Karen Sander: Schwesterlein, komm stirb mit mir
Kurzbeschreibung (amazon)
Du hast mich vergessen. Doch ich vergesse nicht. Eine Frau wird in ihrer Wohnung umgebracht. Regelrecht abgeschlachtet. Hauptkommissar Georg Stadler fühlt sich an einen früheren Fall erinnert. Ein Serienmörder? Keiner der Kollegen glaubt daran: Denn für die erste Tat sitzt bereits ein Mann in Haft. Stadler bittet eine Psychologin um Hilfe. Liz Montario hat im Vorjahr spektakulär eine Mordserie aufgeklärt. Sie sagt zu, obwohl sie selbst bedroht wird. Denn jemand schreibt ihr anonyme Briefe. Jemand, der sehr viel über sie weiß. Es kommt zu weiteren Morden. Und Liz beginnt sich zu fragen: Ist hier wirklich ein Serienmörder am Werk? Oder ein Mörder, der einen Serienmörder spielt?
Autoreninfo (amazon)
Karen Sander arbeitete viele Jahre als Übersetzerin und unterrichtete an der Universität, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie lebt mit ihrem Mann im Rheinland und arbeitet zurzeit an ihrer Promotion über die englische Thriller-Autorin Val McDermid. «Schwesterlein komm stirb mit mir» ist der Auftakt zu einer Thriller-Reihe um das Ermittlerduo Kriminalhauptkommissar Georg Stadler und Psychologin Elisabeth Montario.
Allgemeines
TB 400 Seiten, erschienen bei rororo am 1.August 2013
Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der beiden Protagonisten Georg Stadler und Elisabeth (Liz) Montario, die Handlung spielt im Jahr 2012
Einschübe durch Zeitungsartikel von 1996
Kapitelüberschriften mit Datums- und Zeitangabe
Zum Inhalt
Kriminalhauptkommissar Georg Stadler und seine Kollegen haben es mit einer Mordserie an "falschen Frauen" (Transvestiten und Transsexuelle) zu tun. Die Psychologin Liz Montario, die sich auf Serienmörder spezialisiert hat, soll bei den Ermittlungen durch das Erstellen eines Täterprofils helfen. Liz hat jedoch seit ihrer Kindheit eigene Probleme, die sie trotz Besuchs einer Therapiegruppe noch immer nicht bewältigt hat. Sie erhält bedrohliche Briefe von jemandem, der sie auffordert, ihn zu finden, bevor er sie findet. Für den Leser ist zunächst nicht klar, ob diese Briefe mit dem aktuellen Mordfall oder mit dem Geheimnis aus Liz´Jugend zusammenhängen. Auch die eingeschobenen Zeitungsartikel, die sich mit dem Brand in einer Justizvollzugsanstalt im Jahr 1996 beschäftigen, ergeben erst allmählich einen Sinn. Wegen dieser Brandstiftung mit Todesfolge war ein Insasse der JVA zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Seitdem dieser Mann, Jan Schneider, entlassen wurde, kommt es zu Todesfällen unter den Menschen, die damals an seiner Verurteilung mitgewirkt hatten. Ist möglicherweise ein unschuldig Verurteilter auf einem Rachefeldzug unterwegs?
Mit zwei Mordserien gleichzeitig ist die Abteilung von Georg Stadler mehr als ausgelastet...
Eigene Beurteilung
Die Handlung dieses Krimis schreitet rasant voran, es gibt jede Menge Mordfälle, bei deren Beschreibung an expliziten und teilweise recht unappetitlichen Details nicht gespart wird.
Einen Teil dieser Todesfälle kann der Leser schon voraussehen, was der Spannung jedoch kaum Abbruch tut, da der Täter bei der Überwältigung seiner Opfer und den Mordmethoden eine erfrischende Abwechslung bietet.
Die Charakterisierung der beiden Protagonisten ist nicht immer ganz stimmig: Georg Stadler entwickelt sich relativ plötzlich vom eher oberflächlichen Schürzenjäger zu einem Mann mit mehr Tiefgang und Liz Montario wirkt für eine Frau mit ihren psychischen Baustellen und unter Einwirkung der Schicksalsschläge, die sie im Verlauf des blutigen Herbstes 2012 treffen, erstaunlich kompetent. Gegen Ende des Romans agiert sie allerdings eher vom Gefühl als vom Verstand geleitet.
Ausgewogener scheinen mir dagegen die Charaktere der anderen Romanfiguren: mit denjenigen, die in diesem Buch überleben, gibt es hoffentlich ein Wiedersehen im Folgeroman.
Die Handlung ist insgesamt recht konstruiert und wirft bei allzu genauer Betrachtung einige Fragen auf. Was an Realitätsnähe fehlt, wird jedoch durch den wirklich ansprechenden Erzählstil und die gleichbleibend steile Spannungskurve ausgeglichen.
Fazit
"Schwesterlein, komm stirb mit mir" ist kein literarisches Meisterwerk, aber ein flüssig geschriebener und wendungsreicher Thriller, der spannende Unterhaltung bietet. Ich freue mich schon auf den zweiten Band um das Team Stadler/Montario.
7 Punkte