'Tanz auf Glas' - Kapitel 17 - 23

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  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Ich persönlich finde ja, dass in traurig-schönen Büchern, in denen viel Gefühl rüberkommt, nicht unbedingt alles zerredet werden muss, um den Leser mitzureissen, sondern dass oft kleine Hinweise und zarte Andeutungen ein viel erschütternderes Beispiel der Tragik der Umstände geben können, als dieses Seitenlange drüber Erzählen.


    :write Das trifft es ganz genau! Ich finde es schade, denn mir gefällt an sich der Schreibstil der Autorin und ich finde, sie hat definitiv Potential. Es ist nur einfach zu viel. Sie traut ihren Lesern in keinster Weise zu, zwischen den Zeilen zu lesen und erklärt alles dreifach und überdeutlich. Am auffälligsten fand ich das ja in dem Märchen, aber es zieht sich durch das ganze Buch durch.


    Insgesamt ist es interessant geschrieben, aber mir ist es einfach ein bisschen zu dick aufgetragen. Ich bin nicht sicher, ob das am Buch selbst liegt oder ob ich mich innerlich dagegen wehre, so viel Leiden auf einmal ertragen zu müssen und mich einfach nicht wirklich darauf einlassen kann. :gruebel

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Zitat

    Original von Sandrah
    Auch dieser Abschnitt war wieder sehr emotional und ich musste das ein oder andere Mal ganz schön schlucken. Einerseits kann ich Micky verstehen, andererseits drängt sich mir aber auch ein bisschen das Gefühl auf, dass er auch ohne seine Krankheit nicht anders reagieren würde. Er wirft Lucy vor, immer alles alleine zu bestimmen aber ist nicht eigentlich genau er der, der möchte dass alles nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet wird ?


    Das ist mir zwischendurch auch sauer aufgestoßen und ich finde es gut, dass Lucy bei dieser Sache einen Strich unter ihr "nachgiebiges" Verhalten zieht und ihre Position ohne Kompromisse verteidigt.


    Sie liebt Mickey und akzeptiert seine Krankheit, lebt damit, verbiegt ihr "natürlichen" Gefühlsreaktionen (siehe die Liste) auf "Fehlverhalten" von Mickey, aber Mickey ist nicht der Nabel der Welt und es gibt Grenzen. Ich finde es sehr schade, dass Mickey im Gegensatz zu Lucy nicht die Größe hat, sich über die Umstände zu stellen und sich und Lucy so womöglich die letzte Zeit noch so viel schwieriger und trauriger macht.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Dieser Abschnitt hat mich sehr mitgenommen.
    Lucy kann ich verstehen, denn ich wüsste auch nicht ob ich mein Kind abtreiben lassen könnte und bei der Behandlung ist es ja auch nicht sicher das alles gut geht.
    Aber in ihrer Haut möchte ich nicht stecken.


    Mickey macht es sich für mich viel zu leicht, aber ich schiebe das auch mal auf seine Krankheit. Zum Glück hat er Lucy die ihm dies alles verzeiht und doch ist sie mit allem alleine das ist in dieser Situation auch nicht einfach.
    Dann schießt er sich auch noch so ab, mir tun irgendwie beide Leid.


    Priscilla hat mich immer noch nicht überzeugt, aber mehr durch ihre Haltung und dem Ton den sie anschlägt als das was sie für ihre Schwester tut. Lily dagegen nimmt alles so wie von Lucy gewählt und sie kann wirklich stolz sein so eine Schwester zu haben.


    So nun werde ich mich mal an den nächsten Abschnitt machen, denn heute stürmt es hier wie noch was, da bleibt einem eh nichts anderes übrig als im Haus zu bleiben und zu lesen.

  • Auch dieser Abschnitt war wieder sehr heftig. Wie bereits im letzten Abschnitt angekündigt, hatte ich mir ja eine Woche Auszeit von dem Buch genommen. Für zwischendurch im Zug war es mir letzte Woche einfach zu heftig.


    Mickey empfinde ich als sehr egoistisch. Ob seine Reaktionen wirklich ausschließlich auf seine Krankheit zurückzuführen sind, kann ich natürlich medizinisch nicht beurteilen. :gruebel Aber in diesem Zusammenhang fand ich die Aussage von Gleason ziemlich gut und aufschlussreich: Er solle sich zusammenreißen ... wenigstens könnte er so viel Verantwortung zeigen und seine Tabletten nicht eigenmächtig "mixen".


