwas für mich wäre, aber dieses Psychogramm einer Frau, in dem Gespräch mit ihrem Sohn hat mich mitgerissen. Ein Thriller, der nicht alltäglich ist und hinter dem eine raffinierte Idee steckt.