Heftromane - eine verkannte Literaturform?

  • Jeder kennt sie, einige haben sicherlich schon mal welche gekauft und gelesen, andere sind begeisterte Sammler: Heftromane.


    Ob es nun Lassiter, Jerry Cotton, Perry Rhodan oder John Sinclair ist, eigentlich findet sich fast jedes Genre auch als Heftroman vertreten. Ich habe selbst in meiner Jugend lange Jahre die Gespenster-Krimi-Reihe und "Die Terranauten" gelesen und gesammelt und auch heute noch in meinem Besitz.


    Welche Heftromane sind Euch in guter Erinnerung? Wie seht Ihr Heftromane im Vergleich zu richtigen Büchern?


    An die Autoren: Welchen Aufwand macht ein Heftroman? Eher schwieriges schriftstellerisches Terrain oder 0815-Schreibe?


    Gruss,


    Doc

  • Als ich Teenie war, gab es die Schund-Teenie-Romane "Denise" und "Happy-Denise", sie handelten von irgendwelchen amerikanischen Teenies im Alter von ca.15-16 Jahren und ihren Liebesproblemen. Die Dinger habe ich heute noch im Keller liegen, aber eigentlicvh nur, weil ich sie mal auf dem Flohmarkt loswerden wollte.
    Diese Hefte würde ich heute absolut unter Triviallektüre einordnen.


    Kennt die noch jemand?

  • mmmmh, Heftromane / Romanhefte...
    ...auch Schundheftchen oder Groschenromane geheissen !



    Ich bin begeisterter Leser der Bastei Serie Maddrax. Da gibt es demnächst eine 12 bändige Spin Off Serie, deren erster Band übrigens von Wolfgang Hohlbein geschrieben wird !



    Für mich ist das leichte Unterhaltungskost für zwischendurch, meist lese ich die in Zug und S-Bahn.

  • Hi Doc,


    ich habe lange Julia, Romana, Tiffany gelesen. Die typischen Liebesschmöker eben. Bin aber seit über 20 Jahren clean, was die Heftchen angeht. Diese Herzschmerz-Bücher, dieser Schmalz in zwei Buchdeckeln, das lese ich noch immer ganz gerne. Warum? Völlig sinnfreie Unterhaltung an einem verregnetem Sonntag - Starke Männer, schwache Frauen, ein bisschen Erotik - ich liebe es......


    Die von dir erwähnten Klassiker habe ich eigentlich nie gelesen.


    bis dann
    Jules

  • Heftromane schreiben ist einfacher als "richtige" Romane schreiben, da ein Rahmen vorgegeben ist, an den man sich halten muss. Happyend ist Pflicht, die Sprache muss einfach sein, philosophisches oder therapeutisches Gedankengut unerwünscht.
    Der/die Leser/in weiß genau, was sie erwartet. Wer diese Art Entspannung oder Unterhaltung mag, wird sicher nur selten enttäuscht.


    Das Problem dabei: Ich habe einmal eine Heftromanleserin kennen gelernt, die wahrhaftig an die dort beschriebene Art der Liebe geglaubt hat - und ewig einsam war.
    Ich finde es bedenkenswert, dass dort Männer- und Frauenbilder vermittelt werden, die einfach nicht der Realität entsprechen.


    Für Autoren sind Heftromane mitunter Gelegenheiten, das Schreiben zu üben; auch die Honorare sind nicht übel.

  • Zitat

    Original von Ines
    Ich finde es bedenkenswert, dass dort Männer- und Frauenbilder vermittelt werden, die einfach nicht der Realität entsprechen.


    Ok, aber das ist ja nicht auf Heftromane beschränkt. Solche Bilder kommen ja auch in zig Romanen zum Einsatz.


    Zitat


    Für Autoren sind Heftromane mitunter Gelegenheiten, das Schreiben zu üben; auch die Honorare sind nicht übel.


    Aber was wird geübt? Kreativität (weil man ja innerhalb der Vorgaben was zu Wege bringen muss) oder eben nur das Handwerk? Wie wird man bezahlt, Festpreis oder nach Wörtern?


    Gruss,


    Doc

  • @Doc,


    für Heftromane gibt es Festpreise, die auch nicht verhandelbar sind.
    Würde ich jetzt einen Heftroman schreiben, würde ich alle die Dinge üben, die mir in der Leserunde gesagt worden sind.
    Ich würde also versuchen, alle behauptenden Adjektive oder Doppelungen wegzulassen.
    Man kann sich aber bestimmt auch in Naturbeschreibungen üben, an den Dialogen feilen usw. Geübt wird also das Handwerk.

  • hallo Doc,


    Ich lese auch Heftromane, Western (Weil ich einfach alles Liebe was mit Western zu tun hat), da ist die Story eigentlich auch nicht anders als beid en Romanen, nur halt kürzer, und Horror, z.B. John Sinclair (Da fällt mir ein, wann gibts das nächste Eulentreffen? Du bekommst doch noch Pasta von mir und ich die JS Bücher.)

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Zitat

    Original von Ines
    Heftromane schreiben ist einfacher als "richtige" Romane schreiben, da ein Rahmen vorgegeben ist, an den man sich halten muss. Happyend ist Pflicht, die Sprache muss einfach sein, philosophisches oder therapeutisches Gedankengut unerwünscht.


    Ob das für einen Autor nun einfacher ist oder schwieriger, ist eine ganz andere Frage ... Mir z.B. fällt es extrem schwer, meine Figuren nicht "ihren" Weg gehen lassen zu dürfen, ihnen Tiefe, Widersprüchlichkeit, Verletzbarkeit etc. zu verleihen, weil ich mich dann nicht gehen, nicht in die Geschichte fallen lassen kann. Insofern sind Beschränkungen dieser Art für mich erschwerend, nicht erleichternd.


