Hier kann zu den Kapiteln 10 - 14 geschrieben werden.
'Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana' - Kapitel 10 - 14
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Diese Kapitel habe ich jetzt auch beendet, bin aber richtig enttäuscht. So gut mir das Buch am Anfang gefallen hat, so sehr langweilt es mich jetzt.
Yambo versucht weiterhin, seine Kindheit und Jugend zu rekonstruieren, findet die geheime Kapelle, in der er als Jugendlicher Zeitschriften, Comics und Briefmarken gelagert hat, liest an seinen Großvater gerichtete Briefe, findet Heiligenbilder und erbauliche Geschichten aus seiner religiösen Phase, liest Schulhefte und eigenen Jugendgedichte (peinlich pathetisch), erfährt die Rhizinusgeschichte (hier kommt mal wieder Politik ins Spiel), und hört von seiner ersten Liebe Lila/Sibilla.
Was noch? Ach ja, Königin Loana mit ihrem Feuer taucht auch auf. Das Feuer gibt ewiges Leben, hilft aber doch nicht wirklich. Hier hatte ich den Eindruck bzw die Erwartung, dass es tiefsinnig werden würde, aber entweder wurde es das nicht, oder ich habe das überhaupt nicht mitbekommen. Es kommt mir ebenso belanglos vor, wie der Rest dieser Kapitel.
Am Ende dann noch der Schockeffekt mit dem Finden DER Shakespeare-Ausgabe. Meine Reaktion darauf war: kann er nicht an der Überraschung sterben, so dass das Buch ein Ende hat? Schade, nach dem tollen Anfang.
Vielleicht hat ja jemand von euch einen besseren Zugang zu diesen Kapiteln, und kann mir den auch vermitteln. Da würde ich mich drüber freuen; ich WILL nämlich, dass dieses Buch gut ist.Imeneo
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Das ist interessant, denn meinem Mann ging es wie dir, und er hat dann irgendwo auf halber Strecke die Segel gestrichen.
Mir dagegen ging es überhaupt nicht so. Ich fand es vielleicht einfach geschichtlich interessant, auch wie er den Zeitgeist des Faschismus von außen betrachtet, die Mentalität, diese Mischung aus Katholizimus und Spießertum, das fand ich spannend.
Trivialliteratur und Comics spiegeln sehr stark diesen Zeitgeist. Okay, es wird sehr viel Literaturanalyse betrieben, und man wird das Gefühl nicht los, daß die Analyse von Trivialliteratur bestenfalls gesellschaftsgeschichtliche Aspekte berühren kann und die individuelle Biographie eines Menschen -- aber eben nur "von außen". Für mich zeigen Bodonis Beobachtungen sehr deutlich, wie "Hochkultur" und "Trivialkultur" miteinander verschränkt sind und sich aus denselben Traditionen speisen.
Der billige, schlecht gemachte Comic über La misteriosa fiamma di regina Loana transportiert ja ein Motiv, das über sie selbst hinausweist. Diese "mysteriöse/geheimnisvolle Flamme" ist mir aus der antiken Lyrik vertraut als eine der körperlichen Reaktionen auf den Eros, d.h. auf die Sehnsucht, das Begehren, das Habenwollen.Das Problem ist, daß der gedächtnislose und damit außenstehende Bodoni, der sein eigenes Leben wie das eines Fremden zu rekonstruieren versucht, ziemlich akademisch wirkt, weil es eben keinen emotionalen Bezug zwischen beiden zu geben scheint.
Der Bezug kommt schlußendlich auf einen Schlag, als er etwas findet, das für den Buchmenschen Bodoni (der er ja noch ist) ein Gegenstand der Sehnsucht ist, diese Shakespeare-Ausgabe. Kommt noch hinzu, daß Shakespeare ein Meister der Tragödie ist, zumal der Schöpfer der vermutlich bedeutendsten Liebestragödie der Weltliteratur.
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Bis Kapitel 10 war die Welt noch für mich in Ordnung.
Aber dann ging's los.
Es deutete sich ja bereits an, daß er sich aus welchem Grund auch immer von einem bestimmten Frauenbild angesprochen gefühlt hat, dem er dann Zeitlebens hinterherhängt, angefangen von einer pubertären Liebesgeschichte über seine Ehe und diverseste Affären. Und irgendwie kann ich damit überhaupt nichts anfangen. Zum Einen ist es für mich nicht nachvollziehbar, zum anderen erscheint es mir als vollkommen unwichtig.
Vielleicht habe ich die Botschaft hier aber einfach nicht verstanden.
Iris, kannst Du vielleicht noch ein bißchen mehr zu der mysteriösen Flamme sagen? Vielleicht klärt sich dieses Unverständnis dann ja.
Daß er ausgerechnet über den "literarischen Situationsfund" sein Gedächtnis wiedergewinnt, finde ich eigentlich nachvollziehbar. Scheinbar sind schließlich Bücher das, was ihn als lebenslange Leidenschaft begleitet hat und was ihm auch eine Erfüllung schenkte, im Gegensatz zu seiner Suche nach einem bestimmten Frauenbild.
