Sonnenstaub - Linda Hogan

  • Kurzzusammenfassung:


    Vor Urzeiten, sagen die Alten, haben Erde und Wasser einen Pakt geschlossen, um friedlich miteinander zu leben. Die junge Angel, die sich im hohen Norden auf die Spuren ihrer eigenen Vergangenheit begibt, sieht diesen Vertrag in Gefahr: Das Gebiet eines Indianervolkes soll einem Staudammprojekt zum Opfer fallen. Linda Hogans weise, mitreißend erzählte Geschichte eines Mädchens, das über die Liebe zur Natur zu sich selber findet, ist eine poetische Parabel von der Hoffnung und dem Willen, die Bedrohung eines der letzten Paradiese abzuwenden.


    Englischer Titel: Solar storms


    Angaben zum Autor:


    Linda Hogan entstammt dem Volk der Chickasaw-Indianer. Sie ist eine der führenden Autorinnen der neuen indianisch-amerikanischen Literatur und erhielt für ihre Werke,
    - Lyrikbände, Essays und Romane -, bereits zahlreiche Auszeichnungen.


    Meine Meinung:


    Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, aber wer sich erst einmal durch die ersten Seiten "gekämpft" hat, wird von der Geschichte von Angel, die sich aufmacht ihre Wurzeln zu suchen, in den Bann gezogen.
    Beim Lesen bekommt man eine Ahnung von der tiefen Naturverbundenheit der Indianervölker.

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen.( LaoTse) :flowers

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  • Sie war zum Sterben an einen Ort heimgekehrt, der in ihrer Erinnerung etwas ganz anderes war als in der Realität, die sie vorfand. (Seite 305)



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Die siebzehnjährige Angel kennt ihre Mutter, der sie anscheinend entstellende Narben im Gesicht zu verdanken hat, nicht. Nach einer Odyssee durch verschiedene Pflegefamilien kommt sie endlich zu ihrer Großmutter. Zusammen mit ihr und zwei weiteren Frauen brechen sie mit dem Kanu zu einer gefährlichen Reise in den Norden auf - um Angels Mutter zu finden.

    Doch weitaus dringender wird die Reise, um das Großprojekt eines Staudammes zu verhindern, der Indianergebiet in einem See versinken lassen soll und das gesamte Gleichgewicht der Natur zerstören wird. So wird die Reise zu einem „verzweifelten Kampf um das Land ihres Ursprungs und um ihre eigene Identität“. (Klappentext)



    Über die Autorin


    Linda Hogan wurde 1947 in Colorado als Tochter eines Chickasaw und einer weißen Frau geboren. Sie lehrte an der Universität von Colorado und war in verschiedenen Gremien tätig; 2007 wurde sie in die Chickasaw Hall of Fame aufgenommen. Sie erhielt mehrere Auszeichungen; ihr erster Roman „Mean Spirit“ war 1990 Finalist für den Pulitzer Preis.




    Meine Meinung


    Es ist nun schon einige Zeit her, daß ich dieses Buch ausgelesen habe; und noch immer fällt es mir nicht leicht, meine Gedanken dazu in Worte zu fassen. Über weite Teile war es jedenfalls völlig anders, als ich erwartet habe, weshalb ich in der ersten Hälfte des Buches, bis dann die Reise endlich begann, mich mit dem Lesen etwas schwer getan habe. Zumal ich mir immer wieder die Verwandtschaftsverhältnisse der Figuren klar machen mußte. Fünf Generationen, von denen vier den größten Teil der Handlung anwesend sind - da war der Durchblick nicht immer einfach. Es erforderte konzentriertes Lesen, um Figuren wie Handlung zu folgen. Woraus sich ergibt, daß dies kein Roman zum „nebenbei so weglesen“ ist. Dazu ist die Thematik auch viel zu ernst und zu aktuell - leider auch heute noch.


