Inhalt:
Jeder Schultag ist für die schüchterne Lia die reinste Qual, da sie von ihren Mitschülern gemobbt wird, Nachts jedoch ist sie ein völlig anderer Mensch, sie ist stark und frei, sexy und verführerisch. In einem Club trifft sie auf Orlando und sie verbringen eine leidenschaftliche Liebesnacht. Orlando ist aber kein Mensch, sondern ein Vampir, und - gemäß seiner Natur - beißt er zu. Dabei muss er mit Erschrecken feststellen, dass er Lias Blut gar nicht trinken kann, denn es ist giftig! So giftig wie der Saft einer „Schneerose“.
Meine Meinung:
Ich mag Vampir-Geschichten, und ich mag den Schreibstil von Maya Shepherd (die bisher erschienenen Teile der Radiactive-Trilogie haben mich begeistert) - zwei Gründe also, um den Debütroman „Schneerose“ zu lesen! Der Anfang hat mir auch gefallen, die Perspektivwechsel fand ich interessant und abwechslungsreich. Der Mittelteil weist allerdings so einige Längen auf, die mich fast dazu gebracht hätten, das Buch abzubrechen, ich habe dennoch weitergelesen und das Ende - der finale Kampf - hat mich mit der Geschichte „versöhnt“. Auf den letzten Seiten wurde es richtig spannend und der Ausgang entsprach ganz meinem Geschmack.
Es ist - für mich- ein bisschen schwierig dieses Buch einzuordnen, einerseits wirkt es wie ein Jugendbuch, weil Lias Alltag in der Schule wiedergegeben (Mobbing unter Mitschülern) und die erste Liebe sowie die Bedeutsamkeit von Freundschaft behandelt wird, andererseits sind da noch die Disco- und insbesondere die Vampir-Szenen, die ich eher in „Erwachsenen“-Büchern erwarten würde. Lia zeigt in den Nächten ein völlig anderes Auftreten (aus guten Gründen, die im Buch auch aufgeklärt werden), die Vampir-Szenen sind teils sehr grausam.
Durch die ständigen Perspektivwechsel gelingt es Maya Shepherd die vielen Nebencharaktere (z. B. Mike und Lindsay) „lebendig“ werden zu lassen, der Leser erhält Einblick in allerlei Gefühlswelt (und Gefühlschaos). Das eine oder andere Kapitel - insbesondere im Mittelteil - hätte ich mir allerdings weniger ausführlich gewünscht, da der Lesefluss doch ins Stocken gerät. Dies ist insbesondere deswegen schade, weil andere Szenen - „starke“ Szenen - und der dadurch entstandene gute Eindruck ein bisschen verdrängt werden (sehr gut und realistisch beschrieben sind z. B. die Mobbing-Szenen, die sind echt unangenehm).
Die Verbindung zwischen Orlando und seiner Ziehtochter Mary hat mich sehr an „Interview mit einem Vampir“ erinnert (auch wenn dort das Mädchen noch jünger ist), wenigsten drängen sich keine Vergleiche zu „Twilight“ auf, wie es bei so manchen anderen aktuellen Romanen der Fall ist (zumindest erkenne ich keine auffälligen Parallelen).
Die Autorin hat hier alles in einen Topf geworfen: Mobbing, Selbstfindung, Machtkämpfe, Liebe, Freundschaft, Legende und zuletzt noch eine blutige Schlacht. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob weniger hier sogar mehr gewesen wäre. Vielleicht war das Bemühen, einen Fantasy-Roman mit Tiefgang zu schreiben, der Grund für die Langatmigkeit im Mittelteil.
Fazit:
Ein gelungener Erstlingsroman, der leider im Mittelteil einige Längen aufweist, dennoch lohnt sich das Weiterlesen aufgrund des tollen, finalen Kampfes! (3,5 von 5 Sternen)
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