'Das Haupt der Welt' - Seiten 789 - Ende

  • Nun hab ich in meinem Leseeifer über den vorletzten Abschnitt hinweggelesen und kann dazu jetzt gar nichts mehr sagen, ohne zu Spoilern. :wow


    Deswegen poste ich gleich hier:
    Es war jetzt ein typisches Gablé-Ende. Die Katastrophe wurde wie immer kurz vor knapp abgewendet, jeder hat sein verdientes Ende bekommen.
    Was mich allerdings irritiert, ist, wo das Buch endet. Es gibt doch noch so viel aus der Regierungszeit Ottos I., das man eigentlich noch behandeln müsste: Die Schlacht auf dem Lechfeld, der Verrat Liudolfs, Ottos zweite Heirat, Kaiserkrönung, ...
    Schade. Wenn es im nächsten Buch schon um Otto II. gehen soll, wird all das wohl übersprungen werden.

  • Ich bin auch fertig.


    Was soll ich sagen? Nachdem Tugomir nach Hause zurückkehrte, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass die slawische Seite irgendwie weitaus interessanter wurde als die sächsische. Schwer zu sagen, woran das lag, denn Intrigen und Action gab es ja eigentlich auf beiden Seiten genug. Vielleicht lag es daran, dass ich die sächsischen Vorgänge vorher bereits kannte und die slawischen, die ja ohnehin Fiktion waren, eher nicht. Aber ich hatte (leider) auch streckenweise ein bisschen das Gefühl der "Lieblosigkeit" bei der "Abhandlung" der Vorkommnisse in Sachsen, Westfalen, Lothringen ... während die ganze Leidenschaft bei Tugomir & Co zu finden war. Oder vielleicht lag es auch daran, dass sich halt nun mal bei Hofe doch alles nach dem Motto "Im Westen nichts Neues" abspielte, was ja nun mal leider der Historie geschuldet war - man intrigierte halt ständig gegeneinander.


    Was mich nun mal noch interessiert hätte, wäre, wie RG es geschafft HÄTTE, Otto dazu zu bringen, DIESEN Henning schlussendlich doch tatsächlich noch zum Herzog von Bayern zu machen. Da kommt mir der Schluss, so, wie er gesetzt wurde, ein bisschen wie ein "puh, nochmal sauber rausgekommen aus der Nummer" vor. Weil so, wie die Dinge hier am Ende stehen, wäre das ein "not in MY lifetime" gewesen.


    Niedlich fand ich, was sie aus Egvina gemacht hat, die ja von der Geschichte "verschluckt" wurde. Interessanter Ansatz, sie mit dem Obodritenfürsten zu verheiraten, fand ich süß.
    Jede Menge Babies und jeder kriegt gesunde Kinder ... nur Otto und Editha nach den zwei ersten nicht mehr ...irgendwie nicht wirklich glaubwürdig, aber nun denn, es sei verziehen ...


    Und ja, ich finde auch, dass Ottos zweite Lebenshälfte (das heißt, er hat hier am Ende der Handlung ja noch nicht mal die Hälfte erreicht) auch nochmal ordentlich Stoff hergeben würde ... Edithas Tod, Adelheid von Burgund, der Griff nach der Kaiserkrone, Liudolfs Rebellion, der frühe Tod von sowohl Liudolf als auch Liudgard, die "neuen Kinder" Otto und Mathilde ... Rom ... die Verheiratung mit Byzanz ... jede Menge Stoff!


    Ich fand das Buch kurzweilig und zeitweise auch sehr spannend, und mit Thankmar gab es einen wirklich in Erinnerung bleibenden Helden, der bei mir vorher kein Gesicht hatte. Tugomir stand ihm wenig nach. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so ein langes Buch so schnell durchlesen würde ... habe schon lange nicht mehr solche Wälzer in der Hand gehabt! ;-)

  • Zitat

    Original von Dori
    Nun hab ich in meinem Leseeifer über den vorletzten Abschnitt hinweggelesen und kann dazu jetzt gar nichts mehr sagen, ohne zu Spoilern. :wow


    Deswegen poste ich gleich hier:
    Es war jetzt ein typisches Gablé-Ende. Die Katastrophe wurde wie immer kurz vor knapp abgewendet, jeder hat sein verdientes Ende bekommen.
    Was mich allerdings irritiert, ist, wo das Buch endet. Es gibt doch noch so viel aus der Regierungszeit Ottos I., das man eigentlich noch behandeln müsste: Die Schlacht auf dem Lechfeld, der Verrat Liudolfs, Ottos zweite Heirat, Kaiserkrönung, ...
    Schade. Wenn es im nächsten Buch schon um Otto II. gehen soll, wird all das wohl übersprungen werden.


