Rita Hampp - Im Dunkel der Schuld

  • Titel: Im Dunkel der Schuld
    Autorin: Rita Hampp
    Verlag: Diana
    Erschienen: September 2013
    Seitenzahl: 511
    ISBN-10: 3453357507
    ISBN-13: 978-3453357501
    Preis: 9.99 EUR


    „Im Dunkel der Schuld“ macht dem Genre „Psychothriller“ alle Ehre. Allerdings wird man sich als Leser resp. als Leserin darauf einstellen müssen, dass die Lektüre dieses Buches zu erheblichen Verspannungen der Rückenmuskulatur führen kann, auch tiefe Ringe unter den Augen und ein erhebliches Schlafdefizit gehen mit dem Lesen des Buches einher. Denn es ist eines dieser Bücher, die man nicht mehr aus der Hand legen – wenn man sie dann einmal zur Hand genommen hat.


    Worum geht es nun in diesem Thriller?
    Da ist Ebba, eigentlich Elisabetha, die Inhaberin einer renommierten Galerie in Baden-Baden. Sie und ihre Geschwister wurden in der Kindheit von dem sadistischen Vater tyranisiert. Erst als er bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, schienen sich für die Geschwister und auch für die Mutter die Dinge zu normalisieren. Aber haben sie das wirklich?


    Doch dann wird die Familie von der Vergangenheit eingeholt. Georg, Ebbas Bruder stirbt, wenn man den offiziellen Angaben glauben darf, an einem Herzinfarkt. Aber war es wirklich nur ein Herzinfarkt oder steckt mehr dahinter? Ebbas Leben gerät aus den Fugen als sich Dinge in ihrem Umfeld ereignen, die sie an sich selbst zweifeln lassen. Gibt es sie wirklich, die Dämonen ihrer Kindheit? Sind diese Dämonen plötzlich zum Leben erweckt worden? Und wem kann sie eigentlich noch vertrauen?


    Mehr sei an dieser Stelle vom Inhalt nicht verraten. Um mehr über die erzählte Geschichte zu erfahren, muss man seine Nase schon in dieses Buch stecken – und es sei an dieser Stelle versichert, dass es ein sehr lohnendes „Stecken“ ist.


    Die Autorin schafft es, den Spannungsbogen über die gesamte Geschichte hin aufrechtzuerhalten, wobei sie sogar das Kunststück fertigbringt, diesen Spannungsbogen immer noch und immer noch ein wenig weiter auszudehnen. Sie hat es wahrlich drauf, die liebe Rita Hampp. Sie kann nicht nur erzählen, nein, sie kann auch sehr spannend erzählen. Und so kann ich mir nur sehr schwerlich vorstellen, dass jemand bei diesem Buch vor seinem Ende von der Fahne geht. Die erzählte Geschichte ist in sich stimmig und enthält nach meinem Dafürhalten keine Logikfehler. Es macht einfach Freude sich für einige Stunden diesem Thriller hinzugeben – denn was Rita Hampp hier aufgeschrieben hat, ist beste Thrillerunterhaltung. Hervorzuheben ist auch, wie die Autorin es schafft, mit Worten Stimmungen und eine ganz besondere Atmosphäre zu beschreiben. Das ist wirklich sehr bemerkenswert.


    Ihr Schreibstil ist – aber das weiß man auch schon von ihren anderen Büchern – rund und fließend. Und auch dieses Buch liest sich insofern sehr angenehm und man muss sich als Leser nicht über irgendwelche Holpereien und Stolpereien in Bezug auf die deutsche Sprache ärgern.


    Die handelnden Personen wirken authentisch. Die Darstellung ihrer psychischen Probleme ist sehr anschaulich gelungen und man kann sicher sein, dass die Autorin hier sehr intensiv recherchiert hat. Die Abgründe menschlichen Handelns werden ohne Schönfärberei beschrieben. Auch wenn die erzählte Geschichte eine Fiktion ist, so wirkt sie doch realistisch. Und vielleicht sei an dieser Stelle der Rat erlaubt, sich bei den eigenen Verwandten einfach mal ein wenig genauer umzuschauen – denn man weiß ja nie......


    Fazit: Dieser Psychothriller hat mich wirklich gut unterhalten. Es hat einfach Freude gemacht ihn zu lesen. Beste Thrillerunterhaltung, abgeliefert von einer Autorin, die ihr Handwerk wirklich ausgezeichnet beherrscht. 10 Eulenpunkte – wobei ich gern den einen oder anderen Punkt mehr gegeben hätte.


