Lord of the White Hell book 1/Ginn Hale

  • Inhalt:
    Der junge Kiram, ein begabter Ingenieur, ist der erste aus dem verachteten Volk der Haldiim, dem es erlaubt wird, an der renommierten Sagrada-Akademie zu studieren, auf der sich die Blüte der männlichen Jugend Cadeleons befindet. Dort freundet er sich mit seinem charismatischen Zimmergenossen Javier Tornesal an, was Kirams Leben aus verschiedenen Gründen nicht einfacher oder gefahrloser machen wird.


    Keine deutsche Fassung.


    Autorin:
    Ginn Hale ist eine US-Amerikanische Autorin, die in Kalifornien geboren ist und heute mit ihrer Frau an der Pazifikküste lebt. Ihr erstes veröffentlichtes Buch war "Wicked Gentleman".

    http://ginnhale.com/


    Meinung:
    Das Buch wird zwar auch unter "LGBT Romance" eingereiht, aber da gehört es meiner Ansicht nach nicht hin, denn das hier ist ein waschechter Fantasy-Roman, dessen Held eben homosexuell ist. Die Beziehung zwischen Kiram und Javier ist zwar ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, aber nicht ihr einziger, denn Javier ist Opfer eines Fluches, der fast seine gesamte Familie ausgerottet hat und vor dem ihn nur die titelgebende "white hell" schützt, die aber nicht minder gefährlich zu sein scheint. Vor beidem versucht Kiram ihn und Javiers noch schlimmer befallenen Cousin zu retten.


    Die hier beschriebene Welt ist zwar ein wenig vage, aber recht interessant durch die beiden sehr unterschiedlichen Völker der Haldiim und der Cadeleonier, die erstere offenbar einst unterworfen und verfolgt haben und bis zum Zeitpunkt der Handlung verachten. Gleichzeitig haben die beiden Gesellschaften auch vage Echos unserer Welt, zB erinnert die strenge, stark von Religion geprägte Cadeleons an jede radikale, die wir kennen. Unnötig zu erwähnen, dass Kiram und Javier höllisch aufpassen müssen, damit ihre über Freundschaft hinausgehende Zuneigung zueinander nicht bekannt wird.


    Interessanterweise aber ist es in Kirams Haldiim-Zuhause, einer orientalischer anmutenden Welt, allerdings einer matriarchalischen, anders. Dort können Männer wie sein Onkel und dessen Lebensgefährte offen miteinander leben.
    Das schafft einen interessanten Kontrast, der sich zumindest teilweise auch in den Figuren wiederfindet und wie sie miteinander umgehen.


    Das Buch ist kein Meisterwerk in der Fantasy, manches wirkt ein wenig unausgegoren, zB bleibt die "white hell" ziemlich vage und zeitweise wäre ein freundlicher Lektor mit Schere vielleicht kein Fehler gewesen. Schade ist auch, dass das, was Kiram vom klasssischen Helden unterscheidet, seine Begeisterung für Maschinen, bislang kaum eine Rolle spielt. Immerhin bleibt er trotz Javiers Bemühungen ein eher mittelmäßiger Kämpfer und Reiter.


    Aber es hat sich sehr nett und trotz eines Mangels an actionreicher Handlung mehr oder weniger von selbst gelesen. Das fällt hier unter das Geschick der Autorin, ihre Figuren lebendig und sympathisch geschaffen zu haben, was nicht nur Kiram und Javier betrifft, sondern auch ihre Freunde und Kirams Verwandte. Das hat dazu geführt, dass ich den Burschen auch gerne Gesellschaft geleistet habe, als sie nichts spannenderes als Fechtunterricht unternommen haben. Ich habe allerdings auch eine Schwäche für Akademiegeschichten.


    Ein winziger Kritikpunkt ist noch die Namensgebung. Mich irritiert es immer ein wenig, wenn es eine Mischung ist, so wie hier, Namen aus unserer Welt (Javier), solche, die vertraut klingen, aber leicht entfremdet wurden (Cadeleon, das ich stets als Caledonia lesen wollte) und kompletten Fantasieprodukten.


    Ich hatte auf jeden Fall Freude an dem Buch und bin froh, Band 2 bereitliegend zu haben, da dies eigentlich kein Zweiteiler ist, sondern mehr ein halbiertes Buch. Der Plan ist daher, nach einer kurzen Pause der Geschichte von Kiram, Javier & Co weiter zu folgen, wobei ich hoffe, dort mehr über die Haldiim und Kirams Talente zu erfahren.
    .