'Ein rundherum tolles Land' - Kapitel 14 - 22

  • Auch wenn Frank es beim Militär mit jeder Menge Sadisten zu tun hat, habe ich doch das Gefühl, dass es jetzt bergauf geht. Er hat Förderer und Beschützer, die wohl seine Talente erkannt haben. Er kann an Lehrgängen teilnehmen. Doch im Moment (Kap. 14) sieht er wohl nicht, welche Chancen sich daraus entwickeln können.
    Er will einfach nur bei seinem Hund bleiben. Die Abschiedsszene ist einfach zum Weinen. Zitat: "... und ich bin froh, dass keiner sieht, wie ich mich fühle."
    Ich glaube, in diesem Satz stecken alle seine Gefühle drin, Einsamkeit, Frust, Angst.

  • Zitat: "Ich habe ein Foto von meiner Mutter in der Brusttasche." (Kap. 14)


    Oberflächlich betrachtet steht der Satz völlig zusammenhangslos da. Doch er drückt wieder so viel aus. Dieses Foto hilft ihm, diese schwierige Situation auszuhalten. Er erinnert sich, warum er das macht. Und für wen.

  • Eigentlich erwartete ich, dass sein Heimaturlaub der Gipfel an Freude, Glück und Geborgenheit sein werde, Friede, Freude, Eierkuchen. Leider ist dem nicht so!
    Er streitet mit seiner Mutter, es gibt keinen, mit dem er wirklich über das sprechen kann, was er erlebt hat, gerade über seine aktuellen Eindrücke in Dachau.
    Doch er versöhnt sich wieder mit ihr, da er sie auch ein bisschen verstehen kann.
    Leider gelingt ihm keine Versöhnung mit seinem Vater.

  • Immer wieder trifft Frank in seinem Leben auf Menschen, die ihm nahe legen, etwas für seine Bildung zu tun.
    Das hat schon in seiner Kindheit begonnen. Schon im ersten Buch überraschte mich, dass sogar seine Eltern unter ärmlichsten Verhältnissen Wert auf gute Schulbildung legten.
    Frank ist immer im Konflikt zwischen seinem Traum vom College und Geldverdienen.

  • Der Heimaturlaub ist wirklich gründlich schief gelaufen, das hat sich sicher auch Frank damals anders vorgestellt. ;-(


    Sicher ist Frank immer auch von Menschen umgeben, die ihn/seine Bildung fördern wollen - aber noch schafft er den "Absprung" nicht. Zwar liegt die Zeit in der Armee (samt der Eindrücke, die er aus Dachau mitnimmt :yikes ... es hat auch mich schlucken lassen- wieder sehr gut geschildert), aber er muss/ will so gut wie möglich Geld verdienen und rackert sich am Hafen ab. Die Wohnverhältnisse sind weiter elend - man denke sich wie viele Leute sich das Handtuch über 14 Tage teilen müssen. Dass erst so spät der Groschen fällt und jeder sich ein Handtuch anschafft, unglaublich! Träume sind lange, manchmal für immer eben nur Träume. Traurig.


    Endlich sucht und findet Frank dann doch noch einen Arbeitsplatz im Büro :write und landet prompt vom Regen in der Traufe... :bonk


    Beim Lesen denkt man immer wieder es geht aufwärts und dann kommt´s ganz dicke. Schließlich zerstört er durch sein Trinken und sein Verhalten auch seine Beziehung zu Emer. Schade.


    Ach, Frank. :cry


    Die Darstellung der damaligen Zeit ist so eindrücklich, dass ich mich in der Zeit zurück versetzt fühle.

