Laut FAZ: Verlagsgruppe Weltbild akut bedroht

  • Laut einem Artikel der FAZ ist die Verlagsgruppe Weltbild akut von der Insolvenz bedroht.


    Hier der Artikel: http://www.faz.net/aktuell/wir…kut-bedroht-12566012.html


    Inwiefern der Bericht stimmt, kann man natürlich nicht sagen, aber die FAZ ist ja nicht gerade die Bildzeitung, daher muss man den Bericht wohl doch ernst nehmen.


    Die Frage die man sich dabei stellen sollte, was machen die alle falsch, erst die schlechten Nachrichten von Thalia und nun scheint zumindest auch Weltbild Probleme zu bekommen.

  • Hier mal meine zwanzig Rappen zu der Verbindung Thalia-Weltbild:


    Thalia war von einem Mischkonzern gekauft worden, dem es ziemlich schnurz ist, was er verkauft - Bücher, Waschmittel, ist eh alles das gleiche, solange es stapelbar ist, schien der Grundtenor zu sein. Es wurde sehr kurzfristig gedacht, Umsatz-Umsatz-Umsatz - mit Wildwest-Methoden bisweilen, Verlage, die eine gute Platzierung auf einem Sondertisch extra bezahlen mussten und dergleichen mehr. So funktioniert Buchhandel aber eben auch nicht, schon gar nicht in einem Land mit Buchpreisbindung.


    Weltbild war mal eine stramm christlich ausgerichtete Angelegenheit. Dann kam erst eine Menge Klimbim dazu, Gartendeko und Engelstarot, dann gab es Erotik und Soft-bis-heftig-Porno. Die Bücher schienen mir fast Nebensache geworden zu sein - und der Ramsch, der die Verkaufsfläche füllt, der bringt nun wirklich kaum jemand dazu, sich auch noch ein "richtiges" Buch zu kaufen.


    Weder Thalia noch Weltbild konnten mit solchen Konzepten - Beratung heruntergeschraubt auf ein Mindestmaß, die Kunden reichlichst alleingelassen in der bunten Warenwelt - dem Voldemort des Einzelhandels Paroli bieten. Wenn dann die alten Käuferschichten wegbrechen (weil sie eben online kaufen) oder schlicht wegsterben, dann wird es schnell zappenduster. Und weder Thalia noch Weltbild ist es gelungen, neue Käufer zu finden oder die alten zu halten. Zack, wech. So funktioniert das.


    Nachtreterei in Sachen Weltbild: Wer Pornos verkauft, aber einen "schwulen Verlag" aus dem Sortiment kickt, weil der in der eigenen Weltanschauung eben keinen Platz hat, braucht sich nicht zu wundern, wenn ein gewisser Prozentsatz der Deko-Artikel-KundInnEn auch nicht mehr vorbeischaut.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Zitat

    Original von blaustrumpf
    Nachtreterei in Sachen Weltbild: Wer Pornos verkauft, aber einen "schwulen Verlag" aus dem Sortiment kickt, weil der in der eigenen Weltanschauung eben keinen Platz hat, braucht sich nicht zu wundern, wenn ein gewisser Prozentsatz der Deko-Artikel-KundInnEn auch nicht mehr vorbeischaut.


    Ich habe von der christlichen Ausrichtung des Weltbild-Verlags erst erfahren als diese Geschichte publik wurde. Dem Grunde nach zwei weitere Gründe, dort nicht zu kaufen. Die Pornos stören mich dabei eher weniger. :gruebel

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Es war für mich eher die verbogene Haltung: Sex ja, aber nur so, wie wir ihn uns als richtig vorstellen können oder wenigstens so ähnlich.
    :wow
    Das hatte dann wohl auch eine gewisse Eigendynamik entwickelt, noch vor ein paar Jahren wurde das Buch einer Freundin von mir eben doch nicht ins Programm genommen - nicht, weil es sich um einen erotischen Roman handelte, sondern weil auf dem Titelbild ein nackiger Busen zu sehen ist.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Das mit der Thalia hab ich erst jetzt durch euch erfahren, schluck...
    Machen die jtzt wirklich auch dicht?


