Verlag: Dtv
219 Seiten
Kurzbeschreibung:
Gert Kohler hat zweieinhalb Jahre im Gefängnis gesessen. Als er entlassen wird, kehrt er zu seinen Eltern nach Leipzig zurück. Nun will er ein neues Leben beginnen mit Carla, seiner Frau, und Jörg, deren Sohn. Aber dieses Kind, das während der Haftzeit geboren wurde und von einem anderen stammt, erinnert ihn immer wieder an die Vergangenheit. Aus Furcht, die fremde Vaterschaft könnte ruchbar werden, sucht er nach einer Arbeitsstelle möglichst weit weg von zu Hause, wo ihn niemand kennt. Er arbeitet in einem großen Industriebetrieb in der Lausitz zunächst als Hilfsarbeiter, später in einer Reparaturbrigade. Nachdem ihm eine kleine Wohnung zugewiesen worden ist, kommen Carla und Jörg nach; doch damit sind die Probleme zwischen ihm und Carla nicht gelöst. Er fühlt sich unsicher und wird zunehmend aggressiver. Eines Tages provoziert er durch ein Missverständnis eine folgenschwere Prügelei im Betrieb und zerstört sich so seinen Neubeginn. Haben er und Carla sich zuviel vorgenommen? Da trifft Carla eine Entscheidung, die ihr gemeinsames Leben verändert.
Über den Autor:
Erich Loest, geb. 1926 in Mittweida/Sachsen; 1944/45 Kriegsdienst, 1947–1950 Volontär und Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung, ab 1950 freischaffender Schriftsteller (Debüt „Jungen die übrig blieben“), 1957 Ausschluss aus der SED, Verurteilung zu siebeneinhalb Jahren Zuchthaus (Bautzen) aus politischen Gründen, nach Entlassung wieder als Schriftsteller tätig, 1979 Austritt aus dem Schriftstellerverband aus Protest gegen Zensur, 1981 Ausreise in die Bundesrepublik, 1994–1997 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller. Loest bekam unter anderem den Hans-Fallada-Preis, den Marburger Literaturpreis, zweimal den Jakob-Kaiser-Preis, 2009 den Deutschen Nationalpreis sowie den Kulturgroschen 2010 des Deutschen Kulturrates zuerkannt, einige seiner Bücher wurden verfilmt. Loest lebte in Leipzig, wo er 1996 Ehrenbürger wurde. September 2013 starb er.
Mein Eindruck:
Zum Abschied von Erich Loest, den ich ca. 2003 einmal bei einer Lesung gesehen habe und der jetzt anlässlich schwerer Krankheit aus dem Leben schied, habe ich diesen Roman aus dem Regal gezogen und noch einmal gelesen.
Erich Loest Werk drehte sich viel um seine eigenen Erfahrungen. So ist Schattenboxen zwar ein Roman, doch der Protagonist teilt Loest Erfahrung des Gefängnisaufenthalts.
Ich glaube, Loest war es immer wichtig, seine Figuren in extremen Situationen zu zeigen, aber auch, dass sie Haltung bewahren.
Gert Kohler, Held dieses Romans, saß 2,5 Jahre im Gefängnis. In dieser Zeit bekam seine Frau ein Kind, aber nicht von ihm.
Der Roman setzt zum Zeitpunkt der Freilassung ein. Das heißt, erst einmal die Ämter ablaufen zu müssen und die Rückkehr ins normale Leben planen. Von seiner Frau Carla will er sich nicht scheiden lassen, aber natürlich ist er verletzt. Es gibt noch viel unausgesprochenes, zum Beispiel, wer der Vater des Kindes ist.
Schließlich verlassen sie Leipzig.
Erich Loest schafft es auf undramatische Art das Innenleben seiner Figuren zu porträtieren. Gleichzeitig schafft er auch ein Gesellschaftsportrait.
Es ist ein Bild des Alltags in der DDR ca. Anfang der Siebziger Jahre. Das kann beim Lesen auch ermüdend wirken, jedenfalls nicht unbedingt euphorische Zeiten. Loest Stärke war es, die Realität zu vermitteln.
Loest schreibt auf beobachtende Art. Sein Stil ist vordergründig sachlich gehalten, doch der Leser spürt, dass es in den Figuren kocht.
Schattenboxen fügt sich gut in Erich Loest Gesamtwerk ein, dass die DDR in verschiedenen Facetten zeigt.