    Und es bleibt die Frage: Wann gibt es den nächsten Rita-Hampp-Thriller?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Hab schon darauf gewartet, nachdem es Dir jetzt so gut ging damit Voltaire, werd ich nicht drumrumkommen ihn zu kaufen.


    Danke für die informative Rezi :knuddel1



    edit fand wieder Buchsatbendreher ;-)

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
    smilie_winke_039.gif

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Findus ()

  • Im Nachwort schreibt die sympathische Autorin, dass sich mit diesem Buch der lang gehegte Traum vom Aufstieg in die “Bundesliga” erfüllt habe. Damit liegt sie jedoch falsch. Sie hat die Bundesliga nämlich übersprungen und ist gleich in der Champions League eingestiegen.
    Ebba, eigentlich Elisabetha, hatte keine glückliche Kindheit, der Vater hat die ganze Familie tyrannisiert, bis er bei einem Unfall ums Leben kam. Jedes Familienmitglied hat psychische Schäden aus der Zeit davongetragen. Ihr Bruder Georg ist ein Pedant, der alles dreimal kontrolliert, ihre Schwester Rosie hat so schlimme Höhenangst, dass sie bei einer Zugreise Valium schlucken muss, um die Brückenüberquerungen durchzustehen. Die Mutter betet in einem fort und auch Ebba hat Panikattacken und Alpträume. Als ihr Bruder, der älteste der drei Geschwister, unter mysteriösen Umständen stirbt, befürchtet Ebba einen Zusammenhang mit der Vergangenheit.
    Rita Hampp reiht sich mit diesem hochspannenden Thriller in die allererste Riege der bekannten Autoren ein. Sie beweist, dass man mit einer sehr gut erzählten Geschichte mehr Spannung erzeugen kann als mit Unmengen von Blut und übelkeitserregenden Schilderungen von Folter und Mordarten. Sie packt den Leser von der allerersten Seite und lässt ihn bis zum Schluss nicht los. Das hat mir eine schlaflose Nacht beschert, denn es war nicht daran zu denken, das Buch aus der Hand zu legen, bevor ich wusste, wer der Täter ist. Der Spannungsbogen wird, obwohl die Geschichte selbst über einen Zeitraum von sechs Jahren geht, immer gehalten, aber nie überspannt. Auch ohne Cliffhanger fesselt die Handlung von der ersten bis zur letzten Seite. Während die Geschichte sich im Hauptstrang entfaltet, erfährt der Leser sukzessive Details aus Ebbas Kindheit.
    Sehr fein gezeichnet sind die Figuren. Man versteht sie, ihre Handlungen sind nachvollziehbar, sogar für die Täter bringt man am Ende ein gewisses Verständnis auf, weil die Autorin auch ihre Motivation deutlich macht. Starke psychologische Portraits bringen jeden der Handelnden ganz nah an den Leser.
    Ein sehr starker erster Roman im Thrillerberich von Rita Hampp. Ich hoffe, es folgen noch viele.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Klappentext:
    Ebba hat gelernt, mit den schrecklichen Erinnerungen an ihre Kindheit zu leben. Sie und ihre Geschwister wurden vom Vater tyrannisiert – bis er bei einem Unfall ums Leben kam. Danach findet die Familie zum ersten Mal Frieden. Doch als Ebbas Bruder unter mysteriösen Umständen stirbt, holt sie die Vergangenheit ein. Sein Tod ist erst der Anfang. Bald passieren Dinge, die Ebba mit ihren tiefsten Ängsten konfrontieren. Sie ahnt: Die Dämonen der Kindheit sind noch längst nicht besiegt. Denn es scheint jemanden zu geben, der in die dunkelsten Winkel der Seele blicken kann…