    das mit Weltbild warum sollte es nicht Verlage geben, die auch christlich sind??? bzw Geschäfte?
    Aber Pornos sind wirklich nogo in einem richtigen Christlichen Betriebsmarketing ;-) Wundert mich schon sehr, das das von der Kirche, die ja angeblich dort ihre Hände mit im Spiel hat, gebilligt wurde...
    Dennoch finde ich es doof das Amazon alles frisst :-(

  • Ich stamme aus Brühl, einer Kleinstadt von mittlerweile etwa 43.000 Einwohnenden. Dort gab es Jahrzehnte lang eine Buchhandlung mit zwei, zeitweise - glaube ich - sogar drei Filialen im Ort und auch noch in der nächsten Stadt.
    Dann schrumpfte die sich gesund und eines Tages kam Thalia. Dann kam Weltbild. Dann öffnete Thalia praktisch Wand an Wand neben Weltbild eine zweite Filiale. Irgendwann gab die Buchhandlung endgültig auf - nur eine unermüdliche Buchhändlerin aus dem Team des "Traditionsladens" machte sich selbstständig.
    Weltbild ist schon eine Weile dicht. Thalia hat nur noch eine Filiale.
    Und die Buchhandlung Karola Brockmann berät weiterhin aufs Sorgfältigste und das in einem Geschäft, das einfach eine gute Atmospäre hat.


    Was will ich damit sagen? Manchmal gewinnt eben nicht der Ramsch.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Zitat

    Original von Seelensplitter
    das mit Weltbild warum sollte es nicht Verlage geben, die auch christlich sind??? bzw Geschäfte?


    Dagegen spricht ja nichts. Dennoch wäre es im Ganzen wünschenswert, wenn die Kirche als toleranzpredigende Institution (Nächstenliebe und so) selbige in bestimmten Lebensbereichen auch anwenden würde. Aber das ist ein anderes Fass. ;-)

  • Zitat

    Original von Seelensplitter
    das mit Weltbild warum sollte es nicht Verlage geben, die auch christlich sind??? bzw Geschäfte?


    Klar darf es die geben, auch wenn sich mir der Grund nicht erschließt. Aber wenn, dann fände ich es wünschenswert, dass so etwas auch offen(er) kommuniziert wird, damit ich entscheiden kann, ob ich dort kaufe oder nicht.


    blaustrumpf , hatte ich auch so verstanden. :-)


    Und wenn ich Zeit habe, in den Buchladen zu gehen, dann lasse ich Thalia und Weltbild links liegen und gehe in meinem unabhängigen an der Ecke, wo die Beratung unschlagbar ist.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Zitat

    Original von Seelensplitter
    das mit Weltbild warum sollte es nicht Verlage geben, die auch christlich sind??? bzw Geschäfte?


    An sich spricht dagegen überhaupt nichts. Das funktioniert allerdings nur, wenn man ein Portfolio mit rein theologischen Schriften anbietet. Der Verlag sozusagen eine ganz bestimmte, minderheitliche Zielgruppe anvisiert.


    Bei einem auf Masse getrimmten Buchhandel - wie bei Weltbild - klappt das nur bedingt. Das liegt auch an den vielen nicht-christlichen Käufern, die das Gefühl haben, das Angebot wäre zensiert. Gerade nach dem letzten Skandälchen, als Weltbild "schwule" Literatur aus dem Angebot genommen hat, hörte ich von sehr vielen, dass sie Weltbild fortan boykottieren - obwohl sie selbst nie auf die Idee kämen, schwule Literatur zu lesen. Es bleibt aber das ungute Gefühl, in einer offenen, aufgeklärten Gesellschaft, ein Doktrin eingetrichtert zu bekommen.


    Zum allgemeinem Thema Thalia-Weltbild: Ich meide seit Jahren die Filialen beider Buchhandel. Ich hatte bei beiden nie das Gefühl einen Buchladen zu betreten, sondern ein verramschtes Geschäft, in dem nur Bücher verkauft werden, die gerade Verkaufshits sind. Melk-Prinzip: Reinkommen, Bestseller kaufen, rausgehen. Ich möchte allerdings stundenlang durch die Regale wuseln und versteckte Geheimtipps finden oder mich vom Verkäufer beraten lassen. Und soetwas bieten nur ganz wenige, meist kleine Buchläden; leider findet man die fast nur noch in Großstädten.

