'Ohne jeden Zweifel' - Seiten 282 – Ende

  • Es ist vollbracht - ich habe fertig! :-]
    Mum ist in der geschlossenen Abteilung und Daniel, der sie dort - wenn auch mit bester Absicht - hinein lockte, fliegt schlechten Gewissens nach Schweden, um selbst Aufklärung zu betreiben. Der treue, so lange verleugnete Mark zahlt erst ein Luxushotel für Mum und Daniel und dann wohl auch noch die Reise.
    Daniel findet heraus:
    Mia lebt. Gut sogar. Und im 7. Monat schwanger. Gut, an dem Verschwinden war was dran, das war von Hakan inszeniert. Aber nix mit Mord oder so.
    Und es gibt keine Freja. Gab es auch nie. Wie Daniel in Opas Schuppen auf die Idee mit dem Missbrauch kommt (welche zutreffend ist), erschließt sich mir leider nicht, kann aber mit meinem sehr schnellen Lesen zu tun haben.
    Wenn man jetzt mit der unoriginellen Missbrauchsgeschichte anfängt, ist es natürlich nicht unnatürlich, dass sich ein halbes Jahrhundert später solche Auswirkungen wie bei Mum zeigen.
    Trotzdem, mir kommt das Ende vor wie ein aufgeblasener Luftballon, der noch nicht zugeknotet ist und sich während seines Selbstständigmachens leert und nach einigen wilden Umdrehungen schlaff zu Boden fällt. Kann natürlich auch am schon erwähnten hier besonders raschen Lesen liegen. Bin gespannt, ob es anderen besser gefallen hat. Möglicherweise bin ich auch zu unsensibel hierfür.
    Wobei mir die letzten Seiten, als Daniel mit Mia nebst Freund zurück nach London fliegt - auch generös von Mark bezahlt - und in dem alten Buch liest (die Trollgeschichte erinnerte mich an "Allerleirau") und dann alle zusammen zu Mum gehen, eigentlich wieder zugesagt haben.
    Über die Rezi muss ich noch nachdenken.
    Jetzt bin ich - wie bereits oben geschrieben - mal gespannt, was meine Mitleser zu dem Buch sagen. Denn sogar die böse Kartoffelsalatattacke von Hakan wurde ja letztendlich aufgeklärt. Vielleicht gebe ich dem Buch irgendwann einmal eine zweite Chance. Manchmal ist es ja auch einfach nicht das richtige Buch zur rechten Zeit.:wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich bin auch fertig, Maikaefer. Der Regentag gestern war wie geschaffen zum Lesen und das Buch war ja auch großzügig aufgeteilt und daher schnell gelesen.


    Das Ende, jaaaaa..... Unverhofft und gut. Also jetzt die Szene im KKH, wo sich die Mutter aus ihrer scheinbar selbstauferlegten Starre löst und mit ihrer Familie sprechen will. Aber lag sie nicht kurz vorher noch im Koma, sollte künstlich ernährt werden aufgrund ihrer Dehydrierung? Muss ich nochmal nachlesen.


    Die Seiten vorher, da gebe ich dir Recht. Da muss ich nochmal drüber nachdenken, meine Notizen studieren. Melde mich dazu später nochmal. Muss auch noch die anderen Beiträge verfassen.

  • Die Auflösung der rätselhaften Geschichte kommt wie ein Schock. Zuvor hat Daniel zwar allmählich an Tildes Erzählungen gezweifelt, aber nichts hat für mich darauf hingewiesen, welche Schlüsse er ziehen würde. Er hat die meiste Zeit als Zuhörer und Projektionsfläche für Tildes Aufzeichnungen gewirkt.


    Noch einmal sammelt Tilde in einer Szene ihres Berichts alle Kräfte, um möglichst normal zu wirken. Sie gibt sich die Schuld, wenn sie ihre Geschichte nicht "richtig" (ausführlich, mit Beweisen) erzählt, als Verantwortliche für die Opfer der Verschwörung, die nur sie erkennen kann. Dieses emsige Arbeiten am guten Eindruck auf Mediziner und Behörden und die Hoffnung, die "anderen" doch noch überzeugen zu können, finde ich beklemmend realistisch geschildert.