    Lucy's Entscheidung kann ich nachvollziehen. Sie ist sich sicher, dass sie den erneuten Krebs nicht überleben wird, also will sie wenigstens in ihrem Kind weiterleben - auch wenn das natürlich auch wieder extrem pathetisch klingt.

  • Was mich mittlerweile ganz gewaltig stört, ist die Oberflächlichkeit in der Beziehung von Lucy und Mickey. Warum besprechen die beiden nicht ganz offen, wie die mit der Situation umgehen wollen und besprechen ihre Ängste? Statt oberflächliches Blabla sollten sie zu ihrer Verantwortung stehen. Sie können doch gut Verträge machen, dann können sie eine Pro-und Contra- Aufstellung machen. Jetzt wollen sie den anderen schonen, ja, wovor denn? Am liebsten würde ich sie an einen Tisch zerren und die Tür absperren, dass sie reden müssen.
    Ich finde, sie lassen sich beide gegenseitig ziemlich alleine in der schlimmsten Situation, die man sich denken kann und flüchten voreinander. Wo es ein einfaches "Ich liebe dich" und Hinwegküssen und "Tut mir leid, Herzchen" nicht mehr reicht, ist die Beziehung am Ende.


    Die Ärzte verstehe ich überhaupt nicht. Meine Freundin hat in der 23. Woche ein Kind geboren. Das war hart, aber dieses Kind ist mittlerweile kerngesund und munter. Die Alternative, das Kind möglichst früh zu holen und dann eine Krebs-Therapie zu beginnen, wird gar nicht angesprochen.


    Diese locker, flockige Art, vor allem in der Abtreibungsklinik, macht mich beim Lesen aggressiv. Das "Herzchen, Schätzchen"-Getue von einem völlig fremden Pfleger mag typisch amerikanisch sein, ich finde das völlig fehl am Platz.


    Den Psychiater von Mickey und die Superärtzin möchte ich eigentlich nur entgegenschreien, warum sie sich nicht um Mickey kümmern, wenn es darauf ankommt. Wenn er sich schon als Opa fühlt, warum taucht er nicht auf, wenn Mickey nicht zu seinen Sitzungen und Blutkontrollen kommt? Diese Situation, dass Mickey eigenmächtig die Medikation ändert, gab es doch schon öfter.


    Die ständigen Wortwiederholungen stören mich auch sehr. Die Schwestern krächtzen ständig, die besten Freundinnen der Mutter kann man kaum noch zählen.


    Ich denke schon, dass man spüren kann, ob man bald stirbt. Das ist das einzige, was mir richtig gut gefällt an dem Buch und das Realistischste. Ich habe schon mehrere Menschen im Sterben begleitet und bei allen stellte sich vorher dieser Frieden ein, der hier so wunderbar bildhaft mit der Todesfee umschrieben wird, teilweise Wochen vorher.


    Edit: Mich lässt der Gedanke nicht los, warum kein Kaiserschnitt vorgenommen wird. Wenn Lucy auch Lungenkrebs hat, dann ist die Gefahr einer Sauerstoffunterversorgung doch ebenfalls immens groß. Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass sie einfach so weiterlebt ohne Medikamente, die ebenfalls den Embryo schädigen können. Naja, mal sehen.
    Ich brauche mal eine kurze Pause von dem Buch.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Die Ärzte verstehe ich überhaupt nicht. Meine Freundin hat in der 23. Woche ein Kind geboren. Das war hart, aber dieses Kind ist mittlerweile kerngesund und munter. Die Alternative, das Kind möglichst früh zu holen und dann eine Krebs-Therapie zu beginnen, wird gar nicht angesprochen.


    Die Ärzte wollten ja eine Abtreibung, aber da die Patientin da nicht mitspielt, habe sie wenig Handlungsspielraum. Es halt nun einmal Lucys Körper. Wenn ich mich recht entsinne, wurde dies angesprochen, aber es war für Lucy kein Thema. Sie wollte das Baby so weit wie sie kommt austragen und in der Hinsicht ist sie ziemlich stur. Ich persönlich habe den Verdacht, dass Lucy gar nicht mehr gegen den Krebs kämpfen möchte. Sie hat ihn zwar einmal besiegt, aber es hat ja nichts genützt. Nun hat sie keine Lust mehr sich die Tortur noch einmal anzutun.