  • Blaustrumpf hat sich noch zurückhaltend ausgedrückt. Wenn in einer Stadt einer bestimmten Größe dreimal soviel Verkaufsfläche eingerichtet wird wie aufgrund der Kaufkraft überleben könnte, ist das Verdrängungswettbewerb nach dem Prinzip Walmart. Zwei Walmarts aufmachen, den eingesessenen Einzelhändler verdrängen, den überflüssigen Walmart wieder schließen und fortan die Preise bestimmen können. Bei einem Konzern, der sich zu 100% in kirchlichem Besitz befindet, sollte man sich als Kunde schon dafür interessieren, wie mit den Schicksalen der Beschäftigten umgesprungen wird, die durch dieses Prinzip ihren Arbeitplatz verlieren. Buchhandlungen haben bisher noch immer ausgebildet, während Thalia, Weltbild etc. zum großen Teil ungelernte Kräfte in Zeitarbeit beschäftigen. In kirchlichem Besitz darf ein Weltbildladen gern sein, aber möchte ich als Kunde diese Art Arbeitsverhältnisse unterstützen?


    Zu den wenig christlichen Arbeitsbedingungen kommt, wie Enchantress oben schrieb, das Adressenhandeln von Weltbild. Als Käufer im Onlineshop musste man sich mit allen persönlichen Angaben registrieren, um erst danach zu erfahren, dass der gewünschte Artikel evtl. nicht lieferbar ist. Zuverlässig klappten anschließend die Werbeanrufe.


    Eine weitere Frage ist, wie ein umsatzstarker kirchlicher Konzern sich über nackte Busen auf Buchcovern oder gleichgeschlechtliche Beziehungen aufregen kann, in seinem Katalog jedoch seitenweise Bücher über die Waffensysteme der deutschen Wehrmacht anbietet.

  • Buchdoktor - es gibt eben Themen, die sind christlicher als andere. Und es haben ja auch einige keine Probleme damit, Waffen zu segnen....


    Dem Verdrängungswettbewerb kann man nur dadurch entgegenwirken, dass man konsequent beim örtlichen Buchhändler einkauft und in Kauf nimmt, dass man bis zum nächsten Tag warten muss, bis man seine Bücher abholen kann. Gut, wenn es den noch gibt.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Eine weitere Frage ist, wie ein umsatzstarker kirchlicher Konzern sich über nackte Busen auf Buchcovern oder gleichgeschlechtliche Beziehungen aufregen kann, in seinem Katalog jedoch seitenweise Bücher über die Waffensysteme der deutschen Wehrmacht anbietet.


    Meines Wissen gehört der Weltbild-Verlag nicht mehr der Katholischen Kirche.


    Ich habe nichts gegen nackte Busen auf einem Cover, habe aber auch nichts gegen Bücher über die Waffensysteme der Deutschen Wehrmacht. Wogegen ich aber etwas habe, ist diese permanente und teilweise überzogene Militärfeindlichkeit. Militär ist notwendig, denn der Pazifismus löst keine Konflikte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von blaustrumpf


    Weltbild ist schon eine Weile dicht. Thalia hat nur noch eine Filiale.
    Und die Buchhandlung Karola Brockmann berät weiterhin aufs Sorgfältigste und das in einem Geschäft, das einfach eine gute Atmospäre hat.


    Was will ich damit sagen? Manchmal gewinnt eben nicht der Ramsch.


    Das ist aber ne schöne Homepage, und man kann sogar bestellen. #bei uns im Ort, gibt es auch eine kleine, feine Buchhandlung mit Lesekreis :-] und die beiden Damen dort sind eingefleischte Leserinnen mit denen man fantastisch über Bücher reden kann.
    Was bei Thalia oder Weltbild - um beim Thema zu bleiben, ja nie möglich war.
    Die dortigen Angestellten, falls sie es sind, agieren ja mehr als Verkäuferin und verteilen die Waren.
    Obwohl ich bei uns auch gerne in den Thaliashop gehe, einfach weil die manchmal so herrlichen Schnickschnack haben :grin



    edit: Buchstabendreher, wie immer, hoffe ich hab alle erwischt

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Zitat

    Original von Voltaire


    Meines Wissen gehört der Weltbild-Verlag nicht mehr der Katholischen Kirche.