    :write
    Es ist so, dass ich das Buch viel zu schnell und ohne auf die Leserundeneinteilung zu achten, in einem Rutsch gelesen habe. Mir fällt es deshalb extrem schwer in den einzelnen Abschnitten noch etwas zu schreiben, ohne zu spoilern.
    Das Ende hat mich auch irritiert im Zusammenhang mit ihrer Aussage, dass sie sich in einem weiteren Buch Otto II. widmen möchte. Dabei liefert sie uns mit Wilhelm einen Protagonisten, aus dessen Sicht (oder die einer fiktiven Hauptfigur aus dessen Umfeld) ein Blick auf Otto I. und seine Söhne in der Zeit nach "Das Haupt der Welt" sehr reizvoll wäre.

  • Auch ich bin fertig. Den Showdown am Ende hätte ich nun nicht unbedingt noch einmal gebraucht, aber er hat die Spannung dann noch einmal in die Höhe getrieben.


    Sehr gut gefallen hat mir die Auflösung für Egvina.


    Und auch Tugomirs Entwicklung nach seiner Heimkehr hat mir sehr gut gefallen. Als Fürst mochte ich ihn sogar noch lieber, denn als dauernden Tortured-Hero.


    Besonders zu schätzen gelernt habe ich die Nachworte von Frau Gablé. Die sind für mich immer gleich noch einmal ein Lesehighlight. Interessant, was für eine sympatische Figur aus den wenigen, doch sehr negativen Zeilen, des Chronisten zu Tugomir gemacht hat.


    Insgesamt war das Buch für mich kurzweilige Unterhaltung, konnte für mich aber nicht ganz an meine Lieblingsbücher der Autorin (Das zweite Königreich, Hiobs Brüder, Das Lächeln der Fortuna) heranreichen. Hauptsächlich deshalb, weil es mir mit Ausnahme von Thankmar (und Tugomir im letzten Drittel) nicht gelungen ist, eine wirklich enge Bindung zu den Figuren aufzubauen.

  • Leider habe ich es aus Zeitmangel auch nicht geschafft, zu jedem Abschnitt zu posten. :-(


    Zitat

    Original von colimuc
    Insgesamt war das Buch für mich kurzweilige Unterhaltung, konnte für mich aber nicht ganz an meine Lieblingsbücher der Autorin (Das zweite Königreich, Hiobs Brüder, Das Lächeln der Fortuna) heranreichen. Hauptsächlich deshalb, weil es mir mit Ausnahme von Thankmar (und Tugomir im letzten Drittel) nicht gelungen ist, eine wirklich enge Bindung zu den Figuren aufzubauen.


    Mir ging es genauso. Vor allem nach der Heimkehr Tugomirs fand ich die Vorgänge in Sachsen ziemlich lieblos abgehandelt, da hat für mich einfach ein weiterer Sympathieträger gefehlt. Wilhelm hätte da Potential, war aber einfach noch zu jung.


    Die Nachworte sind für mich auch immer ein zusätzliches Highlight. Ich lese sie allerdings immer schon zuerst, zur Einstimmung sozusagen.

  • Ich bin auch durch.... und ich wünsche mir SO SEHR das RG noch eine Fortsetzung schreibt. Da kommt doch noch so viel. Ich will jetzt nicht unbedingt auf der Lechfeld-Schlacht herumreiten, aber hey - immerhin wurden die Ungarn dort vernichtend geschlagen....


    Das Egvina also hierhin "verschwunden" ist passt super, sowieso erinnert ihr "neuer" sehr an Thankmar, kein Wunder das sie sich Hals über Kopf in ihn verknallt hat.


    Nachworte von Gablé, Kinkel und Weigand lese ich grundsätzlich vor der Geschichte. Zur Einstimmung und um zu wissen wo genau ich eigentlich bin :)


    Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen, die Handlung kam mir bedeutend mehr entgegen als zum Beispiel beim letzten Gable - ich kann den 8. Henry einfach nicht mehr sehen/lesen....


    ich hoffe sie macht mit den Ottonen jetzt erst mal weiter, Tugomirs noch namenloser Sohn wäre doch ein wirklich guter Beobachter von Ottos zweiter Lebenshälfte...

