Managergehälter

  • Ja, ja, in schlechten Zeiten - oder herbeigeredet schlechten, vermeintlich schlechten Zeiten - greift der Sozialneid um sich; Politik und Populismus liegen nicht nur phonetisch dicht beeinander, weshalb unsere Supi-Justizministerin jetzt fordert, für DAX-Unternehmen die Managergehälter offenzulegen. Um es gleich vorwegzunehmen: Ich halte das für eine falsche, sogar gefährliche Entwicklung. Das Gehalt eines "einfachen" Arbeiters kann mit demjenigen eines Top-Managers nicht verglichen werden, und wenn man damit anfängt, schürt man eine Entwicklung, die dramatisch enden kann. Ich verstehe, daß es ungerecht erscheint, wenn ein 3-Schichten-Malocher 1200 brutto bekommt, während sein Aufsichtsratsvorsitzender derlei pro Stunde (oder Minute) "verdient", aber es erscheint eben nur ungerecht - tatsächlich folgt es den Grundprinzipien der Marktwirtschaft oder, wenn man so will, des Kapitalismus.


    Whatsoever - was sagt Ihr dazu?

  • Managergehälter sollten stärker an den Erfolg des Unternehmens gekoppelt sein.


    Unmoralisch finde ich aber die "Mitnahmementalität" vieler Manager: sie kommen in eine Firma, wirtschaften ein paar Jährchen eher erfolglos herum. Und wenn sie dann gehen, nehmen sie eine fette Abfindung und in den meisten Fällen auch noch eine gute Altersversorgung mit.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Tom
    Whatsoever - was sagt Ihr dazu?


    Maul nur! :grin


    Im Superduperselbständigenparadies Amiland ist es Gesetz, daß die Managergehälter auf den Tisch gelegt werden. Ebenso in Frankreich, Italien, Spanien; GB, Italien, Schweden, Irland und den Niederlanden. Allein schon um die Anleger vor der Selbstbedienermentalität zu schützen.

  • Hallo, Iris.


    Zitat

    Allein schon um die Anleger vor der Selbstbedienermentalität zu schützen.


    Die häufig kolportierte "Selbstbedienungsmentalität" ist eine Legende; selbstverständlich gibt es inner- wie außerbetriebliche Kontrollinstanzen. Es ist mitnichten so, daß sich die Chefetage irgendwelche Gehälter zahlt, von denen nur sie selbst weiß - aber so wird es (derzeit) in den Medien dargestellt.


    Davon abgesehen gibt es auch den - angedeuteten - umgekehrten Schutz, nämlich den vor Sozialneid.


    Und wofür genau bekommt Michael Schumacher 35 Millionen Euro im Jahr? :grin

  • Zitat

    Original von Tom
    Davon abgesehen gibt es auch den - angedeuteten - umgekehrten Schutz, nämlich den vor Sozialneid.


    Ach nee? Und was diese Versicherugsfritzen treiben ist okay, oder was? Da toben ja sogar die Kollegen! :grin


    Zitat

    Und wofür genau bekommt Michael Schumacher 35 Millionen Euro im Jahr? :grin


    Das frage ich ich auch. Ich neid 's ihm nicht, ich möchte soviel Kohle ums Verrecken nciht haben. Aber schräg finde ich die Einkommensverhältnisse in der global übergeschanppten Welt schon. Und es wird sich rächen.

  • Komisch nur, daß solche Kontrollinstanzen anscheinend nicht greifen, wenn sich die Kassenchefs mal eben eine Erhöhung genehmigen oder sich diverse Sportverbandschef im Vorbeigehen die doppelte Gehälter genehmigen. Sowas ist gerade in der jetzigen Zeit extrem schlechter Stil.


    Gruss,


    Doc

  • Huhu, Iris.


    Ich finde - eigentlich - auch viel interessanter, wie diese Diskussion geführt wird. Wann immer ich irgendwo in der Welt Leute treffe, die geschäftlich unterwegs sind, hat kaum einer Probleme damit, offen zu sagen, wieviel er verdient, ob's der Firma gut oder nicht so gut geht. Aber frag mal jemanden in Deutschland, was er netto bekommt - Pustekuchen. Letztens bin ich bei einer Fernsehsendung hängengeblieben, da ging es um dieses Thema, der Moderator fragte den anwesenden Manager, was er denn verdienen würde, im Duktus des Volksanwalts, woraufhin der Manager antwortete: Ich sage es, wenn Sie zuerst mitteilen, was Sie verdienen. Der Moderator druckste herum und wechselte das Thema.


