Hier kann zu Kapitel 44 - Ende geschrieben werden.
'Ein rundherum tolles Land' - Kapitel 44 - Ende
-
-
Ich frage mich, ob Frank in Amerika jemals glücklich war, abgesehen von einem Treffen mit Horace, den er als Vaterersatz ansah.
In die Ehe fühlte er sich gedrängt, sogar sein Hochzeitstag verlief chaotisch. Was da alles passierte, hätte eigentlich auf den Leser komisch wirken müssen, aber mir war nicht zum Lachen zumute.
Auch in seinem ganzen Lehrerdasein wirkt er größtenteils genervt.Der ironische Beigeschmack des Titels, den ich schon von Anfang an hatte, wird durch den Inhalt bestätigt. Amerika ist nur für ganz wenige ein rundherum tolles Land. Am wenigsten für arme Einwanderer, Schwarze oder andere Mitglieder der Unterschicht. Die Herkunft spielt eine große Rolle und ein sozialer Aufstieg nur schwer möglich.
Auch für Frank bestätigt sich der Ratschlag, bei seinesgleichen zu bleiben. Seine Mutter kann sich nicht einleben und verbittert und vereinsamt.
Seinem Vater kann er auch auf dessen Beerdigung nicht verzeihen. Alles, was er seiner Mutter und der Familie angetan hat, steigt vor Frank auf.Wie im vorherigen Abschnitt vermisse ich Emotionen, es klingt über weite Strecken wie ein Bericht.
Am Schluss bleibe ich aber doch etwas traurig zurück und frage mich, ob sich Franks Auswanderung tatsächlich gelohnt hat. Vermutlich hätte er sich mit seiner Intelligenz und seinem Durchhaltevermögen auch in Irland etwas aufbauen können. -
-
Ich glabue nicht, dass er sich hätte in Irland etwas aufbauen können, eher wäre die ganze Familie im Elend versumpft. Denn es gab ja keinerlei Anreize. In Amerika hatte er ja auch Phase wo er sich aufraffen musste aus den Kneipen zu kommen.
Und Arbeit wie dort auch wenn sie schlecht bezahlt und Knochenarbeit war, gab es in Irland ja nicht.Was mich jetzt eher ja schockiert ist das falsche Wort, das Verhalten der Schulverantwortlichen. Kaum hat Frank ja so etwas wie Interesse am Unterricht und Mitarbeit aufgebaut wird er entlassen. Da muss man sich über mangelnde Bildung nicht wundern.
Die Eheschließung war auch für mich kein Anlass zum Amusement. Denn so erzwungen wie sie zu Stande kam macht das wahrscheinlich nicht lange Freude. Obwohl sich die beiden wohl arrangeieren werden.
Der Besuch des Vaters begann zumindest für die Mutter hoffnungsvoll aber endete ernüchternd wobei sie ganz einfach Frank die Schuld in die Schuhe schob.
Ja dieses angebliche "Land der Freien" wartet mit ganz schönen Zwängen und Vorschriften auf. Was Frank ja oft bemängelt, zu oft eigentlich, ohne dass er etwaige Schlüsse und Konsequenzen daraus zieht.
Gave proof through the night
that our flag was still there;
O! say does that star-spangled
banner yet wave,
O’er the land of the free
and the home of the brave?Da dieser Text nach dem Unabhängigkeitskrieg geschreiben wurde aber heute noch inbrünstig gesungen wird, sollten die Einwohner doch mal über ihre Einstellungen nachdenken.
-
Gestern habe ich die Lektüre beendet. Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn es stark begonnen und dann mehr und mehr nachgelassen hat. Kam es nur mir so vor als hätte Frank zum Ende hin die Ereignisse so stark "gerafft" und nur noch "Ausschnitte" erzählt? - so als ob das Buch jetzt endlich mal zu Ende sein müsse??
Das Frank nach Amerika ging hat sich für ihn nur bedingt ausgezahlt. Amerika ist nicht das Land der Träume, wie viele denken und auch Frank beginnt ja diesen Band mit seinem Traum.
ZitatDer ironische Beigeschmack des Titels, den ich schon von Anfang an hatte, wird durch den Inhalt bestätigt. Amerika ist nur für ganz wenige ein rundherum tolles Land. Am wenigsten für arme Einwanderer, Schwarze oder andere Mitglieder der Unterschicht. Die Herkunft spielt eine große Rolle und ein sozialer Aufstieg nur schwer möglich.
made, damit triffst du genau meine Meinung! Das Traurige ist, das dies auch heute noch so ist und nicht nur auf Amerika zutrifft. Zwar haben sich die Zeiten geändert - aber es ist und bleibt schwer für alle die irgendwie nicht "dazu gehören".
