Der letzte Paladin - Richard Dübell

  • Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover); Auflage: Aufl. 2013 (14. März 2013)
    ISBN-13: 978-3785724699
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 19.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 11.73


    Autor


    Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen bei Landshut. Nach dem erfolgreichen literarischen Einstieg mit seinen beiden Historienkrimis "Der Tuchhändler"(1999) und "Der Jahrtausendkaiser" (2000), bescherte ihm sein dritter Roman "Eine Messe für die Medici" (2002) zum ersten Mal den Sprung auf die Bestsellerliste. Seither zählt er zu den beliebtesten Autoren im Bereich des Historischen Romans. Dübells folgende Bücher reihten sich nahtlos in die Serie seiner Erfolge ein. Richard Dübell ist Träger des Kulturpreises der Stadt Landshut.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Anno 777. Für den jungen Frankenkrieger Roland ist es eine große Ehre, als er in den erlauchten Kreis der Paladine von König Karl aufgenommen wird; und sein Glück scheint perfekt, als Karl ihm die schöne Arima als Frau verspricht. Doch Arimas Herz gehört einem anderen: ausgerechnet Afdza Asdaq, dem Heerführer der Mauren - und damit einem Feind der Franken. Dennoch entwickelt sich zwischen den beiden Männern eine tiefe Freundschaft - bis sie einander in ihrer größten Schlacht als Feinde gegenüberstehen. Doch keiner der beiden ahnt, dass ihre Schicksale eng miteinander verbunden sind. Und dass Arima den Schlüssel zur Wahrheit in Händen hält.


    Meine Meinung


    Die Bäume färben ihr Laubkleid von grün zu gelb-rot, morgens ist es wieder länger Dunkel und die Durchschnittstemperaturen sanken innert ein paar Tagen rapide. Die Jahreszeit wechselt und damit auch unbewusst mein Leseverhalten samt Vorlieben für die Genre. Im frischen Frühling und heissen Sommer mochte ich keine Historischen Romane lesen, jetzt in den nebligen Tagen kann ich es mir Zuhause im Lesesessel gemütlich machen, heissen Tee trinken dazu leckere Kekse futtern und eine abwechslungsreiche Geschichte aus längst vergangenen Jahrhunderten lesen. Dass es gerade dieses Buch von Richard Dübell ist das ich ausgewählt habe ist mehr oder weniger Zufall.


    Historische Romane deren Handlung noch vor der ersten Jahrtausendwende angesiedelt ist sind eine Rarität. Der Schriftsteller Richard Dübell hat sich das in Frankreich bekannte Versepos vom "Rolandslied" als Grundlage für seinen knapp 500 Seitigen Roman ausgesucht. Zu Zeiten Karls des Grossen, seines Zeichens König des Fränkischen Reiches und einer der bedeutendsten Herrscher des Abendlandes, im Jahre 777 sind grosse Teile der iberischen Halbinsel von Muslimen besetzt, man kennt es unter dem Begriff Al-Andalus. Die Franken machen sich auf zu einem Feldzug über die Pyrenäen und dort sollte die Schlacht von Roncesvalles und ein Gefecht beim Ibaneta-Pass zum Kern dieser Geschichte werden. Die sagenumwoben Paladine, die zwölf adligen Ritter und treuen Gefolgsleute des Kaisers, stehen dabei im Zentrum der Erzählung. Einer von ihnen ist der in altfranzösischer Sprache genannt Hruotland oder in der heutigen Schreibweise Roland, der Neffe des zukünftigen Kaisers. Zusammen mit der hübschen Arima und Afdza Asdaq, dem Heerführer der Mauren, bildet er die schicksalhafte Dreiecksbeziehung in diesem Buch.


    Historische Romane sind immer eine Gratwanderung für den Verfasser. Hält man sich eng an die Geschichtlichen Fakten und Begebenheiten leidet darunter die Leserlichkeit und die Lesefreude hält sich arg in Grenzen. Es braucht die Kraft der Imagination dort etwas zu erschaffen wo es für die Leserschaft von Nutzen ist oder etwas leicht abzuändern ohne zu fest in den Historischen Ablauf der authentischen Geschichtsschreibung einzugreifen. In diesem Buch ist es Richard Dübell gut gelungen. Es stellte sich ein schöner Lesefluss ein und parallel ein reges Interesse für das Rolandslied. Ich habe immer wieder längere Zeit im Internet verbracht und Sachen nachgeschlagen und dann mit viel Leselust im Buch weitergelesen. Im Nachwort erklärt der Autor was Realität ist und was Fiktion.


    Dieser Historische Roman enthält alles was das Genre so populär und erfolgreich macht. Vielleicht handeln die Protagonisten hie und es etwas zu modern oder der Autor legt ihnen ein paar Mal zu neuzeitlich klingende Worte in den Mund aber ich mag diesmal grosszügig darüber hinwegsehen. Für mich ein gutes und unterhaltsames Buch das 8 Eulenpunkte verdient hat.

