Bis wir uns wiedersehen - Dinah Jefferies

  • Verlag: Bastei Lübbe , 2013
    Originaltitel: The Separation
    Übersetzt von Angela Koonen


    Kurzbeschreibung:
    Malaysia in den 50er Jahren. Als Lydia von einem Ausflug zurückkehrt, sind ihre Töchter Emma und Fleur und ihr Ehemann ohne Nachricht verschwunden. Schließlich erfährt sie, dass ihr Mann einen Posten im Norden des Landes angenommen haben soll, und begibt sich auf eine gefährliche Reise über die von Unruhen erschütterte malaiische Halbinsel. Währenddessen versuchen Emma und Fleur, sich in ihrer neuen Heimat England einzuleben. Ihr Vater hat keine Antwort auf die Frage, ob sie ihre Mutter jemals wiedersehen -


    Über den Autor:
    Dinah Jefferies wurde 1948 im malaiischen Malakka geboren, acht Jahre später übersiedelte die Familie nach England. Dinah Jefferies studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und arbeitete als Lehrerin, Fernsehmoderatorin und Künstlerin. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann in Gloucestershire. Bis wir uns wiedersehen ist ihr Romandebüt, derzeit schreibt sie an ihrem nächsten Werk.


    Mein Eindruck:
    Vorab ein Wort zur Buchgestaltung von Lübbe. Das Cover ist sowohl farblich als auch motivisch schön gestaltet. Die Schriftzüge und die Pflanzen auf dem Cover sind erhaben ausgeführt .


    Ein Roman, der in kolonialen Malaysia Anfang der fünfziger Jahre angesiedelt ist, interessiert mich natürlich schon alleine wegen dem selten beschriebenen Schauplatz. An diesen Ort zu den Bedingungen dieser Zeit kann man nur noch literarisch reisen. Die Handlung ist nicht autobiographisch, jedoch auf eigene Erfahrungen der Autorin zurückgehend.
    Dass das einigermaßen authentisch beschrieben ist, wird dadurch gewährleistet, dass die Autorin im malaiischen Malakka geboren wurde und wie die Ich-Erzählerin Emma und ihre Schwester Fleur das Land als Kind kurz vor der Unabhängigkeit verlassen hat.
    Emma und Fleurs Vater bringt sie nach England in Internate, die Mutter Lydia bleibt mit ihren Geliebten Jack im unruhigen Malakka. Lydia hat also den zweiten Handlungsstrang inne. Der Die beiden Handlungsebenen wechseln sich ab, das funktioniert ganz gut.
    Lydia wähnt ihren Mann und Töchter tot, dabei hat ihr Mann die Töchter absichtlich von ihr getrennt. Der Originaltitel The Separation ist treffend.


    Anfangs habe ich mich mit dem Roman sehr abgemüht, den ich nicht sehr originell oder spannend gestaltet fand. Der Roman braucht lange um Fahrt aufzunehmen, nur um dann bald wieder Pausen einzulegen. Außerdem ist mir der Stil der Autorin zu glatt.
    Erst im letzten Drittel des Romans, als Lydia auch endlich erfährt, dass ihre Töchter noch leben, war ich mehr überzeugt.


    Als literarisch Weltreisender bin ich enttäuscht darüber, das der Blick auf Malaysia stets der von Außen bleibt. Da hätte ich mehr erwartet.


    Ansatzweise reicht es aber, damit der Roman in den Bereich der frischen Love and Landscape-Genres landet und dort sicher seine Leser findet.

  • Malaya 1955. Emma lebt mit ihrer Familie in einem großen Haus in Malaya. Doch der Vater drängt zum Aufbruch. Unruhen überschatten die Idylle und ihr Vater möchte zurück nach England. Wieso der Vater so überstürzt abreisen will, bleibt ein Rätsel. Ebenso die Frage, warum er nicht auf die Mutter wartet.


    Zusammen mit ihrer kleinen Schwester Fleur befindet sich Emma schon bald an Bord eines Schiffes, das sie nach England bringt. Emma hat einen Brief an ihre Mutter geschrieben, in dem sie ihr mitteilt, wo sie zu finden sind. Doch den hat der Vater an sich genommen. Wird er den Brief so platzieren, dass ihre Mutter ihn findet? Und wann wird sie ihre Mutter wiedersehen?


