Sehnsucht nach Mill River - Darcie Chan

  • Verlag: Marion von Schröder
    400 Seiten, gebunden


    Originaltitel: The Mill river recluse
    von Susanne Aeckerle, Marion Balkenhol


    Kurzbeschreibung:
    Seit Jahren lebt Mary zurückgezogen auf ihrem großzügigen Anwesen oberhalb von Mill River. Nur Priester Michael besucht sie und erzählt ihr vom Leben in der quirligen Stadt: Von dem verwitweten Polizisten, der mit seiner kleinen Tochter aus der Großstadt geflüchtet ist, von der habgierigen Krankenschwester, die ihre Familie mühselig über Wasser hält, und von der ungewöhnlichen Daisy, die in ihrem Wohnwagen geheimnisvolle Kräutertees braut. Niemand ahnt, welches Leid Mary erlebt hat. ...


    Über die Autorin:
    Darcie Chan ist 39 Jahre alt, Anwältin und Umweltschutzexpertin. Mit elf Jahren begann sie zu schreiben, gewann einen Schreibwettbewerb und träumte seitdem davon, eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden. Die E-Book-Ausgabe von Sehnsucht nach Mill River machte sie über Nacht in den USA berühmt. Schon in den ersten Wochen verkauften sich mehr als 650.000 Exemplare und sie bekam mehr als 1.000 begeisterte Amazon-Rezensionen. Darcie Chan lebt im US-Staat New York.


    Über die Übersetzer:
    Susanne Aeckerle, 1942 in Lindau/Bodensee geboren. 1975 Mitbegründerin des ersten deutschen Frauenbuchladens in München. Später Geschäftsführerin eines Schallplattenvertriebs und Herausgeberin einer Frauenmusikzeitschrift. Von 1981 bis 1990 Redakteurin und Chefin vom Dienst bei der Zeitschrift Emma. Sie lebt heute als Übersetzerin, Herausgeberin und freie Lektorin in München.


    Marion Balkenhol, 1950 in Wuppertal geboren, nahm sie nach einem Übersetzerstudium an der Uni Heidelberg ihre Tätigkeit als Übersetzerin aus dem Englischen auf.
    Gemeinsam mit Kollegin und Freundin Susanne Aeckerle übersetzte Balkenhol unter größter Geheimhaltung in nur vier Wochen den ersten Erwachsenenroman von J.K. Rowling


    Mein Eindruck:
    Dieses Buch habe ich gewonnen. Als es ankam, dachte ich aufgrund des weichgespülten Covers “das kann ja einer schöner Kitsch werden”.
    So schlimm wurde es dann aber nicht. Im Gegenteil wird ein ganz gutes Portrait einer zeitgenössischen amerikanischen Kleinstadt entworfen, mit Figuren, die auch ihre kleinen Schwächen haben. Selbst der Pfarrer der Stadt klaut Löffel. Davon abgesehen wird er aber positiv charakterisiert.
    Die Autorin verurteilt ihre Figuren nicht für die Schwächen, das hat mir gut gefallen. Die Figurenentwicklung ist, am Genre gemessen, überwiegend gelungen. Manche Figuren sind etwas eindimensional, aber die meisten sind sympathisch.


    Die Autorin arbeitet mit zwei Erzählebenen, angefangen mit dem Suizid der Protagonistin Mary aufgrund ihrer Krebserkrankung im Endstadium, dann mit Rückblicken, die Mary als junge Frau zeigt. Sie ist ein sehr zurückhaltender, scheuer Mensch, die sich nach einer unglücklichen Ehe komplett in ihrem Haus zurückzieht. Am Leben der Stadt nimmt sie nur durch den Erzählungen des Pfarrers teil, doch sie nimmt Anteil und hilft vielen Leuten mit anonymen Spenden.


    Die wichtigste Nebenhandlung ist meiner Meinung nach die Beziehung zwischen der Lehrerin Claudia und dem Polizisten Kyle.


    Vom Lesegefühl her erinnert mich Sehnsucht nach Mill River an die Romane von Donna Milner, z.B. River.


    Darcie Chans ist mit ihrem Debüt ein ordentlicher Roman geglückt. Daher denke ich, das von der Autorin sicher noch einiges folgen wird. Ein zweiter Roman, der wieder in Mill River spielen wird, ist schon fertig.

  • Darcie Chan hat mit ihrem Roman „Sehnsucht nach Mill River“ eine unaufgeregte, dahinplätschernde Geschichte aufgeschrieben. Im Mittelpunkt steht Mary, eine Bewohnerin von Mill River, die den meisten Einwohnern unbekannt war. Sie lebt(e) in ihrer Marmorvilla, die ein Stück von den Straßen der Stadt entfernt liegt. Die Einsamkeit und der Wohlstand, den die Villa ausstrahlt, zeigen sich auch in der Figur der Mary. Wir erfahren ihre Lebensgeschichte, wie sie nach Mill River gekommen ist und auch wie sie dort gelebt. Dabei beginnt der Roman mit Marys Ende und wird dann aufgerollt.


    Aber der Leser erfährt nicht nur etwas über Mary. Das Leben der Bewohner geht nach ihrem Tod weiter. Nachdem man am Anfang mehrere Bewohner kennengelernt hat, verfolgt der Leser insbesondere eine Liebesgeschichte, aus der raus sich noch einige andere Schwierigkeiten ergeben. Genauso begleitet man den Pfarrer und engsten Vertrauten von Mary. Erst am Ende werden diese beiden Handlungsstränge zusammengeführt und das groß angekündigte alte Geheimnis vom Cover wird gelöst.


