'Die Champagnerkönigin' - Seiten 104 - 219

  • Leon ist tot? Oh nein. Was wird denn jetzt aus der armen Isabelle? Ich hoffe ganz fest, dass sie trotzdem weiterhin ihren Willen und ihre Ausdauer behält und an ihrem Traum arbeitet. Ich hatte es mir schon fast gedacht, dass das mit Leon kein gutes Ende nimmt, nachdem die Kopfschmerzen nicht nachgelassen haben und die Ärzte ihn noch länger im Krankenhaus behalten wollten. Zwischendurch empfand ich ihn ein wenig anstrengend mit seiner Idee, als Radrennfahrer sein Geld zu verdingen und das schöne Weingut dieser ollen Trubert zu verkaufen. Zum Glück hat er sich kurz vor seinem Ableben doch noch dagegen entschieden.


    Isabelle gefällt mir immer besser. Ich traue ihr zu, dass sie eines Tages einen wundervollen Champagner herstellen wird. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrem ungeborenen Kind weitergeht. Wahrscheinlich wird sie es jetzt erst einmal schwer haben, mit Leons Tod zurecht zu kommen...

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    :lesend Der Heimweg - Sebastian Fitzek :sekt

  • Zitat

    Original von beowulf
    Was heißt bei euch zwangsläufig?


    Es gibt doch die Szene, als Raymond und Daniel den neuen Champagner verkosten und Isabell stößt zu den beiden hinzu. Sie steht dicht neben Daniel und es kribbelt ihr im Bauch und sie fragt sich, warum sie so heftig auf Daniel reagiert. Das sind für mich shcon Anzeichen einer deutlichen Verliebtheit.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Der Tod von Leon hätte eine große Überraschung sein können, wenn ich es nicht vorher schon gewusst hätte. Umso froher bin ich, dass diese Tatsache wenigstens auf der Buchrückseite und im Klappentext nicht erwähnt wird. Zumindest nur andeutungsweise, wobei es natürlich noch schöner gewesen wäre, hätte Petra sich durchgesetzt.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Die Wendungen sind mir ein wenig zu vorhersehbar.


    Da muss ich Regenfisch zustimmen. Wahrscheinlich hatte ich durch das sehr ungewöhnliche „Solang die Welt noch schläft“ auch gewisse Erwartungen und warte jetzt auf die große Überraschung. Aber das Buch ist ja noch nicht aus! :grin Mit Daniel darf sie meinetwegen trotzdem gerne zusammenkommen, ich nehme mal an, es wird auch so kommen.


    Überrascht hat mich schon mal die Schwangerschaft Isabelles. Ein Kind hätte ich in der momentanen Situation nicht erwartet – wo soll sie denn die Zeit dafür hernehmen?


    Die Wandlung von der höheren Tochter, die keine Kartoffeln schälen kann zur anpackenden Arbeiterin finde ich immer noch etwas unrealistisch. Ich habe ja schon im ersten Abschnitt geschrieben, dass meiner Meinung nach ein starker Wille nicht reicht, da müssen schon noch handwerkliche und körperliche Grundfertigkeiten dazukommen und ob die von jetzt auf gleich so da sind? Vielen von meinen Vorrednern gefällt diese hart arbeitende Isabelle und obwohl sie mir zwar auch gefällt, hätte ich sie mir als organisierende und bestimmende Chefin besser vorstellen können.


    Nichtsdestotrotz hat mich diese Arbeitsteilung zwischen Isabelle und Leon gut gefallen! Ein toller Kompromiss! Und Isabelle zeigt, dass ihr auch in den verfahrensten Situationen eine Lösung einfällt. Ihr Ausflug zu Champagnerhändler Richard hat mit gut gefallen, noch mehr allerdings ihre Vorstellungsrunde bei den benachbarten Frauen. Super, das Thema Freundschaft hier wieder aufzugreifen und wenn Clare und Jo schon nicht mit von der Partie sein können, zumindest für „Ersatz“ zu sorgen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Ghislaine hier noch mitmischen wird, jetzt, wo sich die beiden Frauen angenähert haben.


    Zu Leon:

    Zitat

    Original von verena
    Mir blieb er weiterhin sympathisch - ich kann ihn teilweise sogar verstehen: Das Radfahren ist sein Lebenstraum, seine große Leidenschaft - wieso sollte er da also alles aufgeben für etwas, dass vllt. gar nichts wird??