    Derweil kehrt Lydia von einem Krankenbesuch bei einer Freundin zurück. Der Aufenthalt dort hat länger gedauert, als zunächst angenommen. Endlich zu Hause angekommen, findet sie ein ruhiges, leeres Haus vor. Alle sind weg, sogar die Dienstboten. Was ist passiert? Als sie schließlich die Schränke inspiziert, stellt sie fest, dass die Koffer gepackt wurden und ihr Mann Alec mit den beiden Mädchen weggefahren sein muss. Aber wohin? Und warum? Auch eine Nachricht sucht Lydia vergeblich. Völlig verwirrt macht sich Lydia auf die Suche nach Antworten. Sie erfährt, dass Alec eine neue Stelle in Ipoh antreten will und wohl auf dem Weg dorthin sei. Wozu aber der überstürzte Aufbruch? Hätte er nicht warten können, bis sie wieder da ist?


    Lydia beschließt, ihrem Mann und ihren Töchtern nachzureisen. Doch kurz vor ihrem Aufbruch, bekommt sie einen kleinen Jungen anvertraut, den sie mitnehmen soll in ein besseres Leben. Wer ist der kleine Junge? Nach einigem Zögern nimmt sich Lydia des Jungen an und gemeinsam brechen sie zu einer gefährlichen Reise auf. Denn das Land befindet sich im Notstand und Rebellen drohen an jeder Ecke. Als Lydias Auto den Geist aufgibt und der Bus, der sie glücklicherweise mitgenommen hat, von Rebellen überfallen wird, glaubt sie sich schon am Ende ihrer Reise. Wird Lydia ihre Töchter je wiedersehen?


    Der Debütroman von Dinah Jefferies startet mit einem Prolog, der 1931 in Weston-super-Mare, England spielt. Ein kleines Mädchen trifft an der Küste eine fremde Frau, verbringt den Tag mit ihr, schaut sich Sandskulpturen an und ist glücklich. Doch dann bringt eine Nonne das Mädchen wieder zurück ins Kloster. Aber das Mädchen kann die Frau nicht vergessen.
    Mit diesem Einstieg wird gleich die Neugier des Lesers geweckt. Wer war die Frau? Wer war das Mädchen? Und was verbindet die beiden?


    Aber zunächst gibt es einen Zeitsprung von 24 Jahren. Die Geschichte setzt 1955 in Malaya an und man lernt Emma kennen. Zusammen mit ihren Eltern Alec und Lydia wohnt die 11jährige in einem Haus mit Dienstboten in Malaya. Doch an diesem Tag ist alles irgendwie anders. Das ganze Haus befindet sich in Aufbruchsstimmung und Emma ist sichtlich verwirrt. Wieso die Hektik und der drängende Aufbruch? Wieso weicht der Vater allen Fragen aus? Warum wird nicht auf die Mutter gewartet? In der Ich-Form beschreibt Emma ihre Empfindungen und Wahrnehmungen. Durch die gewählte Erzählform lässt die Autorin Emma schnell Gestalt annehmen und plastisch werden.
    Im zweiten Kapitel lernt der Leser dann Emmas Mutter Lydia kennen. Als neutraler Beobachter bleibt der Leser zunächst distanziert, doch nach und nach nimmt auch Lydia Gestalt an. Gerade ihre Empfindungen, die sie durch den Verlust ihrer Töchter hat, werden fühlbar übermittelt, aber auch ihre Hoffnung, die Kinder eines Tages wiederzusehen. Als Leser kämpft man zusammen mit Lydia gegen ein Land, das von Unruhen durchzogen ist, gegen Intrigen und Falschheit und auch gegen Menschen, die man zunächst für seine Freunde gehalten hat.


    Zwar werden die Schrecken, die der malaiische Notstand in den 1950er Jahren verbreitet hat, nur angeschnitten, doch gibt die Autorin einige wirksame Einblicke. Dadurch ist es dem Leser möglich, die Situation, in der sich Lydia befindet, zu erfassen und nachzuvollziehen.
    Die Geschichte ist in diesem Buch zweigeteilt. Zum einen begleitet der Leser die 11jährige Emma, die sich in England versucht zu behaupten und zum anderen Lydia auf ihrer verzweifelten Suche nach ihren Töchtern. Die Kapitel sind kurz gehalten und in fast jedem Kapitel wechselt die Sicht.


    Dick gepackt, aber dennoch glaubhaft geschrieben, taucht der Leser in eine aufregende und bewegende Geschichte ein. Viele Emotionen wie Wut, Trauer, Freude, Schmerz oder auch Hass lösen sich nicht zuletzt beim Leser ab. Lebendig und unverblümt berichtet die Autorin vom malaiischen Notstand, aber auch von den Schmerzen, die die Protagonistin durch den Verlust der Töchter erleidet.
    Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, aber keineswegs seicht. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, was den Lesefluss noch zusätzlich steigert. Zwar zeigt das Buch bisweilen einige Längen auf, doch das sind nur Atempausen, ehe die Spannung wieder steigt und die Suche weitergeht. Wie im wahren Leben, tritt auch Lydia bei ihrer Suche immer mal auf der Stelle, bis sie einen neuen Hinweis zum Verbleib ihrer Töchter findet.