    Diese Geschichte habe ich als etwas Größeres erwartet. Ein Buch, in dem man sich wohlfühlt, in dem Sehnsucht zum Ausdruck kommt, in dem man vielleicht auch ein wenig Fernweh bekommt. Aber all diese Erwartungen konnte sie nicht erfüllen. Zwar war sie locker zu flüssig zu lesen, aber streckenweise waren auch Längen zu spüren und die Erzählung wurde einfach langweilig. Das meiste war vorhersehbar und auch die Coverankündigung „ein altes Geheimnis ändert das Leben einer ganzen Stadt“ empfinde ich als viel zu dick aufgetragen. Bei der Ankündigung habe ich ein Geheimnis erwartet, das die Stadt schon länger umgibt, das jeder zu spüren bekommt und das irgendwie stärker mit der Stadt verbunden ist. Hier konnte mich das Buch wirklich nicht überzeugen.


    Vielleicht mag es jemand gerne lesen, der einfach einer Erzählung einer Lebensgeschichte, samt einer beginnenden Liebesgeschichte lauschen will. Das Geheimnisvolle kommt nur ganz am Rande vor und wird erst am Ende des Buches aufgegriffen. Dazwischen habe ich mich gefragt, ob ich noch das richtige Buch lese. Eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen. Für Liebhaber von Cecilia Ahern denke ich, sie sollten lieber bei der Autorin bleiben. Sie kann mehr Gefühl rüberbringen als Darcie Chan.

  • Originaltitel: The Mill River Recluse
    400 Seiten



    Meine Meinung:
    Mary McAllister ist alt, krank und dem Tode nah. Ihr Leben war sehr schwierig und einsam, ihr einziger Freund, der ihr noch geblieben ist, ist der Priester Michael. In Rückblenden erfährt man den Lebensweg von Mary und ein großes Geheimnis, das sie noch hütet.


    Gleich zu Beginn lernt man die Menschen von Mill River kennen. Mary, die alleine auf einem Hügel in einer Marmorvilla lebt, Angst vor den Menschen hat und seit Jahrzehnten das Haus nicht mehr verlässt. Nur der Priester, Father O’Brian, mit dem sie vor vielen, vielen Jahren Freundschaft geschlossen hat, besucht sie immer wieder und erzählt ihr von den Bewohnern der Stadt.


    Von den Polizisten, ihren Familien und ihren Dienstalltag. Einer davon Kyle Hansen hat sich nach dem Tod seiner Frau nach Mill River versetzten lassen, um mehr Zeit für seine neunjährige Tochter zu haben. Auch die Lehrerin, Claudia Simon, hatte private Probleme und ist nach Mill River gezogen, um einen Neuanfang zu starten. Und nicht zu vergessen Daisy Delaine, die in einem Wohnwagen lebt und geheimnisvolle Tees braut, die sie dann verkauft.


    Das Leben von Mary wird in einem Hauptstrang ab 1940 erzählt. Da lernt sie mit 19 Jahren den reichen Patrick McAllister kennen und heiratet ihn. Sie hat aber in der Schule ein schreckliches Erlebnis gehabt, wovon nur ihr Vater etwas weiß, und ist deshalb sehr scheu und möchte nicht unter fremde Menschen. Der Großvater von Patrick, Conor McAllister, lässt ihr in Mill River, in der Nähe ihres Vaters, die große Marmorvilla am Hügel bauen, welche sie fast nicht verlässt.


    Die Ehe ist nicht glücklich und Mary erlebt eine schlimme Zeit. Großvater Conor und Father O’Brian, der sie getraut hat, sind ihre einzigen Freunde, die sie hat und die immer hinter ihr stehen. Am Ende ihres Lebens muss Father O’Brian noch einiges für sie erledigen und außerdem erzählt sie ihm von ihrem großen Geheimnis.


    Der Autorin ist hier ein wunderschönes Debüt gelungen. Mich hat die Person der Mary sofort gefesselt, ihr Leben wird so intensiv erzählt, nichts wird beschönigt, aber es ist auch nicht kitschig. Überhaupt ist die Darstellung der einzelnen Personen sehr vielfältig und detailliert, man lernt sie sehr gut kennen und fühlt sich in Mill River sofort wohl. Obwohl es vielleicht etwas langsam beginnt, so konnte ich das Buch dann doch nicht aus der Hand legen.


    Es ist auf jeden Fall eine sehr außergewöhnliche Geschichte, sie ist flüssig geschrieben, hat ein schönes Cover und der Buchschnitt mit Blumen, alles in Rosa gehalten, hat mir auch recht gut gefallen. Die Autorin Darcie Chan werde ich auf jeden Fall im Auge behalten.



    9 Punkte

  • Ich habe das Buch im Herbst 2013 gelesen und der Leseeindruck ist mir in guter Erinnerung geblieben. Auch das Cover hat mir gut gefallen, der Buchschnitt hätte allerdings gern etwas weniger pink bedruckt sein. :lache


    Inzwischen gibt es auch das Taschenbuch.
    Ich bin gespannt, ob ein weiterer in Mills River handelnder Roman auch bald hier erscheint.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)