    Daniel trifft seinen Großvater (zum ersten Mal im Leben?) und sucht alle Schauplätze aus Tildas Bericht auf, Tildes Elternhaus, den Hof seiner Eltern und die Insel im Fluss. Die rätselhaften Einzelheiten, Spuren und die Widersprüche (die die Leser zweifeln ließen) werden zum Ende erstaunlich plausibel aufgelöst.

  • Ich fand Daniels Reaktion, seine Mutter einweisen zu lassen, nachvollziehbar. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Hat mir auch gut gefallen, dass Mark die ganze Zeit an seiner Seite war und ihm das Geld zur Verfügung gestellt hat. Obensichtlich lieben die beiden sich sehr.


    Die Auflösungen haben mir gut gefallen, es passte alles ganz schlüssig ineinander. Auch wenn Tilde am Ende wirklich etwa zu schnell wieder ansprechbar war.


    Smith hat eine sehr ungewöhnliche Art gewählt, eine Geschichte zu erzählen und erst die Auflösung bringt Klarheit, wie sich alles zugetragen hat. Dass am Anfang wieder mal eine Kndesmisshandlung steht, finde ich ein bisschen schade, erklärt Tildes Trauma aber wohl am besten.


    Nicht geklärt wurde allerdings, warum Tilde eine schwarze Zunge hatte.

  • Lag ich mit meiner Vermutung gar nicht so daneben, dass Freja was zugestossen ist. In dieser Richtung hatte ich es mir auch schon gedacht. Nur das Freja kein anderes Mädchen war, sondern Tilde selber. So ein Erlebnis hat natürlich psychische Auswirkungen und Tilde scheint es nie richtig überwunden zu haben. Aber dadurch wurde auch Frejas "Tod" erklärt, womit ich nicht mehr wirklich gerechnet hatte. Überhaupt hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Ereignisse aus dem Sommer 1963 so eine große Rolle spielen würden.


    Mia ist zum Glück nichts weiter passiert. Da konnte ich mir bis zum Schluss nicht erklären, was mit ihr passiert war. Ob Hakan sie ermordet (lassen) hat und das Verschwinden nur insziniert hat oder ob sie tatsächlich abgehauen ist. Denn die Erklärung, dass sie wohl kaum zu Fuß so weit gekommen wäre, war einleuchtend.


    Mir hätte es noch gefallen, wenn man in ein paar wenigen Sätzen erfahren hätte, wie es Tilde in den Wochen und Monaten nach der Auflösung des Ganzen ergangen ist.


    Insgesamt hat mir das Buch recht gut gefallen, es ließ sich super lesen und der Aufbau war auch mal ein anderer. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir gewünscht, dass etwas mehr passieren würde. Aber ansonsten ist es eine tolle Story, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat.

  • Puh, den vierten Abschnitt fand ich nun richtig heftig, aber er hat mich entschädigt für die ersten drei manchmal etwas zähflüssigen Abschnitte. Alle rätselten über den fiesen Hakan, dabei lag die Lösung beim Großvater. Wie oft es wohl damals diesen Mißbrauch in den einsamen Gegenden Schwedens gab?


    Daniel kam nicht im Schuppen auf den Mißbrauch, sondern die Lehrerin Carlen erzählte ihm, dass Tilde damals schwanger war.


    Das Ende hat mir so halb offen gereicht. Den Rest darf nun die eigene Phantasie füllen.

  • Interessanterweise kommt dieses Buch ohne jede physische Gewalt aus. Ohne Actionszenen, ohne Tote und Verletzte (wenn man von den seelischen Schäden absieht).


    Wie es mit Tilde und Chris weitergeht, kann man sich ausmalen, wenn man möchte. Ich glaube, in jedem Fall wird es ihr besser gehen als in den letzten Monaten und sie wird noch intensive psychologische Betreuung benötigen. Die beiden werden viel zu reden haben.

  • Zitat

    Original von xexos
    Daniel kam nicht im Schuppen auf den Mißbrauch, sondern die Lehrerin Carlen erzählte ihm, dass Tilde damals schwanger war.