    Eigene Meinung:
    Der Psychothriller „Im Dunkel der Schuld“ war mein erster Roman von Rita Hampp. Ich hatte sie bereits kurz auf einer Lesung von „Das Rosenhaus am Merkur“ erlebt, bei der ich Lust auf ihre Bücher bekommen hatte. Rita Hampp schafft es die Leser in ihre Geschichte einfach mitzunehmen. Sie braucht keine großen Worte, blumige Umschreibungen oder besonders grausame blutrünstige Szenen, um Grauen oder Beklemmung hervorzurufen. Genauso wie die Angst bei „Im Dunkel der Schuld“ bei der Protagonistin Ebba subtil immer wieder zum Vorschein kommt und schon Teil ihres Lebens geworden ist, so ist es auch im Roman umgesetzt worden. Der Leser erfährt immer kleine Häppchen, dank derer sich ihm nach und nach die Nackenhärchen aufstellen. Schon alleine die Vorstellung, selbst in der Kindheit ähnliches erfahren zu haben, hat mir Unbehagen bereitet. Dieses wurde in besonderer Weise durch die authentische Schilderung hervorgerufen. Es war ein Alltag, den es sicherlich so ähnlich und in Variation immer wieder gibt.
    Vielleicht mögen die Figuren mit ihren ganz eigenen Charakteristika zu Beginn der Lektüre eigenartig anmuten, so werden ihre Ängste mit der Zeit zumindest nachvollziehbar. Sie geben in Bezug auf Ebbas Familie ein Ganzes ab und vervollständigen die Nachwirkungen, die die Kindheit mit sich gebracht hat. Zudem werden die Eigenarten im Buch als Normal betrachtet, so dass der Gedanke, sie wären übertrieben gar nicht erst aufkommt. Denn das Buch liest sich sehr flüssig und lässt sich kaum aus der Hand legen. Durchgelesene Nächte können so durchaus vorkommen.
    Zusammenfassend kann ich sagen, dass dies nicht mein letztes Buch von Rita Hampp bleiben wird. Sie ist eine grandiose Schriftstellerin, die ihr Handwerk sehr gut versteht. Gut recherchierte Einzelheiten, Einfühlungsvermögen in ihre Figuren und eine überaus authentische Darstellung machen ihren Thriller ebenso aus wie die Spannung und die Gänsehaut, die er beim Lesen erzeugt. Ich kann jedem Thrillerfan, der einen Gänsehautthriller ohne Blut mag, diesen Roman nur empfehlen. Rita Hampp ist meine Neuentdeckung unter den deutschen Thrillerautoren. Sie schreibt auf hohem Niveau. :anbet

  • Ich habe das Buch vor etwa zwei Wochen gelesen, eine Schlußbetrachtung zu diesem Buch war mir aber erst jetzt möglich, drei Bücher weiter und lange genug gesetzt um die Emotionen, die es hervorgerufen hat zu verarbeiten.


    Schon wenn man das Buch in die Hand nimmt, ja wenn man es nur ansieht bemerkt man den Genrewechsel, den Rita Hampp, mit diesem Buch unternimmt. Groß und deutlich steht es da: Psychothriller- und doch müsste das gar nicht dort stehen, erinnert doch das Cover sofort an ein Meisterwerk, Psycho von Alfred Hitchcock. Norman Bates Treppe schmückt das Buch und hängt die Latte für die Autorin hoch.


    Dem Leser bekannt wurde Rita Hampp durch ihre Baden- Badener Regionalkrimis um die Polizeireporterin Lea Weidenbach und mit ihrer Familiensaga "Das Rosenhaus am Merkur". Von daher hat sie bewiesen, dass sie gute Bücher schreiben kann- ihre Figuren sind farbig, nachvollziehbar, prall und lebensecht, sind Personen, wie sie dem Leser täglich auf der Straße, im wahren Leben begegnen. Nur- Rita Hampp zeigt uns in diesem Roman mehr, viel mehr, sie zeigt uns warum diese Personen handeln, wie sie handeln, sie führt uns in die Welt der Ängste und Erinnerungen, die Welt im Inneren, die geheimsten Kammern. Damit weckt sie auf subtile Form den Horror, sie benötigt keine hunderte Liter Theaterblut- auch wenn in diesem Buch gemordet wird, das Entsetzen entsteht im Kopf des Lesers, nicht durch blutige Beschreibungen, sondern durch die gelungene Erzählweise.


    Der Roman erzählt uns von dem was aus Kindern wird, die in einer scheinbar intakten und glücklichen Familie aufwachen und hinter verschlossenen Türen die Ohnmacht der Mutter und die Allmacht des Vaters erleben. Der Roman erzählt uns, das es nicht allein der so als Thema beliebte sexuelle Missbrauch von Minderjährigen ist, der Posttraumatische Belastungssyndrome auslöst, der Roman erzählt von unverarbeiteter Wut, Hass, Trauer- vor allem aber von Angst, vor der Angst die das Leben beherrscht und regiert, die den Verstand auffrisst und den Körper einfriert. Der Roman erzählt von Verzweiflung und Verlust, von Suche nach Gewissheit und Sicherheit und von Schuld und Sühne. Dabei bleibt der Spannungsbogen stets aufs äußerste gespannt, auch wenn die Handlung sich über Jahre erstreckt. Es ist also durchaus sinnvoll das Buch an einem Samstagnachmitag zu beginnen, wenn am Abend nichts geplant ist und man dann am nächsten Vormittag mit dem Schlafen beginnen mag.