  • Zitat

    Original von chiara


    Die Ärzte wollten ja eine Abtreibung, aber da die Patientin da nicht mitspielt, habe sie wenig Handlungsspielraum. Es halt nun einmal Lucys Körper. Wenn ich mich recht entsinne, wurde dies angesprochen, aber es war für Lucy kein Thema. Sie wollte das Baby so weit wie sie kommt austragen und in der Hinsicht ist sie ziemlich stur. Ich persönlich habe den Verdacht, dass Lucy gar nicht mehr gegen den Krebs kämpfen möchte. Sie hat ihn zwar einmal besiegt, aber es hat ja nichts genützt. Nun hat sie keine Lust mehr sich die Tortur noch einmal anzutun.


    Eine Abtreibung ist doch etwas völlig anderes als ein möglichst früher Kaiserschnitt. Sicherlich kann das Kind dann immer noch sterben, aber heute ist so viel möglich.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Was mich mittlerweile ganz gewaltig stört, ist die Oberflächlichkeit in der Beziehung von Lucy und Mickey. Warum besprechen die beiden nicht ganz offen, wie die mit der Situation umgehen wollen und besprechen ihre Ängste? Statt oberflächliches Blabla sollten sie zu ihrer Verantwortung stehen. Sie können doch gut Verträge machen, dann können sie eine Pro-und Contra- Aufstellung machen. Jetzt wollen sie den anderen schonen, ja, wovor denn? Am liebsten würde ich sie an einen Tisch zerren und die Tür absperren, dass sie reden müssen.
    Ich finde, sie lassen sich beide gegenseitig ziemlich alleine in der schlimmsten Situation, die man sich denken kann und flüchten voreinander. Wo es ein einfaches "Ich liebe dich" und Hinwegküssen und "Tut mir leid, Herzchen" nicht mehr reicht, ist die Beziehung am Ende.


    Hi Fischlein, spüre ich da latente Aggressionen zwischen deinen Zeilen ;-)
    Das was du da ansprichst, haben die beiden schon durch, denke ich. Sie sind ja schon über 10 Jahre verheiratet, wenn ich mich recht entsinne. Diese schöne Liste ist bestimmt das Ergebnis unzähliger nervenaufreibender Gespräche, trauriger Erfahrungen und durchgemachter Schwierigkeiten. Die beiden kennen sich und haben einen Weg gefunden, mit den schwierigen Umständen umzugehen und ein halbwegs normales Leben zusammen zu führen, das ihnen so viel Glück schenkt, wie es dabei eben möglich ist. Da Lucy die geistig Stabilere ist, muss sie einen Großteil der Hürden des gemeinsamen Lebens mit Mickey übernehmen, weil Mickey schon zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Dieser Kampf kostet Kraft und ich kann mir vorstellen, dass mal alles gesagt ist und man nicht mehr weiter diskutieren mag und kann, weil es einfach keinen Sinn mehr hat. Lucy kennt Mickey anscheinend in und auswendig und kann sein Verhalten voraussagen. Bei Schwierigkeiten ist sie sein Anker, vermutlich oft auf Kosten ihrer eigenen seelischen Gesundheit (siehe Liste). Deswegen weiß sie auch genau, wie er auf ihre Entscheidung reagiert und dass Reden dabei nichts ändern würde, weil man an seiner Krankheit nichts ändern kann. Doch in dem Fall des Babys ist Lucy nicht bereit zurückzustecken, auch nicht für Mickey, auf was es im Endeffekt hinauslaufen würde, wenn die beiden sich zusammensetzen und reden würden.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Die Ärzte verstehe ich überhaupt nicht. Meine Freundin hat in der 23. Woche ein Kind geboren. Das war hart, aber dieses Kind ist mittlerweile kerngesund und munter. Die Alternative, das Kind möglichst früh zu holen und dann eine Krebs-Therapie zu beginnen, wird gar nicht angesprochen.