    Warum wird dieses Thema jetzt hochgekocht? Weil es scheinbar ans Eingemachte geht, und da wird der Umverteilungsgedanke wieder einmal geschürt. Das Problem ist aber: Wenn alles das gleiche verdienen, geht überhaupt nix mehr.

  • Tom, es geht mitnichten darum, daß alle dasselbe verdienen sollen. Den Standpunkt halte ich für ebenso krank wie den von Padrone Ackermann.


    Es gibt eine Verhältnismäßigkeit: Und dafür abkassieren, daß man andere Menschen ruiniert -- gleichgültig, ob das Arbeitnehmer sind, Subunternehmer oder Zulieferer sind --, ist an Blödigkeit kaum noch zu toppen.


    Jeder der geht, weil er hier noch einen Cent Steuern zahlen muß, ist in meinen Augen gut weiter! Nur raus mit dem asozialen Volk! :grin Es gibt nämlich genügend Manager und Unternehmer, die genug Hirn haben, um zu wissen, daß ihr Profit nicht nur von der eigenen Tüchtigkeit, sondern auch vom Nutzen für die Allgemeinheit abhängt.


    So, jetzt gehe ich mal wieder Katze suchen ... :cry

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Es muss keiner gleich viel verdienen. Es muss nur angemessen sein. Und wenn ich höre, daß eben Urlaubs- und Weihnachtsgelder gestrichen werden und Leute entlassen und im gleichen Atemzug genehmigen sich die Herren höhere Gehälter kommt mir die Kotze hoch.


    Gruss,


    Doc


    Jawoll, ja!! :write

  • Hallo, Iris.


    Zitat

    Es gibt eine Verhältnismäßigkeit


    Es gibt eine Verhältnismäßigkeit? Oder: Es sollte eine Verhältnismäßigkeit geben? Gerade darum scheint es mir bei dieser Diskussion zu gehen. Kann es eine Verhältnismäßigkeit geben?


    Natürlich hört es sich ... unglücklich an, wenn einerseits über Werksschließungen geredet wird, oder Kranken"versicherte" (ist ja nicht wirklich eine Versicherung) inzwischen alles selbst bezahlen müssen, während die leitenden Angestellten mehr Geld bekommen (oder zu bekommen scheinen - die von der "BILD" kolportierten "Gehaltsanhebungen" betrafen tatsächlich längst vereinbarte Prämien für 2003). Aber - kann man da einen Zusammenhang herstellen? Und wenn ja - worin besteht er? Oder ist das alles nur schlechtes Marketing? Wieviel verdient der BILD-Chefredakteur? Und: Woran?

  • Zitat

    Es muss keiner gleich viel verdienen. Es muss nur angemessen sein. Und wenn ich höre, daß eben Urlaubs- und Weihnachtsgelder gestrichen werden und Leute entlassen und im gleichen Atemzug genehmigen sich die Herren höhere Gehälter kommt mir die Kotze hoch.


    Ja Doc man ist eben nur als kleiner Angestellter nicht steuerlich absetzbar. Je höher du kommst, funktioniert dieses Prinzip wahrscheinlich wieder.


    Stell dir mal vor, ein Manger wäre nicht steuerlich absetzbar und müsste sich selbst entlassen.


    Ein verlockender Gedanke.



    Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Zitat

    Original von Tom
    Es gibt eine Verhältnismäßigkeit? Oder: Es sollte eine Verhältnismäßigkeit geben? Gerade darum scheint es mir bei dieser Diskussion zu gehen. Kann es eine Verhältnismäßigkeit geben?


    Interessante Frage -- es geht nämlich um das Prinzip Gerechtigkeit. Wie immer man es dreht und wendet, es gibt drei gegensätzliche Stadpunkte: Der eine geht vom "Recht des Stärkeren" aus, der zweite eigentlich auch, will den ersten aber gewaltsam durch Gleichmacherei bändigen; der dritte dagegen denkt, daß man nur miteinander in der Welt bestehen kann und deshalb Kompromisse eingehen muß.