    Die Handlung ist in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts angesiedelt; die Ereignisse der Besetzung von Wounded Knee 1973 finden nebenbei als zeitliche Einordnung Erwähnung. Angel, die von ihrer Mutter mißhandelt wurde und bei verschiedenen Pflegefamilien aufwuchs, kann endlich nach Minnesota zu ihrer Großmutter Bush und ihrer Urgroßmutter Agnes. Dort erfährt sie erstmals so etwas wie Liebe und angenommen werden, so daß ihre Wunden langsam zu heilen beginnen. Immer wieder wird ein kurzes Schlaglicht auf die Herkunft Angels geworfen - was da langsam zutage kommt, ist sicher nichts Schönes. Fast schon ein Wunder, daß sie zu einer so „normalen“ jungen Frau heranwachsen konnte, auch wenn ihr indianisches Erbe mehr oder weniger totgeschwiegen wurde.


    Als Angel erfährt, wo ihre leibliche Mutter Hannah Wing jetzt lebt, will sie dorthin. Sie will endlich wissen, was in ihrer Kindheit geschah, woher sie die Narben im Gesicht hat, und warum sie von ihrer Mutter verlassen wurde. Zudem soll im Norden, ganz in der Nähe des Ortes, wo Angels Mutter lebt, ein Staudamm gebaut werden, in dessen Folge die Wohngebiete der hier wie dort ansässigen Menschen überflutet und das Gleichgewicht der Natur vollends aus der Bahn geworfen werden würde.


    So machen sich Angel, ihre Großmutter, ihre Urgroßmutter sowie deren alte Mutter Dora-Rouge, die im Norden geboren wurde und nun dorthin zum Sterben zurück will, per Kanu auf den weiten Weg nach Norden - um Hannah Wing zu finden und den Staudammbau zu verhindern. Die nicht ungefährliche Reise über Seen und Flüsse wird alle Beteiligten für immer verändern.


    Es ist diese Reise, die das Buch so lesenswert macht. Mit viel Sympathie und Verständnis für die ursprünglichen Bewohner des Landes geschrieben, tritt einmal mehr der Gegensatz zwischen „weißer“ und „roter“ Kultur und Denkweise zutage, wobei die „weiße“ nicht unbedingt als die bessere abschneidet. Man sieht die Erfolge des Staudammbaus, nicht aber die Folgen, die das für Natur und die Menschen im Einzugsgebiet haben wird. Will man auch nicht, denn es geht ja um Geld. Was zählen da schon ein paar Menschen, die ihre Heimat verlieren? Was zählen ein paar überflutete Gebiete (auch wenn die ziemlich groß sind)?


    Die Reise verändert die Figuren, und sie mag auch die Einstellung von so manchem Leser verändern, der (wenn auch nur im Geiste) die Mühen und Strapazen der Reise mit auf sich genommen hat, die Veränderungen sieht, und mehr als einmal dem Tod in die Augen geblickt hat. Um am Ende nichts so vorzufinden, wie ursprünglich erwartet wurde.


    Nicht nur während der Reise ist der Tod immer wieder ein Thema, und das in einer mentalen Intensität, wie ich sie bisher selten bis gar nicht gefunden habe. Auch, oder vielleicht gerade, weil die Autorin sein Kommen oft eher distanziert, wie von einem neutralen Beobachter aus wahrgenommen, beschreibt. Doch dadurch empfand ich diese Szenen als sehr berührend und hochemotional.


    In uns lebt etwas Wunderschönes. Du wirst es sehen. Glaub es einfach. Du wirst es sehen.“ (Seite 479) Mit diesen Worten endet das Buch. Ist man bis dahin gekommen, wird es einem vielleicht gelingen, dieses „Wunderschöne“ zu sehen. Alleine diese Hoffnung macht das Buch mehr als lesenswert.



    Mein Fazit


    Es dauerte eine Weile, bis ich in dem Buch „angekommen“ war, das Durchhalten hat sich aber mehr als gelohnt. Der Roman bietet viele Denkanstöße gerade auch für unsere Zeit und unseren Umgang mit Mensch und Natur.



    Mein gelesenes Exemplar:
    480 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

    Originaltitel: Solar Storms

    Aus dem Amerikanischen von Heike Brandt

    Verlag: Verlag Volk und Welt GmbH, Berlin 1997

    ISBN-10: 3-353-01074-2

    ISBN-13: 978-3-353-01074-2


    ASIN/ISBN: 3353010742

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")