    Wie Regenfisch bin ich auch der Ansicht, dass Leon seinen Traum (das Radfahren) nur jetzt leben kann und auch soll. Ich finde es einsichtig (Edit: das muss einseitig heißen!), von ihm zu verlangen, seinen Traum aufzugeben, um Isabelle ihren leben zu lassen. Wie oben schon geschrieben: den gefundenen Kompromiss fand ich gut! Auch wenn es wahrscheinlich irgendwann trotzdem zu Problemen gekommen wäre. Wahrscheinlich wäre Isabelle im Laufe der Zeit mit Kind, Haushalt und Weinbergorganisation überfordert gewesen und hätte Leon zu wenig Unterstützung vorgeworfen. Wie das halt im wirklichen Leben so läuft. ;-) Wie schon geschrieben wurde: Leon ist für Isabelle ein toller Typ, doch fürs Alltagsleben nur bedingt geeignet, da ihrer beider Träume so unterschiedlich sind.


    Was mir wirklich sehr gut gefällt, hat binchen schon in ihrem Post gesagt:


    Zitat

    Original von binchen
    Die eingeworfenen Bräuche und überhaupt nicht dozierenden Ausflüge in die Champagnerherstellung finde ich Klasse.


    Das finde ich auch, es gibt dem Buch eine ganz eigene Atmosphäre. Und daneben finde ich auch die wundervolle Landschaft sehr gut und anschaulich beschrieben!


    Zitat

    Original von Petra Du-Be
    Schokolade, Champagner, ein Crémant und dazu Lebkuchen - egal! Lasst es euch gutgehen!!! Genießt den Moment, genießt eure ganz persönlichen Lesestunden. Diese Zeit ist so wertvoll, um abzutauchen aus dem Alltag und neue Kräfte zu sammeln.


    Danke für diesen schönen Sätze! Ich genieße das Buch momentan mit frischem Federweißer – passt auch hervorragend dazu! :wein

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Zitat

    Original von Lese-rina


    Überrascht hat mich schon mal die Schwangerschaft Isabelles. Ein Kind hätte ich in der momentanen Situation nicht erwartet – wo soll sie denn die Zeit dafür hernehmen?


    Ich bin mir nicht sicher, dass das Kind geplant war. Ob Isabelle bei ihrer spontanen Heirat ohne Mitwissen der Eltern aufgeklärt - besonders über Möglichkeiten der Verhütung - war, wage ich zu bezweifeln.


    Zitat

    ...hätte ich sie mir als organisierende und bestimmende Chefin besser vorstellen können.


    Sie sich selbst gewiss auch! :grin Vielleicht waren die ersten geschälten Kartoffeln ja auch viereckig, jetzt mal übertrieben ausgedrückt, aber man kann fast alles lernen, wenn man muss. Und irgendwann hat sie sich ja auch von Clara Bücher erbeten.


    Zitat

    Ihr Ausflug zu Champagnerhändler Richard hat mit gut gefallen


    Der Richard war ein Raymond :grin


    Zitat

    ...auch der Ansicht, dass Leon seinen Traum (das Radfahren) nur jetzt leben kann und auch soll. Ich finde es einsichtig, von ihm zu verlangen, seinen Traum aufzugeben, um Isabelle ihren leben zu lassen.


    Einsichtig? Oder meinst du UNeinsichtig oder einSEITIG?
    Es ist SEIN Erbe, um das SIE sich kümmert, während er in der Weltgeschichte rumradelt, flirtet und offenbar mehr Champager selbst trinkt als verkauft.
    Jeder macht, was er besser kann, und Isabelle zieht ja auch brav mit, aber es war schon recht hart. Zum Glück hat er das ja noch kurz vor seinem Tod eingesehen und Pläne gemacht.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    ...


    Einsichtig? Oder meinst du UNeinsichtig oder einSEITIG?
    Es ist SEIN Erbe, um das SIE sich kümmert, während er in der Weltgeschichte rumradelt, flirtet und offenbar mehr Champager selbst trinkt als verkauft.
    Jeder macht, was er besser kann, und Isabelle zieht ja auch brav mit, aber es war schon recht hart. Zum Glück hat er das ja noch kurz vor seinem Tod eingesehen und Pläne gemacht.