    Ob Lucy diese Krebstherapie überhaupt noch einmal auf sich nehmen will, ist dahingestellt. Bestimmt will sie es nicht, wenn sie dafür das Baby aufgeben muss. In dieser Beziehung will sie jedes Risiko minimieren und nimmt bestimmt auch keine Medikamente, die zwar ihr helfen, aber dem Kind schaden würden. Das Kind muss in meinen Augen sowieso geholt werden, weil eine derart geschwächte Mutter eine normale Geburt nicht durchhalten würde. Und dass sie die Entwicklung des Kindes genau verfolgen, um den besten Zeitpunkt für das Holen zu bestimmen, ist für mich auch klar. Ich komme gar nicht auf die Idee, dass sie die gesamte Schwangerschaft abwarten würden, als wäre die Mutter pumperlgesund.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich denke schon, dass man spüren kann, ob man bald stirbt. Das ist das einzige, was mir richtig gut gefällt an dem Buch und das Realistischste. Ich habe schon mehrere Menschen im Sterben begleitet und bei allen stellte sich vorher dieser Frieden ein, der hier so wunderbar bildhaft mit der Todesfee umschrieben wird, teilweise Wochen vorher.


    Edit: Mich lässt der Gedanke nicht los, warum kein Kaiserschnitt vorgenommen wird. Wenn Lucy auch Lungenkrebs hat, dann ist die Gefahr einer Sauerstoffunterversorgung doch ebenfalls immens groß. Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass sie einfach so weiterlebt ohne Medikamente, die ebenfalls den Embryo schädigen können. Naja, mal sehen.
    Ich brauche mal eine kurze Pause von dem Buch.


    Klar hätte die Autorin sich vielleicht mehr zu medizinischen Details zum Schwangerschaftsverlauf äußern können, wie es dem Ungeborenen mit der krebskranken Mutter geht, dann hätte der Leser Lucys Entscheidungen vermutlich besser verstanden. Aber ist das wirklich notwendig und war das das Ziel der Autorin, dass der Leser damit Lucys Verhalten gutheißen könnte? Ich denke nicht. Sie hat ihren Schwerpunkt darauf gelegt, wie Mickey und Lucy mit der schlimmen Situation, so wie sie sich darstellt, umgehen. Und Lucy braucht ihre vielen Freundinnen. Das ist ihr Netz, dass sie sich aufgebaut hat, denn wie hätte sie sonst schon die Jahre mit Mickey heil überstehen sollen?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    ...
    Hi Fischlein, spüre ich da latente Aggressionen zwischen deinen Zeilen ;-)


    Da spürst du richtig, so viel Realitätsferne macht mich aggressiv.


    Zitat

    Original von Suzann
    Das was du da ansprichst, haben die beiden schon durch, denke ich. Sie sind ja schon über 10 Jahre verheiratet, wenn ich mich recht entsinne. Diese schöne Liste ist bestimmt das Ergebnis unzähliger nervenaufreibender Gespräche, trauriger Erfahrungen und durchgemachter Schwierigkeiten. Die beiden kennen sich und haben einen Weg gefunden, mit den schwierigen Umständen umzugehen und ein halbwegs normales Leben zusammen zu führen, das ihnen so viel Glück schenkt, wie es dabei eben möglich ist. Da Lucy die geistig Stabilere ist, muss sie einen Großteil der Hürden des gemeinsamen Lebens mit Mickey übernehmen, weil Mickey schon zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Dieser Kampf kostet Kraft und ich kann mir vorstellen, dass mal alles gesagt ist und man nicht mehr weiter diskutieren mag und kann, weil es einfach keinen Sinn mehr hat. Lucy kennt Mickey anscheinend in und auswendig und kann sein Verhalten voraussagen. Bei Schwierigkeiten ist sie sein Anker, vermutlich oft auf Kosten ihrer eigenen seelischen Gesundheit (siehe Liste). Deswegen weiß sie auch genau, wie er auf ihre Entscheidung reagiert und dass Reden dabei nichts ändern würde, weil man an seiner Krankheit nichts ändern kann. Doch in dem Fall des Babys ist Lucy nicht bereit zurückzustecken, auch nicht für Mickey, auf was es im Endeffekt hinauslaufen würde, wenn die beiden sich zusammensetzen und reden würden.