ZitatDer Besuch des Vaters begann zumindest für die Mutter hoffnungsvoll aber endete ernüchternd wobei sie ganz einfach Frank die Schuld in die Schuhe schob.
Ja, ernüchternd und enttäuschend verläuft der Besuch des Vaters, der einfach nicht den Absprung von der Alkoholabhängigkeit schafft. Traurig. Auch Frank ist ja in dem in diesem Buch erzählten Lebensabschnitt mehrmals kurz davor, seinem schlechten Vorbild nachzueifern.
ZitatWas mich jetzt eher ja schockiert ist das falsche Wort, das Verhalten der Schulverantwortlichen. Kaum hat Frank ja so etwas wie Interesse am Unterricht und Mitarbeit aufgebaut wird er entlassen. Da muss man sich über mangelnde Bildung nicht wundern.
Das finde ich auch wirklich schade, Frank gibt sich sehr viel Mühe um auf die Schüler einzugehen, sie an die Lektüren/Literatur und Themen heranzuführen. Belohnt wird sein Engagement nie, es hagelt Kritik und endet mit der Entlassung.
Der Tod seiner Mutter nimmt Frank sehr mit, er hat sie sehr geliebt und wollte immer ein besseres Leben für sie. Dafür hat er auch tatkräftig gearbeitet und sie so sehr er konnte unterstützt. Dennoch ist es ihm meiner Meinung nach nicht gelungen ihr Leben zu einem glücklicherem Leben zu wenden. Sie stirbt krank und verbittert.
Frank weiß nicht, ob er zur Beerdigung seines Vaters gehen soll. Da seine Beziehung zu ihm immer schwierig war und die Wut auf seinen Vater Frank wohl immer bleiben wird ist es nachvollziehbar, wie er denkt. Dennoch geht Frank zur Beerdigung.
Insgesamt fand ich das sich die Lektüre gelohnt hat, auch wenn mich das Buch etwas resigniert zurücklässt. In Franks Leben hat sich einfach nicht wirklich etwas zum Guten gewendet - zumindest nicht auf Dauer.
-
Gegenüber "Die Asche meiner Mutter" ist der zweite Teil deutlich schwächer geschrieben. Es ist zwar ganz interessant das Schicksal weiterzuverfolgen, aber Frank hat nur geschafft mich in einigen Passagen mitzunehmen. Ansonsten schien es für mich mitunter eher eine Aufzählung von den Geschehnissen gewesen zu sein, als eine Erzählung.
Gerade den Einstieg in ein geregeltes Berufsleben als Lehrer fand ich wirklich gelungen geschrieben. Leider auch mitsamt der Restriktionen. Aber auch das gehört(e) nun einmal zum Alltag.
Aber das wichtigste in dem Buch zeigt sich aus meiner Sicht darin, dass Frank immer weiter gemacht hat. Irgendwie geht es immer weiter, auch wenn es noch so dunkel aussieht.
-
Irgendwie habe ich immer auf eine Auflösung der dunklen Wolken in seinem Kopf gewartet. Leider erfährt man nicht, wann und wie und ob sie verschwanden.
-
Zitat
Original von made
Irgendwie habe ich immer auf eine Auflösung der dunklen Wolken in seinem Kopf gewartet. Leider erfährt man nicht, wann und wie und ob sie verschwanden.Das belustigt mich jetzt etwas
auch wenn es schade ist, dass Frank trotz seiner Schinderei nicht die erhofften Ergebnisse erzielte. Aber er war sich oft selbst im Weg.Imandra , meintest Du evtl. Restriktionen?
-
@ Findus: Ja, die meinte ich. Danke dir und Tod den Tippfehlern.
-
Zitat
Irgendwie habe ich immer auf eine Auflösung der dunklen Wolken in seinem Kopf gewartet. Leider erfährt man nicht, wann und wie und ob sie verschwanden.
Das Bild von den "dunklen Wolken im Kopf" fand ich von Beginn an toll, schade, dass wir als Leser nicht erfahren, ob und wann diese evtl. verschwanden. Vielleicht sind sie ihm auch geblieben, die Wolken. Manche dunkle Wolken wird man nicht mehr los oder es ziehen bald neue auf... . Bei allem was Frank durchgemacht hat würde mich das nicht wundern.
