Natascha Wodin - Nachtgeschwister
• Taschenbuch: 240 Seiten
• Verlag: btb Verlag (8. Februar 2011)
• ISBN-13: 978-3442741274
• Preis: 7,90 Euro (print)
Klappentext:
Natascha Wodins Schlüsselroman über die Beziehung zu dem früh verstorbenen Schriftsteller und Bachmann-Preisträger Wolfgang Hilbig
»Ich wusste sofort, dass ich auf etwas Großes gestoßen war, auf etwas Einmaliges, auf einen Dichter, wie es sie zu allen Zeiten nur vereinzelt gegeben hat.« Ein Bändchen mit Gedichten, eher zufällig mitgenommen, ist der Auslöser für eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, eine Obsession, eine quälende Verstrickung. Die Frau, die die Gedichte liest, setzt alles in Bewegung, um den Verfasser der Zeilen zu treffen. Doch dieser scheint unerreichbar im anderen Teil Deutschlands. Sie schreibt, sie ruft an. Als er eines Tages tatsächlich kommt, wird ihr Traum wahr. Und zum Albtraum. Denn der Mann, der kommt und bleibt, ist anders, als sie ihn sich erfunden hat.
Zur Autorin:
Natascha Wodin, 1945 in Fürth geboren, lebt als freie Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Russischen in Berlin. Für ihre Bücher (u.a. "Die gläserne Stadt", "Einmal lebte ich", "Erfindung der Liebe") ist sie mit dem Hermann-Hesse-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet worden.
Meine Meinung:
Als Roman angelegt, scheint diese Geschichte stark autobiografisch gefärbt zu sein. Vielleicht erwächst daraus die Intensität, mit der die Autorin Szenen einer schwierigen Beziehung darstellt, verstärkt durch die gewählte Perspektive, mit der sie uns die Frau als Ich-Erzählerin präsentiert.
Thematisch ist es eine hochspannende Story: Die Frau verliebt sich aufgrund eines kleinen Gedichtbändchens in den Schriftsteller Jakob Stumm. Sie schreibt ihm, ruft ihn an, bekommt ihn jedoch nicht zu fassen. Bis er dann eines Tages völlig unerwartet vor ihr steht. Das Bild, das sie sich von dem Mann gemacht hat, aufgrund dessen, was er schreibt, hat in der Wirklichkeit keinen Bestand. Dennoch ist sie dem Mann verfallen, kann sich nicht von ihm lösen. In obsessiver Abhängigkeit bleiben die beiden aneinander gekettet, quälen sich und harren dennoch aus.
Zeitlich spielt die Geschichte drei Jahre vor dem deutschen Mauerfall und in den Jahren danach. Jakob Stumm lebte in der DDR, die Frau als Kind russischer Emigranten im Westen Deutschlands.
Die Autorin schreibt mit leichter Hand flüssige Prosa, die insbesondere in der szenischen Darstellung zu großem Kino auffährt. Ihre Sprachgewalt erzeugt plastische Bilder vor meinem inneren Auge, transportiert Gefühle ohne beschwerend zu wirken. Ein großartiger Roman!
Ich gebe 10 von 10 Punkten.