Leider mußte ich nach diesem Abschnitt mal eine Lesepause bei diesem Buch einlegen, weil ich selbst zu aufgewühlt war, um die nötige Ruhe zu finden, mich weiter auf das Buch einzulassen. Ich hoffe, dieses Wochenende klappt das wieder.
Bye
Pelican -
Zitat
Original von Pelican
Es deutete sich ja bereits an, daß er sich aus welchem Grund auch immer von einem bestimmten Frauenbild angesprochen gefühlt hat, dem er dann Zeitlebens hinterherhängt, angefangen von einer pubertären Liebesgeschichte über seine Ehe und diverseste Affären. Und irgendwie kann ich damit überhaupt nichts anfangen. Zum Einen ist es für mich nicht nachvollziehbar, zum anderen erscheint es mir als vollkommen unwichtig.
Ich denke, das ist in der Tat ein typisches "Männer-Ding".
Ich habe mehrere Männer knenengelernt, die von der ersten großen Liebe nicht mehr wirklich wegkommen. Zeitlebens werden alle Frauen an dieser idealisierten ersten Angebeteten gemessen.
Die von Männern geschriebene Liebeslyrik befaßt sich seit Anbeginn der Zeit zu einem erheblichen Teil mit diesem Thema. Ohne das sind viele Romane ziemlich unverständlich. Es ist ein offenbar auf realem Empfinden basierender literarischer Topos.
Bodoni sucht allerdings nicht nach einem bestimmten Frauenbild, sondern er sucht tatsächlich unbewußt diese Frau in allen Frauen, die ihm begegnen.ZitatIris, kannst Du vielleicht noch ein bißchen mehr zu der mysteriösen Flamme sagen? Vielleicht klärt sich dieses Unverständnis dann ja.
Abgesehen davon, daß ich auf das Sappho-Gedicht verwiesen habe ...
Meine Übersetzung findest du hier! -
Wow!
Danke Iris.
Hier klingt das aber nun auch gar nicht pubertär.
Ich glaube, ich werde meinen Mann mal nach seiner ersten Liebe fragen müssen... Aber stimmt, diesem Motiv bin ich ja bei meinen literarischen Ausflügen auch immer wieder begegnet und konnte immer wieder nichts damit anfangen, egal wie sehr sich die Herren Autoren angestrengt haben.
Bye
Pelican -
Zitat
Original von Pelican
Wow!
Klasse, ne? Dafür ist die Frau auch von jeher in den höchsten Tönen gelobt worden. Ich liebe es!
(Hab es im Tribun übrigens fast komplett eingesetzt, ich würde ja zu gerne wissen, ob das mal einer gemerkt hat ...)ZitatHier klingt das aber nun auch gar nicht pubertär.
Stimmt. Aber bei Bodoni mußte es pubertär sein, da er damals eben ein pubertierender Jüngling war -- und dann auch noch einer mit angeschlagener Psyche -- aber das kommt ja erst noch! -
Zitat
Original von Iris
(Hab es im Tribun übrigens fast komplett eingesetzt, ich würde ja zu gerne wissen, ob das mal einer gemerkt hat ...)Ich werde vor dem dritten Band die ersten beiden nochmal lesen. Dann werde ich mal schauen, ob ich die Stellen finde...
Zitat
...und dann auch noch einer mit angeschlagener Psyche -- aber das kommt ja erst noch!Du machst mich neugierig...
Bye
Pelican -
So, jetzt habe ich doch weitergelesen. Eigentlich weiß ich nicht genau, warum. Einerseits langweilen mich die endlosen Comic- und Pubertätsgeschichten ebenso wie Imeneo.
Andererseits konnte ich mir gestern Abend gar nichts anderes vorstellen, als weiter zu lesen. DAbei war das Fernsehprogramm gar nicht mal soo übel.Ich finde das Buch zwar noch immer geschwätzig, aber trotzdem fasziniert es mich. Ich bin überaus angetan von Ecos Stil, solange er seine Exkremente in Schweigen hüllt. Im Grunde wünsche ich mir wohl, so ein Buch zu lesen, das die deutsche Vergangenheit auf diese Art darstellt. Ich werde wohl also auch heute Abend weiterlesen.
Iris ,
sach ma, kannst du mal beschreiben, was genau dich an Eco fasziniert? Danke schön. Vielleicht komme ich durch deine Erklärung dahinter, was mich bei der Stange hält.
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Zitat
Original von Ines als Gast
sach ma, kannst du mal beschreiben, was genau dich an Eco fasziniert?
Ganz einfach: Sprache und Erzählweise -- bei ihm mag ich das Parlando, da er nicht bloß geistlos daherplappert wie die Poplits, sondern so richtig aus dem Vollen schöpft.Manchmal sind es nur Kleinigkeiten. Im Baudolino beschreibt er, wie beim Übergang über einen geheimnisvollen Fluß einer seiner Begleiter nach einer Berührung mit seltsamen schwarzen Steinen selbst schwarz wird (das ist eine im MA recht bekannte Mär gewesen); als ein anderer sich darüber lustig macht, prügelt der Betroffene sich wutentbrannt mit dem und beißt ihm dabei fast das Ohr ab. -- Mike Tyson läßt grüßen!