Der Autor: Jô Soares, 1938 in Rio de Janeiro geboren, ist in seiner Heimat ein bekannter Schauspieler, Fernsehmoderator, Dramaturg und Theaterregisseur.
Klappentext:
Rio de Janeiro, Ende des 19. Jahrhunderts. Zunächst ist nur die kostbare Stradivari verschwunden, die Kaiser Dom Pedro seiner Geliebten geschenkt hat – ein peinliches Malheur, nicht mehr. Um das wertvolle Stück wiederzubekommen, empfiehlt Schauspielerin Sarah Bernhardt, die gerade ein glänzendes Gastspiel in Rio gibt, ihren Freund Sherlock Holmes. Kein großes Problem für einen Detektiv seines Kalibers ... In Brasilien angekommen, stürzen sich Sherlock Holmes und Dr. Watson sogleich in die Lustbarkeiten der Belle Époque und erleben die sinnlichen Freuden der Tropen am eigenen britischen Leib.
Meine Meinung:
Dieses Buch lässt mich etwas ratlos und zwiegespalten zurück. Schon eine Zuordnung in ein bestimmtes Genre fällt nicht leicht. Ist ein Krimi? Oder eine Satire oder doch eine Gesellschaftskomödie? Auch wenn es tatsächlich eine nicht unspannende Krimihandlung gibt, die den Leser bis zum Schluß miträtseln lässt, ist es von allem irgendwie ein bißchen. Schwierig macht es auch der eigenartige (typisch brasilianische ???) Humor, der für meinen Geschmack etwas zu albern war und zuweilen in Richtung "Slapstick" abdriftete. Immerhin lässt sich der Roman flott lesen und ab und zu muss man doch über die beiden allzu steifen Briten grinsen, die in das eine oder andere brasilianische Fettnäpfchen treten. Die berühmte Kombinationsgabe Sherlock Holmes' wird des öfteren ad absurdum geführt und der Lächerlichkeit preisgegeben.
Wer hier einen klassischen Detektivroman mit Sherlock Holmes und Dr. Watson erwartet, liegt vollkommen falsch. Immerhin wird es für die Fans des Duos eine Beruhigung sein, dass die Beiden zum Schluss unbeschadet (und Holmes immer noch, trotz größter Versuchung ;-), unbeweibt) die Heimreise antreten.
Insgesamt war es für mich ein interessantes "Experiment" dieses Buch zu lesen, aber ich denke, es wird wohl ein einmaliger Ausflug in die Welt des südamerikanischen Humors gewesen sein.
Von mir gibt es, vor allem wegen des angenehm zu lesenden Schreibstils und weniger auf Grund des zuweilen etwas derben Plots, gute 6 Punkte.