    Zusammenfassend lässt sich sagen- Freunde gepflegter Krimiunterhaltung wartet auf den nächsten Roman mit Lea und schont eure Nerven. Freunde des Familienromans- wenn ihr euch traut in Abgründe zu schauen, diese sind tief. Freunde von Hochspannung und Psychothrillern- greift zu - ihr lernt eine neue Meisterin des Fachs kennen und lieben- was immer dann das Problem mit der Liebe ist, man wird maßlos und will immer mehr davon, so quält langfristig die Sehnsucht nach Nachschub aus der Feder von Rita Hampp.Damit muss man lernen zu leben...

  • Als Kinder wurden die drei Geschwister Ebba, Rosie und Georg vom Vater gequält.
    Er stirbt schließlich bei einem Unfall und heute betreibt Ebba erfolgreich eine Galerie, auch Rosie und Georg gehen ihren Berufen nach. Und die Mutter findet ihre Erfüllung in ihrem Betkreis. Doch schnell wird klar, dass die Vergangenheit bei allen Spuren hinterlassen hat und jeder auf andere Art versucht seinen Alltag zu meistern.


    Als Georg bei einem Unfall stirbt, hat Ebba Zweifel, dass es sich wirklich um einen Unfall handelt...


    Nach und nach erfahren wir häppchenweise Details aus der Vergangenheit und ich fand es sehr beklemmend von der Kindheit der Geschwister zu lesen und von den Auswirkungen auf ihr weiteres Leben. Gleichzeitig war es sehr spannend zu lesen, wer da wohl noch über die wohlgehüteten Geheimnisse aus dieser Zeit Bescheid weiß...


    Ein lesenswertes Buch!

  • Ich kann mich an einen warmen Sommerabend in Baden-Baden erinnern als Rita Hampp im kleinen Kreise auf ihrer gemütlichen Terrasse erwähnte, sie schreibe an einem Psychothriller. Als ich das gehört habe habe ich mich fast an meinem leckeren Tannenzäpfle Bier verschluckt und musste husten... Ja, ich hatte glücklicherweise das grosse Vergnügen Rita Hampp kennenzulernen und mittlerweile mehrfach zu treffen und ich traue es dieser äusserst charmante Frau einfach nicht zu, einen reisserischen Thriller zu schreiben. Never ever – Niemals! Die kurzweiligen Regionalkrimis die sie geschrieben hat, die übrigens sehr lesenswert sind, bestechen durch klug erdachte Geschichten, reizvollen Hauptfiguren mit viel Ausstrahlung und dem wunderschönen Handlungsort Baden-Baden. Ihr bisher einziger Familienroman las sich an einem Wochenende mit viel Tee und Keksen mal eben so fluffig weg. Und nun soll also viel Blut spritzen und massenhaft übel zugerichtete Leichen des Lesers grusligen Weg pflastern... :yikes



    Du kannst ihn nicht sehen.
    Du kannst ihn nicht hören.
    Du weisst nicht mal das es ihn gibt.
    Aber er beobachtet dich -
    und kennt deine schlimmsten Ängste!


    Der Prolog lässt wohl keine(n) Leser/-in unberührt, die Gedanken eines kleinen Mädchens legen gleich die schreckliche Gewissheit zu einem finstren Familiengeheimnis offen. Der Vater misshandelt die Familie zwar nicht direkt mit körperlicher Gewalt sondern drangsaliert sie mit grausamen Spielen denen sie sich unterwerfen müssen. Die geschundenen Kinderseelen nehmen Schaden und sind noch Jahrzehnte später in Psychosen, die sich dauerhaft eingenistet haben, sichtbar. Bei jedem der drei Kinder äussert sich die psychische Störung in anderer Form. Genau diese seelische Verwundbarkeit macht sich eine unbekannte Person zu nutze und begeht die perfekten Morde.


    Wie heisst es so schön, ein guter Krimi besteht unter anderem aus dem Element der Verwandlung. Mit jeder Seite, mit jedem Kapitel werden in diesem Buch der Leserschaft mehr und mehr (schreckliche) Details einer verkorksten Familientragödie offenbart. Manche Anspielungen führen uns auf den Holzweg andere in die richtige Richtung zur Auflösung der Geschichte. Man wandelt zwischen den Verdächtigen hin und her. Viele Personen kommen auf den knapp 500 Seiten nicht vor und man dreht sich unaufhaltsam im Kreis. Wer hat einen Grund Rache zu nehmen und malträtiert und meuchelt die Hauptpersonen? Wie es zu einem richtigen Thriller gehört gibt es einen packenden Schluss bei dem der geheimnisvolle Sadist entlarvt wird...