  • @Maha: Sie schreibt gerade am 5. Waringham über Elisabeth I.


    Ich persönlich finde ja, dass Wilhelm oder eine fiktive Figur aus seinem Umfeld eine interessante Sichtweise auf Ottos zweite Lebenshälfte wäre. Immerhin hat Wilhelm ja noch das ein oder andere im Umfeld Ottos zu tun.


    Ich lese auch die Nachworte immer zuerst, damit ich mich während des Lesens nicht wundern oder gar ärgern muß. Allerdings bin ich etwas zwiegespalten, was den Roman angeht. Gefallen hat er mir, aber es gibt doch ein paar Dinge, die mich stören. Das war auch bei "Das Haupt der Welt" schon ähnlich.

  • Ich bin inzwischen auch durch, habe auch das sehr informative Nachwort noch gelesen, in dem zumindest ein paar meiner Fragen beantwortet wurden, und kämpfe ein bißchen mit meiner abschließenden Einschätzung.


    Was den letzten Part angeht: auf den slawischen Teil der Verschwörung unter Beteiligung bis dato völlig unverdächtiger Figuren hätte ich auch verzichten können; das war mir zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Vor allem von Asik war ich ziemlich enttäuscht. Von Slavomir rede ich gar nicht; das kam mir zu sehr aus heiterem Himmel. Der sächsische Teil der Angelegenheit ist ja wohl historisch. Mir wäre nur lieber gewesen, Tugomir hätte auf weniger dramatische Weise darin verstrickt sein können.


    Daß der Roman hier endet, finde ich dagegen gut und richtig. Es war meinem Gefühl nach nie wirklich ein "Otto"-Roman geplant. Es ging immer um Tugomirs Lebensgeschichte, und Tugomir ist jetzt "angekommen". Deshalb ist es auch normal, wenn die Vorgänge in Sachsen nur noch knapp gehalten sind, sobald Tugomir sich dort nicht mehr aufhält.
    Das Problem mMn ist, daß die Thankmar-Geschichte im Buch zuviel Raum einnimmt und den Blick auf Tugomir zeitweilig verstellt. Leider waren gerade die Thankmar-Passagen auch die, die mich am meisten gefesselt haben. Mir wäre viel Lesefreude entgangen, hätte man da gekürzt.


    Ansonsten fehlen mir die Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Gablé-Romanen; ich hatte zuvor, wie gesagt, nur "Das Lächeln der Fortuna" gelesen, das mir überhaupt nicht gefallen hat. Was mir am "Haupt der Welt" mehr zusagte: deutlich weniger Klischees, eine sympathischere Hauptfigur mit wenigstens etwas deutlicher ausgeprägten Schwächen und eine glaubwürdigere Haupthandlung. Dafür gab es auch Dinge, die mir überhaupt nicht gefallen haben: die vielen detailliert beschriebenen Grausamkeiten und Vergewaltigungen, die Figuren von Gero und zum Teil Egvina (war mir viel zu "modern" in ihrem Denken) und die Sexszenen, die überhaupt nichts zum Fortgang der Handlung beitrugen und die man getrost hätte weglassen können. Im Gegensatz zum "Lächeln der Fortuna", wo ich das Gefühl hatte, die Figuren entwickeln sich charakterlich überhaupt nicht weiter, ganz egal, was ihnen passiert, gibt es hier ganz klare Änderungen im Denken, Empfinden und Handeln. Nur konnte ich die psychologische Motivation hinter vielen überhaupt nicht verstehen (Otto und Thankmar, Gero, auch Tugomir).


    In Erinnerung bleiben wird mir, wie wohl den meisten, vor allem Thankmar.


    Zitat

    Original von Saiya
    Allerdings bin ich etwas zwiegespalten, was den Roman angeht. Gefallen hat er mir, aber es gibt doch ein paar Dinge, die mich stören. Das war auch bei "Das Haupt der Welt" schon ähnlich.


    Ist das nicht das Buch, über das wir gerade sprechen? ;-)


    Edit: Link zur Rezi: -klick-

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Josefa ()

  • Ich bin nun auch durch, und mit den gut letzten 200 Seiten nicht zufrieden. Ab Tugomirs 'Wunderbekehrung' ging es einfach zu schnell weiter. Die Ereignisse kamen Schlag auf Schlag. Vorher hat Gable sich viel Zeit für die Entwicklung der Figuren und Ereignisse genommen. Danach war dann Schluß.


