Hier könnt ihr Rita Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Im Dunkel der Schuld" betreffen.
Fragen an Rita Hampp
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Hallo Rita, zunächst einmal vielen Dank, dass du dich erneut einer Leserunde widmest. Beim Lesen kamen mir immer wieder kalte Schauer oder aufgestellte Nackenhaare. Das warf natürlich die Frage auf, wieso du die Gefühle der Charaktere so lebendig niederschreiben kannst. Wie hast du die im allgemeinen nach bestimmten Traumata einsetzenden Ängste recherchiert? Konntest du diese Panik allein aus Berichten nachfühlen?
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Büchersally, ich habe mir für dieses Buch psychologische Unterstützung eingeholt. Eine befreundete Diplom-Psychologin hat sich viele Abend Zeit genommen und mich bei diesem Buch begleitet und mir immer wieder Anregungen und Fachlektüre gegeben,
außerdem habe ich durch sie viel über so genannte "Antreiber" gelernt, die entstehen, wenn man eine Jugend wie die drei Geschwister - und auch wie Mutter Frieda - durchgemacht hat. Da kann man aufgrund der individuellen Erlebnisse verschiedene "Stressverstärker" aufbauen:Sei perfekt! (Georg)Sei beliebt! (Rosie)Sei stark! (Ebba)Ich kann nicht! (Frieda)Hinzu entwickeln sich Neurosen. Wasch- und Kontrollzwang, Bindungsangst und Klaustrophobie, Höhenangst... Dann ist man in seinen Welten gefangen und kann ohne profesessionelle Hilfe nicht mehr heraus. Zum "Glück" habe ich auch noch eine Freundin, die tatsächlich unter Klaustrophobie leidet, wenn auch dank Therapie abgeschwächt. Die hat mir genau geschildert, wie man sich als Ebba fühlen könnte.Also, es gab eine Menge tief gehender Recherche.
Als ich die Szenen dann niederschrieb, war ich wirklich in den Köpfen meiner Helden drin, so sehr habe ich mich über die Vorbereitungszeit in sie eingefühlt.
War eine grässliche Zeit. Noch mal möchte ich das Buch nicht schreiben.
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Zitat
Original von Rita
War eine grässliche Zeit. Noch mal möchte ich das Buch nicht schreiben.
Wird das dann dein einziger Ausflug in das Psychothrillergenre bleiben?
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Rosenstolz, ich habe da so eine Idee...
Aber erst einmal werde zurückkehren zum Unterhaltungsroman, um ein ganz anderes Thema zu beleuchten. Eines, das sich mit den Sorgen und Nöten erheblich älterer Menschen beschäftigt. Dieser Roman ist gerade in der Überarbeitungsphase. Es wird also mal wieder ein Hin- und Herspringen innerhalb der Genres geben, denn ich suche mir nicht aus, welches Genre ich bedienen will, sondern ich entscheide mit Bauch und Herz, in welcher Form ich "meine" Geschichte am besten erzählen kann.
Aber wie gesagt, für danach lauert schon etwas in den Tiefen meines Unterbewusstsein, arbeitet, gräbt, kitzelt... Und das wäre dann etwas, für das ich zum Psychothriller zurückkehren werde. Würde. Möglicherweise....
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Das hört sich doch gar nicht schlecht an.
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Hallo Rita,
könntest Du diesen Teil Deiner Antwort an Büchersally vielleicht spoilern?
ZitatOriginal von Rita
Sei perfekt! (Georg)Sei beliebt! (Rosie)Sei stark! (Ebba)Ich kann nicht! (Frieda)Ich lese die Threads mit den Fragen an Autoren immer sehr gerne, aber jetzt ist es mir in kurzer Zeit zum zweiten Mal passiert, dass dort doch der Inhalt des Buchs diskutiert wurde - das ich noch nicht gelesen hatte...
Viele sonnige Grüße,
ottifanta -
Ottifanta, das habe ich gern sofort erledigt. Aber eigentlich verrate ich nichts Entscheidendes vom Buch, es ist eigentlich nur das, was man im ersten Kapitel schon nachlesen kann. Bei den nächsten Fragen passe ich besser auf - ähm, bei den Antworten natürlich
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Danke Rita, für die ausführliche Antwort. Ich stelle es mir auch kräftezehrend vor, wenn man emotional so sehr in die Figuren eintaucht. Aber nur so kann man wohl dieses Gefühl auch auf Papier bringen. Das ist dir jedenfalls mit nur wenigen Zeilen gelungen.
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So, vielleicht ist hier der richtige Ort, um noch eine gewisse Frage zu beantworten. Ich spoilere alles und erkläre auch, warum.
Es ging um die Frage, ob und was denn wahr ist an der Geschichte. Sehr riskant zu beantworten, auch die Rechtsabteilung des Verlags war eingeschaltet, denn es leben noch Menschen, die hier einen Teil ihrer Lebensgeschichte (nicht sich selbst) wiedererkennen könnten, obwohl alles schon ein halbes Jahrhundert zurückliegt und ich alles mögliche verfremdet habe. Trotzdem soll ich vorsichtig sein. Zwischenzeitlich wurde sogar mal vorgeschlagen, den Vater eines anderen Todes sterben zu lassen, damit alles noch mehr verfälscht wird. Da habe ich mich allerdings geweigert.Mit anderen Worten: Ebba gibt es ist wirklich, sie hat mir eine Geschichte erzählt, von der zwei Absätze (Treppe und Ehebett) in das Buch eingeflossen sind. Alles andere ist frei erfunden, ich kenne zum Glück auch ihre Angehörigen nicht, weiß aber, dass sie noch leben. Ebba war mit der Veröffentlichung einverstanden, aber die anderen - keine Ahnung. Deshalb lieber spoilern.
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In der Presse tauchte das aber nciht auf, oder?? Weil ich wirklich oft das Gefühl hatte, das kenne ich doch. Das hab ich schon gehört oder gelesen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das sehr beklemmend war, sich in die jeweilige Person hineinzuversetzen, ihre Ängste und Panik zu spüren. Und dann noch sinnvolle Sätze zu schreiben, sich nicht in den Gefühlen zu verlieren. Das ist doch sicher eine Gratwanderung.
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Nein, Findus, das war eine ganz geheime Familiengeschichte. Wie gesagt, 50 Jahre alt. Um Gottes Willen, niemals in der Presse Und da ich mit der Freundin nicht über Details reden konnte, das schaffte sie einfach nicht, habe ich die Psychologin um Rat gefragt, und die hat mir eine eindringliche Lektion in Sachen Familien-Tabus erteilt. Die sind eben genau dazu da, solche Geheimnisse zu verstecken, niemand in der Familie darf darüber reden... Und diese Tabus gibt oft sie sind sehr vielfältig. Man muss nur genau hinschauen, dann findet man fast in jeder Familie eines. In meiner Familie übrigens auch...
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oh ja in meiner auch
Ich hatte aber berufsbedingt mit vielen Familien zu tun, die Leichen im Keller merkt man eben oft nur an den Kindern.