    SUB :lesend 20 Bücher in deutscher, englischer, niederländischer und spanischer Sprache vom Kinderbuch bis zum Thriller

  • Zitat

    Original von Faraday
    Die Zeit in der Army find ich jetzt nicht so toll. Ist gar nicht meins.
    Der Heimaturlaub empfinde ich sehr deprimierend, das Buch zieht mich fast ein wenig runter.... :-(


    Das geht mir genauso.
    Frank hat in seiner Erinnerung sicher einiges verdrängt und durch die Schilderungen über die verbesserten Wohnverhältnisse sich alles rosiger ausgemalt.
    Ich erlebe das immer wieder, dass Menschen, die seit Generationen in sehr armen Verhältnissen leben, nur selten ihre Wohnung und ihr Viertel verlassen. Auch wenn es ihnen wirtschaftlich besser geht. Auch höre ich immer wieder, dass es unvorstellbar ist unter den feinen Leuten zu leben, wo doch jeder sieht, wo man herkommt. So ähnlich stelle ich mir das bei Franks Mutter auch vor.
    Und er selbst hat den Absprung geschafft und kann seine Enttäuschung nur durch Wut überdecken.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Frank hat in seiner Erinnerung sicher einiges verdrängt und durch die Schilderungen über die verbesserten Wohnverhältnisse sich alles rosiger ausgemalt.


    Das man sich seine Vergangenheit manchmal ein Stück schöner malt, als sie wirklich war, ist doch normal. Jeder von uns macht das, denke ich. Wenn man etwas überstanden hat, das nicht schön war, sieht es vom Zeitpunkt des "danach" immer nicht so arg aus wie währenddessen oder davor.


    Zitat

    Ich erlebe das immer wieder, dass Menschen, die seit Generationen in sehr armen Verhältnissen leben, nur selten ihre Wohnung und ihr Viertel verlassen. Auch wenn es ihnen wirtschaftlich besser geht. Auch höre ich immer wieder, dass es unvorstellbar ist unter den feinen Leuten zu leben, wo doch jeder sieht, wo man herkommt. So ähnlich stelle ich mir das bei Franks Mutter auch vor.


    Damit liegst du -denke ich- richtig. Da ich in sehr bescheidenen Verhältnissen lebe (zwar nicht seit Generationen) kann ich das gut nachvollziehen. Es ist nicht so einfach auch heute noch bestehende Klassenunterschiede zu überwinden. Im Falle von Franks Mutter wäre ich froh (aus meiner Sicht) umzuziehen, aber ich könnte mir aus meiner Sicht jetzt auch nicht vorstellen in eine Villa zu ziehen und mich in höheren Kreisen der Gesellschaft zu bewegen - ohne mich als unpassend, unangemessen und so weiter zu empfinden...


    Zitat

    Die Zeit in der Army find ich jetzt nicht so toll. Ist gar nicht meins.


    Das kann ich gut verstehen und auch, dass dich das Buch zu diesem Zeitpunkt runter zieht.

    SUB :lesend 20 Bücher in deutscher, englischer, niederländischer und spanischer Sprache vom Kinderbuch bis zum Thriller

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich erlebe das immer wieder, dass Menschen, die seit Generationen in sehr armen Verhältnissen leben, nur selten ihre Wohnung und ihr Viertel verlassen. Auch wenn es ihnen wirtschaftlich besser geht. Auch höre ich immer wieder, dass es unvorstellbar ist unter den feinen Leuten zu leben, wo doch jeder sieht, wo man herkommt. So ähnlich stelle ich mir das bei Franks Mutter auch vor.
    Und er selbst hat den Absprung geschafft und kann seine Enttäuschung nur durch Wut überdecken.


    Franks Mutter fühlt sich auch ihrem Bruder verpflichtet, der sie vor vielen Jahren bei sich aufgenommen hat, als sie in Nöten war.

  • Zitat

    Original von made
    Eigentlich erwartete ich, dass sein Heimaturlaub der Gipfel an Freude, Glück und Geborgenheit sein werde, Friede, Freude, Eierkuchen. Leider ist dem nicht so!
    Er streitet mit seiner Mutter, es gibt keinen, mit dem er wirklich über das sprechen kann, was er erlebt hat, gerade über seine aktuellen Eindrücke in Dachau.
    Doch er versöhnt sich wieder mit ihr, da er sie auch ein bisschen verstehen kann.
    Leider gelingt ihm keine Versöhnung mit seinem Vater.