    Ich habe mich wahrscheinlich undeutlich ausgedrückt. Ich meinte ganz konkret die Situation pro oder contra Abtreibung. Ich kann immer noch nicht verstehen, dass eine Abtreibung zu dem fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft im Raum stand. Aber gut.
    In meinen Augen sprechen die beiden nicht wirklich drüber, was sie machen wollen. Lucy geht in die Klinik, weil es Micky und ihre Schwestern und der Arzt von ihr erwarten. Aber eine Diskussion, indem der eine dem anderen versucht verständlich zu machen, was er fühlt, welche Ängste er hat, was er sich wünscht, das fehlt mir.
    Spätestens nachdem sie nicht abgetrieben hat, hätte ich ein offenes Gespräch mit Micky erwartet. Zum Beispiel darüber, dass Lucy spürt, dass sie bald sterben muss. Wenn sie das nicht für Micky tut, dann doch für ihr ungeborenes Kind, damit sich nicht seine Trauer in Wut und Aggression gegen das Baby richtet.
    Diese vielen ungesagten Worte empfinde ich als verpasste Chancen, dem geliebten Partner Gehör zu schenken und zu respektieren. Und damit meine ich beide.


    Zitat

    Original von Suzann
    Ob Lucy diese Krebstherapie überhaupt noch einmal auf sich nehmen will, ist dahingestellt. Bestimmt will sie es nicht, wenn sie dafür das Baby aufgeben muss. In dieser Beziehung will sie jedes Risiko minimieren und nimmt bestimmt auch keine Medikamente, die zwar ihr helfen, aber dem Kind schaden würden. Das Kind muss in meinen Augen sowieso geholt werden, weil eine derart geschwächte Mutter eine normale Geburt nicht durchhalten würde. Und dass sie die Entwicklung des Kindes genau verfolgen, um den besten Zeitpunkt für das Holen zu bestimmen, ist für mich auch klar. Ich komme gar nicht auf die Idee, dass sie die gesamte Schwangerschaft abwarten würden, als wäre die Mutter pumperlgesund.


    Ich würde jede Entscheidung respektieren, die jemand trifft. Mich regt nur auf, dass die Alternative, das Kind zu holen, gar nicht thematisiert wird. Ob es wirklich besser ist, in einer todkranken Mutter weiter ausgetragen zu werden, die dann womöglich beim Kaiserschnitt stirbt, wage ich zu bezweifeln. Lucy wird als augemergelt beschrieben, was auch ganz klar ist. Ob Das würde dem Kind schon gleich eine riesengroße Hypothek mit auf dne Lebensweg geben. Aber wahrscheinlich würde die ach so tapfere Lucy sogar verschweigen, wenn die Wehen los gehen, nur damit sich niemand Sorgen macht und würde durch ihr Verhalten auch das noch aufs Spiel setzen. Ich kann da nur den Kopf schütteln, ehrlich.


    Zitat

    Original von Suzann
    Klar hätte die Autorin sich vielleicht mehr zu medizinischen Details zum Schwangerschaftsverlauf äußern können, wie es dem Ungeborenen mit der krebskranken Mutter geht, dann hätte der Leser Lucys Entscheidungen vermutlich besser verstanden. Aber ist das wirklich notwendig und war das das Ziel der Autorin, dass der Leser damit Lucys Verhalten gutheißen könnte? Ich denke nicht. Sie hat ihren Schwerpunkt darauf gelegt, wie Mickey und Lucy mit der schlimmen Situation, so wie sie sich darstellt, umgehen. Und Lucy braucht ihre vielen Freundinnen. Das ist ihr Netz, dass sie sich aufgebaut hat, denn wie hätte sie sonst schon die Jahre mit Mickey heil überstehen sollen?


    Darüber hätte ich auch gerne etwas gelesen. Stattdessen lese ich nur, wie sie sich gegenseitig ständig etwas vormachen, davonlaufen, und sich beteuern, dass sie sich lieben. Aber wie kann ich denn jemanden lieben, wenn ich mich ständig verstellen muss?

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Da spürst du richtig, so viel Realitätsferne macht mich aggressiv.


    Realitätsferne würde ich das nicht nennen. Es gibt Menschen, Situationen, Themen in bzw. bei denen über Dinge, über die eigentlich ausgeprochen werden müsste, geschwiegen wird, weil es zu schmerzhaft, zu aussichtslos, zu kraftraubend ist, sie zur Sprache zu bringen. Man geht den vermeintlich leichteren Weg und verpasst damit Chancen. Traurig aber nicht realitätsfern. Ich vermute aber, dass das mit deinem Charakter und deiner Lebenseinstellung überhaupt nicht zusammen passt und deswegen hast du diese "Probleme" mit der Lektüre.
    Ich denke, dass aus dir deine kämpferische Seele spricht, die sich nicht einfach in diese Situation ergeben will. Du bist mehr wie Mickey, der die Erfolgsaussichten im Kampf gegen den Krebs gerne daran messen würde, wieviel Chemo aus dem Tropf in die Venen der Patientin geflossen ist, oder liege ich da völlig falsch?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Aber wie kann ich denn jemanden lieben, wenn ich mich ständig verstellen muss?


