Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall
Anna Grue
ISBN: 978-3855352005
Atrium-Verlag
415 Seiten, 19,99 Euro
Amazon-Kurzbeschreibung: Mit ihren Krimis um den kahlköpfigen Detektiv Dan Sommerdahl führt Anna Grue Dänemarks Bestsellerlisten an. Raffinierte Fälle, Biss und Witz sind die Markenzeichen dieser Serie, bei der es um die Menschen, die Liebe und das Leben geht - das hin und wieder ein gewaltsames Ende findet.
In der beschaulichen Kleinstadt Christianssund, malerisch an einem Fjord gelegen, gibt es einen kleinen Hafen, ein schickes Villenviertel, eine hässliche Fußgängerzone - und seit Neuestem eine Leiche. In einer Werbeagentur ist die Putzfrau ermordet worden.
Bei den Ermittlungen stößt Kommissar Flemming Torp sofort auf Schwierigkeiten: Keiner kennt den Nachnamen der Frau, die seit Jahren ebenso effektiv wie unbemerkt hinter den Werbern aufgeräumt hat. Torp zieht widerwillig seinen Jugendfreund, den Werbefachmann Dan Sommerdahl hinzu, der Torp vor Jahren die Freundin ausgespannt und sie geheiratet hat.
Nach einem Burn-out wollte Sommerdahl seiner Branche eigentlich den Rücken kehren; nun steckt er plötzlich wieder mittendrin. Und während er gemeinsam mit Torp den Mörder jagt, muss Sommerdahl feststellen, dass seine Frau und der Kommissar sich noch immer viel zu erzählen haben ...
Meine Meinung: Mit Dan Sommerdahl betritt ein neuer Ermittler die Szene der dänischen Kriminalromane. Die Autorin Anna Grue führt ihn in ihrem Debüt gründlich ein und beschreibt, warum der Mitarbeiter einer Werbeagentur nun plötzlich ganz andere Wege gehen wird – ein Burnout ist ja zurzeit ziemlich angesagt, und so ist das dann auch der Grund für Dan, sich ganz spontan beruflich neu zu orientieren. Auslöser für diese Neu-Orientierung ist nicht nur die Erkrankung, sondern ein Mordfall, der ausgerechnet an dem Abend in seiner Firma stattfindet, an dem sein enger Freund Kommissar Flemming Torp bei ihm zu Besuch ist und ihn bittet, die Leiche zu identifizieren. Damit entdeckt Dan sozusagen sein Talent zum Ermittler und hat schnell den Ruf „der kahlköpfige Detektiv“ weg. Seine Ermittlungen führen ihn gleich ganz tief in den Sumpf des Verbrechens, doch auch privat decken sich scheinbar Abgründe auf…
Die Figur des Dan Sommerdahl wird in diesem ersten Band einer Serie sehr gut ausgearbeitet und der Leser lernt ihn und sein Umfeld genau kennen, so dass er sich in den folgenden Bänden auf ihn einlassen kann. Sicherlich ist der erste Fall gleich ziemlich kompliziert, doch Raffinesse, Biss oder gar Witz, wie angekündigt, habe ich nicht gefunden. Zuerst einmal erscheint es mir vor allem sehr unglaubwürdig, wenn ein Kommissar einen Freund mit zum Tatort nimmt und ihn auch später immer wieder genau über die neuesten Erkenntnisse informiert und dann auch noch duldet, dass dieser Freund sich einmischt und selbst Ermittlungen anstellt.
Sehr gut gelungen ist die Ausarbeitung der einzelnen Personen und ihrer Beziehungen untereinander. Dafür hat sich die Autorin sehr viel Zeit genommen, doch leider nehmen diese Beziehungsbeschreibungen der Handlung sehr viel Spannung. So plätschert das Ganze eine lange Zeit ziemlich zäh vor sich hin. Niemand von den Figuren ist mir sympathisch geworden und wirklich Profil oder Esprit konnte ich bei keiner Person feststellen. Der Fall ist zwar gut ausgearbeitet, doch lebt eine Krimiserie davon, dass man sie wegen einer bestimmten Figur und sei es, wie bei Hjorth und Rosenfeldt ein absolutes Ekelpaket von Ermittler, gerne weiter verfolgt. Hier hatte ich am Schluss zwar den Eindruck, über einen interessanten Fall gelesen zu haben, doch wirklich Lust auf einen weiteren Band hat mir das nicht gemacht.
Mein Fazit: Dieser Krimi bietet gut ausgearbeitete Figuren und einen wasserdicht geschilderten Fall, kann allerdings die Spannung nicht lange aufrecht erhalten. Mit seinem wenig charismatischen Ermittler, der weder Esprit, noch Humor oder sonst irgendeine interessante Eigenschaft besitzt, verlockt mich nichts, noch einen weiteren Band dieser Serie zu lesen. Wenig begeisterte 6 Punkte dafür...