    Zitat

    Ich finde es bedenkenswert, dass dort Männer- und Frauenbilder vermittelt werden, die einfach nicht der Realität entsprechen.


    Das ist ein ethischer Punkt, der mir persönlich große Schwierigkeiten macht ...


    Zitat

    Für Autoren sind Heftromane mitunter Gelegenheiten, das Schreiben zu üben; auch die Honorare sind nicht übel.


    Was das Üben anbelangt, habe ich das nächste Problem: Heftromane arbeiten mit einer eng begrenzten Menge an Utensilien aus dem Werkzeugkasten der Schreibtechnik. Man übt sozusagen immerwieder die 4 Grundrechenarten im Zahlenbereich bis 100. Auf Dauer bringt einen das doch nicht wirklich weiter ... Ich würde eher fürchten, daß sich dabei Sachen einschleifen (z.B. bei der Charakterentwicklung und der Storyentwicklung), die eintönig wirken, und sich sogar in die übrige Arbeit einschleichen?


    Nur meine 2 Cent ...

  • GastRedner
    Ich habe keine Ahnung, was ein Perry-Rhodan bringt. Ich selbst habe erst einen einzigen Heftroman geschrieben, aber das ist schon so lange her, dass ich einfach nicht mehr weiß, was es dafür gab. Ich kenne aber Leute, die davon leben und zwar recht angenehm.


    Iris
    natürlich leidet die Sprache, wenn man nur Heftromane oder Nackenbeißer schreibt. Muss man halt höllisch aufpassen, wenn es dann wieder an die "richtigen" Romane geht.
    Aber ich glaube nicht, dass man bei den Heftromanen NUR die vier Grundrechenarten des Schreibens beherrschen muss. Das Handwerk muss ja genau so gut beherrschen wie ein "richtiger" Romanschriftsteller.
    Wenn du im Heftroman Zeitraffungen versiebst, dann wirst du auch bei den anderen Romanen in diesem Punkt nicht gut sein, usw.

  • In der DDR gab es keine sogenannten Groschenromane obwohl das Wort "Groschenromane" ja auch mittlerweile die glatte Verarsche ist, die sind ja teuer geworden. Aber egal jeder weiß was gemeint ist.
    Damals habe ich alles was ich in die Finger gekriegt habe gelesen die sahen teilweise aus als wenn sie lange im Regen gelegen haben. Dann ging die Mauer auf und da las ich auch Sinclair und Cotton. Das wurde mir aber schnell überdrüßig. Ich las dann in rauhen Mengen Gaslicht, Mitternachtsroman also die gruseligen Sachen alte Schlößer und mutige Frauen u.s.w.. Gerade bei Fahrten zur Arbeit waren diese Dinger super, weil nicht so schwer. Dann hatte ich mal soviel um sie einem Trödler anzubieten, der sagte mir ja ich nehm sie wieviele sinds denn so, ich sagte so 70, ja okay. Ich nach Hause und immer im 10ner Bündel eingepackt und ab mit dem Hackenporsche zum Trödler. Eigentlich habe ich mich nicht mehr getraut aber ich tats trotzdem, es waren dann am Ende 240 Stück. Da war eine Summe von 84,50 DM zusammen gekommen und dafür habe ich mir dann Bücher bei ihm ausgesucht. Da war ich dann den halben Nachmittag beschäftigt.
    Gruß oemchenli

  • Zitat

    Original von Ines
    Aber ich glaube nicht, dass man bei den Heftromanen NUR die vier Grundrechenarten des Schreibens beherrschen muss. Das Handwerk muss ja genau so gut beherrschen wie ein "richtiger" Romanschriftsteller.
    Wenn du im Heftroman Zeitraffungen versiebst, dann wirst du auch bei den anderen Romanen in diesem Punkt nicht gut sein, usw.


    Also ... die Trivialromane, die ich bis jetzt in den Fingern hatte, waren sowohl sprachlich als auch erzählerisch simpelst gestrickt, und das ist faktisch eine Beschränkung der Möglichkeiten.
    Ich will das gar nicht bewerten, schließlich gibt es einen reißenden Absatz an diesen Texten, und sie erfüllen ja auch einen Zweck. :-)

  • Zitat

    Original von Iris
    Also ... die Trivialromane, die ich bis jetzt in den Fingern hatte, waren sowohl sprachlich als auch erzählerisch simpelst gestrikt, und das ist faktisch eine Beschränkung der Möglichkeiten.
    Ich will das gar nicht bewerten, schließlich gibt es einen reißenden Absatz an diesen Texten, und sie erfüllen ja auch einen Zweck. :-)


    Ja, aber dieses simple Strickmuster beschränkt sich ja nicht nur auf Heftromane. Sowas findest Du doch auch alle Nase lang in "richtigen" Romanen. Und wenn ich an "Dämonenkiller" oder die "Terranauten" denke, sooo schlecht waren die stilistisch in meinen Amateur-Augen wirklich nicht.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Ja, aber dieses simple Strickmuster beschränkt sich ja nicht nur auf Heftromane. Sowas findest Du doch auch alle Nase lang in "richtigen" Romanen. Und wenn ich an "Dämonenkiller" oder die "Terranauten" denke, sooo schlecht waren die stilistisch in meinen Amateur-Augen wirklich nicht.


    Die SciFi/Horror-Sachen kann ich schlichtweg nicht beurteilen, aber was das Niveau sogar mancher teuer gebundener Werke angeht, hast du durchaus recht. :grin