    Sicherlich ist es sein Erbe, aber es ist ihr Traum, dne er leben soll. Wenn Leon nur für sich entschieden hätte, hätte er das Weingut verkauft und wäre Radprofi geworden. Und mal ehrlich: Es gehört schon viel Idealismus dazu, ein so gutes Angebot auszuschlagen. Da muss das Herz schon für den Champagner brennen. Umd das tut Leons eben nicht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • ... was ihr alle schreibt, ist so klug und weise, dass ich dem eigentlich gar nichts hinzufügen kann.
    Eine Frage ist jedoch selbst für mich als Autorin neu und ich schäme mich, dass ich sie mir während des Schreibens nicht gestellt habe: Warum erwarten wir eigentlich alle ganz selbstverständlich von Leon, dass er seinen Lebenstraum - das Radfahren - aufgibt, um das Weingut zu führen und damit Isabelles Lebenstraum mitzuleben?
    Welcher Lebenstraum ist wertvoller? Ist so eine Frage überhaupt rechtens? Wer hat das Recht, so etwas bestimmen zu wollen?


    Ich sehe, ich muss NOCH tiefer in meine Figuren hineinschlüpfen. Dass ihr als Leser das tut, ist für mich eine Wohltat! Heutzutage wird so gern über den oberflächlichen Konsumenten gejammert, der kritiklos das zu sich nimmt, was ausgeklügelte Werbekampagnen ihm vorsetzen.
    DASS ES AUCH ANDERE LESER GIBT, BEWEIST DIESE LESERUNDE!!! Die sollten sich mal all diejenigen anschauen, die auf den Fachportalen des Buchmarktes täglich den Abgesang des Buches anstimmen!


    Liebe Grüße von eurer Petra, die jetzt gleich beschwingt an Teil III weiterschreiben wird

  • Zitat

    Original von Petra Du-Be
    ... was ihr alle schreibt, ist so klug und weise, dass ich dem eigentlich gar nichts hinzufügen kann.
    Eine Frage ist jedoch selbst für mich als Autorin neu und ich schäme mich, dass ich sie mir während des Schreibens nicht gestellt habe: Warum erwarten wir eigentlich alle ganz selbstverständlich von Leon, dass er seinen Lebenstraum - das Radfahren - aufgibt, um das Weingut zu führen und damit Isabelles Lebenstraum mitzuleben?
    Welcher Lebenstraum ist wertvoller? Ist so eine Frage überhaupt rechtens? Wer hat das Recht, so etwas bestimmen zu wollen?


    Ich hab das nicht von ihm erwartet. ;-) Und deshalb war er mir ja auch nicht unsympathisch, wie vielen hier.
    Und spätestens nach seinem Unfall und seiner '"Wandlung" hätte ich ihm die Chance gegönnt............aber 3 Männer um Isabell herum, das wäre wirklich zuviel gewesen. :grin

  • Zitat

    Original von Petra Du-Be
    1. Warum erwarten wir eigentlich alle ganz selbstverständlich von Leon, dass er seinen Lebenstraum - das Radfahren - aufgibt, um das Weingut zu führen und damit Isabelles Lebenstraum mitzuleben?
    2. Welcher Lebenstraum ist wertvoller?
    3. Ist so eine Frage überhaupt rechtens?
    4. Wer hat das Recht, so etwas bestimmen zu wollen?


    4. Nur die beiden Betroffenen. Sollte Isabelle sich damit nicht abfinden können/wollen, könnte sie ja Konsequenzen ziehen. Zudem wird in beiden Büchern ja einige Male der Ausdruck
    "Wie man sich bettet, so liegt man"
    auf die eine oder andere Art angedeutet. Und vor allem: Sie zieht ja mit.
    3. Darüber nachzudenken, sollte erlaubt sein, denke ich.
    2. Spontan gesagt: Die Lebensträume BEIDER Partner sind wichtig/wertvoll.
    Allerdings kann es auf die individuellen Gegebenheiten ankommen, vor allem, wenn es um die Bestreitung der dringendsten Lebenserhaltungskosten geht und vielleicht auch noch Kinder da sind.
    1. Ich erwarte das nicht von ihm. Ich hätte mir nur eine etwas andere Gewichtung gewünscht.
    Mein "Hauptproblem" mit Leon ist aber, dass ich diese Frage vor dem Gesamteindruck sehe, den ich von seiner - gewiss charmanten - Person habe:
    Ein Hallodri. Ein Mann, von dem mehrmals angedeutet wurde, dass er auf die Mitgift seiner Frau spekuliert hat. Der auch ganz gern mit anderen liebäugelt. Ich zweifele nicht, dass er Isabelle auf seine Art geliebt hat. Aber Hallodri.


