Traumland und Zuflucht - Manfred Flügge

  • Heinrich Mann und Frankreich


    insel taschenbuch
    Broschur
    199 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Für Heinrich Mann (1871–1950) war Frankreich das Land seiner Träume und Visionen, für ihn verkörperte es den idealen Gegenpol zum reaktionären wilhelminischen Deutschland. Doch kannte er Frankreich vor allem aus Büchern und Zeitungen, seine erste Reise dorthin unternahm er erst spät: Er war schon 52 Jahre alt und hatte seine wichtigsten Werke bereits geschrieben. Es war zeitlebens die Vorstellung von Frankreich, die seine Ideen und seine Selbststilisierung als Mensch und Autor prägte.
    1933 suchte er an der Côte d'Azur Zuflucht, doch auch von dort wurde er vertrieben und musste 1940 unter dramatischen Umständen in die USA fliehen. An der Verklärung Frankreichs und der Rolle der Literaten dort hat er dennoch bis zuletzt festgehalten. Vor allem aber hat er sich schon früh für die deutsch-französische Verständigung eingesetzt – das ist sein eigentliches Vermächtnis.


    Über den Autor:
    Manfred Flügge, geboren 1946, wuchs im Ruhrgebiet auf, studierte Romanistik und Geschichte in Münster i. W. und in Lille. Von 1976 bis 1988 war er Dozent an der Freien Universität Berlin. Er lebt als freier Autor in Berlin. Er verfasste erfolgreiche Biographien u. a. von Marta Feuchtwanger, Heinrich Mann und Stéphane Hessel.


    Mein Eindruck:
    Traumland und Zuflucht ist ein Buch, das begleitend zur Ausstellung im Buddenbrookhaus in Lübeck erschienen ist und diese Ausstellung perfekt ergänzt.


    Heinrich Mann habe ich gelesen, schon bevor mich das Werk seines Bruders Thomas Mann so beeindruckte.
    Heinrich Manns Romane Professor Unrat und Der Untertan sind bleibende Werke von Bedeutung. Es gibt aber auch ein Spätwerk, dass ich kaum kenne, das starken Frankreichbezug hat, zum Beispiel seine König Henri Quatre-Romane.


    Das Buch besitzt eine Zeittafel und 30 Abbildungen.


    Manfred Flügge gestaltet das Buch gut lesbar, teilweise regelrecht spannend und mit einigen neuen Erkenntnissen. Die Manns haben so viel gemacht und es gibt immer wieder überraschendes.


    Es wird Heinrich Manns Leben und Werk anhand seines Bezugs zu Frankreich geschildert. Dabei hatte er trotz seiner großen Affinität zu Frankreich das Land nur selten besucht,
    Neben Jugend, sind auch die erste Erfolge, der 8jährige Bruderzwist (der in TMs "Bekenntnisse eines Unpolitischen" gipfelte) und die Exiljahre überaus interessant.


    Der Biograph und Kurator der Ausstellung Manfred Flügge ist keineswegs unkritisch. Frühe Peinlichkeiten Heinrich Manns werden ebenso thematisiert wie stilistische Schwächen zahlreicher Nebenwerke, sogar bei Henri Quatre und "Ein Zeitalter wird besichtigt" sieht er diverse Schwächen. Es gibt einige ernüchternde Überraschungen.
    Genauso arbeitet er aber Heinrich Manns Stärken und bewundernswerte Wirkung heraus. Daher war ich geradezu begeistert von dieser Biographie.