  • Danke für die Rezi; ich suche zur Zeit ohnehin nach Romanen über die Zeit Karls des Großen (auch wenn hier wohl mehr die hochmittelalterliche Sage Vorbild gewesen sein dürfte) und werde mir dieses Buch auf jeden Fall vormerken! "Moderne" Sprache stört mich auch nicht, eher schon übertriebenes Altertümeln. :grin

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Vor dem Hintergrund der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 777 zwischen dem Frankenkönig Karl dem Großen und den Mauren um Macht und Land trifft die Fränkin Arima auf den feindlichen Krieger Afdza und verliebt sich sofort in ihn. Aber Karl hat andere Pläne mit seinem Mündel und will sie mit seinem Paladin Roland vermählen. Zwischen zwei Männern und zwischen den kriegerischen Auseinandersetzungen ringen die Protagonisten um ihre Liebe und um ihr Leben.


    Meine Meinung:


    Richard Dübell hat als Ausgangspunkt das bekannte Rolandlied genommen und rankt darum seine ganz eigene Geschichte. In dieser geht es nicht nur um die geschichtlich belegten Fakten und Tatsachen, sondern vor allem auch um die großen tiefen Gefühle zwischen Mann und Frau, zwischen Brüdern, lehensherren und Vasallen. Dabei nimmt er durchaus Facetten des klassischen Heldenepos zu Hilfe, in dem Ehre und Wagemut, Verzweiflung und Aufopferung ebenso eine Rolle spielen dürfen wie Liebe und Verzicht. Er versteht es mit seiner kraftvollen Sprache, die auch zarte Gefühle eindringlich vermitteln kann, dass die Erzählung nie in Kitsch und Schmalz abdriftet. Ganz im Gegenteil können hier Humor und Herz hervorragend neben wohldosiert beschriebenen Kriegsgeschehnissen und stetig steigender Spannung bestehen. Dies macht den Roman zu einem farbenfrohen Leseabenteuer, in welchem der Leser versinken kann und neben Unterhaltung und Abenteuer auch das ein oder andere Geschichtswissen ganz unauffällig vermittelt kriegt.


    Ein sehr gut ausbalancierter historischer Roman, der nicht nur durch eine schöne optische Aufmachung besticht, sondern auch durch eine kluge Geschichte, die für Mann und Frau gleichermaßen gut lesbar ist. Von mir also eine unbedingte Kaufempfehlung und auch 8 Eulenpunkte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das Rolandslied war zu meiner Zeit Pflichtlektüre in der Schule. Die Geschichte als solches war mir also einigermaßen bekannt, auch wenn der Olifant mir als bedeutender in Erinnerung haftet. Richard Dübell reiht sich in eine lange Tradition von Erzählern, die die Geschichte immer wieder neu erzählen, ihr ein neues Gesicht und Gewicht verleihen um diese Ereignisse ihrem Leser nahezubringen und er macht das, wie von ihm gewohnt in brillanter Art und Weise. Er schließt logische Lücken für das Verständnis in unserer Zeit. Was der Erzähler 100 Jahre nach den Geschehnissen vermitteln wollte können wir heute nur ahnen, aber jede Neufassung richtete sich an die Bürger ihrer Zeit und so vermittelt dieses Buch auch Nachrichten unserer Zeit von Streit und Zerwürfnis, von Sieg und Niederlage, von Freundschaft und Liebe. Ein wunderbares Buch über eine großartige Geschichte.

  • „Der letzte Paladin“ ist ein historischer Roman von Richard Dübell, der 2013 bei Lübbe als Hardcover erschienen ist. Das Buchcover zeigt einen Tisch oder einen Altar in einer Burg oder einer Kirche und ist sehr dunkel gehalten.