    Da ist der ABstand wohl zu groß, mit der Mutter hatte er ja viel mehr Zeit verbracht. Außerdem bemüht sich ja weder der Vater noch die Großmutter wirklich Frank zu verstehn und dass sie die Schuld auch noch auf die Mutter schieben...


    Die zeit in der Army war wirklich realitätsnah geschildert. Der ganze Kommandoton erinnerte ich sehr an diesen Tom Hanks film, oh man mir fällt der Titel nicht ein.
    Dass er sich abstrampelt und immer wieder ins alte Muster zurückfällt trint usw. zeigt, wie schwer es wirklich ist, sich aus gewohnten Verhältnissen zu lösen.

  • Zitat

    Original von made


    Franks Mutter fühlt sich auch ihrem Bruder verpflichtet, der sie vor vielen Jahren bei sich aufgenommen hat, als sie in Nöten war.


    Das stimmt. Trotzdem ist es naheliegender, zuerst an ihre Kinder zu denken und ihnen ein schöneres Zuhause zu ermöglichen und dann erst an den Onkel zu denken. Sie kann sich ja trotzdem um ihn kümmern. Es braucht erst die Franks Wut und seinen Anstoß, dass sie den ersten Schritt schafft. Ich lese manchmal raus, dass sie sich auch etwas hängen lässt. So empfindte es zumindest Frank.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ja, ich glaube, Franks Mutter hat schon lange resigniert. Schon im ersten Buch ist immer wieder die Rede davon, dass sie einfach nur dasitzt und eine Zigarette nach der anderen raucht, was ja auch kein Wunder ist, beim dem, was sie durchmachen musste.

  • Zitat

    Original von made
    Ja, ich glaube, Franks Mutter hat schon lange resigniert. Schon im ersten Buch ist immer wieder die Rede davon, dass sie einfach nur dasitzt und eine Zigarette nach der anderen raucht, was ja auch kein Wunder ist, beim dem, was sie durchmachen musste.


    Da kann man schon wieder Prallelen ziehen zu manchen Familien heute.


    Aber nicht nur die Mutter lässt sich hängen, Frank braucht ja auch ewig, bis er sich endlich entschließt sich an der Universität anzumelden.

  • Zitat

    Original von Findus


    Da kann man schon wieder Prallelen ziehen zu manchen Familien heute.


    Aber nicht nur die Mutter lässt sich hängen, Frank braucht ja auch ewig, bis er sich endlich entschließt sich an der Universität anzumelden.


    Wann meldet er sich denn zur Universität an? Oder meinst du die Bibliothek? :gruebel

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Findus
    Aber nicht nur die Mutter lässt sich hängen, Frank braucht ja auch ewig, bis er sich endlich entschließt sich an der Universität anzumelden.


    Ich habe da schon ein bisschen Verständnis. Der Alltag raubt ihm die ganze Kraft. Noch dazu hat er ja nicht einmal einen High-school-Abschluss.

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Wann meldet er sich denn zur Universität an? Oder meinst du die Bibliothek? :gruebel


    bibliothek ist ja ganz zu Anfang, kann sein dass das schon das nächste Kapitel ist.
    NYU da macht er doch dieses Probesemester in Pädagogik.

  • @ Findus:


    Das ist schon im nächsten Kapitel. Aber halb so schlimm ;-)


    Ich fand es aber interessant, wie er sich Schritt für Schritt über seinen verqueren Lebensweg zu seinem Traum zu studieren hinarbeitet. Teilweise sogar ohne es zu wissen. Und der Schwarze am Hafen war genau die richtige Person, auf die er hatte treffen müssen. Er hatte ihm Mut gegeben und wie sich eine väterliche Beziehung zu ihm entwickelt hat war wirklich klasse.
    Aber so schrecklich viele Erfahrungen jetzt erscheinen, so prägen sie Frank doch und zeigen ihm wie das Leben so spielen kann, fernab des Traumes, bei dem es allen Studenten gut geht, ebenso wie den Amerikanern mit ihren Schreibtischjobs.

    "Schweigen bedeutet für einen großen Teil der Menschheit Gewinn."Borondria, Großmeisterin der Golgariten


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