    Auch Isabelle ist ja von ihrer Herkunft her eher ein verwöhntes Püppchen gewesen als eine tatkräftige und verantwortungsbewusste Gutsherrin. Ihr wird die Entscheidung pro Champagner insofern - trotz der anfänglich fehlenden Haushaltungskenntnisse - leichter gemacht, als dass sie sich für diese Idee mehr begeistern kann als er. Sei es die angestrebte Position als wohlhabende Winzerin oder sei es der Hang zum Nestbau, oder beides zusammen oder etwas ganz anderes. Deshalb ist ihre Identifikation mit dem Champagner natürlich naheliegender als bei Leon.
    Sie scheint aber auch bodenständiger als er. Und sie macht in meinen Augen eine positive Entwicklung durch.
    Bei ihm sehe ich diese Entwicklung nicht in einem so starken Maße. Ob er seine kurz vor dem Tod gefassten Pläne umgesetzt hätte (und mich somit von sich hätte überzeugen können), wissen wir nicht.
    Deshalb bleib ich bei Hallodri.
    :lache :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer



    Sie scheint aber auch bodenständiger als er. Und sie macht in meinen Augen eine positive Entwicklung durch.
    Bei ihm sehe ich diese Entwicklung nicht in einem so starken Maße. Ob er seine kurz vor dem Tod gefassten Pläne umgesetzt hätte (und mich somit von sich hätte überzeugen können), wissen wir nicht.
    Deshalb bleib ich bei Hallodri.
    :lache :wave


    Ich erinnere daran: Als Leon im Krankenhaus noch hoffnungsvoll in die Zukunft schaut und Isabelle eine Liste mit Plänen/Ideen präsentiert, standen genau drei Dinge drauf, teilweise noch mit Fragezeichen versehen ...
    Die Frage ist wirklich, ob guter Wille allein immer ausreicht ...


    In meinen Augen war er auch ein Hallodri, so habe ich ihn zumindest angelegt, aber ein sehr charmanter!


    Liebe Grüße von eurer Petra

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ich bin mir nicht sicher, dass das Kind geplant war. Ob Isabelle bei ihrer spontanen Heirat ohne Mitwissen der Eltern aufgeklärt - besonders über Möglichkeiten der Verhütung - war, wage ich zu bezweifeln.


    Ich denke zur damaligen Zeit war Verhütung (außer coitus interruptus) selten ein Thema, und ein junges Ehepaar hat sich wohl keine Gedanken darum gemacht. Kinderkriegen war sicher viel mehr als heute "Schicksal" und weniger etwas durchdachtes und geplantes. Mich wundert ja auch nicht die tatsächliche Möglichkeit, sondern die fiktive, die durch Petra an dieser Stelle eingefädelt wurde.


    Zitat

    Sie sich selbst gewiss auch! :grin Vielleicht waren die ersten geschälten Kartoffeln ja auch viereckig, jetzt mal übertrieben ausgedrückt, aber man kann fast alles lernen, wenn man muss. Und irgendwann hat sie sich ja auch von Clara Bücher erbeten.


    Natürlich kann man alles lernen, wenn man muss. Die Frage ist nur, wie lange das dann dauert. Und das geht meiner Meinung nach hier einfach zu unkompliziert und zu schnell - das geht ja schon bei Kleinigkeiten wie dem bereits angesprochenen Herdfeuer los. Und Bücher sind natürlich hilfreich, aber aus Büchern Kochen und Haushaltsführung zu lernen, wenn man absolut keine Ahnung hat?