    Ich befürchte, dass die beiden das schon kaum noch merken... und es als Rücksichtnahme verstehen? Und ja, ich hätte gerne mehr über Lucys und Mickeys soziales Umfeld erfahren, außerhalb von Lucys Familie und Mickeys Psychologen.


    Meiner Meinung nach sind die beiden über die Jahre in ein ungesundes Muster reingerutscht. Ihre Regeln sind ja schön und gut, aber beide haben jede Menge "Nischen" für sich gefunden in denen sie die Regeln nicht wirklich einhalten. Und ja, Mickeys Psychologe müsste meiner Meinung nach viel aktiver sein.


    Sicherlich lieben die beiden sich, aber gerade jetzt sollten sie doch miteinander REDEN.... *heul* weil ich sie nicht schubsen kann...

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Zitat

    Original von Suzann


    Realitätsferne würde ich das nicht nennen. Es gibt Menschen, Situationen, Themen in bzw. bei denen über Dinge, über die eigentlich ausgeprochen werden müsste, geschwiegen wird, weil es zu schmerzhaft, zu aussichtslos, zu kraftraubend ist, sie zur Sprache zu bringen. Man geht den vermeintlich leichteren Weg und verpasst damit Chancen. Traurig aber nicht realitätsfern. Ich vermute aber, dass das mit deinem Charakter und deiner Lebenseinstellung überhaupt nicht zusammen passt und deswegen hast du diese "Probleme" mit der Lektüre.
    Ich denke, dass aus dir deine kämpferische Seele spricht, die sich nicht einfach in diese Situation ergeben will. Du bist mehr wie Mickey, der die Erfolgsaussichten im Kampf gegen den Krebs gerne daran messen würde, wieviel Chemo aus dem Tropf in die Venen der Patientin geflossen ist, oder liege ich da völlig falsch?


    Mir geht es weniger darum, dass Lucy sich einer Chemotherapie unterzieht. Wie gesagt, ihre Wahrnehmung, dass sie den Tod schon spürt und dass sie weiß, dass sie sterben muss, das habe ich schon mehrfach erlebt und das kann ich sehr nachempfinden. Mir wird übel beim dem ganzen Liebesgesülze, dass aus den beiden heraustropft und im wirklich entscheidenden Moment, wo beide gleichberechtigt als Paar eine Entscheidung treffen müssen, entziehen sie sich.
    Ich hätte ihnen gewünscht, dass sie ihre Situation gemeinsam bedenken, dass sie gemeinsam Regelungen treffen und dass sie diese Kostbarkeit, ja fast Heiligkeit der letzten gemeinsam Zeit für sich nutzen. Und dass sie ehrlicher sind. Vor allem zu sich selbst.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin


  • Genauso empfinde ich das auch.


    Lucy vereint so viel Gutes in sich, das erschlägt und erdrückt mich beim Lesen. Wie soll man an der Seite eines solchen Über-Menschen bestehen, auch als gesunder Mensch?
    Das frage ich mich die ganze Zeit.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Es hat mich nicht besonders überrascht, das Lucy sich für das Baby entscheidet. Auch die Einwänder ihrer Familie sind nachvollziehbar. Grade für Lucy ist das ungeborene Kind realer als für die anderen.
    Mickeys verhalten ist sehr hart, aber auch verständlich, da er Lucy nicht verlieren will.

    Das Buch ist wie eine Rose, beim Betrachten der Blätter öffnet sich dem Leser das Herz.


    (Sprichwort aus Persien)


    LG büchervamp :flowers


    Ihr findet mich auch bei Instagram besucht mich mal

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Inzwischen nervt mich das Buch mit seiner Theatralik. Und das liegt auch an so Sätzen wie " mein schöner Mann" oder "meine wunderschöne Schwester". Das denkt Lucy ständig. Schönheit ist hier schon wahnsinnig wichtig.


    .


    Oh, da muss ich dir beipflichten.
    Das hat mich ja von Anfang an gestört, dass die Menschen hier zum überwiegenden Teil Teil so perfekt dargestellt werden. Sei es optisch und/oder auch menschlich.