    Geschickt verwebt die Autorin beide Erzählstränge, die zunächst parallel zueinander verlaufen, immer mehr ineinander, bis sie am Ende endlich eins werden.
    Zwar schreibt die Autorin im Nachwort, dass die Geschichte keine bzw. kaum autobiographische Elemente enthält, doch kann man das nur schwer glauben. Dazu ist die Geschichte aus Intrigen, Hoffnung und Liebe zu emotional und glaubhaft geschildert.


    Auch das Ende des Buches ist nachvollziehbar und in sich abgeschlossen. Ein ausführliches Nachwort, zur Geschichte und dem eigenen Hintergrund der Autorin und in wie weit ihre eigene Lebensgeschichte das Buch beeinflusst hat, runden den positiven Gesamteindruck ab.


    Fazit:
    Von der Liebe einer Mutter zu ihren Kindern, ihrer verzweifelten Suche und der Hoffnung, diese eines Tages wiederzusehen. Gewiss kein leichter Roman, doch auf alle Fälle ein lesenswerter, der noch lange im Leser nachklingen wird.

  • Die Familie Cartwright lebt in Malaysia der 1950er Jahre als es noch zum Königreicht England gehört.
    Von einem Tag auf den anderen verlässt Alec mit seinen Töchtern Emma und Fleur das Land. Da Lydia sich gerade bei einer Freundin aufhält bekommt sie davon nichts mit. Dadurch ist der Schock umso größer als sie wieder nach Hause kommt und keiner mehr da ist und aber auch keine Nachricht vorfindet.
    Lydia fragt sich daraufhin durch und bekommt einen Tipp wo diese hingegangen ist.
    Nun macht sich Lydia auf den Weg zu ihrer Familie, wobei dies sehr gefährlich ist, da zu dieser Zeit schon Unruhen herrschen und man eigentlich nirgends sicher ist.
    Ob und wie sie ihre Familie wiedersehen wird steht noch in den Sternen, nur eines ist sicher, die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern ist stärker als alles andere.


    Mit diesem Roman hat die Autorin Dinah Jefferies ihr Debüt unter den Autoren gegeben.
    Vor der Kulisse Malaysias und auch Englands lässt sie eine Familiengeschichte spielen, die sich so oder so ähnlich auch in der heutigen Zeit abspielen könnte.
    Teilweise konnte die Autorin aber auch auf die eigene Geschichte bzw. teilen ihrer Erinnerung zurückgreifen was man diesem Roman aber auch anmerkt, da er sehr viel Tiefe besitzt.
    Auch ist Dinah Jefferies in Malaysia geboren und im Alter von 8 Jahren mit ihrer Familie nach England zurückgekehrt.
    Sie konnte sich also genau in die Mädchen einfühlen und ihnen dadurch auch mehr Leben einhauchen, und genau beschreiben wie es ist aus den Tropen in das kalte Land zukommen, wo man für die Menschen ein Auslänger ist obwohl man die gleiche Staatsangehörigkeit besitzt.
    Bei den Landschaftsbeschreibungen von Malaysia hat sie sich in ihre Erinnerungen und die Fotoalben ihrer Familie gehalten wie sie es in den Anmerkungen beschreibt. Vielleicht ist dadurch einiges durch die Rosarote Brille erzählt, aber es sind Erinnerungen die zu dieser Geschichte und ihrer Handlung sehr gut gepasst haben und ich konnte mir beim Lesen auch alles gut vor Augen führen.
    Die Figuren in der Geschichte waren auch alle so detailreich beschrieben, dass man sich diese während des Lesens sehr gut vorstellen konnte. Hier hat mir Emma sehr gut gefallen, den Schmerz über die Trennung ihrer Mutter und auch das Einleben in England hat mich mit ihr fühlen lassen.
    Was auch sehr gut war und mir sehr gut gefallen hat, war dass sie Geschichte fast immer abwechselnd aus der Sicht von Lydia und Emma erzählt wurde, so konnte man den gleichen Zeitraum auf zwei total unterschiedliche Arten erleben.
    Auch fand ich es sehr gut, dass der Spannungsbogen wirklich bis zum Schluss erhalten geblieben und das ganze Drama hat sich auch erst am Ende gezeigt.
    Alles in allem hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen und ich habe sehr schöne Lesestunden mit der Geschichte verbracht.