    Das Gespräch mit der Lehrerin ("Es gab keine Freja") habe ich verfolgt. Aber es wurde doch dort nichts über Missbrauch durch den Vater gesagt. Deshalb ist mir immer noch unklar, wie Daniel im Schuppen zu diesem Schluss kam.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Als Daniel aus dem Haus seines Großvaters kommt, hat er Tinte an den Fingern. Die gleiche braune Tinte, mit der die Briefe aus der vergrabenen Kiste in Schweden geschrieben wurden. Also hat Tilde diese Briefe doch selbst geschrieben. Darin ist die Rede von einem verzerrten Spiegelbild, das man als erstes sieht, wenn man die Tür einer Hütte aufmacht. Genau das erlebt auch Daniel, als er die Hütte seines Großvaters, in der er angeblich den Honig herstellte, gefunden hat. Und dann findet er weitere Anzeichen, dass Tilde in der Hütte war und nichts gutes erlebt hat. Die Kuckucksuhr, die Imkerkleidung ... Daraus wird er geschlossen haben, dass es der Vater war, der Tilde missbraucht hat.

  • So im letzten Abschnitt passiert jetzt sehr viel und natürlich endet alles ganz anders als gedacht :lache


    Daniel hat sich die Geschichte von seiner Mutter erzählen lassen und sie dann ins Krankenhaus einliefern lassen, war im ersten Moment Verrat, aber die richtige Entscheidung. Vor allem, daß er anschließend nach Schweden geflogen ist und selbst Nachforschungen angestellt hat HUT AB. Diese Aktionen hätte ich ihm nicht zugetraut. Hier hat er bei mir eindeutig Punkte gesammelt.


    Auf seiner Suche nach der Wahrheit findet er noch Mia und ihren Freund. So erfährt er nun auch noch diesen Teil der Wahrheit.



    Der Autor hat eine spannende Story geliefert, einmal etwas anders aufgebaut als der "normale" Thriller. Positiv finde ich auch, daß er ohne Gemetzel, Blut etc. eine packende Geschichte geschrieben hat.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Als Daniel aus dem Haus seines Großvaters kommt, hat er Tinte an den Fingern. Die gleiche braune Tinte, mit der die Briefe aus der vergrabenen Kiste in Schweden geschrieben wurden. Also hat Tilde diese Briefe doch selbst geschrieben. Darin ist die Rede von einem verzerrten Spiegelbild, das man als erstes sieht, wenn man die Tür einer Hütte aufmacht. Genau das erlebt auch Daniel, als er die Hütte seines Großvaters, in der er angeblich den Honig herstellte, gefunden hat. Und dann findet er weitere Anzeichen, dass Tilde in der Hütte war und nichts gutes erlebt hat. Die Kuckucksuhr, die Imkerkleidung ... Daraus wird er geschlossen haben, dass es der Vater war, der Tilde missbraucht hat.


    Danke für deine Erläuterungen, liebe JaneDoe!
    Kann ich alles nachvollziehen, wäre für mich aber kein Beweis (auch wenn es am Ende danach aussieht, als ob es stimmt, zumal durch die Trollgeschichte, die mich an Allerleirau erinnerte, Daniel aber da noch gar nicht gelesen hatte).
    Aber wie wir schon weiter vorne übereingekommen sind: Smith wollte es halt so haben - und es ist SEIN Buch :-):wave


    EDIT meint noch:


    Zitat

    Original von Richie
    Der Autor hat eine spannende Story geliefert, einmal etwas anders aufgebaut als der "normale" Thriller. Positiv finde ich auch, daß er ohne Gemetzel, Blut etc. eine packende Geschichte geschrieben hat.


    Zitat

    Interessanterweise kommt dieses Buch ohne jede physische Gewalt aus. Ohne Actionszenen, ohne Tote und Verletzte (wenn man von den seelischen Schäden absieht).

    (JaneDoe)


    Stimmt natürlich beides. Wobei ich Kindesmissbrauch schlimm genug und eigentlich mittlerweile thrillermäßig recht abgenutzt finde.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von maikaefer


    Das Gespräch mit der Lehrerin ("Es gab keine Freja") habe ich verfolgt. Aber es wurde doch dort nichts über Missbrauch durch den Vater gesagt. Deshalb ist mir immer noch unklar, wie Daniel im Schuppen zu diesem Schluss kam.


    Und kurz danach teilt Daniel noch mit, was ihm Carlen über dieses kurze "Es gab keine Freja" noch erzählt hat. Dazu gehört, dass Tilde schwanger war, dass sie sich im See selbst ertränken wollte, dass sie keine Freundinnen fand usw. Das waren zusammen mit der Entdeckung der Hütte und der Imkerausrüctung genug Fakten, um eindeutig den Vater als Täter zu identifizieren.