    Richard Dübell gibt in diesem Buch seine Interpretation des Rolandliedes.
    Die Mauren werden von König Karl im Jahr 777 auf dem Reichstag in Paderborn erwartet. Dort soll auch die Zahl der Paladine von neun auf zwölf aufgestockt werden. Dazu werden Roland, der Neffe des Königs, und Remi, Rolands bester Freund, gehören.
    Der Autor hat erneut einen spannenden historischen Roman geschrieben, der sich an das Rolandslied anlehnt. Doch er beschreibt die Zeitverhältnisse umfassender und tiefgründiger. Dabei stehen der Reichstag in Paderborn und der fränkische Kriegszug gegen die Mauren im Mittelpunkt. Diese historischen Ereignisse sind eingebettet in eine Dreiecksgeschichte. Zwei Männer kämpfen um Amiras Liebe: Roland, der von Karl zu ihrem Bräutigam bestimmt wurde, und Afdza Asdaq, ein Maure.
    Die Protagonisten wurden umfassend charakterisiert. Roland ist jung, ungestüm und intelligent. Im Kampf ist er immer für eine Überraschung gut. Afdza umgibt die Aura des Geheimnisvollen. Amira muss sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden. Das ist insofern schwierig, da sie zwar Afdza liebt, Roland ihr aber auch nicht gleichgültig ist. Allen ist gemeinsam, dass sie sowohl mit ihren Stärken als auch Schwächen dargestellt werden.
    Der Roman wird auch der historischen Person des Königs gerecht. Es wird deutlich, dass man sich in einer Zeit des Umbruchs befindet. Die alten Riten verblassen, die Hinwendung zum Papsttum bestimmt zunehmend die Entscheidungen.
    Die Handlung zeugt von exakter Recherche des Autors. Das zeigt sich bei der Beschreibung der Schlachten und der politischen Ränkespiele, aber auch bei der Darstellung der unterschiedlichen Strategie und Hierarchien im maurischen und fränkischen Heer.
    Eine besondere Würze erhält die Geschichte dadurch, dass immer wieder auf Ereignisse der Vergangenheit angespielt wird, die bis in die Gegenwart nachwirken. Die Verwandtschaftsverhältnisse sind nicht leicht zu durchschauen, geben aber der Handlung immer neue Impulse. Gewollt verwendet der Autor Motive aus der griechischen Sagenwelt, sei es das trojanische Pferd oder ein schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis. Auch nutzt er die Möglichkeit, Geschehnisse in den Familien in aufeinanderfolgenden Generationen in gleicher Art und Weise auftreten zu lassen.
    Freundschaft, Liebe, Eifersucht, Machtgier, Hass, Intrige – all das gibt der Handlung ihren Reiz.
    Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Eine beigefügte Karte, die Übersetzung der historischen Namen der Orte in ihre heutigen und die Erklärung historischer Titel unterstützen das Lesevergnügen. Ein umfangreiches Nachwort legt die wichtigsten Zusammenhänge dar.
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. 95/100

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Keine Inhaltsangabe, da diese bereits in den früheren Rezensionen ganz gut beschrieben wurde.


    Auch in diesem Roman findet sich viel von dem, warum ich die Romane von Dübell inzwischen gerne lese:


    - keine Schwarzweißzeichnung bei den Haupt- und Nebenfiguren


    - sympathische Figuren, die vielleicht nicht immer sehr tiefsinnig oder vielschichtig sind, aber genug Individualität besitzen, sodass es wirklich Spaß macht, sie durch den Roman zu begleiten.
    (Das Dübell einige Figuren gegenüber der Chanson de Roland und ihren Bearbeitungen verändert hat, hat mich nicht wirklich gestört, da seine Figuren gelungen sind. Ich fand es daher eher interessant, welche Änderungen er sich daher ausgedacht hat, um eine dazu erfundene Dreieckskonstellation mit einer tragischen Background-Story zu kombinieren, was nicht zuletzt auch gelingt, da er diese Background-Geschichte auf einer guten Mischung von Unwissenheit der Akteure und unglücklichen Zufällen aufbaut, also ohne den allmächtigen Superschurke-Puppenspieler, der die Fäden zieht, auskommt.)


    - eine Handlungsführung, die mit viel Humor, Normalität und Abenteuerlichem punktet, und selbst Sex und Crime sind gewöhnlich zumindest in die Handlung schlüssig integriert und keineswegs sozusagen die Garnitur, wie das leider in vielen historischen Romanen des 21. Jahrhunderts (und nicht nur in solchen Romanen) üblich ist.


    Die Schwachstelle ist allerdings die Schlussauflösung. (Dabei ist der Epilog eigentlich durchaus gelungen, nur gibt es da einige Enthüllungen, die sich auf den ohnehin problematischen Ausgang der Handlung nachträglich noch unvorteilhaft auswirken.)


    Nun sind die Schluss-Szenen bei Dübell gewöhnlich die Schwachstelle: sei es das Happyend, das leider für die Romanhandlung doch etwas zu happy ausgefallen ist, zu viele Details, die für eine gelungene Schlussszene gar nicht nötig wären oder zu viel Action, deren Notwendigkeit nicht nachvollziehbar ist.


    Was sich Dübell allerdings für diesen Roman einfallen hat lassen, um die Tragik und den Edelmut seiner Helden Roland und Afcza besonders zu steigern, war mir einfach zu viel des Guten.
    Hinzu kommt, dass mir sowohl die Rolandsage (in unterschiedlichen Versionen) bekannt ist, als auch der historische Fall, soweit überliefert - ich hatte somit eine Erwartung, wie es ausgehen würde. Dübells Wendungen waren für mich nur ärgerlich, da sie letztlich völlig unnötig waren. Weder dienten sie dazu, um der Geschichte noch eine tatsächlich überraschende Schlusswendung zu geben, mit der niemand gerechnet hätte.

    Leider waren sie aber auch nicht gut genug, um einen Ausgang, der ohnehin zu erwarten war, noch ein wenig herauszuzögern, was vielleicht Dübells Absicht gewesen sein dürfte.


    Eine weitere Schwäche ist außerdem, dass zu viel wichtige Handlung hinter die Kulissen verlegt ist - hier wäre "zeigen" besser gewesen, als der Bericht durch eine Figur.


    Insgesamt aber doch noch ein recht gelungener Roman, der eine Lesechance verdienen dürfte.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)