    Zitat


    Der Richard war ein Raymond :grin


    Danke! Ich habs absolut nicht mit Namen (deswegen habe ich mich schon nicht getraut ohne Nachzuschlagen einen Nachnamen hinzuzufügen - und jetzt stimmt nicht mal der Vorname ;-()


    Zitat

    Einsichtig? Oder meinst du UNeinsichtig oder einSEITIG?


    Auch hier: danke! Ich meinte natürlich einseitig! Sorry, das verfälscht meine Aussage, ich wollte eigentlich das Gleiche aussagen wie Regenfisch und Rosenstolz! Und denke es ist nicht fair von Leon zu verlangen, er solle seinen Traum aufgeben und Isabelles Traum unterstützen. Es ist zwar sein Erbe, aber damit hat er doch nicht die Verpflichtung, das Weingut auch selbst weiter zu bewirtschaften.


    Isabelle zieht nicht nur brav mit, sondern sie ist die treibende Kraft hinter der ganzen Champagnergeschichte (obwohl ihm das als Winzerbub sehr viel mehr liegen müsste). Würden wir hier ein Buch aus Leons Sicht lesen, wäre Isabelle die böse, bestimmende Ehefrau, die ihn zur ungeliebten Arbeit zwingt und von seiner Leidenschaft - dem Radrennfahren - abhält. Das Argument mit den Lebenshaltungskosten passt hier auch nicht, denn sie könnten vom Erlös eines Verkaufs sicher etliche Zeit gut über die Runden kommen, noch dazu, wenn Leon auf Siegerprämien hoffen darf.


    Übrigens hatte ich nie den Eindruck, Leon hätte Isabelle wegen der zu erwartenden Mitgift geheiratet. Denn dann wäre Geld viel mehr Thema zwischen den beiden gewesen, und das war es nicht. Außerdem darf auch nicht vergessen werden, dass Isabelle sich geändert hat, nicht Leon. Er ist der umtriebige Rennfahrer geblieben, der er auch im ersten Band war, in den sie sich verliebt und den sie geheiratet hat. Und dass er sich nicht in die gleich Richtung entwickelt, kann ihm doch niemand ernsthaft vorwerfen wollen, oder?


    Die Pläne kurz vor seinem Tod fand ich nicht überzeugend. Das war wohl mehr aus dem Schrecken des Unfalls heraus. Die nächste Frage hat Petra schon gestellt: Reicht da der gute Wille? Ich denke nicht, zumindest wäre er sicher damit nicht glücklich geworden! Und wollen wir einen unzufriedenen Partner an Isabelles Seite?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021


  • 1. Natürlich nicht gleich perfekte 5-Gänge-Menüs, aber in gewissem Umfang glaube ich das schon. Ein wenig der Schwiegermutter abgeguckt, dann die Unterstützung von Micheline... Kommt drauf an, wie begabt und vor allem motiviert frau ist.


    2. Das mit dem Verkauf stimmt. Wobei bei den Lebenshaltungskosten, die die beiden gewöhnt sind und den Vorstellungen, die sie haben, weiß ich nicht, wielange man damit über die Runden gekommen wäre. Und das mit den Siegprämien war eine Hoffnung, keine feste Einnahme. Auch Sportler altern. Oder haben Unfälle q. e. d..


    3. Dann habe ich das oben nicht richtig ausgedrückt! Also versuche ich es hier:
    Ich bezweifele nicht, dass er sie geliebt hat. Aber ich bezweifele ebensowenig, dass er ihren finanziellen Hintergrund nicht irgendwie mit auf seiner Rechnung gehabt hat. M. E. war das auch einige Male Thema.
    Aber ich glaube, und das meine ich nicht böse(!) wir kommen da auf keinen gemeinsamen Nenner. Wahrscheinlich spielen da auch immer eigene Erfahrungen mit hinein. (Ich bin weder Fabrikantentochter noch Winzerin und "mein Leon" fuhr auch nicht Fahrrad und lebt soweit ich weiß noch) :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Von Leons Tod war ich auch sehr überrascht!


    Ich denke allerdings nicht, dass sein Sinneswandel lange vorgehalten hätte...- Isa und er sind beide sehr eigensinnige, starke Charaktere. Ob es da wirklich zu einem Kompromiss gekommen wäre, wenn der jeweils andere es immer gewöhnt ist, seinen Kopf durchzusetzen?


