Der Trinker - Hans Fallada

  • Ich habe echt ein bisschen Angst gehabt, dieses Buch zu lesen. Im engen Verwandtenkreis habe ich erlebt, was diese Krankheit auslösen kann. Nicht nur für denjenigen, der trinkt, sondern auch für seine Nächsten.
    Während Fallada mir in seinem Buch "Jeder stirbt für sich allein" am Ende ein wenig Hoffnung mitgegeben hat, endet dieses Buch absolut hoffnungslos.
    "Der Trinker" ist Falladas vorletztes, und ich denke, auch sein persönlichstes Werk.


    Zitat

    Nach dem Scheitern der Ehe Ditzens wurde diese am 5. Juli 1944 geschieden. Im Streit mit seiner geschiedenen Frau schoss er am 24. August 1944 unter Drogeneinfluss mit einer kleinen Terzerol-Pistole in einen Tisch. Daraufhin wurde er wegen versuchten Totschlags angeklagt und am 4. September 1944 in den Maßregelvollzug − im 2. Obergeschoss der „Abteilung Heil- und Pflegeanstalt“ (Hafthaus I) der Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz − zur Beobachtung eingewiesen. Er schrieb hier das „Trinkermanuskript“ – eine Reihe von Kurzgeschichten, den Roman Der Trinker und einen Erfahrungsbericht über den NS-Staat.


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Fallada


    Fallada lässt Erwin Sommer, den Unheld, in der Ich-Perspektive erzählen. Sommers Geschäft läuft schlecht. Doch nicht durch äußere Umstände, nein, durch seine eigene Schuld. Er war sich seiner zu sicher. Als er einen wichtigen Kunden an die Konkurrenz verliert, greift er zur Flasche. Und was er nun auch anpackt, es geht schief. Auf einer einwöchigen Geschäftsreise gewöhnt er sich das Trinken an.
    Er wird kriminell, begibt sich in zwielichtige Kreise, hat immer mehr Abstürze und schafft es so eines Tages als Untersuchungshäftling ins Gefängnis und danach in eine Heilanstalt eingewiesen zu werden.


    Beim Lesen dachte ich oftmals, wie naiv dieser Sommer doch ist. Seine Gedankengänge, was er sich alles so ausmalte. Mal, dass er sich mit seiner Frau aussöhnt und er sein Geschäft wieder weiterführt, dann will er sie am liebsten umbringen.
    Es fiel mir gar nicht so leicht, mir beim Lesen immer bewusst zu machen, dass der Trinker seine Geschichte erzählt. Und dass er während des Erzählens ja unter Alkoholentzug stand.


    Wenn ich viele unserer heutigen jungen Leute sehen, in welchem Alter diese schon mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden, denke ich, dass das Buch gut als Schullektüre passen würde.


    ASIN/ISBN: B00FNBEVRO

  • Habe dieses Buch vor Jahren gelesen hat mich damals sehr nachdenklich gemacht. Es gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsbüchern aber ich bereue es trotzdem nicht gelesen zu haben.
    Die Idee, dieses Buch als Schullektüre zu nutzen finde ich auch gut! LG Ekna :wave

    :lesend : Eleanor Brown "Die Shakespeare-Schwestern "


    :lichtBeim Lesen läßt sich vorzüglich denken L.Tolstoi

  • Und wieder ein Buch, das viel zu lange ungelesen rumlag.

    Ich weiß gar nicht, wann ich das Buch gekauft habe. Ich weiß nur noch, wo es war.


    Wie auch immer...es war mein erstes Buch von Hans Fallada und ich denke, es wird nicht das letzte gewesen sein. Ich mochte den Schreibstil, ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Die Atmosphäre war teilweise wirklich erdrückend, sowohl zu Beginn, als die Alkoholprobleme der Hauptfigur losgingen als auch später, als diese in der Anstalt war. Ich fand die Entwicklung der Alkoholsucht sehr gut beschrieben, als Leser kann man dies so richtig mitverfolgen und ab und zu wollte ich den Sommer schütteln und ihn fragen, ob er denn noch alle Tassen im Schrank hat und meint, so weiterkommen zu können. Mir erschien die Schilderung des Autors sehr glaubwürdig, was ja anhand seiner Biographie und der Tatsache, wann und unter welchen Umständen er das Buch geschrieben hat, gar nicht so verwunderlich ist. Oder umso mehr, je nachdem, wie man das betrachtet.


    Die Schilderung, wie Sommer zum Trinker wurde, fand ich fast spannender als seinen Aufenthalt in der Anstalt, Letzteres war natürlich aber auch sehr lesenswert und fesselnd.


    Bepunkten fällt mir schwer, mache ich insgesamt mittlerweile etwas ungern, weil ich merke, dass ich da oft auch mit meinen Erwartungen subjektiv werde. Aber ich würde das Buch für Interessierte durchaus weiterempfehlen und werde die bekannteren Bücher von Fallada sicherlich bei meiner Lektüre künftig berücksichtigen.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Allen, die mehr über das bewegte Leben und das Werk des "hochbegabten Selbstzerstörers" (Th. Hüetlin, Der Spiegel) Hans Fallada erfahren wollen, sei die hervorragende Biografie von Peter Walther empfohlen, die sich fast wie ein Roman lesen lässt. Ein großartiges Buch!

    ASIN/ISBN: 3746634164

    Danke für den Tipp. Ich habe es mir gerade gekauft.