Die chinesische Sängerin – Jamie Ford

  • Edit: Laut Amazon erscheint die deutsche Ausgabe am 31. März 2014:


    Wie in seinem Bestseller »Keiko« erzählt Jamie Ford von zwei Menschen, die das Schicksal auseinandergerissen hat, er erzählt von der dramatischen Suche eines verwaisten Jungen nach seiner Mutter, von Liebe und Vergebung. Seit dem Tag, an dem der leblose Körper seiner Mutter aus dem Haus getragen wurde, lebt William Eng im Waisenhaus. Als er im Kino die schöne Sängerin Willow Frost sieht, ist er überwältigt. Täuschend ähnlich sieht sie seiner Mutter. Entschlossen, den fernen Filmstar aufzuspüren, läuft er fort, schlägt sich auf den Straßen Seattles durch, sucht sie in Theatern und Lichtspielhäusern. Er muss Willow Frost finden. Er muss beweisen, dass sie seine Mutter ist, und endlich erfahren, was damals passierte. Vor dem Hintergrund der Großen Depression im Seattle der dreißiger Jahre hat Jamie Ford einen berührenden Roman über einen Jungen geschrieben, der nicht aufhört, an die Liebe seiner Mutter zu glauben, der alles wagt, um sie wiederzufinden.


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    Jamie Ford wurde in den USA geboren und wuchs in Seattle auf. Heute lebt er in Montana mit seiner Frau und seinen Kindern. Er ist der Urenkeln des chinesischen Pioniers Min Chung, der 1865 nach San Francisco einwanderte.


    How could a mother forget? How could a mother leave her child behind? William Eng, a Chinese-American boy, has lived at Seattle's Sacred Heart Orphanage for five long years. Ever since his mother's listless body was carried from their Chinatown apartment, William has been wondering what happened to her. So when, during a trip to the movie theatre, William glimpses an actress on the silver screen, he is immediately struck by her features. Because Willow Frost is many things - a singer, a dancer, a movie star - but most of all, William is convinced, she is his mother. Determined to find her, William attempts to confront the mysteries of his past and his connection to the exotic film star. But the story of Willow Frost is far more complicated than any Hollywood fantasy ...


    Ich habe ja das erste Buch von Jamie Ford geliebt und mir dieses zweite hier sofort bei Erscheinung gekauft. Und bin mega-enttäuscht. Es ist eine unglaubliche depressive Geschichte um Armut, Not, Waisen, Waisenhäuser, den Crash von 1929, Vergewaltigung, Inzest und Rassismus.


    MMn ist Jamie Ford ein talentierte Schriftsteller und Geschichtenerzähler, aber hier fehlt etwas. Die Geschichte zieht sich, es gibt kaum überraschende Wendungen, man erwartet mehr Elend und es passiert mehr Elend. Von knapp 350 Seiten nimmt ein bisschen Hoffnung gerade mal ein paar Seiten ein. Mir ist das zuwenig.


    Natürlich ist es interessant – wenn auch wenig überraschend, leider – über das Leben der Chinesen in den USA vor rund 80 – 90 Jahren zu lesen. Aber wenn ich nur Elend wollte, würde ich ein Sachbuch lesen. Ich habe aber bewusst einen schmalzigen Roman gewählt und da will ich mehr Happy End und vielleicht auch mal mehr Humor, zumindest mehr Licht.


    Fazit: Gut geschrieben, aber mir war es zu deprimierend. Ich brauche jetzt erst mal Kontrastprogramm.


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  • Ich habe die englische Originalausgabe gelesen, bin mir aber sicher, dass es eine deutsche Übersetzung geben wird.


    *PlatzhalterfürwenndiedeutscheAusgabeerscheintundichdieISBNobenersetze*


    Zur deutschen Übersetzung kann ich nichts sagen, den deutschen Titel finde ich okay. Wenngleich natürlich das Wortspiel des Originals charmanter ist.


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  • Der kleine William lebt seit Jahren in einem Waisenhaus, weil seine chinesisch stämmige Mutter tot ist. Eines Tages meint er seine geliebte Ah-Ma bei einem Kinobesuch in der berühmten Sängerin Willow Frost wiederzuerkennen. Von nun an verändert sich sein Leben, unbedingt will er das Geheimnis der Künstlerin lüften, dass so eng mit seinem eigenen Dasein verknüpft zu sein scheint. Er flieht im Seattle der dreißiger Jahre mit seiner blinden Freundin aus dem Waisenhaus und macht die Entdeckung seines Lebens.


    Das Buch „Die chinesische Sängerin“ von Jamie Ford will vor allem eins: berühren. Und das tut der Roman auch von Anfang an. Da hätten wir aus dem klassischen Repertoire die bösen Nonnen, die armen ausgelieferten Kinder. Was im Mittelteil von der bösen Verwandtschaft und der gebeutelten Frau abgelöst wird, einer Frau, die eigentlich für höheres geboren ist, aber das Hindernis Ihrer Herkunft zu überwinden sucht. Der Genre übliche Mix, also. Zielgruppenfutter für die Frau. Liebe, Tragik, Schicksal. Der Roman surft mit Grandezza auf der Gefühlswelle, verortet an der amerikanischen Westküste. Mir war die Gefallsucht des Buches bisweilen zu viel des Guten, obwohl ich ansonsten gar nichts gegen emotionale Achterbahnfahrten habe. Es sind diese immer gleichen Ingredienzien, die manchmal auch die beste Suppe fade erscheinen lassen.