  • Malaya kurz nach dem 2. Weltkrieg: Alec begibt sich mit seinen beiden Töchtern Emma und Fleur auf eine Reise nach England. Was zunächst normal erscheint, wird bald zur größten Tragödie der Familie, denn die Mutter der Mädchen weiß nichts über die Reise und erfährt auch nicht, wohin ihr Mann mit den Kindern verschwunden ist. Auch Emma wird im kalten und regnerischen England nicht froh und hofft immer wieder darauf, dass ihre Mutter bald kommt...


    "Bis wir uns wiedersehen" klang für mich nach einem Roman voller Dramen, Intrigen und einer Familiensaga. Dies hat Dinah Jefferies zu Beginn auch gut hinbekommen, doch je weiter die Geschichte voran schritt, desto mehr flachte sie ab.


    Der Roman wird abwechselnd von Emma aus der Ich-Perspektive und Lydia aus der Erzählersichtweise erzählt. Durch die Ich-Perspektive war mir Emmas Sichtweise von Beginn an näher und einleuchtender. Lydia blieb mir bis zum Ende hin fern und unnahbar. Am Anfang war ich durchaus gefangen von der Geschichte, wollte ich doch wissen, warum der Vater die Töchter mir nichts, dir nichts nach England mitnimmt und was seine Beweggründe waren. Im Laufe des Buches verliert die Autorin allerdings diese Hintergründe aus den Augen. Die Geschichte wird immer oberflächlicher und vieles, was interessant gewesen wäre, wird nur kurz gestreift. Das fand ich sehr schade, denn ich hätte gern mehr über die Zustände auf Malaya und über das Leben in England erfahren.


    Zwar ist der Stil von Dinah Jefferies sehr gut zu lesen, jedoch bleibt sie die gesamte Geschichte über distanziert, ja fast uninteressiert. Ihre Figuren entwickeln sich kaum weiter und zum Ende hin spielt der Zufall eine viel zu große Rolle, als dass ich beim Lesen Spaß haben konnte.


    Fazit: wer gern Romane mit wenig Tiefgang und viel Vorhersehbarkeit liest, kann hier beruhigt zugreifen. Alle anderen sollten weitersuchen.

  • Jaaaa, aber............


    Ich gebe es zu - vor allem hat mich das Cover des Romans "Bis wir uns wiedersehen" angesprochen. Und dann die Beschreibung auf der Rückseite.
    Beides versprach einen gefühlvollen Roman der eine fesselnde Geschichte erzählt.
    Vom Thema her wäre das auch sicher möglich gewesen:
    Eine junge Mutter kommt nach einem Besuch bei einer Freundin zurück und findet das Haus leer vor. Mann und Kinder sind weg.....einfach so. Sie macht sich auf die Suche, tragische Umstände lassen sie glauben, dass ihre Familie bei einem Brand ums Leben kam.
    Abwechselnd erfährt der Leser, wie es mit Lydia weiter geht...........und aus der Sicht der älteren Tochter Emma ( denn die Kinder und der Mann sind natürlich nicht tot ) wird geschildert, wie sehr diese ihre Mutter vermissen. Sie sind in England angekommen und gehen davon aus, dass ihre Mutter sie verlassen hat.


    Mich haben die Erzählungen der Tochter Emma weit mehr gefesselt als das Leben von Lydia.
    Diese konnte mich nicht für sich einnehmen, sie war zu sehr auf Männer fixiert und kaum in der Lage, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aber vielleicht war das in den 50er Jahren in Malaysia auch gar nicht so einfach.
    Teilweise gibt es schöne Beschreibungen des Landes und des Lebens dort. Das waren für mich auch schon die schriftstellerischen Höhepunkte. Denn der Schreibstil war jetzt nicht unbedingt überzeugend oder fesselnd. Eher im Gegenteil, und das ist leider der große Minuspunkt dieses Buches. Schade, denn selten habe ich beim Lesen so deutlich gespürt "da hätte man viel mehr draus machen können".


    Trotzdem kann man dem Buch nicht ganz absprechen, dass es eine interessante Geschichte erzählt. Es wird seine Leser finden.
    Meinen Geschmack hat es leider nicht so richtig getroffen und ich kann auch nur 6 von 10 Punkten vergeben.

  • Ein wirklich tolles Buch, ich war begeistert davon. Sie hat einen wirklich fesselenden und Facettenreichen Schreibstil.


    Ich halte soeben ihren 2. Roman in Händen


    " Die Frau des Teehändlers "


    ebenso fesselnd !!!!