  • Ich will jetzt nicht penetrant erscheinen, okay? Dass die Lehrerin ihm noch mehr erzählt hat, habe ich trotz gelegentlichen querlesens ebenfalls gesehen.
    Trotzdem wunderte ich mich über den Vater-Schluss. Es hätte sich sonstwer der Imkerverkleidung etc. und dann Tildes bemächtigen können.
    Die als weiteres Indiz dienende Trollgeschichte las Daniel erst später.
    Deshalb wunderte ich mich eben. Aber vielleicht hab ich ja doch irgendetwas nicht so intensiv gelesen.
    Aber vor allem: Wie oben schon geschrieben... es ist Smith´ Buch, nicht meines. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Sicher hätte es auch jemand anders sein können, der Saisonarbeiter zum Beispiel (für die Dorfbewohner war er es ja auch). Da wären dann aber noch mehr offene Fragen geblieben. Dann noch das Indiz, dass der Vater sofort Chris und den Doktor informierte, um seine Tochter auch ohne seine Anhörung schon abzuholen.

  • Das rasche Abholenlassen wiederum hatte ich jetzt in dem Zusammenhang gar nicht mehr auf dem Schirm. Wie gesagt, ich will nicht uneinsichtig sein. Vielleicht hängt es ja auch damit zusammen, dass ich mich seit der Sprachen- und Kartoffelsalatgeschichte, die "Beweise" sein sollten, nicht so recht mit Tildas Argumenten und auch dem ganzen Buch anfreunden konnte.
    Trotzdem würde mich interessieren, ob der Vater aufgrund dieser "Beweislage" bei Anklageerhebung verurteilt werden würde.
    Bitte nicht falsch verstehen, ich wünsche mir jeden wirklichen Täter bestraft.
    Und mir ist aus familiärem Erleben bekannt, wie schwer ein wirklicher Beweis zu erbringen ist. Ja, und es wäre auch schlimm, wenn es wirklich so gewesen wäre und der Vater ungestraft davon käme, weil ja Tildas Verwirrung dann auf eben diese ungesühnte Tat zurückzuführen ist. Aber eben dieser ganze Wirrwarr ist in meinen Augen kein wirklicher Beweis. Und einen zu Unrecht Verurteilten fände ich, auch, wenn er mir so unsympathisch wie Daniels Großvater ist, mindestens ebenso schlimm wie das, was ich von Tildas Schicksal mitbekommen habe.
    Leider kann ich das nicht besser formulieren. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Die Hütte haben sie ja abgebrannt und die Taten wurden vor 50 Jahren verübt. Einen rechtskräftigen Beweis würde man wohl kaum noch finden. Es gibt zwar ein Geständnis gegenüber Daniel, aber das könnte widerrufen werden bzw. wurde nicht offiziell protokolliert.


    Daniel fragt ja auch "Wird jemand kommen?" und der Alte antwortet "Nein, es kommt niemand.". Der wird da alleine im Norden Schwedens bleiben und sterben. Daniel hatte ja auch kein Interesse an Rache, sondern will nur die Genesung seiner Mutter.


    Meine Frage "Wie oft gab es das wohl in den einsamen Gegenden Schwedens?" geht ja in die gleiche Richtung. Ich könnte mir eine recht hohe, nie geahndete Dunkelziffer vorstellen. Leider.

  • Zitat

    Original von xexos
    Meine Frage "Wie oft gab es das wohl in den einsamen Gegenden Schwedens?" geht ja in die gleiche Richtung. Ich könnte mir eine recht hohe, nie geahndete Dunkelziffer vorstellen. Leider.


    Ich mir auch. Und nicht nur auf Schweden beschränkt.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Und einen zu Unrecht Verurteilten fände ich, auch, wenn er mir so unsympathisch wie Daniels Großvater ist, mindestens ebenso schlimm wie das, was ich von Tildas Schicksal mitbekommen habe.
    Leider kann ich das nicht besser formulieren. :wave


    Für mich besteht kein Zweifel an der Schuld von Tildes Vter. Er gibt es ja sogar Daniel gegenüber zu. Auf S. 359 unten: "Vierzehn Jahre war ich ein guter Vater. Und zwei Jahre lang ein schlechter."