Vorausgeschickt sei dies:
Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Nachstehenden werde ich leider kaum beantworten können.
Ein paar unreflektierte Gedanken – die evtl. niemand interessieren, auch wenn sie von mir gedacht wurden – zum Büchereulenforum und zu den daraus resultierenden Eulentreffen.
Eulentreffen – auf den ersten Blick nichts weiter als ein zusammengesetztes Substantiv. Auf den zweiten Blick aber, schimmert das Besondere ins Auge des Betrachters. Da wabbert etwas ins Blickfeld, dass wahrlich auch den zweiten, den intensiveren Blick verdient hat.
Das Büchereulenforum ist in den unermesslichen Weiten des Internets beheimatet und aufzufinden. Es kann ergoogelt, von Mund-zu-Mund-Propaganda aufgefunden und weiterempfohlen werden. Es geht dort um Bücher, es geht dort um „Gespräche“ über Themen die das Weltgeschehen uns präsentiert, es geht dort um das Anschleimen an bekannte und weniger bekannte Autorinnen und Autoren, es gibt Leserunden, es wird über unsinnige und unwichtige Themen geplaudert, man kann dort aber auch in ernstere Sequenzen eintauchen, den Mädels werden gnadenlos ihre Fussballgrenzen aufgezeigt und man kann das ganze Forum kollektiv aufstöhnen lassen, wenn man seine „ach so wichtigen“ Befindlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit ansichtig macht. Selbstdarsteller, Besserwisser, Sensibelchen, Zweifler, Nur-Leser und auch Ab-und-an-mal-Leser und „Buch?-Was-ist-das-Experten“ finden dort eine bücherliche Heimat. Eine vermeintliche Heimat. Und an dieser Stelle soll auch der unsägliche Schreibwettbewerb nicht vergessen werden. Verbissenes statt lustiges Dilletieren, antiniveaugeschwängerte Texte die schon beim Lesen zu echten und nicht ungefährlichen Schockreaktionen führen können, Texte für die, die in der Regel trotz Schmerzfreiheit einem intensiven Masochismus frönen.
Meinungen zum Gelesenen (freundlich „Rezi“ genannt) findet sich dort in unterschiedlichsten Qualitätsstufen. Nicht zu vergessen die „Selbstbewerbenden Schreibbehinderten“ - die „Möchte-gern-schreiben-und-können-es-nicht-Figuren“.
Man sieht, auch der „kleine Wahnsinn“ findet im Eulenforum ein kuscheliges Zuhause – manchmal wenigstens.......
Denn dieses Eulenforum hat auch eine echte, eine tatsächlich existierende Heimat. Einen realen Ort wo die Eulinnen und Euleriche sich zusammenfinden zum ernsthaften und niveauvollen Gespräch, mit alkoholischer Begleitung selbstredend, über Themen, deren promillemässige Vertiefung so manche erstaunliche Erkenntnis schon offenbart hat.
Dieser Ort ist kein Eulennest – nein, es ist ein Eulen-Hennies. Ein Hotel in der aufregenden Bergwelt Niedersachsen (die schon bereits von einigen Eulen erwandert wurde) – ein Hotel in der Metropole Isernhagen.
Dort trifft man sich eulenmässig zweimal im Jahr. Es beginnt mit dem Freitags-Spanier und endet mit dem Promille-intus-Frühstück am Sonntag. Dazwischen wird die Zeit gefüllt mit gemeinsamen Wanderungen, mit dem Eulenautoren-Leseabend und mit einer Moderationsebene, um die das deutsche Fernsehen das Eulenforum beneidet. Auch das Phänomen des Büchertisches soll hier nicht unerwähnt bleiben; Bücher werden mitgebracht und mitgenommen, wobei das Eigentum an den Bücher so manches Mal schneller wechselt, als das man ein Bier ausgetrunken hat – also rasend schnell. Echte Kostbarkeiten kann man auf diesem Tisch finden.Da liegt ein Stadtplan aus dem Jahre 1998 neben einem Thomas Mann (der sicher schon in so manchem Bücherschrank ungelesen seinen Buchrücken präsentiert hat), da findet man Erotik von der obersten bis zur untersten Schublade – also für jede/jeden etwas.
Diese Eulentreffen sind auch für mich eine ganz besondere Veranstaltung. Im normalen, im zivilen Leben eher der „Nicht-Knuddel-Typ“ muss ich bei den Eulen in dieser Disziplin mitmachen – die Sanktionen wären ansonsten von kaum zu begreifenden Dimensionen.
Diese Eulentreffen sind etwas ganz Besonderes – und sie erlangen diese Besonderheit, dieses einmalige Flair ausschließlich durch ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer; hier finden sich Menschen zusammen, unterschiedlich nicht nur im Denken, deren Anwesenheit eine kaum zu beschreibende Atmosphäre herstellt, die wohl ihresgleichen sucht.
Wer noch nie bei einem Eulentreffen dabei war – der verpasst etwas. Wer das erste Mal dort vorstellig wird, der wird sich zurückschauend über verpasste Gelegenheiten, eines riesigen Verlustes bewusst werden.
Alles durcheinander, alles völlig unreflektiert, alles einfach nur so in der Gegend herumgedacht mit einem gewissen Sinnhaftigkeitsdefizit behaftet – aber alles auch mit dem unbedingten Wissen gedacht: Schön, dass es die Büchereule gibt – wie arm wäre die Welt ohne sie.