    Außerdem konnte es Leon vielleicht auch selbst nicht abschätzen, wieviel Strohfeuer das Weingut für Isabelle ist. Dazu kennen sich sich einfach nicht lange und gut genug. Und ich möchte meinen, Isabelle hätte sich ihren Lebensweg zunächst auch anders vorgestellt...wer weiß. Die Frage war für mich nun, schafft sie es, wieder auf die Beine zu kommen - mit Kind und Weingut?


    Was die beiden möglichen Männer an ihrer Seite angeht, bin ich noch unentschlossen. Ich finde den einen zu grau und charmant und den anderen zu jung und motiviert. ;-)

  • Also wenn man überlegt, was Henriette für das Weingut bezahlen wollte, hätten die beiden das Geld nur im Spielcasino im Laufe ihres Lebens ausgeben können. Also heutige Kaufkraft etwa 30-40 Millionen Euro.

  • Okay.
    Und, das hatte ich vorhin vergessen: Das Argument mit "Hätten wir ein Buch mit Leon als Protagonisten gelesen" stimmt natürlich auch.
    (Er ist und bleibt in meinen Augen trotzdem ein (charmanter) Hallodri)
    :grin
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Aber ich glaube, und das meine ich nicht böse(!) wir kommen da auf keinen gemeinsamen Nenner. Wahrscheinlich spielen da auch immer eigene Erfahrungen mit hinein.


    Oh, das ist doch auch gut so! Stell dir mal vor, alle würden genau das gleiche in das Buch hineinleisen und das gleiche dabei empfinden! Wie langweilig. :lache Dann hätten wir in der Leserunde ja überhaupt nichts, über das es sich zu diskutieren lohnt! Und immer nur Petra Komplimente wegen ihres schönen Buches zu machen ist auf Dauer ja auch nicht leserundenfüllend. :chen


    Ernsthaft: ich finde es toll, wenn Bücher unterschiedlich empfunden werden und in einer Leserunde darüber diskutiert werden kann. Böse habe ich da überhaupt nichts empfunden. Natürlich spielen eigene gemachte Erfahrungen, aber auch Leseerfahrungen, Alter, Umfeld, Erziehung, Lebensphilosophie ... mit hinein.


    Mit dem "charmanten Hallodri" stimme ich dir übrigens trotzdem voll und ganz zu. Für mich ist Leon ein Freigeist, der gerade macht, wonach ihm der Sinn steht. Pläne, was später vielleicht einmal sein könnte, macht er nicht. Ein "Genussmensch", der sein Leben im hier und jetzt genießt und das beste aus der jeweiligen Situation macht. Sehr anpassungsfähig, wenn seine Interessen berücksichtigt werden, aber wirklich verlassen kann man sich auf ihn nicht. Dazu ist er zu Ich-Bezogen (egoistisch klingt schon zu negativ).


    Zitat

    Original von Blackie Was die beiden möglichen Männer an ihrer Seite angeht, bin ich noch unentschlossen. Ich finde den einen zu grau und charmant und den anderen zu jung und motiviert.


    Das ist doch mal eine Einschätzung! :grin Ich hätte auch nichts dagegen, wenn sich Isabelle den Rest des Buches alleine durchschlägt und beide als Freunde gewinnt. Allerdings tippe ich stark auf Daniel. Nicht nur brauchen weibliche Protagonistinnen anscheinend immer einen altersgerechten Mann an ihrer Seite, ihre bereits beschriebenen Gefühle deuten ja auch schon in diese Richtung.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina



    Das ist doch mal eine Einschätzung! :grin Ich hätte auch nichts dagegen, wenn sich Isabelle den Rest des Buches alleine durchschlägt und beide als Freunde gewinnt. .


    Das wäre eine Alternative mit der ich auch glücklich werden könnte. ;-)


    Aber ansonsten finde ich es auch sehr spannend, wie unterschiedlich das Buch auf die einzelnen Leser wirkt. Wäre ja wirklich schade, wenn es alle gleich beurteilen würden.
    Und - selbst wenn es unterschiedliche Beurteilungen bei der Liebesgeschichte im Buch gibt - bei den tollen Beschreibungen rund um den Weinanbau und die Champagnerherstellung sind wir uns ja alle einig: :sekt super gemacht. :anbet