Fischer, Hardcover
320 Seiten
OT: The Chemistry of Tears
Aus dem Englischen von Bernhard Robben
Kurzbeschreibung:
Peter Carey erzählt von der Zerbrechlichkeit des Lebens und unseren Versuchen, einmal Zerbrochenes wieder zusammenzusetzen.
Eine verlassene Frau, ein einsamer Junge. Catherine ist Kuratorin im Londoner Museum für Kunsthandwerk, ein Haus voller Schätze, in dem sie Uhren und Spieldosen betreut. Und sie ist verlassen, denn ihr Geliebter ist tot. Wie betäubt wendet sie sich einem alten Wunderwerk zu, einem künstlichen Schwan, der vor über 100 Jahren im Schwarzwald erbaut wurde: für einen kleinen Jungen, im Auftrag seines Vaters. Der erhoffte sich von der Maschine das Weiterleben seines Sohnes, so wie Catherine ihre Liebe retten will. Am Ende gelingt es – um den Schwan bildet sich endlich die Familie, von der der Vater immer nur geträumt hatte.
Bewegend und einfallsreich, voller Erfindungen, Schlichen und Charme erzählt Peter Carey einen mitreißenden Roman über die Liebe und ein trotziges Buch gegen den Tod.
Über den Autor:
Peter Carey, 1943 in Australien geboren, lebt seit rund zwanzig Jahren in New York. Rund um den Globus sind seine Bücher Bestseller; neben J. M. Coetzee und Hilary Mantel ist er der einzige, dem der renommierte Booker Prize zweimal verliehen wurde – 1988 für ›Oscar und Lucinda‹ und 2001 für ›Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang‹.
Über den Übersetzer:
Bernhard Robben, geboren 1955, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Freiburg. Er übersetzt seither aus dem Englischen u. a. Salman Rushdie, Peter Carey, Ian McEwan, Patricia Highsmith, Howard Jacobson und Philip Roth. 2003 wurde er mit dem Übersetzerpreis der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW ausgezeichnet. Er lebt in Brunne/Brandenburg.
Mein Eindruck:
Von Peter Carey habe ich schon Romane gelesen, die mich stark beeindruckt haben, weil sie die Vergangenheit so authentisch wirkend beschrieben haben Was für seine meisterhaften Romane „Die geheimen Machenschaften des Jack Maggs“ und „Die wahre Geschichte von Ned Kelly“ gilt, trifft auch auf Die Chemie der Tränen zu.
Eine Besonderheit gibt es: Eine Handlungsebene spielt sich in der heutigen Zeit ab (in London mit der trauernden Restauratorin Catherine) und eine im 19.Jahrhundert, in der Henry Brandling sich für seinen kranken Sohn auf die Suche nach einer mechanischen Ente macht .
Catherine bekommt den Auftrag für das Museum einen alten, mechanischen Vogel zu restaurieren.
Die beiden Ebenen sind kontinuierlich miteinander verbunden, da Catherine die Tagebücher von Henry liest und so, gemeinsam mit dem Leser, teilnimmt an Henrys Reise in Deutschland.. Catherine reagiert oft stark auf die Schilderungen, die 157 Jahre zurückliegen.
Zudem ahnt man auch sofort, dass der Vogel Catherines auch der von Henry ist.
Peter Carey schreibt einen im Besten Sinne routinierter Stil, wie man es von ihm gewohnt ist, der an einigen Stellen nicht immer ganz einfach zu lesen ist, zum Beispiel die Passagen, die der Engländer Henry in Deutschland verbringt und dort auf massive Sprachschwierigkeiten stößt. Zudem ist ihm das Verhalten der Deutschen oft unverständlich.
Mir gefallen die Protagonisten gut, gerade weil sie nach Peter Carey-Art nicht immer pflegeleicht sind und ihre Macken haben. Henry wirkt manchmal aufgeblasen und naiv, Catherine starrköpfig und biestig. Realistische Figuren sind nun mal nicht automatisch Sympathieträger. Und in Wirklichkeit waren sie es jedenfalls für mich bald doch, denn ich wünschte beiden nur das beste.
Es ist noch zu erwähnen, dass die zweite Hälfte des Romans leicht nachlässt, obwohl es immer noch einige eindrucksvolle Passagen gibt.
Die Chemie der Tränen ist verglichen mit den oben genannten kein so wichtiger Roman von Peter Carey, aber er hat mich gut unterhalten!