Kurzbeschreibung:
Es ist der Sommer vor der Wirtschaftskrise. Martin Friedland, katholischer Priester ohne Glauben, übergewichtig, weil immer hungrig, trifft sich mit seinem Halbbruder Eric zum Essen. Der hochverschuldete, mit einem Bein im Gefängnis stehende Finanzberater hat unheimliche Visionen, teilt davon jedoch keinem etwas mit. Schattenhafte Männer, sogar zwei Kinder warnen ihn vor etwas, nur: Gelten diese Warnungen wirklich ihm, oder ist etwa sein Zwillingsbruder Iwan gemeint, der Kunstkenner und Ästhet, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht? Schon nimmt das Unheil seinen Lauf. Daniel Kehlmann erzählt von drei Brüdern, die – jeder auf seine Weise – Betrüger, Heuchler, Fälscher sind. Sie haben sich eingerichtet in ihrem Leben, doch plötzlich klafft ein Abgrund auf. Ein Augenblick der Unaufmerksamkeit, ein Zufall, ein falscher Schritt, und was gespenstischer Albtraum schien, wird wahr. Ein Roman über Lüge und Wahrheit, über Familie, Fälschung und die Kraft der Fiktion: ein virtuoses Kunstwerk – vielschichtig, geheimnisvoll und kühn.
Meine Meinung:
Lange erwartet, groß angekündigt – der neue Kehlmann. Vom Schreibstil her gibt es auch nichts zu bemängeln, Kehlmann ist einfach ein sehr eleganter, stilsicherer Erzähler. Leide r konnte mich der Inhalt nicht so recht überzeugen.
„F“ erzählt die Geschichte dreier Brüder, diese 3 Kapitel aus der Sicht jeweils eines der drei bilden das Rückgrat des Buches, es geht immer um denselben Tag, manche Ereignisse überschneiden sich und werden erst aus den übrigen Kapiteln deutlich. Abgesehen von diesen 3 Hauptsträngen gibt es eine Einleitung und ein längeres Ausklingen, quasi als Kitt, um das Ganze zusammenzuhalten. Immer wieder werden Rückblenden eingeflochten, sodaß man die Brüder Friedland, die recht gut gezeichnet sind, näher kennenlernt.
Allen dreien ist gemein, daß sie auf ihre Weise Heuchler sind, ob nun Martin, der Priester wird, ohne einen Glauben zu besitzen, Eric, der als Finanzberater das Vermögen seines wichtigsten Klienten verzockt hat, aber den Schein aufrechterhält oder Iwan, der Kunstkenner, der sich als Kunstfälscher betätigt. Das ist soweit auch alles ganz interessant, aber es ist einfach nicht genug, um „F“ zu einem guten Roman zu machen. Besonders Erics Kapitel mit seiner Paranoia und seinen Visionen gefiel mir gar nicht, Iwans Teil hingegen war stark und versöhnlich.
Es ist eine ungewöhnliche Romanstruktur, die Kehlmann wählt; in meinen Augen funktioniert sie aber nicht so ganz.
Fazit: „F“ ist kein schlechtes Buch, aber auch bei weitem nicht so gut wie erwartet. Ich bereue es nicht, ein Wochenende dafür „geopfert“ zu haben, hätte mir vielleicht aber lieber doch den neuen Glavinic kaufen sollen.