    Ich hab das Buch unter der Woche an drei Abenden gelesen und zolle Rita Hampp meinen Respekt. Das Genre der Thriller wurde in den letzten zwei bis drei Jahren immer brutaler und blutiger. Die Autoren versuchen sich mit Splatter-Szenen gegenseitig zu übertrumpfen und stumpfen so die Leserschaft gegenüber Gewalt richtiggehend ab. Die Schriftstellerin Rita Hampp appelliert mit schon fast subtilen Tönen an das Gewissen der Leser/-innen. Hie und da im Mittelteil dachte ich es könnte sogar etwas Heftiger zur Sache gehen, aber so wie es hier geschrieben ist ist es genau richtig dosiert. Es braucht keine schrillen Töne um eine unheimliche Aura zu erzeugen, es genügt die tiefen und dunklen Klangfarben auf der Klaviatur der Spannungsromane anzuschlagen. Erzählerisches Können schlägt plumpe Action immer noch um Längen. Vielen Dank an die Autorin für die spannenden Lesestunden und 9 Eulenpunkte von mir.

  • Ich kannte bisher nur ein mir sehr zusagendes Baden-Krimi-Buch von Rita Hampp, deshalb stand das Rendez-vous mit dem Buchhändler meines Vertrauens dieses Psychothrillers wegen sofort fest.


    Gelesen wurde er dann in einer von der Autorin ebenso engagiert wie liebenswürdig und informativ begleiteten Leserunde.


    Rita Hampp versteht es m. E. gut, die beklemmende Atmosphäre in einer durch den Vater bzw dessen Tod ganz offensichtlich stark geschädigte Restfamilie dem Leser nahezubringen, die mich anfangs an John Knittels "Via Mala" erinnert hat.


    Da es hier schon einige tolle Rezensionen gibt und es sehr schade wäre, nachfolgenden Lesern durch Zuviel-Verraten den Spaß zu verderben, sage ich jetzt nur, dass mich das Buch ausnehmend gut unterhalten hat, weil die Spannung bis zum Ende, bei dem wirklich alle Fragen gekonnt beantwortet werden konnten, anhielt.


    EDIT vergab 10 von 10 Eulenpunkten


    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • Ähm, sollte eine PN sein...


    Edit etwas später:


    Aber ich will hier endlich die Gelegenheit nutzen, allen zu danken, die bisher mitgemacht haben an der Leserunde, vor allem auch für die bisher durchweg positiven Reaktionen. Ich weiß, wieviel Mühe es kostet, zu einem Buch, das man gerne gelesen hat, auch noch eine Rezension zu verfassen. Ich habe mich in diesem Sommer auch zwei- dreimal gedrückt, weil ich Bücher nur für mich gelsen und nicht dem Eulenverbund vorgestellt habe... *rotwerd* Wird aber vielleicht noch nachgeholt!!!


    Da es mir nicht liegt, bei jeder positiven Reaktion reinzugrätschen und mich wortreich zu bedanken, ziehe ich mich hier nun wieder zurück. Seid gewiss, dass ich alles lese und es mir schwer zu denken gibt.


    Vielleicht interessieren euch meine Reflexionen dazu:


    http://rita-hampp.blogspot.de/2013/10/nach-dem-buch.html


    Ansonsten danke für eure Gedanken, euer Mitfiebern, eure Empathie!

  • Rita Hampp, die bereits in den Genres Regionalkrimi und Belletristik vertreten ist, stellt mit "Im Dunkel der Schuld" ihren ersten Psychothriller vor. Bereits nach dem Lesen des Prologs stellt sich der Gänsehautfaktor ein. Es wird in aller Deutlichkeit das Gefühl einer aufsteigenden Panik beschrieben, ohne dass der Leser dabei in die Rolle des Voyeurs kommt. Eher hilflos sieht man mit an, wie sich die Hauptfigur in ihrer Situation mehr oder weniger zurechtfindet. Schnell wird auch deutlich, dass sich im Fortlauf der Handlung ein Familiengeheimnis verbirgt. Je weiter man liest, zeigt sich dieses Geheimnis in seiner ganzen Abscheulichkeit. Das Tabuthema Gewalt innerhalb der Familie wird hier schonungslos betrachtet. Besonders grausam sind dabei die Verletzungen der Psyche, die auch zwölf Jahre nach dem Tod des Vaters noch gravierenden Einfluss auf das Leben der Geschwister nehmen.


