'Das Haupt der Welt' - Seiten 708 - 789

  • Ich weihe diesen Bereich nun zum guten Schluß doch noch ein, wenn's okay ist. Damit er nicht völlig umsonst eröffnet worden ist.


    Was passiert in diesem Abschnitt?


    - Tugomir versucht, sich mit dem Fürsten der Obodriten auszusöhnen, in erster Linie, um die Obodriten davon abzuhalten, in sächsische Gebiete einzufallen. Dabei werden die alten Geschichten rund um Tugomirs Mutter und ihren obodritischen Liebhaber wieder aufgekocht. Zu Tugomirs Verblüffung erweist sich Ratibor als ganz netter Kerl; die Tatsache, daß er wie Tugomir ein christlicher Herrscher über ein Volk von Heiden ist, verbindet beide außerdem. Trotzdem sind sie aufgrund der Umstände Todfeinde. Zum Glück hat Ratibor den grauen Star (vermute ich mal, daß das gemeint ist), und Tugomir schiebt jede Eskalation der Lage dadurch auf, daß er verspricht, ihn zu heilen. Nächstes Frühjahr.
    - Otto belagert mal wieder eine Burg, die sich zu Henning bekennt. Erzbischof Friedrich bringt ihn in eine verzweifelte Lage; seine Vasallen werden schwankend.
    - Völlig überraschend wird das Heer der Verschwörer angegriffen und vernichtend geschlagen. Eberhard von Franken fällt, Giselbert von Lothringen ertrinkt bei der Überquerung des Rheins. Henning entwischt, mal wieder. Die Nachricht vom völligen Sieg befreit Otto aus seiner vertrackten Lage. Henning ist derweil auf der Flucht, sein einziger Begleiter stirbt an den Verletzungen, die er sich in der Schlacht zugezogen hat. Henning will bei seiner neuerdings verwitweten Schwester unterschlüpfen und muß feststellen, daß der König von Westfranken sich ihrer (und Lothringens ) bereits angenommen hat und keinen Wert darauf legt, sich mit Henning einzulassen.
    - Bei den Hevellern (ich habe jetzt erst kapiert, daß man das Wort auf der ersten Silbe betonen muß, weil's ja von "Havel" kommt) übt Alveradis, bereits schwanger, ihre Fürstinnenrolle, und Dragomira bemalt Kirchenwände (wo auch immer sie das wieder gelernt hat, das ist doch eigentlich was ganz anderes als Buchmalerei?). Egvina ist inzwischen auch auf der Brandenburg und erhält in einem Brief ihrer Schwester Nachricht von den jüngsten Kriegsereignissen.
    - Henning, allein, inzwischen ausgezehrt und nach eigener Meinung sterbenskrank, fällt Otto vor die Füße und bettelt um Vergebung. Sinn für Dramatik hat er ja. Otto nimmt ihn auf, läßt ihn heilen und will ihm Lothringen geben aus politischen Gründen, die ich wirklich nicht verstanden habe.
    - Alveradis bringt einen slawischen Thronerben zur Welt, und Tugomir führt seinen ophthalmologischen Eingriff an Ratibor durch. Anschließend überläßt er den Patienten Egvina; daß bei der was gehen könnte, hatte Ratibor auch mit einem Auge vor der OP schon gesehen.


    Hier werden, soweit es den sächsischen Part angeht, sehr viele sehr komplexe Dinge sehr schnell erzählt. Ich fand es unheimlich verwirrend und konnte die ganzen Namen nicht mehr auseinanderhalten. Andererseits ist es für den Fortgang der Geschichte auch nicht mehr wichtig; der Haupterzählstrang läuft jetzt ganz offensichtlich bei den Slawen weiter.


    Mit Hennings Figur und Ottos ständiger Nachsicht komme ich nicht wirklich klar. Das alles mit der Gründonnerstagslegende zu erklären ist ... hm. Selbst wenn diese Legende zur Zeit Ottos schon existiert haben sollte - wäre das nicht eher ein Grund, besonders unnachgiebig gegen Henning zu sein und ihn möglichst weit von sich fernzuhalten? Immerhin ist er vom Teufel persönlich verflucht?


    Weiß eigentlich jemand, ob diese Legende tatsächlich zeitgenössisch ist? Hätte mich nur interessiert. Im Netz habe ich nur was zu Thietmar von Merseburg gefunden, der hundert Jahre später schreibt und gute Gründe hätte, solch eine Legende in die Welt zu setzen. Aber kann ja trotzdem sein, daß sie schon aus Ottos Zeit stammt.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.