    Den Wikipedia-Beitrag verstehe ich aber so:


    Zitat

    Die Verlagsgruppe Weltbild ging aus dem 1948 gegründeten katholischen Zeitschriftenverlag Winfried-Werk GmbH hervor. Die sinkende Resonanz für katholische Erbauungsschriften führte 1987 zu einer völligen Umorientierung und zur Weltbild Verlag GmbH. 2001 entstand daraus die Verlagsgruppe Weltbild. Sie gehört zu 100 % der römisch-katholischen Kirche in Deutschland und zählt heute im Buchhandel und Online-Buchhandel zu den Marktführern in Deutschland.


    Zitat

    Gesellschafter des Unternehmens [bezieht sich auf die Verlagsgruppe] sind zwölf katholische deutsche Diözesen, der Verband der Diözesen Deutschlands und die kath. Militärbischofsamt Berlin. Zu den Eigentümern gehören die Diözesen Augsburg, Aachen, Bamberg, Eichstätt, Fulda, Freiburg, München/Freising, Münster, Passau, Regensburg, Trier und Würzburg. Größere Beteiligungen halten unter anderem der Verband der Diözesen (24,2 %), die Erzdiözese München und Freising (13,2 %) und die Diözese Augsburg (11,7 %).


    Die unmittelbare Nähe von Bibeln, Gesangbüchern und Militaria in einem Buchhandelskatalog finde ich zumindest sonderbar.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Voltaire, willst du damit sagen, dass Militär Konflikte löst?


    Irgendwann geht es einfach nicht mehr ohne ein militärisches Eingreifen. Irgendwann sind dann der Worte auch genug gewechselt. Und wenn man beispielsweise jetzt nach Syrien schaut, dann ist ein militärisches Eingreifen notwendig und überfällig. Das Gesülze eines Westerwelle, des Papstes haben keinem Kind das Leben gerettet - und so hoffe ich auf einen nachhaltigen Militärschlag unter Leitung der Amerikaner. Nur das scheint noch ein geeignetes Mittel zu sein, Assad zu stoppen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Um mal beim Thema Weltbild zu bleiben:


    Ja bei den Filialen hat man stets den Eindruck, dass ausschließlich Bestseller angeboten werden, aber sucht man mal etwas Besonderes, dann muss man es auch bestellen bzw. ist es manchmal gar nicht möglich dies dort zu bestellen.


    Ich weiß jetzt zwar nicht von welchen "Pornos" ihr da sprecht, aber in meiner Weltbildfiliale gab es Shades of Grey nur unter der Hand zu kaufen, sprich man musste fragen und dann hat die Dame das Buch aus dem Lager geholt. Andere Bücher ähnlicher Couleur konnte man dort gar nicht erst erwerben (80 Days Reihe). Mich hatte das sehr gewundert, aber mir war bisher auch nicht so recht geläufig, dass es sich um ein christliches Unternehmen handelt.


    Ansonsten muss man dort schon wissen was man will, denn Beratung erhält man dort keine. Dort ist man nur am verkaufen und verteilen interessiert und sonst nichts.


    Ich habe leider keine Buchhandlung in der Nähe, müsste daher mindestens 20 - 30km fahren (auch zu Weltbild) und bestelle daher alles gebraucht online.


    Das Einzige, was mir bei Weltbild gefällt sind deren günstige Sonderausgaben, die ich auch schon des Öfteren gekauft habe. Qualität und Preis passten dort meist.


    Nun bleibt wohl abzuwarten, was daraus jetzt wird.


    Mal ne andere Frage: Gehören Thalia und Weltbild nicht irgendwie zusammen?

  • Thalia gehört meines Wissens zur Douglas Holding.


    Die Weltbild-Verlagsgruppe ist laut wikipedia eine GmbH die zu 100% der katholischen Kirche gehört und über die Deutsche Bischofskonferenz läuft.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)