Zum Inhalt (Quelle: Diogenes.de)
Eine Prinzessin von Sansibar, die mit einem Hamburger Kaufmann durchbrennt. Mit dieser verbotenen Liebe beginnt Ende des 19. Jahrhunderts die spannende Saga einer west-östlichen Familie zwischen Europa und der arabischen Welt. Ein historischer Roman nach der wahren Geschichte von Emily Ruete.
Wer war Emily Ruete, alias Salme von Sansibar? Die arabische Prinzessin, die 1866 aus Liebe zum Hamburger Kaufmann Heinrich Ruete ihre Heimat verließ? Die Frau, die einen neuen Namen, eine neue Religion annahm und in Deutschland ein neues Leben begann? Die junge Witwe, die in einem fremden Land allein ihre drei Kinder großziehen musste? Der Spielball politischer Interessen in Deutschlands Ränkespiel um die Insel Sansibar? Bis zuletzt stellen sich Emilys Kinder diese Frage: Said, Antonie und Rosalie. Ihre Lebenslinien verlaufen zwischen Orient und Okzident, Islam und Christentum, königlicher Abkunft und bitterer Armut, deutscher Disziplin und unbändiger Exotik – und führen mitten hinein in die Katastrophe des 20. Jahrhunderts.
Zum Autor (Quelle: Diogenes.de)
Lukas Hartmann, geboren 1944 in Bern, studierte Germanistik und Psychologie. Er war Lehrer, Journalist und Medienberater. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Spiegel bei Bern und schreibt Bücher für Erwachsene und für Kinder. Mit seinen Romanen steht er regelmäßig auf der Schweizer Bestsellerliste. Für ›Bis ans Ende der Meere‹ wurde er 2010 mit dem Sir-Walter-Scott-Literaturpreis für historische Romane ausgezeichnet.
Meine Meinung
In seinem Roman „Abschied von Sansibar“ erzählt Lukas Hartmann die wahre Geschichte von Salme, der Prinzessin von Sansibar. Sie verlässt ihre Heimat und konvertiert zum christlichen Glauben, um mit dem deutschen Kaufmann Heinrich Ruete in Hamburg eine Familie zu gründen. Für die nun unter dem Namen Emily Ruete lebende Salme ändert sich mit dieser Entscheidung Leben grundlegend. Sie muss sich nicht nur in einem anderen Kulturkreis, in dem sie als Exotin bestaunt wird, zurechtfinden, sie leidet auch unter dem für sie unangenehmen Wetter in der Hansestadt. Ihr erstes gemeinsames Kind stirbt auf der Reise nach Deutschland und auch Heinrich Ruetes plötzlicher Unfalltod trägt zu ihrer sich deutlich verschlechternden Lage bei. Mit drei Kindern ist sie nun auf sich allein gestellt.
Lukas Hartmann lässt die Kinder Said (Rudolph), Antonie und Rosalie ihre Familiengeschichte erzählen, dabei kommt Said weitaus häufiger zu Wort als seine Schwestern. Dadurch entsteht vor den Augen des Lesers nicht nur eine farbenprächtige Geschichte, Lukas Hartmann beleuchtet auch die Historie mit ihren politischen und kriegerischen Verwicklungen über einen Zeitraum von etwa 100 Jahren und zeichnet damit ein sehr gelungenes Zeitbild, in dem die Gegensätze, die Emily Ruetes Leben maßgeblich prägten, sehr deutlich herausgearbeitet werden. So muss die ehemalige Prinzessin in Deutschland in großer Armut leben. Sie ist auf Geldgeber angewiesen und wird zum Spielball der Mächtigen. Ihre von vielen Freiheiten und gänzlich anderen Traditionen geprägte Kindheit und Jugend steht einem festen Regelwerk von Etikette und Förmlichkeit in der neuen Heimat gegenüber. Letztlich erlebt sie an eigener Haut den Zusammenprall von Morgen- und Abendland. Der Rückblick auf das Leben der ehemaligen Prinzessin erfolgt aber nicht wie erwartet chronologisch, sondern in Episoden, die sich letztlich zu einem stimmigen Gefüge zusammensetzen. Der Autor hat für seine Recherche umfangreiche Quellen genutzt. Insbesondere die persönlichen Aufzeichnungen und Briefe der Ex-Prinzessin, die stellenweise auch als Zitate in das Buch einfließen, dokumentieren diesen historischen Abschnitt.
Obwohl mir die Geschichte der Emily Ruete nicht unbekannt war, ist es dem Autor gelungen, mich an einen spannenden Roman zu fesseln und die Geschichte der Salme bint Said, der späteren Emily Ruete Seite für Seite zu genießen.
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ASIN/ISBN: 3257242972 |