Das Buch ist über weite Teile sehr nüchtern, bericht-artig geschrieben es hinterlässt bei mir aber auch den Eindruck, dass es sich lohnt immer weiter zu machen und dass man zumindest einen Teil seiner Träume auf eine gewisse Art verwirklichen kann. Man muss eben am Ball bleiben.
Amerika ist eben kein "rundherum" tolles Land - ebenso wie das Leben nicht "rundherum" toll ist.
-
Zitat
Original von imandra777
@ Findus: Ja, die meinte ich. Danke dir und Tod den Tippfehlern.Gerne doch, musste erstmal nachschlagen was Rastriktionen sind. Hätte ja sein können ich kenne das Wort nicht Ich muss jedes mal wenn ich was schreibe nochmal 50 Buchstabendreher korrigieren, also je nach Menge
-
Ich bin gerade an der Stelle, als Franks Vater zu Besuch da war und mir fällt auf, wie schwach Frank eigentlich ist.
Er lässt sehr viel einfach mit sich geschehen und übernimmt kaum Verantwortung für sein eigenes Handeln. Das ist mir auch schon früher aufgefallen. Es braucht nur jemand sagen, dass sie in deine Kneipe ziehen wollen und schon ist Frank mit dabei. Zwischen den Zeilen ist schon zu spüren, dass er es eigentlich nicht richtig findet, aber er schafft es mit 33 immer noch nicht, sich zu widersetzen. Frank ist eindurch und durch passiver Mensch. -
Zitat
Original von Regenfisch
Ich bin gerade an der Stelle, als Franks Vater zu Besuch da war und mir fällt auf, wie schwach Frank eigentlich ist.
Er lässt sehr viel einfach mit sich geschehen und übernimmt kaum Verantwortung für sein eigenes Handeln. Das ist mir auch schon früher aufgefallen. Es braucht nur jemand sagen, dass sie in deine Kneipe ziehen wollen und schon ist Frank mit dabei. Zwischen den Zeilen ist schon zu spüren, dass er es eigentlich nicht richtig findet, aber er schafft es mit 33 immer noch nicht, sich zu widersetzen. Frank ist eindurch und durch passiver Mensch.
Das steht aber völlig im Widerspruch zu seiner Art als Kind und Jugendlicher. Damals brachte ihn sein Lebenskampf vorwärts, immer das Ziel Amerika vor Augen. Vielleicht ist Frank jetzt einfach müde und ausgelaugt. Er hat sehr früh Verantwortung für sich und seine ganze Familie übernehmen müssen. -
Ich habe das buch eben ausgelesen und bin doch froh, dass ich das Ende noch gelesen habe. Das hat den Leseeindruck für mich irgendwie "rund" gemacht.
ZitatOriginal von made
Ich frage mich, ob Frank in Amerika jemals glücklich war, abgesehen von einem Treffen mit Horace, den er als Vaterersatz ansah.
...
Das ist eine gute Frage. Zumindest das Titelbild lässt darauf schließen bzw. hoffen.
Frank ist sehr geprägt von dem Elend seiner Kindheit. Ob man diese Erfahrung je überwinden kann, weiß ich nicht. Das kann wahrscheinlich nur jemand beurteilen, der das selbst erlebt hat.
Die Begegnung mit Horace ist auch meine Lieblingsstelle im Buch. Das ist sehr gefühlvoll beschrieben.ZitatOriginal von made
...
Seinem Vater kann er auch auf dessen Beerdigung nicht verzeihen. Alles, was er seiner Mutter und der Familie angetan hat, steigt vor Frank auf.
...
Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Muss man seinen Eltern verzeihen, weil es die Eltern sind?
Ich bin zu der Auffassung gekommen, dass man das nicht muss. Es hilft einem im Leben weiter, wenn man versucht, die Beweggründe zu verstehen, aber verzeihen muss man nicht.ZitatOriginal von made
Das steht aber völlig im Widerspruch zu seiner Art als Kind und Jugendlicher. Damals brachte ihn sein Lebenskampf vorwärts, immer das Ziel Amerika vor Augen. Vielleicht ist Frank jetzt einfach müde und ausgelaugt. Er hat sehr früh Verantwortung für sich und seine ganze Familie übernehmen müssen.
Das kann sehr gut sein.
Trotzdem hat mich dieses ständige Reagieren oft gewundert, gerade weil er als Kind immer einen eigenen Weg gefunden hat.
Eine Rettung und eine Wende für sein Leben war, dem Rat zu befolgen und sich einen Bibliotheksausweis zu besorgen, schlecht war, so oft in der Kneipe einen über den Durst zu trinken.