    Die badische Autorin hat einen bemerkenswert strukturierten Handlungsaufbau. Kein aufgegriffener Strang verläuft ins Leere, sondern treibt die Geschichte voran. Der Spannungsbogen folgt einer Ideallinie vom Anfang bis zum Ende. Jeder Charakter bekommt eine eigene facettenreiche Individualität. Immer wieder überraschen die Figuren. Auch die jeweiligen Umgebungen werden so bildhaft beschrieben, dass man sie sich mühelos vorstellen kann. Die Einbindung der psychischen Störungen lässt auf eine ausführliche Recherche schließen. Die komplexe Handlung ist jederzeit logisch und nachvollziehbar. Wie ein sorgfältig geschnittener Film reihen sich die Szenen aneinander und fesseln einen ans Buch. Gerade die Vorfälle in der Gegenwart sind erstklassige Krimiunterhaltung, die den Leser automatisch zum Miträtseln anregen. Fragen nach dem geheimnisvollen Unbekannten und der Bedeutung eines Datums müssen in den Zusammenhang mit der Familiengeschichte gebracht werden. Oder sind es doch nur tragische Unfälle, die immer wieder einem Unschuldigen das Leben kosten?


    Psychothriller sind sonst nicht mein bevorzugtes Genre. Zu viel Blut und sadistische Handlungen im Zusammenhang mit unnötig viel Quälerei des Opfers verleiden mir oft den Lesespaß. Bei diesem Buch mache ich eine Ausnahme und erkläre es zum eindeutigen Lesetipp. Die Taten sind nicht minder brutal, jedoch weitaus subtiler. Die entstandenen Ängste, Zwänge und Psychosen werden zudem noch durch Achtlosigkeit des Umfeldes geschürt. Zweifel und Misstrauen sind ständige Begleiter und führen zu einem fulminanten Finale. Aber auch nach der letzten Seite ist noch nicht Schluss. Das Thema bewegt und der harte Tobak benötigt noch einige Zeit, um entsprechend verdaut zu werden. Genau so wünsche ich mir Psychothriller. Stellt man den Werdegang der Autorin anhand der bereits erschienen Romane in Relation zu sportlichen Klassen, ist sie mit dem Dunkel der Schuld in die Championsleague aufgestiegen.

  • Ich durfte das Buch im Rahmen der LR lesen und nun meine Meinung:




    Gleich im Prolog merkt der Kenner der bisherigen Rita-Hampp-Bücher, daß es sich hier um etwas ganz Anderes handelt. Kein netter Regionalkrimi oder ein Familienroman wartet darauf gelesen zu werden, sondern ein richtiger Psychothriller.


    Der Leser lernt zuerst Ebba als Kind kennen. Zur Bestrafung wurde sie von ihrem Vater immer in eine Truhe gesperrt und um ihre Geschwister Georg und Rosie nicht auch noch zu gefährden, verhält sie sich ganz, ganz still. Sie musste lernen mit der Schwärze und der Enge umzugehen. Dies wird sie für ihr ganzes Leben prägen. Die Mutter stellt sich nicht schützend vor ihre Kinder. Sie bevorzugt die Augen vor der Realität zu verschließen, lebt nach außen in einer heilen Welt und geht dafür in die Kirche zum Beten. Der Vater ist mittlerweile bei einen Unfall gestorben. Allerdings ist dieser Tod ein Tabuthema, die Hinterbliebenen wissen um die gemeinsame Schuld und schweigen. Die Tyranneien in der Kindheit haben aber tiefe Spuren in der Psyche der Familienmitglieder hinterlassen. Egal, ob es Wasch- und Ordnungszwang, Klaustrophobie oder Höhenangst ist, sie sind alle geprägt.


    Als erster fühlte sich Georg verfolgt und stirbt unter höchst seltsamen Umständen an einem nie erkannten Herzfehler. Ebba zweifelt an dieser Diagnose, findet aber nirgends ein Gehör. In ihrem Umfeld wird es immer mysteriöser und die Todesfälle häufen sich. Wer kennt die Familie, ihre Vorgeschichte, ihre Vorlieben und ihre Ängste so gut, daß er es zu seinem Vorteil ausnutzen kann und vor allem welchen Zweck verfolgt er damit?