    Zitat

    Original von Josefa
    Was den letzten Part angeht: auf den slawischen Teil der Verschwörung unter Beteiligung bis dato völlig unverdächtiger Figuren hätte ich auch verzichten können; das war mir zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Vor allem von Asik war ich ziemlich enttäuscht. Von Slavomir rede ich gar nicht; das kam mir zu sehr aus heiterem Himmel.


    Das kann ich nur unterschreiben. Diese slawische 'Rebellion' gegen Tugomir ist völlig aus der Luft gegriffen, und schien einfach so aus heiterem Himmel zu kommen. Keinerlei Hinweise im Vorhinein. In meinen Augen sehr unnötig.


    Ich habe in dem Roman immer auch ein Otto- Buch gesehen. Deshalb finde ich das Ende unbefriedigend, und hoffe auf einen weiteres Buch zu Ottos zweiter Lebenshälfte.


    Obwohl ich natürlich auch immer mit Tugomir mitgefiebert habe, ist mir die Figur einfach zu perfekt gestaltet: Fürst, Heiler, Priester, Christ alles ohne wirklichen Makel, wenn man mal vom grausamen Mord an den beiden Wachen absieht. Selbst der Tod seines Verwandten ist ein bedauerlicher Unfall. Deshalb taugt er für mich auch nicht wirklich als Hauptfigur.


    An Thankmar jedoch, werde auch ich mich gut und gerne erinnern.

    Literatur erweitert unser Dasein...Durch das Lesen großer Literatur werde ich zu tausend Menschen und bleibe doch ich selbst. CSL

  • Bißchen Off-Topic: Da ja so viele Interesse hätten an der zweiten Lebenshälfte Ottos, insbesondere Ungarnkrieg und Lechfeldschlacht, mal eine dumme Frage: kennt jemand eventuell einen Roman von einem anderen Schriftsteller zu dieser Zeit? Wäre ja vielleicht eine Idee für eine andere Leserunde in der Zukunft.
    Ich habe zu Hause nur ein schmales Krimi-Bändchen, dessen Geschichte nach der Lechfeldschlacht spielt, aber mit der Person Ottos gar nichts mehr zu tun hat. Bei Amazon habe ich mir ergebnislos die Finger wund gesucht, aber vielleicht bin ich auch nur zu doof? *hoff*


    Dafür bin ich auf einen anderen Roman gestoßen, der anscheinend dieselbe Zeit abdeckt wie "Das Haupt der Welt", also auch die Frühphase von Ottos Regentschaft. Kennt das eventuell jemand? Robert Gordians KdG-Krimireihe kenne ich und mag sie sehr.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Es gibt ein paar Bücher, die zu derselben Zeit handeln, sich aber nicht direkt mit Otto befassen. Ich denke im Augenblick in erster Linie an Bruno Keiser "Adelheid", es ist allerdings, wenn ich mich recht erinnere, eher eine Romanbiographie, natürlich über Ottos zweite Ehefrau Adelheid von Burgund, wie der Name schon sagt.


    Auch von Brigitte Riebe "Liebe ist ein Kleid aus Feuer" handelt in der Zeit Ottos des Großen.


    Darüber hinaus ist das eher ein ziemlich weißer Fleck auf der Landkarte. Der MDR hat in seiner Reihe "Geschichte Mitteldeutschlands" eine ganz passable Doku über Otto gemacht (wobei ich aus jener Reihe immer noch die Doku über Theophanu am liebsten mag). Generell ist es Theophanu, die Schwiegertochter von Otto dem Großen, die in Sachen Belletristik am häufigsten "hergenommen" wird. Deren Zeit im ostfränkischen Reich begann aber erst 972, also ein Jahr vor dem Tod Ottos des Großen.

  • Danke für die Tipps, CorinnaV; ich werde sie mir mal anschauen :wave. Schade, daß es zu diesem Thema so wenig Auswahl zu geben scheint.


    (Die TV-Doku zu Theophanu habe ich sogar gesehen, meine ich. Mit Sicherheit kenne ich die Folge zum Aufstand der Thüringer unter Hardrad, die ich aber nicht so dolle fand. Ich habe allerdings generell Probleme mit Dokus; muß also nicht an der Sendung liegen.)

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.