  • Zitat

    Wieviel verdient der BILD-Chefredakteur? Und: Woran?


    Ich will da jetzt ja nicht des Federteufels Anwalt spielen, Tom, aber es gibt doch einen Unterschied zwischen den Krankenkassenfritzen und Kai Dieckmann: Die einen bedienen sich aus einer Art Verteilungskartell, auf das die Zwangsversicherten kaum Einfluss haben. Der andere kassiert dafür, dass jeden Tag genügend Grenzdebile aufstehen und sein Produkt kaufen. Das ist eine freiwillige Konsumentscheidung, für die der Bildboss eben die Kohle einsackt. Das klingt komisch; ist aber so (würde jetzt Peter Lustig sagen ....)

  • Offen gestanden habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn Top-Manager tolle Gehälter einstreichen, wenn sie auch einen tollen Job machen. In der Industrie ist es üblich, daß Kriterien festgelegt werden, anhand derer feststellbar ist, ob sie einen tollen Job machen oder nicht, und diese auch nachgehalten werden (eine heikle Aufgabe...) und den Kontrollorganen vorgelegt werden müssen.


    M. E. führt uns das schielen auf andere Länder insbesondere USA in dieser Frage auch nicht unbedingt weiter. In USA sind die Managergehälter insgesamt weitaus höher als bei uns. So wurden nach der Fusion von Daimler und Chrysler die Bezüge des Daimler-Vorstandes Schrempp an die seines Chrysler-Kollegen Eaton angepaßt, was zu einer Erhöhung von ca. 1000 % geführt hat...


    Was als angemessen gilt, wird also zumindest in der Industrie, immer von den entsprechenden Organen einer Gesellschaft festgelegt werden müssen.


    Was mich viel mehr stört bzw. mich immer wieder verwundert, ist die Tatsache, daß Top-Manager, die in einem Unternehmen als nicht mehr tragbar gesehen werden, mit einer riesigen Abfindung gehen und innerhalb kürzester Zeit bei einem Wettbewerber auftauchen und munter weiter machen.


    Jetzt muß ich aber eiligst Brötchen verdienen gehen...


    Bye
    Pelican :wave

  • Zitat

    Original von Iris


    Im Superduperselbständigenparadies Amiland ist es Gesetz, daß die Managergehälter auf den Tisch gelegt werden.


    ...........da würde ich aber zu gerne mal den Tisch abräumen ........... :-]


    Gabi

  • Zitat

    Original von Iris
    Tom, es geht mitnichten darum, daß alle dasselbe verdienen sollen. Den Standpunkt halte ich für ebenso krank wie den von Padrone Ackermann.


    Es gibt eine Verhältnismäßigkeit: Und dafür abkassieren, daß man andere Menschen ruiniert -- gleichgültig, ob das Arbeitnehmer sind, Subunternehmer oder Zulieferer sind --, ist an Blödigkeit kaum noch zu toppen.


    Jeder der geht, weil er hier noch einen Cent Steuern zahlen muß, ist in meinen Augen gut weiter! Nur raus mit dem asozialen Volk! :grin Es gibt nämlich genügend Manager und Unternehmer, die genug Hirn haben, um zu wissen, daß ihr Profit nicht nur von der eigenen Tüchtigkeit, sondern auch vom Nutzen für die Allgemeinheit abhängt.


    <unterschreib> :write
    Ich sag jetzt nix zur "Bezahlung" gekrönter Häupter... :grin


    Solas

  • Zitat

    Original von columbo


    Ich will da jetzt ja nicht des Federteufels Anwalt spielen, Tom, aber es gibt doch einen Unterschied zwischen den Krankenkassenfritzen und Kai Dieckmann: Die einen bedienen sich aus einer Art Verteilungskartell, auf das die Zwangsversicherten kaum Einfluss haben. Der andere kassiert dafür, dass jeden Tag genügend Grenzdebile aufstehen und sein Produkt kaufen. Das ist eine freiwillige Konsumentscheidung, für die der Bildboss eben die Kohle einsackt. Das klingt komisch; ist aber so (würde jetzt Peter Lustig sagen ....)


    :grin


    Solas