    Die Autorin hat mit diesem Thriller den Aufstieg in die Bundesliga bravourös hingelegt und einen echten Pageturner geschrieben. Sie hat zum Thema Psychologie akribisch recherchiert und konnte daher ihre Figuren so genau charakterisieren und ihre Psyche beschreiben, daß der Leser Gänsehaut bekommt. Der Spannungsbogen ist von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch gehalten, der Schreibstil flüssig und der Gruselfaktor ist dem Leser sicher.


    Von mir eine echte Leseempfehlung und ich warte gespannt auf das nächste Werk der Autorin!


    Und natürlich 10 Eulenpunkte!

  • Nach der liebenswerten Regio-Krimireihe aus Baden-Baden und dem gefühlvollen Familienroman „Das Rosenhaus am Merkur“ ist dieses Buch nochmal ein ganz anderes Kaliber!
    Dieser Thriller kommt sehr gut ohne blutige Szenen aus, denn auch psychischer Terror kann tiefe Wunden schlagen. Welchen Einfluss der sadistische Vater auch nach seinem Tod noch auf die erwachsenen Kinder und seine Ehefrau hat, bekommt man eindrucksvoll vorgeführt. Selbst als Leser lässt einen die Geschichte der Familie Seidel nicht mehr los und man bekommt immer öfter eine Gänsehaut, je mehr man erfährt. Doch zusätzlich gibt es da jemanden, der genau diese Ängste und Phobien der Seidels zu seinem Vorteil ausnutzt, perfekt manipulieren kann und einen grausamen Plan verfolgt. Das bringt gehörig Spannung in die Erzählung und sorgt dafür, dass man das Buch nicht mehr weglegen kann.
    Die Personen sind mit all ihren Zwängen und Macken so realistisch geschildert, dass man meint, sie schon länger zu kennen. Selbst bei den Bösen kann man die Motivation nachvollziehen. Niemand ist einfach so zu dem geworden, der er ist, sondern für alles gibt es einen Grund.
    Ebba versucht ständig, die Vergangenheit wegzuschieben, keine Erinnerung daran zuzulassen, und sich durch Jiu-Jitsu und Selbstkontrolle stark zu machen. Leider bedeutet das auch, dass sie sich niemandem wirklich öffnet. Und da der Schlüssel für die aktuellen Ereignisse in der Vergangenheit liegt, macht sie mit ihrer Verdrängungs-Taktik alles nur noch schlimmer. Sie wird gezwungen, sich ihrer Vergangenheit und ihren Ängsten zu stellen.
    Dieses Buch trägt das Etikett “Psychothriller” völlig zu Recht, denn das Spiel mit Ängsten und Spannungn wurde hier sehr gekonnt umgesetzt.

  • Was für ein Thriller! Ich bin immer noch begeistert von diesem Buch und musste das Gelesene erst einmal etwas verdauen, bevor ich meine Meinung dazu schreibe. Was wird aus Kindern, die von ihrem Vater auf grausame Weise psychisch und physisch misshandelt worden sind? Um diese Frage dreht sich eigentlich die ganze Handlung. Kann jemand, der mit großer Angst vor einer übermächtigen Persönlichkeit groß geworden ist, als Erwachsener ein ganz normales Leben führen? Die Hauptfigur dieses Thrillers ist die Galeristin Ebba, die zusammen mit ihren Geschwistern erst nach dem Unfalltod des Vaters ein „normales“ Leben beginnen konnte, doch es zeigt sich, dass jeder aus der Familie an dem Erbe des Vaters zu tragen hat und als plötzlich Ebbas Bruder stirbt, scheinen die Schatten der Vergangenheit sie wieder einzuholen, denn sein Tod kann kein Unfall gewesen sein…


    Das Buch hat mich von der ersten Seite an vereinnahmt. Man muss zwanghaft immer weiter lesen und quält sich gemeinsam mit den einzelnen Personen – es ist, als habe dieser eine Mensch nicht nur im Leben seiner Kinder einen tiefen Eindruck hinterlassen Die Figuren sind sehr lebensecht beschrieben und die Spannung bleibt die ganze Zeit auf hohem Niveau.


    Von Anfang an ahnt man zusammen mit Ebba, dass es da eine dunkle Bedrohung gibt und dass sich etwas Schlimmes anbahnt, doch ebenso wenig wie die Betroffenen kann nichts greifbares erkennen. Es gibt winzige Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt und auch als sich das Ganze immer mehr verdichtet und man langsam zu ahnen beginnt, wer oder was da geschehen sein könnte, so hört die Spannung nicht auf, sondern steigert sich immer weiter, so dass man Telefon und Türklingel abschalten möchte, um den grandiosen Showdown absolut ungestört lesen zu können.


