Hanser, 2013
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Kurzbeschreibung:
Die ungewöhnliche Geschichte einer lebenslangen Liebe: Die Schwestern Ruth und Vika sind ein unzertrennliches Paar. Sie haben keine Männer, keine Kinder und sie sind glücklich. Vor Hitlers Machtübernahme wandert ihre Familie aus Deutschland nach Argentinien aus. Die Mutter wird depressiv, der Vater bleibt ein Tyrann, der seine Töchter zu Gehorsam erzieht. Erst mit dreißig Jahren rebellieren die beiden und fliehen nach New York, wo sie ihre schönste Zeit verbringen: Hand in Hand spazieren sie durch den Central Park und lassen sich von keinem Mann mehr etwas sagen. Eberhard Rathgebs erster Roman ist ein zutiefst berührendes Buch über Nähe und Liebe, über Treue und Vertrauen, über das Altern und den Abschied.
Über den Autor:
Eberhard Rathgeb wurde 1959 in Buenos Aires geboren und folgte mit vier Jahren seinen Eltern und Geschwistern nach Deutschland. Vor sieben Jahren wechselte er mit Frau und Kind aus den Städten aufs Land. Er war Feuilletonredakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ihrer Berliner Sonntagsausgabe.
Mein Eindruck:
“Kein Paar wie wir” ist ein schmaler Roman, ein gediegenes Buch mit einem Thema von Relevanz und einem eigenständigen Stil.
Die Erzählweise ist ungewöhnlich. Zwei alte Damen, Schwestern die ihr Leben lang zusammen waren, erinnern sich zurück an die wichtige Stationen ihres Lebens. Die Erzählweise ist nicht linear, was den Roman umso interessanter macht.
Als Kinder gingen sie mit ihren Eltern von Deutschland weg. Der Vater ahnte Hitlers Machtergreifung und entschied rechtzeitig, Deutschland zu verlassen. Sie gehen nach Argentinien, so entgehen sie Verfolgung und Krieg. Doch die Mutter kann sich in Argentinien nicht einleben. Die beiden Töchter Ruth und Vika suchen die Freiheit. Als junge Frauen gehen sie nach New York.
Immer wieder wechseln die Reflektionen der zwei Frauen, die sich gemeinsam ihre Vergangenheit erzählen, zwischen Buenes Aires und New York. Gerade das fand ich interessant an dem Roman, der eigentlich durchweg gute Kritiken bekam.
Eberhard Rathgeb zeigt ein Bild der Gemeinsamkeit. Ruth und Vika mussten auch verzichten, sie haben nie geheiratet, keine Kinder. Sie haben nur sich und ihre Unabhängigkeit und sind damit glücklich. Immer wieder in ihren Gedanken gibt es aber auch die Abrechnung mit den Eltern, der egoistische Vater und die depressive Mutter. Deswegen sind Ruth und Vika stolz, das sie ihre Freiheit fanden und in New York gute Stellungen fanden. Es ist eine Form der Emanzipation, auf die sie nie mehr verzichten wollen..
Als stilistische Methode setzt der Autor wirkungsvoll Wiederholungen ein. Der Roman erhält eine selten dichte Geschlossenheit.
Ein gelungener Debütroman, und wieder ein Autor entdeckt, dessen Werk man künftig beobachten muss.