Mathias Malzieu - Metamorphose am Rande des Himmels

  • Klappentext:
    Ich heiße Tom »Häma-Tom« Cloudman. Man sagt, ich sei der schlechteste Stuntman aller Zeiten. Ganz falsch ist das nicht. Ich bin außergewöhnlich ungeschickt und laufe ständig überall gegen. Ich beneide die Vögel um ihre Freiheit, vielleicht schaue ich zu oft zu ihnen hoch. Schon auf dem Schulhof zog ich Rollschuhe an, um fliegen zu üben. Ich raste auf einem alten Skateboard das Schuldach hinunter und wedelte dabei heftig mit Pappflügeln. Aber ich flog nicht hoch, sondern immer nur auf die Nase. Nachts klettere ich eine Leiter hoch, öffne eine knarrende Falltür und bin auf dem Dach. Ich traue meinen Augen kaum. Eine gigantische Voliere! Ein Federnpalast! Alle erdenklichen Rottöne entflammen die Nacht. Eine Frauengestalt sitzt auf einer Schaukel: Ein hautenger Federanzug schmiegt sich an ihren Körper. Ich verspüre den unwiderstehlichen Drang, sie zu berühren. Die Vogelfrau streckt die Arme seitlich aus, geht in die Knie, drückt das Kreuz durch und stößt sich vom Boden ab. Sie schlägt elegant mit den Flügeln. Die Vogelfrau kreist einmal über mir, dann kommt sie wieder zu mir herabgeschwebt: »Möchten Sie fliegen lernen, Tom Cloudman?«



    Rezension:
    Schon immer hatte Tom "Häma-Tom" Cloudman McMurphy den Traum vom Fliegen. Alles hat er versucht, schon als Kind baute er sich Flügel, um die Weiten des Himmels zu erobern. Leider immer ohne Erfolg, es kam nur immer wieder zu Verletzungen und Hämatomen, weswegen er seinen Spitznamen weg hatte. Doch nicht nur Fliegen ist Toms Passion. Er leidet an einer Normalitätsphobie und um diese auszuleben, macht er alles, was nicht als "normal" gilt. Während seiner Schulzeit hatte er es nicht leicht - beliebt war er bei seinen Mitschülern nur auf Grund seiner gewagten Kunststücke, die doch jedes Mal daneben gingen. Doch eines Tages hat er die zündende Idee. Wenn er sowieso andere Menschen mit seinen Unfällen so gut unterhalten kann und er alles andere als "normal" ist, kann er doch sein Leben mit einem Straßentheater inklusive seiner Bruchlandungen bestreiten.


    Gesagt, getan, doch um von einem Ort zum anderen zu gelangen, benötigt er natürlich auch ein Fahrzeug. Ein Auto ist zu gefährlich, von anderen Fortbewegungsmitteln nicht zu sprechen, von daher entschied er sich für das in seinen Augen sicherste überhaupt: einen rollenden Sarg. Es gelang ihm wirklich, einige Zeit lang sein Publikum mit seinen Kunststücken und vor allem Bruchlandungen zu unterhalten, doch nur wenige erkannten Tom als denjenigen, der er war, denn zu seinen Auftritten trug er stets eine Zorromaske. Dann jedoch hat Tom eines Tages, wie es seine Art ist, mit seinem rollenden Sarg einen Unfall.


    Es war ein schwerer Unfall und dennoch ist dies nicht der Grund, warum Tom besorgt ist, als er im Krankenhaus aufwacht, denn die Station, auf der er sich wiederfindet ist die Krebsstation. Ja, Tom hat Krebs und es sieht nicht gut für ihn aus. Unerwartet erhält Tom wenig später auf der Krebsstation Besuch vom 8-jährigen Victor, der ein großer Fan von Tom und an Leukämie erkrankt ist. Doch Tom will partout nicht von seinem Traum vom Fliegen lassen. Heimlich klaut er anderen Patienten die Feder aus ihren Kopfkissen, um sich Flügel zu machen, doch leider wird er erwischt und seine Flügel zerstört. Dann sieht er bei einem Spaziergang im Krankenhauspark, wie Federn vom Krankenhausdach wehen, doch nicht irgendwelche Feder, es sind rote. Als er nachsehen geht, findet er ein menschengroßes Vogelweibchen in einem hautengen Federanzug vor. Überrascht muss er jedoch feststellen, dass dies gar kein Anzug ist, sondern die Feder wirklich die Haut der Frau bedecken. Ihr Name ist Endorphina und sie bietet Tom ein Tauschgeschäft vor, das ihm endlich den Traum vom Fliegen ermöglicht. Wenn er mit ihr ein Kind zeugt, wird sie ihn ebenfalls zu einem Vogel machen, doch die Zeit ist knapp, Toms Leben hängt am seidenen Faden ...



    Der Traum vom Fliegen! Der Plot wurde ausgesprochen fantastisch und abwechslungsreich erarbeitet. Hierbei handelt es sich definitiv um ein modernes Märchen, das zum Träumen anregt. Die Protagonisten wurden facettenreich erarbeitet, wobei mir die Gedankengänge von Tom nicht immer wirklich geläufig waren, das liegt aber wohl daran, dass ich an keiner Normalitätsphobie leide und auch der Traum vom Fliegen nicht tief in mir verankert ist. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, ja gerade traumhaft wurde dieser erarbeitet, sodass sich das Buch einfach am Stück lesen musste, ich war förmlich in der Geschichte gefangen.