    Der Schreibstil ist absolut gelungen und das Ganze lässt sich sehr flüssig und angenehm lesen. Dass sich der Spannungsbogen über solch eine lange Zeit aufrechterhalten lässt und es sogar bis zum Ende hin mit der Spannung noch einmal stark aufwärts geht, zeigt, dass Rita Hampp es durchaus mit den momentan angesagten Thriller-Autoren aufnehmen kann.


    Mein Fazit: Ein Psychothriller, der seinem Namen alle Ehre macht. Ein guter Thriller braucht keine bluttriefenden Details um den Leser zu fesseln, das zeigt „Im Dunkel der Schuld“ sehr eindrucksvoll. Von mir alle Eulenpünktchen dafür und eine dicke Leseempfehlung.

  • Psychothriller sind eigentlich nicht meins. Wenn es um Gewalt an Kindern geht, erst recht nicht. Doch das ist ein Buch von Rita, also musste ich es lesen, da mir ihre Regionalkrimis sehr gut gefallen haben.


    Drei Geschwister, denen durch ihren Vater eine harte Kindheit bereitet wurde, während ihre Mutter lieber beten ging. Jeder von ihnen hat seither psychische Probleme, sei es Höhenangst, Kontrollwahn oder Klaustrophobie.


    In Rückblenden erfährt der Leser, was sich damals zugetragen hat und Stück für Stück wird das Bild ergänzt, dass die Kinder so geformt hat.


    Ebba, die Hauptfigur, ist wohl die stärkste der drei. Sie ist erfolgreiche Galeristin in Baden-Baden und versucht, die Familie zusammen zu halten.


    Georg ist dann der erste, der einen rätselhaften Tod stirbt. Angeblich das schwache Herz, unter dem er schon von Kindesbeinen an litt. Doch warum lag er in einem Aufzug, wo er sie doch mied wie der Teufel das Weihwasser?


    Und so geht es Schritt für Schritt weiter, die Bedrohung aus der Vergangenheit rückt immer näher an Ebba heran.


    Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so spannend war es geschrieben. Ich habe mit den Figuren mitgelitten, doch auch der Täter hatte mein Mitgefühl.


    Hervorragend geschrieben, von mir 10 Punkte. :anbet

  • Ich warte schon seit Tagen darauf in der richtigen Stimmung für die Rezension zu sein und auch ausreichend Zeit zu haben ohne am Abend zu müde
    zu sein. bis jetzt ist das nicht nicht eingetreten. Aber sie kommt noch, mich hat das Buch sehr beeindruckt das schon mal vorweg.

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Im Nachwort schreibt die sympathische Autorin, dass sich mit diesem Buch der lang gehegte Traum vom Aufstieg in die “Bundesliga” erfüllt habe. Damit liegt sie jedoch falsch. Sie hat die Bundesliga nämlich übersprungen und ist gleich in der Champions League eingestiegen.


    :write :write :write


    Jetzt muss ich endlich was zu diesem fantastischen Buch schreiben, bevor ich mich wegen der Pause nicht mehr ran wage.


    Die Geschwister Ebba, Rosie und Georg leiden an ihrer grausamen Kindheit. Jeder von ihnen versucht auf seine Art der Vergangenheit zu entkommen aber an den von Ebba ins Leben gerufenen Weihnachtsttreffen tritt sie geballt wieder zu Tage.
    Bis eines Tages der Tod das Sagen hat. Nach und nach wird immer mehr klar, dass sie ihre Vergangenheit und der vermeintlichen Schuld nicht entfliehen können.
    Psychologisch sehr gut durchdacht erzählt die Autorin Ebbas Familien -Geschichte, denn sie gibt sich nicht mit der Meinung der Polizei, es wäre Selbstmord, zufrieden.
    Sie versucht herauszubekommen was geschehen ist und bringt sich damit selbst in Gefahr.


    Wer dieses Buch lesen möchte sollte sich wappnen, wappnen gegen die Grausamkeit die man Kindern antun kann, gegen die Gerissenheit und manipulativen Fähigkeiten des Mörders, die Spannung, die einem fast den Atem nimmt.


    Selten von mir vergeben 10 Punkte :-]

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
    smilie_winke_039.gif

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Findus ()