    Ich komme aber nicht umhin dem Autor Respekt zu zollen. Jamie Ford versteht zweifellos sein Handwerk. Sprachlich ist das Buch gut ausgearbeitet, die Wendungen kamen immer im richtigen Augenblick, nämlich wenn mein Interesse abflachte. Die Menschen werden lebendig, wenn auch arg Klischeehaft rübergebracht, wie die Zeit in der die Handlung spielt. Im Grunde ist alles gut, leider verfängt bei mir die Geschichte nicht vollends, um ein persönlicher Liebling zu werden. Es ist alles so glatt geschmirgelt. Ich habe es lieber mit Ecken und Kanten.

  • Leider muss auch ich sagen, dass mich "Die chinesische Sängerin" ziemlich enttäuscht hat. Dabei fand ich den gewählten gesellschaftlichen und historischen Hintergrund ausgesprochen interessant, und ich denke nicht einmal, dass die durchaus gute Story über weniger Potential als "Keiko" verfügt - nur wird es leider nicht ausgeschöpft. Stattdessen werden wenig originelle Klischees bedient, wo vielversprechende Ansätze und Gedankengänge hätten weiterverfolgt werden können. Sehr gestört hat mich, dass mir die zweifelsohne vorhandene Tragik der Geschichte quasi mit dem Vorschlaghammer ins Herz geprügelt werden soll. Viel zu viele und viel zu dramatische Adjektive, wo eine feinere Schreibe weitaus mehr Gefühl und Empathie erzeugt hätte, dazu einige sehr vorhersehbare Wendungen an den entsprechenden Stellen, um Betroffenheit zu generieren - in meinen Augen billige literarische Taschenspielertricks, über die ich mich regelrecht geärgert habe. Vor allem, weil sie überhaupt nicht nötig gewesen wären!


    Bitte nicht falsch verstehen, ich halte "Die chinesische Sängerin" nicht für einen grottenschlechten Roman, nur kann er die hohen, durch den wunderbaren Vorgänger "Keiko" geweckten Erwartungen leider nicht erfüllen. Bei einem anderen Autor wäre ich vermutlich nachsichtiger gewesen.


    Von mir gibt es sechs Punkte.


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Mit seinem Debütroman "Keiko" hat sich der amerikanische Schriftsteller Jamie Ford in mein Herz geschrieben. Eine zartbittere Freundschaft zwischen zwei Kindern bzw. Jugendlichen in einer verlorenen aber ein Leben lang unvergessenen Zeit. Wenn das hochgelobte Erstlingswerk dermassen erfolgreich ist, steigen die Erwartungen an das zweite Buch in schwindelerregende Höhen. So auch bei mir und ich war gespannt, ob sich dieser magische Zauber beim Lesen ein zweites Mal einstellen wird.


    Die Basis-Zutaten für eine emotionale Geschichte hat sich der Autor jedenfalls zurechtgelegt. Das Sacred-Heart Waisenhaus in Seattle, William Eng ein asiatischer Junge, Charlotte ein blindes Mädchen, die bekannte chinesische Künstlerin Willow Frost und das alles in der schweren Zeit der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. William als Asiate und Charlotte als Blinde haben kaum Aussicht darauf adoptiert zu werden und beide sind schon jahrelang im Waisenhaus. Beide sind unter den Buben und Mädchen eher Aussenseiter haben aber den Draht zueinander gefunden. Als die Waisenkinder einen Ausflug in die Stadt machen entdecken sie ein Filmplakat und William glaubt seine Mutter zu erkennen: Die berühmte Künstlerin Willow Frost. Alle tun das nur als Hirngespinst von William ab aber er ist von seine fixen Idee überzeugt. So überzeugt, dass er kurz darauf aus dem Waisenhaus flieht und seine berühmte Mutter sucht die zu Promotionszecken für den Film in der Stadt ist. Wird sich Williams kühnes Wagnis lohnen?


    Die Geschichte ist einem leicht verständlichen Tonfall erzählt und es ist klar, dass der Autor Jamie Ford versucht uns Leser auf einer emotional-sentimentalen Ebene zu erreichen und einzulullen. Obwohl mir das auffällt, kann ich mich nicht dagegen wehren und bin rasch in der ergreifenden Handlung, die auf zwei Zeitebenen spielt, drin. Welcher Leser kann sein Herz vor benachteiligten Waisenkinder verschliessen die einem Wunschtraum nachrennen? Ich nicht … Dennoch entwickelt dieser Roman nicht denselben Sog und die Behaglichkeit wie ich ihn in "Keiko" gespürt habe. Vielleicht ist dieses tränenselige Erzählen vom Verfasser zu gewollt damit es bis ins Letzte funktioniert und als stimmiges Grosses und Ganzes bei den Lesern ankommt.


    Ich find den deutschen Titel lieblos übersetzt und er wird dem englischen Original nicht annähernd gerecht. Alles in allem ein Buch das ich gerne gelesen habe und mir angenehme Lesestunden beschert hat. Wertung: 7 Eulenpunkte